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Batyr

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2018

Blick auf einen Erfolgsautor

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste
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Bei der Lektüre der Leseprobe war ich ja noch Feuer und Flamme: selbst in jungen Jahren begeisterte Karl May-Leserin (Bände vom großen Bruder ausgeliehen), stürzte ich mich begeistert auf das gelieferte ...

Bei der Lektüre der Leseprobe war ich ja noch Feuer und Flamme: selbst in jungen Jahren begeisterte Karl May-Leserin (Bände vom großen Bruder ausgeliehen), stürzte ich mich begeistert auf das gelieferte Exemplar. Bedenklich stimmte nach dem ersten Blick der enorme Umfang: mehr als 600 Seiten - sollte das die Biographie eines Kolportage-Autors aus dem 19. Jahrhundert hergeben? Meine Sorge erwies sich als berechtigt. Der Autor ist sehr gewieft, wie er mit den verschiedenen Zeitebenen spielt. Aber die einzelnen Episoden, so amüsant sie im Verlauf der Erzählhandlung dargestellt werden, ziehen sich doch mächtig! Bereits nach der Hälfte des Textes weiß der Leser, wohin die Reise geht, und kommt zu dem Ergebnis: eine energische Kürzung hätte dem Roman mehr als gut getan!

Veröffentlicht am 23.07.2018

Lektüre mit Distanz

Wenn wir wieder leben
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Der Einstieg in den Roman ist durchaus vielversprechend, war es doch eine Zeit in Deutschland, die wir heut nur noch durch den Nebel der Erinnerung heraufbeschwören können. Ja, ja, die Sechziger, als Studenten ...

Der Einstieg in den Roman ist durchaus vielversprechend, war es doch eine Zeit in Deutschland, die wir heut nur noch durch den Nebel der Erinnerung heraufbeschwören können. Ja, ja, die Sechziger, als Studenten sich siezten und der erste Hauch des Aufruhrs durch die Republik wehte. Arbeiterkinder an der Uni waren Exoten, und die Medien sprachen von ‚Heimatvertriebenen und Flüchtlingen‘ - gemeint waren die Zuwanderer aus dem Osten des untergegangenen Nazi-Reichs.
Aber je weiter die Lektüre voranschreitet, desto mehr Distanz baut der Leser insbesondere gegenüber den Protagonisten auf: es sind weitgehend Pappkameraden, die für etwas stehen, was die Autorin sie behaupten lässt, die aber keinesfalls ein Eigenleben entwickeln.
Geht es dann rückwärts mit der historischen Perspektive, entwickelt sich Charlotte Roths Roman zu einem Volkshochschulkurs: vielerlei Kenntnisse über Danzig während der Nazizeit werden ausgebreitet, ohne dass die erzählte Geschichte der Menschen und der historische Hintergrund wirklich zu einer unauflöslichen Einheit verschmelzen.
Schade - denn die deutsch-polnische Vergangenheit ist doch bestimmt noch eine terra incognita für die meisten von uns!

Veröffentlicht am 26.01.2022

Kurzweilig, leichtfüßig, allzu bemüht

Eure Leben, lebt sie alle
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Wieder mal so ein Buch, das wirklich alle Klischees bedient: Frauenbuch, Frauenthemen, Frauenprobleme. Wie am Reißbrett ist der Handlungsaufbau konstruiert. Alle Spielarten weiblicher Charakteranlagen ...

Wieder mal so ein Buch, das wirklich alle Klischees bedient: Frauenbuch, Frauenthemen, Frauenprobleme. Wie am Reißbrett ist der Handlungsaufbau konstruiert. Alle Spielarten weiblicher Charakteranlagen kommen zum Zuge: die Kümmerin, die Narzisstin, das Sensibelchen, das Powerweib - und über allen thront die mütterliche Freundin, an der Oberfläche abgeklärt und weise, aber mit massiven Altersängsten, deren jung verstorbener Sohn die Konstruktion des weiblichen Quintetts zusammenhält. Alle, wirklich alle Probleme von Frauen in der Lebensmitte werden heruntergefiedelt, dargeboten in einem Tonfall, der penetrant um Beifall heischt: bin ich nicht witzig, sind meine Formulierungen nicht originell? Eine flotte Feierabendlektüre, ja - ein ambitioniertes Zeugnis literarischer Gestaltung: ganz gewiss nicht!

