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Veröffentlicht am 14.09.2018

Liebe, Musik und die Vergangenheit

Taktgefühle
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„...Seine Stärken waren eingängige Melodien und eine grandiose Show. Taktgefühl im wahren Leben gehörte nicht dazu...“

Elke kommt zurück in ihren Heimatort, um zusammen mit ihrem Bruder das Haus der Mutter ...

„...Seine Stärken waren eingängige Melodien und eine grandiose Show. Taktgefühl im wahren Leben gehörte nicht dazu...“

Elke kommt zurück in ihren Heimatort, um zusammen mit ihrem Bruder das Haus der Mutter zu verkaufen. Nebenan befindet sich eine Musikschule. Dort tritt plötzlich Walter aus der Tür. Elke entscheidet sich, für einige Tage in ihr Elternhaus zu ziehen.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Von Anfang an ist klar, dass es für alle Beteiligten offen Fragen aus der Vergangenheit gibt. Erst nach und nach erfahre ich als Leser, was damals passiert ist.
Die Personen werden gut charakterisiert. Obiges Zitat bringt Walters Charakter ziemlich genau auf den Punkt. Das wirkt sich auch auf sein Tun in der Musikschule aus. Er bestimmt, wo es lang geht.
Schnell zeigen sich die Gegensätze zwischen Elke und Walter. Das alte Kribbeln ist noch da, aber jeder von beiden scheut die Aussprache.
Im Mittelpunkt der Handlung aber stehen nicht nur die Protagonisten, sondern die Musik und der Umgang mit ihr. Zwei pädagogische Konzepte prallen aufeinander. Walter plant einen Songcontest für seine Schüler. Dazu fordert er vollen Einsatz und absolute Unterordnung. Dabei bleibt der Spaß und die Freude an der Musik auf der Strecke. Im Buch klingen Walters Gedanken so:

„...Er ließ sich nicht von einer Sechzehnjährigen seine Entscheidungen diktieren, und er kannte die Showbranche. Plattenfirmen wollten junge Leute, die sich formen ließen und einen Song interpretierten, wie es erwartet wurde...“

Elke nimmt sich der Jugendlichen an, die mit Walter nicht zurecht kommen. Sie versteht es, sie so zu motivieren, dass sie ihr Können abrufen können und mit Begeisterung dabei sind. Sie macht ihnen auch klar, dass Niederlagen dazugehören und überwunden werden können.
Missverständnisse und ein zu langes Schweigen gibt es aber nicht nur zwischen Elke und Walter. Andere Wunden der Vergangenheit wurden ebenfalls nie aufgearbeitet.
Bei den Musikschülern hat die Autorin sehr unterschiedliche Charaktere kreiert. Da ist Marie, die gern singt und sich dabei vom harten Alltag ablenkt; Louisa, die aus lauter Ehrgeiz andere herabsetzt und vor Selbstbewusstsein strotzt und Valerie, die die Ansprüche der Eltern befriedigen möchte. Walter fehlt das Händchen, um hier ausgleichend zu wirken. Ab und an gießt er zusätzlich Öl ins Feuer.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, dass Ehrgeiz nicht alles ist, und fehlende Gesprächsbereitschaft offene Wunden hinterlassen kann. Ein versöhnliches Ende, dass die Wogen glättet, alle Fragen beantwortet, aber den Protagonisten Zeit für weitere Entscheidungen lässt, macht die Geschichte rund.

Veröffentlicht am 14.09.2018

Spannender Kurzkrimi

Befreit
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„...Du musst langsam mal lernen, dass sich die Welt nicht nur um deine Person dreht. Eine Frau hat ihre Bedürfnisse hinter die ihres Mannes zu stellen, schließlich bringt er das Geld nach Hause...“

Es ...

„...Du musst langsam mal lernen, dass sich die Welt nicht nur um deine Person dreht. Eine Frau hat ihre Bedürfnisse hinter die ihres Mannes zu stellen, schließlich bringt er das Geld nach Hause...“

