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Veröffentlicht am 30.09.2018

Das Morden geht weiter

Der Kratzer
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Ich danke Oliver Ménard für drei psychologisch raffinierte Thriller um die investigative Journalistin Christine Lenève und den Berliner Kriminalkommissar Tobias Dom. „Federspiel“ und „Das Hospital“ hatte ...


Ich danke Oliver Ménard für drei psychologisch raffinierte Thriller um die investigative Journalistin Christine Lenève und den Berliner Kriminalkommissar Tobias Dom. „Federspiel“ und „Das Hospital“ hatte ich begeistert verschlungen und auch „Der Kratzer“ hat mich nicht enttäuscht.
Diesmal bekommt es Dom mit einem Serienkiller zu tun, der ein perfides Spiel mit ihm spielt. Schnell ist klar, nur mit Hilfe von Christine, hat er eine Chance, dieses Duell zu gewinnen. Der Kratzer, so wird der Killer genannt, weil er seinen Opfern immer ein Wort in den Oberschenkel ritzt.
Vor sieben Jahren hatten Dom und seine Partnerin Karen den Kratzer zwar gestellt, doch er konnte kurz darauf fliehen. Jetzt hat er wieder zugeschlagen und Doms Ex-Frau überfallen. Das nimmt Dom natürlich persönlich. Will sich der Killer an ihm rächen? Warum dann erst jetzt?
Dr. Lindfeld, der seit „Das Hospital“ in einer psychiatrischen Anstalt einsitzt, kennt den Kratzer. Aber er will nur mit Christine reden. Ein erbittertes Katz und Maus-Spiel beginnt…
In Oliver Ménards neuem Thriller geht so richtig die Post ab. Schnelle Schnitte und wechselnde Perspektiven, auch aus Tätersicht, sorgen für Dynamik. Eine Geschichte voller abgründiger Wendungen, unglaublich spannend. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll. Je näher man der Wahrheit zu kommen scheint, desto undurchsichtiger wird sie - bis sie mit voller Wucht zuschlägt. Erst ganz am Ende schließt sich dann der Kreis.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Christine ist eine starke Frau. Doch sie kämpft noch immer mit den Dämonen ihrer Vergangenheit. Denn alles was sie kann, hat ihr Vater ihr beigebracht. Er war Inspektor in einer französischen Eliteeinheit. Aber ihr Vater ist tot. Er wurde ermordet. Auch Kommissar Tobias Dom und Christines Freund Albert, ein ehemaliger Hacker, sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Ich werde sie vermissen.

Fazit: Actionreicher Abschluss und fulminanter Höhepunkt der Christine Lenève-Trilogie. Bestes Erzählkino!

Veröffentlicht am 23.09.2018

Lady in Red

Rachewinter
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Um es gleich vorweg zu sagen, das neue Werk von Andreas Gruber ist der Hammer!
Seit Rachesommer (2011) bin ich ein Fan des Österreichers. Endlich ein neuer Fall für den Leipziger Kommissar Walter Pulaski ...


Um es gleich vorweg zu sagen, das neue Werk von Andreas Gruber ist der Hammer!
Seit Rachesommer (2011) bin ich ein Fan des Österreichers. Endlich ein neuer Fall für den Leipziger Kommissar Walter Pulaski und die Wiener Anwältin Evelyn Meyers. Rachewinter ist der dritte Band nach Racheherbst (2015). Die Vorgänger hatten mich begeistert und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht.
Was für ein krasser Prolog: Zwei Bauarbeiter beobachten in Wien den Mord an Johann Wulf. Offenbar ist der Täter eine brünette Frau in einem roten Kleid. In einem Leipziger Motel stirbt Klaus Hinze. Auch er war wohl nicht alleine dort. Wo ist die Verbindung?
Rachewinter ist ein Thriller, der Transgender thematisiert. Aber er geht auch um falsche Identitäten - und Rache. Und um die kranke und kaputte Familie eines Wirtschafts-Tycoons.
Andreas Gruber hat erneut eine sehr komplexe und wirklich spannende Geschichte über die dunkle, abgründige Seite der Menschen geschrieben. Nichts ist, wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz:
Zitat: „Poison von Alice Cooper. Mein Gott, was hatten die bloß mit diesem Lied gemacht? Es klang nach DJ Hab-keine-Stimme featuring DJ Kann-nicht-singen beim Wettschnüffeln an einem Heliumballon.“
Gekonnt springt der Autor durch Zeit und Raum. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Eine Geschichte mit vielen überraschenden Wendungen, nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll - bis zum furiosen Showdown.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Pulaski und Evelyn sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Neu dabei, Evelyns Assistent Florian Zock. Auch Pulaskis Tochter Jasmin sowie deren Freundin Nina, die Tochter des zweiten Toten, sind mit von der Partie.
Rachewinter ist ein Thriller, der diese Bezeichnung wirklich verdient. Teilweise atemlos, zuweilen richtig heftig, sehr gut lesbar und mit einer Thematik, die nicht schon x-fach kriminalliterarisch abgearbeitet wurde.

Fazit: Wiener Schmäh mit Tiefgang. Starker Stoff. So muss Thriller!

Veröffentlicht am 13.09.2018

Dreizehn Tage

Tidetod
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„Das Flüstern im Watt“ hatte ich begeistert verschlungen und auch „Tidetod“, der zweite Fall für die Husumer Kommissare Flottmann und Hilgersen, hat mich nicht enttäuscht. Es handelt sich um eine eigenständige, ...


