Schon früh haben Henrietta, genannt Hetty und Oliver geheiratet. Sie leben in London mit ihrer 18-jährigen Tochter. Während Oliver als Banker erfolgreich seinen Geschäften nachgeht, studiert Becky an der Uni. Hetty kümmert sich derweil um ihre Familie, den Haushalt und steht allen immer mit Rat und Tat zur Seite. Doch an ihrem 38. Geburtstag muss Hetty feststellen, dass sie anscheinend niemandem wirklich wichtig ist, denn ihre eigene Familie hat ihren Ehrentag völlig vergessen. Das nagt schlimm an ihr, muss sie doch erkennen, dass sich alle nur um sich selbst kümmern und sie nur als Putzfrau ansehen. So beschließt sie kurzerhand, ihrer Familie mal allein klarkommen zu lassen und macht sich auf den Weg nach Schottland zu ihrem kranken Großonkel Max, den sie noch gar nicht kennt und der auf Schloss Abbotswood Castle lebt, um ihn etwas zu unterstützen und etwas Abstand zu ihrer Familie zu gewinnen. Kaum dort angekommen, trifft sie nicht nur auf einen recht unbequemen Max, sondern macht auch Bekanntschaft mit dem 300 Jahre alten Hausgeist Rose und den Nachbarn Jules. Es scheint ein recht aufregender Aufenthalt auf Abbotswood Castle zu werden, aber wird er Hetty auch endlich einen Ausweg aus ihrer Misere aufzeigen?
Alexandra Zöbeli hat mit ihrem Buch „Die Rosen von Abbotswood Castle“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-flockig, dabei mit einer guten Prise Humor gewürzt. Schnell heftet sich der Leser an die Fersen von Hetty und hat so die Chance, sie während ihres schottischen Abenteuers kennenzulernen und ihre Gedanken und Gefühle zu verfolgen. Die Handlung ist zu Beginn leicht zu verfolgen und macht richtig Spaß beim Lesen. Allerdings kommen immer mehr Handlungsstränge dazu und auch die ausgearbeiteten Wendungen machen es dem Leser nicht leicht, der Geschichte vorbehaltslos weiter folgen zu können, dazu wirkte es zu konstruiert, was den Lesespaß etwas trübte. Der mystische Aspekt um das Hausgespenst war dagegen wunderbar ausgearbeitet. Die Landschaftsbeschreiben rund um das Schloss sind bildgewaltig und farbenfroh und lassen schöne Bilder vor dem inneren Auge des Lesers entstehen.
Die Charaktere waren lebhaft und liebevoll ausgearbeitet, sie wirkten aufgrund ihrer Ecken und Kanten authentisch und sehr lebendig. Hetty ist eine sympathische Frau, die sich um alles und jeden kümmert, dabei aber selbst viel zu kurz kommt. Sie möchte wahrgenommen werden und hofft, dass sich in ihrem Leben doch noch einmal alles ändern kann. Die Reise nach Schottland lässt sie wachsen und mehr an sich selbst denken, wodurch auch ihr Selbstwertgefühl steigt. Oliver ist ein selbstgerechter und ungehobelter Klotz, der Machtspielchen braucht, um seinen Willen zu bekommen. Jules ist ein freundlicher Mann, der allerdings auch so einige Päckchen zu tragen hat und manchmal sehr geheimnisvoll wirkt. Rose ist ein etwas schusseliger Hausgeist, den man aber schnell lieb gewinnt. Max ist zu Beginn ein nörgelnder Griesgram, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Die weiteren Protagonisten tragen ebenfalls gut zur Unterhaltung bei.
„Die Rosen von Abbotswood Castle“ ist unterhaltsam und bestens für kurzweilige Lesestunden geeignet, wenn man sich als Leser nicht von den vielen verschiedenen Handlungssträngen aus dem Konzept bringen lässt. Eingeschränkte Leseempfehlung!