Es ist wenige Tage vor ihrem dreizehnten Geburtstag, als Linda ihren Vater durch einen Autounfall verliert. Damit zerbricht die Welt ihrer Kindheit, denn ihre Mutter sieht Linda nur als Ballast und verbietet ihr selbst den Umgang mit der Tante. Liebe gibt es nicht mehr in ihrem jungen Jahren.
Mit 18 Jahren verlässt das Mädchen ihr Elternhaus in Sandy Spring im Norden Georgias und baut sich in San Francisco ein neues Leben auf. In einem Online - Dating-Portal lernt sie Robin kennen.
Die Autorin hat einen spannenden Kurzkrimi geschrieben. Auf knapp 50 Seiten entwickelt sie eine Beziehung zwischen den Protagonisten, die mich als Leser schnell in ihren Bann gezogen hat.
Der Schriftstil ist sehr ausgewogen. Die kurze Episode im Elternhaus wird fast sachlich erzählt. Nach der Begegnung mit Robin gelingt es der Autorin, Lindas inneren Zustand von Verliebtsein und Begeisterung über Unsicherheit und Verwunderung bis in die Situationen der Angst gekonnt wiederzugeben. Gleichzeitig steigt damit der Spannungsbogen.
Als sich Linda in einer belastenden Situation an ihre Mutter wendet, fällt von der das obige Zitat. Nun weiß Linda endgültig, dass sie ihre Entscheidungen allein fällen muss.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Wunderschönes Kinderbuch

Der alte Hase und das Rotkehlchen
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Der Hase auf der Lichtung am Waldrand war in die Jahre gekommen. Trotzdem füttert er jeden Tag die kleinen braunen Vögel im Wald. Eines Tages sieht er einen fremden Vogel mit roter Brust. Die beiden freunden ...

Der Hase auf der Lichtung am Waldrand war in die Jahre gekommen. Trotzdem füttert er jeden Tag die kleinen braunen Vögel im Wald. Eines Tages sieht er einen fremden Vogel mit roter Brust. Die beiden freunden sich an. Im Herbst ziehen die braunen Vögel in den Süden, nur das Rotkehlchen bleibt. Doch dann fegt ein Wintersturm durch den Wald.
Die Autorinnen haben ein wunderschönes Kinderbuch geschrieben. Es erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.
Das Buch zeichnet sich durch seine farbenfrohen und realistischen ganzseitigen Bilder aus. Der Genauigkeit der Zeichnungen kommt das große Format des Buches entgegen.
Die kurzen Texte sind gekonnt in die Zeichnungen integriert. Die Texte sind kindgerecht aufgearbeitet, gut verständlich und eignen sich damit zum Vorlesen. Emotionen wie Angst, Aufregung und Freude werden anschaulich wiedergegeben.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich wünsche ihm viele eifrige Leser.

Veröffentlicht am 09.09.2018

Urlaub im Allgäu mit Ecken und Kanten

Abschied am Alpsee
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„...Erschrocken riss Carina Mund und Augen auf. Vollkommen unmöglich! Wenn sie diesen Prachtkerl kennen würde – also, das wüsste sie aber!...“

Die Ehe von Carina und Frank steckt in einer Krise. Das zeigt ...

„...Erschrocken riss Carina Mund und Augen auf. Vollkommen unmöglich! Wenn sie diesen Prachtkerl kennen würde – also, das wüsste sie aber!...“

Die Ehe von Carina und Frank steckt in einer Krise. Das zeigt sich schon am ersten Urlaubstag. Es war für Carina schon nicht einfach, ihre Familie von einem Besuch im Allgäu zu überzeugen. Sie wollte ihren Kindern endlich ihre Heimat zeigen. Die aber reagieren desinteressiert und gelangweilt. Und Frank hat der Reise nur zugestimmt, weil er sich an einer Ausschreibung beteiligen will. Als Carina für die erkrankte Geschäftsfrau eines Blumenladens einspringt und Frank sich um die Kinder kümmern soll, eskaliert die Situation.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben. Es ist nicht nur eine fesselnde Familiengeschichte, sondern auch eine Liebeserklärung an das Allgäu.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Anschaulich werden Land und Leute dargestellt, wobei die Autorin passende Metapher verwendet, wie das folgende Zitat beweist:

„...Müde kam die Sonne über die Berge gekrochen und brachte den Tau auf den Wiesen zum Funkeln. Wie ein vergessener Brautschleier sammelte sich in den Niederungen der Nebel und am Waldrand ästen beschaulich die Rehe...“

