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Veröffentlicht am 21.06.2019

Von der Ungerechtigkeit der Ungleichheit

Hexenherz. Glühender Hass
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Macht und Magie, ein Reich kurz vor dem Umbruch und zwischen all´ dem Streben, Intrigieren und Chaos ein kleiner Junge auf der Suche nach seinem Platz in dieser Welt. Ein geniales Werk, dass sich der Ungerechtigkeiten ...

Macht und Magie, ein Reich kurz vor dem Umbruch und zwischen all´ dem Streben, Intrigieren und Chaos ein kleiner Junge auf der Suche nach seinem Platz in dieser Welt. Ein geniales Werk, dass sich der Ungerechtigkeiten unserer Welt annimmt und verdreht, durch bizarre Situationen darauf aufmerksam macht, wie viel man hinterfragungslos hinnimmt und zeigt, dass Ungleichheit vor allem eines ist: Ungerecht!


Wie ergeht es einem Jungen in einer matriarchalischen Welt, in der er zum schwachen Geschlecht gehört? Dieser Frage stellen sich Autorin und Buch - und wie erging es mir damit? Denn nachdem mich der erste Band so begeistern konnte, war die Erwartung an diese heißersehnte Fortsetzung natürlich riesig...
Und obwohl die Welt des Goldenen Reiches mir durch den ersten Band bereits bekannt war, konnte mich Monika Loerchner mit dieser Vision eines Matriarchats wieder begeistern und beeindrucken. Denn obwohl auch in diesem Reich Ungerechtigkeit und Ungleichheit existiert, ist die Heimat Helenas doch deutlich freier und fortschrittlicher, als patriarchische Gesellschaften: Hautfarbe und Herkunft, sexuelle Orientierung, Akzent - all´ das spielt in der Welt der Frauen keine Rolle (mehr). Eine Frau zu lieben ist einer anderen nicht nur erlaubt; es ist einfach nichts besonderes.

Interessant war es aber nun, durch Koljas Perspektive, der eines Jungen und damit in der sozialen Hierarchie ganz weit unten, diese Welt zu erleben. Denn nicht alles, was glänzt, ist auch Gold. Alle, die keine oder nur schwache Magie haben, werden im Goldenen Reich benachteiligt, sind potentielle Opfer von Gewalt. Magie heißt Macht und diese verformt auch den Charakter vermeintlich sozialer(er) Frauen.

Wieder genial fand ich, wie die Autorin durch scheinbar abstruse Situationen auf Ungerechtigkeiten und Vorurteile in unserer (heutigen) Welt aufmerksam macht - in der Bar wird dem "schwachen Mann" Sekt oder Cocktail statt hartem Alkohol angeboten, etwas ist "männerleicht", jede (nicht jeder!) hätte dieses oder jenes getan haben können und beim Vorstellungsgespräch wird der Mann ausgiebig zur privaten Situation befragt - die Befürchtung, er könne bald Vater werden und würde dann ja natürlich für einige Jahre ausfallen, weil er sich um das Kind kümmern wollen wird. Und das ganze Konzept des Buches: Nicht, wie für Fantasy üblich, ein (rothaariges)Mädchen mit verbotenen magischen Kräften versucht in der Männerwelt ihren Platz zu finden, sondern ein magieloser Junge muss sich als Frau ausgeben, um Gerechtigkeit zu erlangen. Die klare Botschaft: Die Einordnung, Stärke und Interessen vom Geschlecht abhängig zu machen, ist vollkommener Quatsch!

Mit seiner Entscheidung, allen Hindernissen zum Trotz, nach seinem Vater zu suchen, geht Kolja ein gewagtes Risiko ein und als Leser hält man immer wieder die Luft an - fliegt er auf?! Was geschieht dann mit ihm?! Schlussendlich wächst der "kleine Junge" aber an all´ den Herausforderungen und Gefahren, widersetzt sich dem Sog von Macht und Einfluss und findet seinen eigenen Weg; lernt mit seiner Vergangenheit und (alten) Wunden umzugehen. Ihn bei dieser Reise begleiten zu dürfen ist nicht nur aufregend, sondern ob seiner Entwicklung auch beeindruckend.