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Verschenkte Sujets

Das Wohlbefinden
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Die Autorin mäandert planlos zwischen den unterschiedlichsten Themenstellungen herum, von denen manche, isoliert betrachtet, ein lohnendes Sujet abgeben könnten, deren insgesamt aber nur rudimentär durchgeführte ...

Die Autorin mäandert planlos zwischen den unterschiedlichsten Themenstellungen herum, von denen manche, isoliert betrachtet, ein lohnendes Sujet abgeben könnten, deren insgesamt aber nur rudimentär durchgeführte Behandlung für den Leser unbefriedigend bis ärgerlich ist.
Da ist einmal der revolutionäre soziale Aspekt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die Arbeiterschicht eine Klinik für die seinerzeit noch unheilbare Tuberkulose zu schaffen. Unvermittelt wird die zur gleichen Zeit hochschwappende Mode des Okkultismus thematisiert. In einem untergeordneten Handlungsstrang wird, Jahre vor der tatsächlichen Entwicklung, die Erfindung des Penicillins vorweggenommen, scheiternd nur an den Kabalen innerhalb der Medizinerclique. In den Zusammenhang wird eine Ehegeschichte eingeflochten, garniert mit Eifersucht und Schuld, deren Protagonistin, bereits integriert in die Sphäre des Paranormalen, durch schriftstellerische Aktivität zum frühen Sprachrohr der Frauenemanzipation erscheint, bevor an eben dieser nach einem Zeitsprung die Probleme beginnender Demenz demonstriert werden. Um das Maß voll zu machen, werden an der Urenkelin alle Symptome moderner Orientierungslosigkeit durchexerziert, sinnig in die Coronaphase verlegt.
Himmel, was für ein Konglomerat!

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Sozialstudien in rüdem Ton

Die Perserinnen
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Die politischen Verhältnisse in der Iranischen Republik sind ein Dauerthema in der Nachrichtenwelt, doch dieser Roman richtet zum ersten Mal den Blick auf die Auswirkungen der islamischen Revolution auf ...

Die politischen Verhältnisse in der Iranischen Republik sind ein Dauerthema in der Nachrichtenwelt, doch dieser Roman richtet zum ersten Mal den Blick auf die Auswirkungen der islamischen Revolution auf die Menschen des persischen Volkes, demonstriert an fünf Frauen einer Familie, die man getrost der früheren Elite zurechnen darf.
Abschreckend jedoch die Porträts der einzelnen Figuren, die an Kaltherzigkeit, innerer Leere, Langeweile kaum zu überbieten sind, präsentiert in zeitweise recht rüder Sprache, ohne dass die Notwendigkeit dieses Idioms wirklich ersichtlich wird.
Was der Klappentext als großes Familiengeheimnis verkauft, ist eine verwandtschaftliche Konstellation, wie sie in jedem Groschenroman vorkommen könnte.
Die Protagonistinnen verteilen sich auf drei Generationen, zwei von ihnen sind in Persien zurückgeblieben, während die anderen, begünstigt durch den immensen Reichtum ihrer Familie, ihr Heil in der Flucht nach Amerika suchten. Es wäre für den Leser überaus reizvoll gewesen, detailliertere Informationen über die historischen Entwicklungen zu erhalten, dargestellt an den handelnden Figuren. Doch die Charaktere bleiben holzschnittartig, die Geschichte des Landes schemenhaft. Außer ihrem sagenhaften Vermögen und den Spielarten ihrer diversen Neurosen haben diese Frauen wenig zu bieten.
Insgesamt stellt die Lektüre dieses Romans leider eine ziemliche Enttäuschung dar.

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