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Carina war immer für die Familie da, träumt aber von einem eigenen Geschäft als Floristin. Nun kann sie als Vertretung beweisen, was in ihr steckt.
Frank arbeitet seit ein paar Jahren als selbstständiger Architekt. Das Luxushotel im Allgäu wäre ein willkommener Auftrag für die Sanierung der Finanzen.
Die 12jährige Anika ist für ihr Alter zu sehr auf die Mutter fixiert. Ihr fehlt es an Selbstbewusstsein.
David hat gerade ein Schuljahr geschmissen. Ihm fehlen seine Freunde.
Entscheidenden Einfluss für den weiteren Verlauf des Urlaubs hat Marianne, die Nachbarin. Gekonnt erzählt die Autorin, wie Anika ein neues Hobby findet und sich nach und nach im Allgäu integriert. Auch David nimmt eine positive Entwicklung.
Das Eingangszitat bezieht sich auf Daniel. Der Anwalt spricht Carina an, weil er sie als ehemalige Klassenkameradin erkannt hat. Die Erwachsenen machen es sich weitaus schwerer als die Kinder, um ihre Probleme in Griff zu bekommen und die richtigen Entscheidungen zu fällen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Dialoge sind inhaltsreich und die Handlung realistisch. Gut fand ich außerdem, dass auf verschiedene Art thematisiert wurde, wie wir mit der Schönheit dieser Landschaft umgehen sollten.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Leben nach der Krankheit

Cottage mit Meerblick
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„...Die Welt war so groß wie der mondhelle Himmel und gleichzeitig so klein wie ein einzelnes Sandkorn. Sie konnte einem wehtun und war gleichzeitig wunderschöne. Man konnte sich darin verlieren...“

Claire ...

„...Die Welt war so groß wie der mondhelle Himmel und gleichzeitig so klein wie ein einzelnes Sandkorn. Sie konnte einem wehtun und war gleichzeitig wunderschöne. Man konnte sich darin verlieren...“

Claire hat eine harte Zeit hinter sich, Sie hat den Brustkrebs besiegt. Nun gönnt sie sich eine Auszeit in einem kleinen Cottage am Meer, bevor sie wieder in ihren Beruf als Journalistin einsteigt. Das Häuschen erweist sich innen als äußerst schlicht, auch wenn es von außen idyllisch wirkt.
Am Morgen sieht Claire einen attraktiven Mann nackt im Meer baden. Es ist ihr Nachbar. Als sie allerdings um Hilfe bittet, weil ihr Herd nicht geht, erweist er sich eher als unfreundlicher Typ.
Die Autorin hat einen bewegenden Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte hat lässt sich zügig lesen. Im Kern geht es um das Leben nach bestandener Krankheit, um Wünsche, Sehnsüchte, Hoffnungen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Das Eingangszitat zeigt, das die Autorin das Spiel mit Worten beherrscht und gekonnt Gegensätze in Metapher gleitet.
Im Buch wird deutlich, dass Claires letzte Wochen allein dem Kampf gegen die Krankheit gewidmet waren. Ihre Mutter und ihre Schwester standen ihr dabei zur Seite. Auch ihr Mann Paul hat sie durch die schwierige Zeit begleitet, um ihr danach mitzuteilen, dass er sich anderweitig orientiert hat und nun die Scheidung will. Claire aber sehnt sich nach Zuneigung und Liebe. Dabei hat sie Angst vor der Reaktion eines Mannes, wenn er die Operationsnarben sieht.
Im Cottage legt sich Claire ein neues Hobby zu. Sie backt Brot. Außerdem überlegt sie sich das Thema für eine neue Kolumne. Die vergangenen Tage habe ihr einige magische Momente beschert. Daraus ließe sich sicher eine Serie machen.
Im Ort knüpft Claire schnell Kontakte. Schöne und tiefgreifende Gespräche entwickeln sich. Doch bald wartet der Alltag auf sie. Hier sind Claires Gedanken vor dem ersten Arbeitstag:

„...Jetzt sehnte sich Claire nach Normalität – sie wollte einfach ihr Leben zurück, so wie es gewesen war, auch wenn sie wusste, dass es nie wieder so sein würde wie vorher. Aber so war das Leben – eine Reise. Manchmal ein großer Sprung nach vorne, manchmal ein langsames Vorwärtskriechen oder ein paar Schritte zurück...“

Ich darf Claires Leben ein reichliches Jahr begleiten, Freude mit ihr teilen, ihre Wut erleben und das Auf und Ab der Emotionen verfolgen. Mehrmals kehrt Claire in das kleine Cottage zurück. Es ist für sie ein Hort der Stille und Besinnung. Dabei lerne ich auch ihren Nachbarn näher kennen, der ebenfalls ein schweres Päckchen zu tragen hat.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein Buch, dass Hoffnung macht, seinen Gefühlen zu vertrauen und nach einem Schicksalsschlag den Neuanfang nicht zu scheuen. Ein Zitat möge meine Rezension beenden:

„...Und sie würde nicht vergessen, die einfachen Dinge des Lebens zu genießen, dankbar zu sein für jeden Tag und jeden Moment, der ihr gehörte, und ihr Leben von einem magischen Moment zum nächsten weiterleben...“