„Das Flüstern im Watt“ hatte ich begeistert verschlungen und auch „Tidetod“, der zweite Fall für die Husumer Kommissare Flottmann und Hilgersen, hat mich nicht enttäuscht. Es handelt sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Was für ein dramatischer Einstieg! Die Kommissare treffen auf einen Killer, der Menschen entführt und ihnen tödliche Fallen stellt. Wo liegt das Motiv? Ärztin Bettina bekommt einen mysteriösen Brief: „13 Tage“. Was soll das bedeuten? Sie hat nicht die geringste Ahnung. Aber kurz darauf wird ihre Tochter Nathalie entführt…
Gerd Kramer hat seinen neuen Regio-Krimi wieder packend in Szene gesetzt, gewürzt mit einem gehörigen Schuss Humor und einer kleinen Romanze. Wechselnde Perspektiven, auch aus Tätersicht, sorgen für Dynamik.
Über das Wiedersehen mit dem hochsensiblen Musiker Gerber, den Kommissaren Hilgersen und Flottmann sowie Kater Bogomil habe ich mich sehr gefreut. Die Spannung wird langsam, aber nachhaltig aufgebaut. Es wird ermittelt, manch falsche Fährte begangen - und die Auflösung ist dann vollkommen überraschend.

Fazit: Küsten Krimi mit viel Lokalkolorit, Spannung und Humor!

Veröffentlicht am 10.09.2018

Chastity Riley ist zurück

Mexikoring
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„Mexikoring“ von Simone Buchholz ist bereits der achte Fall für die unkonventionelle Hamburger Staatsanwältin Chastity Riley, der dritte bei Suhrkamp Nova. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, ...


„Mexikoring“ von Simone Buchholz ist bereits der achte Fall für die unkonventionelle Hamburger Staatsanwältin Chastity Riley, der dritte bei Suhrkamp Nova. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Einem mysteriösen Einstieg folgt ein Wiedersehen mit Chas Riley. Sie wird zu einem Tatort gerufen: Nouri Saroukhan ist in seinem Auto verbrannt, am Mexikoring. Geboren in Bremen, gestorben in Hamburg. Mord oder Selbstmord?
Schauplatz ist Hamburg - und Bremen. Bremen gilt als Hochburg für kurdisch-libanesische Familienclans, die Mhallamiye. Die Clans sind eng mit der Organisierten Kriminalität verwoben, in der Regel handeln sie mit Drogen.
„Mexikoring“ ist die Geschichte einer großen, aber verbotenen Liebe, denn Nouri und Aliza gehören zu verschiedenen Clans. Um nicht zwangsverheiratet zu werden wie ihre Schwestern, flüchtet Aliza nach Hamburg. Nouri folgt ihr wenig später, um Jura zu studieren. Doch dann bricht er sein Studium ab und heuert bei einer Versicherung an. Was war geschehen?
Simone Buchholz hat ihren neuen Kriminalroman gewohnt schnoddrig mit viel Lokalkolorit in Szene gesetzt. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Chas erzählt. Auch Rileys Privatleben nimmt wieder einen breiten Raum ein. Die Welt der Mhallamiye ist bestens recherchiert.

Fazit: Ein Blick in dunkle Ecken. Spannend und humorvoll zugleich. Unbedingt lesenswert.

Veröffentlicht am 26.08.2018

Die Stimme des Bösen

Der Schmetterling
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Henna wird vom Weihnachtsmann ermordet. Vor den Augen ihrer beiden Kinder. Ihr Ehemann, Måns Sandin, war ein berühmter Fußballer. Die Familie ist gerade erst aus Italien nach Schweden zurückgekehrt. Eigentlich ...

Henna wird vom Weihnachtsmann ermordet. Vor den Augen ihrer beiden Kinder. Ihr Ehemann, Måns Sandin, war ein berühmter Fußballer. Die Familie ist gerade erst aus Italien nach Schweden zurückgekehrt. Eigentlich sollte Måns den Weihnachtsmann geben, doch er wurde aufgehalten.
Kommissar Johan Rokka ermittelt. Er ist nach zwanzig Jahren in Stockholm heimgekehrt und kennt Måns von früher. Kennt er womöglich auch den Täter? Als ein weiterer Mord geschieht, vermutet Johan, dass das Motiv in der Vergangenheit liegen muss.
Gabriella Ullberg Westin hat mit „Der Schmetterling“ einen wirklich spannenden und komplexen Krimi geschrieben. Kaum zu glauben, dass es sich um einen Debütroman handelt. Hauptschauplätze sind Hudiksvall in Nordschweden und Florenz.
Hudiksvall ist ein Dorf. Jeder kennt jeden. Und fast jeder hat ein Geheimnis, eine dunkle Seite. Nichts ist, wie es scheint, keiner so unschuldig, wie er tut. Es geht um Einsamkeit und Rache - und um Sex. Unerbittlich dreht die Autorin an der Spannungsschraube. Nur scheibchenweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll. Auch der Titel erschließt sich einem erst ganz zum Schluss.
Kapitel in Kursivschrift, erzählt in der Ich-Perspektive, verleiten zu unterschiedlichen Spekulationen und Deutungen. Die Geschichte nimmt viele überraschende, dramatische und auch brutale Wendungen, bis zum unerwarteten Ende.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Johan mit seiner direkten und unverblümten Art, der immer nur an das eine denkt. Kollegin Janna Weissman kämpft mit ihren inneren Dämonen und versucht, Berufliches und Privates zu trennen.

Fazit: Ein Krimi, der einen nicht mehr loslässt. Fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Schwedisch. Schnell. Spånnend.