Während man mit Kolja mehr über das Goldene Reich, seine Regeln und Funktionsweisen lernt, erfährt man durch seine Erinnerungen und das Tagebuch einer zunächst unbekannten Frau gleichzeitig auch mehr über das verfeindete Große Moldawische Reich. Ein Reich, das grausamer, frauenverachtender und rückständiger kaum sein könnte und bei dem einem die Galle hochsteigt, wenn man von seinen Männern und Ansichten liest. Mit den Tagebucheinträgen habe ich regelrecht mitfiebern können, mal Schock, mal Verständnis, mal Ekel, mal Abscheu, mal Hass... und letztendlich zeigten sie, dass ein Mensch das Produkt seiner Geschichte ist. So verwerfenswert wir die Handlungen einer Person finden mögen - man sollte versuchen, die Motivation, die Gründe und den Kontext dieser nachzuvollziehen. So wie Helena sicher keine strahlende Heldin ist und auch Kolja nicht immer 100% moralisch korrekt handelt, so hat auch diese Frau ein Herz unter ihrer harten Schale.

Aus emotionaler Sicht habe ich eine absolute Lieblingsszene: Die am Ende (S. 400/1), in der Helena Kolja versucht zu trösten und ihm erklärt, dass man lernen kann, mit Schmerz weiterzuleben - weil er derjenige ist, der sein Leben leben muss, nicht alljene, die ihm Schmerzen oder Freude bereitet haben. Helena findet so berührende, so starke, so wahre Worte...

Wie schon in Band 1 verwebt Monika Loerchner verschiedene Erzählstränge gekonnt und geschickt miteinander - Koljas Suche nach seinem Vater, die Mission der Rebellen rund um Adrian, das Leben besagter Tagebuchschreiberin und die mysteriösen Morde in der Hauptstadt. Alles läuft letztlich zusammen...

Insgesamt ist dieses Buch nicht nur ein würdiger Nachfolger des großartigen Auftaktes, sondern auch ein eigenständiges Abenteuer. Man trifft alte Bekannte wieder, erfährt, was aus Figuren des ersten Buches (zum Beispiel Marzena oder der Bluthexe) wird, lernt aber auch neue Charaktere kennen. Der Autorin gelingt erneut, die Geschichte ohne unnötigen Cliffhanger in sich abschließen zu lassen und gleichzeitig die Neugierde auf den folgenden Teil zu schüren.

Jetzt freue ich mich aber, im zweiten Band meiner Helena wieder mehr zu begegnen - so erfrischend Kolja auch ist; die eiserne Ex-Gardistin mit ihrer direkten und scheinbar harten Art habe ich einfach ins Herz geschlossen! Und nach dem dramatischen, niederschmetternden Ende des ersten Bandes konnte ich zwar nun erfahren, dass sie ihr neues Leben meistert, aber in ihre Gefühlswelt und Gedanken möchte ich weiter eintauchen. Außerdem vermute ich, dass sie wieder eine wichtige Rolle spielen wird, in dem Aufruhr, der kommen wird. Hoffentlich kommt auch die schöne Heidrun nicht zu kurz!

Veröffentlicht am 21.06.2019

Absolute Leseempfehlung!

Eine Odyssee
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Mehr als nur eine fantastische Lesehilfe für die Odyssee; ein Interpretationsangebot, das mit spannenden Einsichten und Verknüpfungen belohnt, wenn man sich dem verworrenen Schreibstil und komplexen Erzählungsaufbau ...

Mehr als nur eine fantastische Lesehilfe für die Odyssee; ein Interpretationsangebot, das mit spannenden Einsichten und Verknüpfungen belohnt, wenn man sich dem verworrenen Schreibstil und komplexen Erzählungsaufbau hingibt.


Als begeisterter (griechische) Mythologie-Leser, jedoch nicht des (Alt-)Griechischen mächtig, reizte mich dieser Titel sofort, als ich von ihm las. Nach der Leseprobe war ich allerdings skeptisch und unentschlossen - auf Grund des, bereits auf den ersten Seiten, verschachtelten Erzählstils könnte dieses Buch entweder genial oder unnötig akademisch-komplex werden. Ich habe mich aber entschieden, dem Buch eine Chance zu geben...

... und das nicht bereut! Denn auf etwa 350 Seiten entwirrt der Autor nicht nur die 12.110 Verse der Odyssee, sondern verstrickt diese 10 Jahre Abenteuer Odysseus´ gekonnt mit seinem Leben, dem seines Vaters und anderen Familienangehörigen. Dabei gelingt ihm etwas wunderbares: Er entstaubt dieses über 2500 Jahre alte Epos nicht nur, sondern zeigt auf, dass Geschichte lebt. Was früher die Menschen bewegte, bewegt sie noch immer. Identität, Liebe, Vertrauen und Verrat, Kampf, Tod und Beziehungen beschäftigen Menschen aller Epochen.

