"Wo die Angst regiert, ist Gehorsam die einzige Wahl, um zu überleben." (Aus "Gott, hilf dem Kind", S.42)
Kurzmeinung:
Ein Buch, von dem ich etwas ganz anderes erwartet habe, dass mich aber dennoch nicht ...
"Wo die Angst regiert, ist Gehorsam die einzige Wahl, um zu überleben." (Aus "Gott, hilf dem Kind", S.42)
Kurzmeinung:
Ein Buch, von dem ich etwas ganz anderes erwartet habe, dass mich aber dennoch nicht enttäuscht hat. Es lässt mich allerdings etwas ratlos zurück und ich muss immer noch oft an die Lektüre zurückdenken, die mich bewegt hat, von der ich mir aber auch mehr gewünscht hätte.
Meine Meinung:
Toni Morrison wirft einen direkt in das Geschehen und ich war von der ersten Seite an gefesselt. Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Der Schreibstil ist etwas anders und man muss sich vielleicht etwas reinlesen. Mir hat er aber sehr gut gefallen.
Sehr gelungen ist auch der Wechsel zwischen den verschiedenen Ich- Erzählern und Erzählperspektiven aus der dritten Person. Dies wird jeweils durch den Namen des jeweiligen Erzählers über den Kapitel verdeutlicht, so dass auch nie Verwirrung beim Leser entsteht.
Anfangs wird der Leser im Unklaren über die Zusammenhänge gelassen. Erst nach und nach entfaltet sich das Gesamtbild und man kann die einzelnen Episoden zusammenfügen.
"Lügen. Schweigen. Einfach nicht aussprechen, was die Wahrheit ist oder warum etwas geschieht." (Aus "Gott, hilf dem Kind", S.178)
In den Abschnitten von Bride, ehemals Lula Ann, konnte ich über die Grausamkeit der Mutter Sweetness nur den Kopf schütteln. Wie kann man seinem eigenen Kind nur so sehr die Liebe verweigern? Das Thema Missbrauch und Rassismus ist hier zentral.
Es gab zwar auch Abschnitte aus Sweetness' Sicht, die einem ihr Verhalten näher bringen sollte. Nachvollziehbar war es für mich allerdings trotzdem nicht, obwohl schon zu erkennen war, dass sie nur getan hat, was sie dachte, sei das beste für ihr Kind.
Bookers Abschnitte sind voller intellektueller Auseinandersetzungen mit Sklaverei, Geld, Macht und Politik. Aber auch hier sind die wiederkehrenden Themen Missbrauch und Rassismus zu finden.
Jeder der Charaktere hat seine eigene Geschichte, und niemand hatte einen leichten Weg.
"Ich riskiere nichts. Ich sitze auf dem hohen Ross und weise anderen ihre Mängel nach. Ich war besoffen von meiner Intelligenz und meinen moralischen Ansprüchen und der Unduldsamkeit, die damit einhergeht." (Aus "Gott, hilf dem Kind", S.184)
Zwischendurch gibt es auch immer wieder überraschend brutale Szenen, die mich zunächst abgeschreckt haben. Dennoch fügen sie sich trotzdem gut in den sonst eher ruhigen Ton der Geschichte ein.
Außerdem gibt es viele überraschende Wendungen. Bei manchen der wie zufällig wirkenden Episoden war ich mir nicht ganz sicher, was sie mir sagen wollten und war manchmal zunächst etwas ratlos. Die einzelnen Passagen fügen sich dann am Ende aber zu einem stimmigen Ganzen zusammen.
"Jeder wird sich an eine kleine Story von Frust und Verletzten Klammern von irgendwelchen Problemen und Schmerzen, die das Leben über ihren unschuldigen, reinen Seelen ausgekippt hat." (Aus "Gott, hilf dem Kind", S.181)
Fazit:
Ein Buch darüber, welche Macht die Vergangenheit über uns haben kann. Wie sie unsere Gegenwart bestimmen kann. Wie sehr Leid in der Kindheit unser Leben prägen kann. Über Missbrauch und Rassismus. Überraschend viele Themen in so einem schmalen Buch. Es hat mich nicht tief bewegt, aber ich habe definitiv viel über den Buch und seine Aussage nachdenken müssen.
"Und er, der so gut wusste, wie Kindheitswunden eitern und nie verschorfen (...)." (Aus "Gott, hilf dem Kind", S.157)