Dieses Buch verlangt Konzentration - nicht nur ob der Wissensfülle, die Mendelsohn zur Odyssee, ihrem Aufbau, "Autor" Homer, Stilmittel und Sprachbilder während seines Seminars bespricht, sondern insbesondere wegen des unkonventionellen Erzähl- und Schreibstils. Ganz wie die Odyssee, ist auch die Begleitgeschichte keine stringent erzählte, sondern folgt Irrungen und Wirrungen der antiken Erzählung, springt vor und zurück, erklärt erst zu späterem Zeitpunkt Ereignisse und ihre Bedeutung. Passend zur aktuellen Leseposition in Homers Werk und den Debatten der Studieren: Anekdoten aus Daniel Mendelsohns Kindheit, Anmerkungen seines Vaters, gemeinsame Erinnerungen, Anspielungen auf Familiengeheimnisse und Verbindungen zur gemeinsamen Odyssee-Kreuzfahrt.

Buch im Buch im Buch - mithilfe dieses Romans kann man nicht nur die Odysee (besser) kennenlernen und das Leben der Protagonisten aus der Jetztzeit erforschen, sondern bekommt quasi einen Lektüreschlüssel zum antiken Werk - man muss sich natürlich nicht an diese vorgegebene(n) Interpretation(en) halten, sondern kann seine eigene bilden. Ich hätte die Bedeutungen einzelner Szenen und Stilmittel auf keinen Fall so erfassen können; zumal ich ja auch des Griechischen nicht mächtig bin. Das Buch ist also eine Zusammenfassung, ein Lektüreschlüssel und zugleich auch ein eigenständiger Roman und zugleich alles auf einmal.

So gerne ich auch lesen, durchaus auch Klassiker und Anspruchsvoll(er)es - Literaturwissenschaften, Philologie ("Liebe zur Sprache"), Germanistik und Ähnliches wäre ja gar nichts für mich. Dieses viele Analysieren, diese Ungewissheit, diese Stilmittel... Umso überraschender und beeindruckender war für mich, wie sehr Mendelsohn mir die Liebe zu seiner Disziplin nahbringen und verständlich machen konnte, ohne dass ich das notwendigerweise auch studieren wollen würde. Aber es gelingt ihm eben, indem er mir als Leser das eigenständige Grübeln größtenteils abnimmt und eine Interpretationsrichtung vorgibt, die Gedanken anstößt, das Wunder der Sprache zu offenbaren. Wie genial bestimmte Stilmittel und Bilder zu einer Absicht passen, wie subtil und zugleich offensichtlich etwas angedeutet werden kann, wie eloquent man etwas ausdrücken kann, ohne es dabei gesagt zu haben...

Veröffentlicht am 01.06.2019

Berührend, magisch... wunderbar!

Sommernachtszauber
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Wenn eine Liebe, DIE Liebe den Tod überwinden kann… eine wunderbare, zarte Verflechtung von Romeo & Julia und Sommernachtstraum, Judenverfolgung und Liebe zum Theater, die einen trotz fehlendem Happyend ...

Wenn eine Liebe, DIE Liebe den Tod überwinden kann… eine wunderbare, zarte Verflechtung von Romeo & Julia und Sommernachtstraum, Judenverfolgung und Liebe zum Theater, die einen trotz fehlendem Happyend mit einem leisen Lächeln auf den Lippen zurücklässt.

Dieses Buch habe ich schon langer auf meiner Liebäugel- Liste und als ich festgestellt habe, dass es von ELLEN ALPSTEN (!) ist, musste ich es unbedingt lesen! Danke Skoobe ♥ Mittlerweile steht es sogar auch in meinem Regal :)

Nachdem mir "Heute trägt der Himmel Seide" so gut gefallen hatte, waren meine Anforderungen an dieses Buch ziemlich hoch, und was soll ich sagen?! Sie wurden bei weitem übertroffen!!!

Auch wenn ich noch nicht all zuviel von unserem werten Herren Shakespeare gelesen habe (lediglich Romeo & Julia, Othello und einen Ausschnitt aus Sommernachtstraum), bewundere ich seine Werke und möchte noch einige lesen. Umso mehr war ich begeistert, wie wunderschön hier Sommernachtszauber und Romeo & Julia zusammenfließen und etwas ganz neues erschaffen wurde.

Wie zu vermuten, war dieses Buch voller Romantik, Sehnsucht und Herzklopfen, aber es hatte auch eine unglaublich traurige und melancholische Seite. So wurden die Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg, Tod, Depressionen, Geldmangel, Hass, Neid und Intrigen thematisiert auf eine, berührende, ernste, aber dennoch jugendgerechte Weise.

Dieses Geschichte war so unglaublich zart, trotz Mias verachtenswerten und wirklich abstoßenden Gedanken, weil Johannes und Caroline so viel zu geben hatten. Ihre Liebe war spontan, ja, aber sie war so ehrlich, tief und besonders, dass es mir immer wieder die Tränen in die Augen getrieben hat.

Auch in diesem Buch schafft es Ellen Alpsten wieder, die Leidenschaft zu einer Kunst, hier eben die Schauspielerei, auf atemberaubende Weise zu vermitteln. Man hat das Gefühl, man steht mit Johannes unter dem Geisterlicht und schaut Caroline bei ihrer Julia- Darstellung zu. Fantastisch!

Das Ende ist... nun ja, vermutlich war es notwendig, vielleicht sogar absehbar und trotz seiner herzzerbrechenden Traurigkeit so mutspendend, lebensbejahend und tröstlich.

Veröffentlicht am 02.10.2018

Großartig wie immer - Riordan halt ;)

Die Abenteuer des Apollo 2: Die dunkle Prophezeiung
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Ich liebes es, wie Riordan es immer wieder schafft es, seinem Konzept so treu zu bleiben und gleichzeitig viel Neues und Überraschendes einzubauen, sodass jedes Buch ein einzigartiges Leseerlebnis wird


Was ...

Ich liebes es, wie Riordan es immer wieder schafft es, seinem Konzept so treu zu bleiben und gleichzeitig viel Neues und Überraschendes einzubauen, sodass jedes Buch ein einzigartiges Leseerlebnis wird


Was habe ich mich auf diesen zweiten Band gefreut! Nachdem mich dieses Jahr der letzte Teil der Magnus Chase-Trilogie bereits begeistern konnte, waren die Erwartungen natürlich hoch...

Aber was soll ich sagen? Ich liebe (die Bücher von) Rick Riordan einfach! Wieder ein Buch voller Witz und Humor, Freundschaften und Gefühle, Spannung, epischer Schlachten, genialer Tricks, brenzliger Situationen, unbekannter und altbekannter Götter, Monster und Wesen...

Dabei bleibt Riordan seinem Schema so absurd treu, dass sich selbst seine Helden spöttisch darüber äußern: Natürlich gibt es eine Prophezeiung, einen göttlichen Auftrag, scheinbar unmeistbare Schwierigkeiten, besonders bösartige Gegner, eine super knappe Frist, überraschenden Beistand und stets wechselnde Teamkonstellationen. Schön finde ich, dass man mit dieser Reihe all´ die liebgewonnenen Figuren früherer Bücher einzeln wiedertrifft: Percy, Rachel, Annabeth & Camp Halfblood in Band 1, jetzt Leo, Kalypso und die Jägerinnen der Artemis und im nächsten Buch vermutlich Camp Jupiter, Frank, Hazel, Piper, Jason, Ella und Groover. Hoffentlich kommen Nico und Will auch wieder vor

Großartig finde ich zudem immer wieder, wie Rick Riordan ein Universum voller Charaktere mit Ecken und Kanten, Stärken und Schwächen und voller Diversität geschaffen hat. Nicht nur die üblichen weißen heterosexuellen Teenies. Ohne es vordergründig zu thematisieren, fühlt sich Apollo aka Lester sowohl von Männern als auch Frauen angezogen und gerade für diese Beiläufigkeit, die verdeutlicht, wie normal Liebe sein sollte, feiere ich Riordans Bücher!

Gelungen war auch in diesem Buch die Darstellung der Charaktere und wie sie sich weiterentwickeln. Apollo ist lange nicht mehr (nur) die arrogante Sonnengott, sondern beginnt nicht nur seine Fehler einzusehen, sondern auch für andere einzustehen. Einfach süß, wie er sich für Meg aufzuopfern bereit ist und wie er selbst Kalliope zu mögen beginnt. Auch die Beziehung letzterer zu Leo gewinnt an Tiefe und ich liebe ihre Streitereien. Und Leo, genialer Leo, wird wohl auch (ein wenig) erwachsener...

Nicht nur auf Band 3 freue ich mich nun, ich bin auch ganz hibbelig darauf, ob wir noch mehr über James erfahren? Hier wurde ja eine ganz neue Mythologie angerissen... Auf ein riesiges Familientreffen beider Camps, der Nomos´ und der Horde aus Walhalla warte ich auch noch :D

Veröffentlicht am 15.09.2018

Feuerwerk aus Emotionen

Tigerstreifenhimmel
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Was für eine berührende, erfüllende und lebensbejahende Geschichte voller Mut, Farben und Freude. ♥ Egal ob auf der Suche nach einem guten LGTBQ-Buch oder "nur" nach einer lesenswerten, unterhaltsamen ...

Was für eine berührende, erfüllende und lebensbejahende Geschichte voller Mut, Farben und Freude. ♥ Egal ob auf der Suche nach einem guten LGTBQ-Buch oder "nur" nach einer lesenswerten, unterhaltsamen Lovestory - unbedingt lesen!!

Nachdem ich dieses Buch bei der lieben Sunny entdeckt und in die Leseprobe reingeschnuppert habe, wusste ich einfach, dass ich es lesen muss. Und nachdem ich von der Autorin noch eine liebe Postkarte bekam, habe ich es kurzerhand gekauft - obwohl ich ja eigentlich kein Fan reiner Liebesgeschichten oder Bücher über Schicksalsschläge bin...

Aber bei diesem Buch habe ich meine Entscheidung absolut nicht bereut!!! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, aber dieses eBook hat mich von der ersten Seite an berührt, immer wieder von Begeisterung imaginäre Freudensprünge vollführen und mein Herz höher schlagen lassen.

Während Ronja Delahayes Schreibstil einerseits wunderbar locker und sarkastisch ist, vermittelt sie zugleich den Schwermut und die Melancholie, in der Rike, ohne es wahrhaben zu wollen, gefangen ist. Auch wenn sich die Geschichte flott lesen lässt, ist das Buch keines, das man mal eben liest und dann zur Seite legt. Mich hat es noch weit über das Lesen beschäftigt und mit unfassbar vielen Gefühle zurückgelassen. Vor allem aber mit einem: Übersprudelnder Lebensfreude. Denn wow, dieses Feuerwerk aus Farben und Emotionen!!

Grund für Freudensprünge stellten aber auch Rike, Camilla und Raf dar - nicht nur waren sie erfreulich vielschichtig und erfrischend humorvoll; ich konnte mich auch mit jedem der drei identifizieren. Zudem liebe ich einfach, dass alle Ecken und Kanten haben und keinem Stereotyp entsprechen. Rike ist kein verschüchterter oder prinzipiell gesellschaftsunfähiger Bücherwurm, sondern versteckt ihre Anwallungen von Unsicherheit unter einem bissigen Sarkasmus. Camilla ist nicht nur die taffe Kämpferin, sondern auch hochemotionale Künstlerin und Raf weit mehr als nur unterhaltsame Nebenfigur. Ich wünschte, ich könnte mich ihren Filmabenden anschließen...

Man könnte meinen, dieses Buch stelle fast alles dar, was ich nicht mag: Schicksalsschläge und eine mehr oder minder dramatische Liebesgeschichte im Vordergrund. Aber nein! Obwohl der Fokus natürlich auf Rike und Camilla liegt, geht es um viel mehr. Um die Einstellung zum Leben. Der Mut, sich zu zu akzeptieren und zeigen, wie man ist. Seine Schwächen nicht zwanghaft zu verstecken. Um Familie und Freundschaft.

Und wären diese tiefgreifenden Überlegungen nicht schon beeindruckend genug, meistert es die Autorin zudem, diese mit witzigen Dialogen und Schlagabtäuschen zu verstricken, sodass man sich permanent Lach-, Freuden- oder Trauertränchen aus den Augen wischen könnte.

Und wen der Titel genauso neugierig macht, wie mich: Das Buch heißt nicht ohne Grund "Tigerstreifenhimmel" und die Erklärung ist genauso berührend und süß, wie stark und überzeugend. Aber mehr verrate ich nicht, das müsst ihr dann schon selbst lesen. Also los, schnappt euch das Buch und lasst euch verzaubern ♥