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Veröffentlicht am 17.09.2018

Eine schottische Milieustudie, verpackt in eine absolut spannende Gangster-Story.

Kurzer Abstecher
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Jim Francis hat endlich seinen Frieden gefunden. Zusammen mit seiner Frau und den beiden Töchtern führt er ein beschauliches Leben unter der Sonne Kaliforniens. Nichts mehr deutet darauf hin, dass er einst ...

Jim Francis hat endlich seinen Frieden gefunden. Zusammen mit seiner Frau und den beiden Töchtern führt er ein beschauliches Leben unter der Sonne Kaliforniens. Nichts mehr deutet darauf hin, dass er einst ein berüchtigter Straftäter war. Doch dann wird sein Sohn aus erster Ehe ermordet. Um der Beerdigung beizuwohnen, reist Jim noch einmal in die Stadt, die er nie wieder betreten wollte. Und auf Edinburghs Straßen flüstern die Leute: Franco Begbie ist zurück ...(Klappentext)

■♤■♤■♤■♤■♤■♤■♤

"Wenn der Zorn ihn übermannt, kann er sein früheres Selbst noch spüren.
Doch in Kalifornien gibt es bei seiner Lebensführung nur wenig,
was ihn so in Rage zu bringen vermag, dass er diesen Punkt erreicht.
Allerdings liegt zwischen ihm und Kalifornien augenblicklich ein ganzer Ozean."
(S. 113)


Wer "Trainspotting" kennt, kennt auch Begbie, wer "Trainspotting" nicht kennt, wird ihn kennenlernen. Diesen Roman kann man also ohne weiteres ohne Vorkenntnisse lesen.

Begbie, bzw. Jim Francis, hat sich vom Gangsterleben völlig zurückgezogen und hat sich im sonnigen Kalifornien ein normales Leben aufgebaut - eine hübsche Frau, zwei entzückende Töchter, Haus am Meer und er ist nun ein gefragter Künstler. Doch einmal Gangster, immer Gangster?
Das man ihm nicht blöd zu kommen braucht und er mit allen Wassern gewaschen ist, wird schon auf den ersten Seiten klar. Wenn es dabei auch noch um seine Familie geht, kennt er nichts und fährt schon mal schärfere Geschütze auf. Als er erfährt, dass sein Sohn tot ist und er dazu erstmal nichts näheres erfährt, ist für ihn klar, dass er wieder in das verhasste Edinburgh zurück muss. Er will nicht nur die Beerdigung besuchen, sondern erfahren was genau vorgefallen ist.
Er bemüht sich nicht in alte Gangstergewohnheiten zu verfallen und die Kontrolle über seine Aggressionen und Emotionen zu behalten, versucht sich wirklich dort in nichts hineinziehen zu lassen. Doch kaum in Edinburgh scheint sich diese dunkle Atmosphäre wieder in ihm einzunisten und er wird immer mehr zu dem Mann, der er früher war - zu Begbie.
Und wir, die Begbie kennen, wissen was das bedeutet, denn - einmal Gangster, immer Gangster...oder?

Welsh hat eine ganz eigene Dialogführung, was anfangs eventuell etwas gewöhnungsbedürftig sein mag, an die man sich jedoch sehr rasch gewöhnt.

"-Ich habe doch was angestellt, gesteht er und beobachtet, wie ihre Gesichtszüge entgleiten.
-Nicht mit den beiden Kerlen. Aber mit ihrem Auto."
(S. 16)


Diesem Stil ist er treu geblieben, ansonsten merkt man, dass "Kurzer Abstecher" ein späteres Werk von Welsh ist. Dieser Roman ist zwar durchaus mit blutigen und gewalttätigen Szenen gespickt und auch die vulgäre und derbe Sprache, welche das Milieu der Edinburgher Gangsterszene hervorragend einfängt, ist vorhanden, trotzdem ist es einer der ruhigeren und vor allem tiefsinnigeren Romane von Welsh.

Das große Thema hier ist, ob man immer das bleibt was man ist und was die Umgebung aus einem gemacht hat, oder ob man sich grundlegend ändern und zu einem völlig anderen Menschen werden kann. Kann man die Einflüsse, welche einem als Kind prägten und einem zu dem gemacht hat was man ist völlig vergessen und verdrängen, oder...einmal Gangster, immer Gangster?
Die Story wird zwischendurch immer wieder durch Rückblenden in die Kindheit von Begbie unterbrochen. So erfährt man wie er zu dem Menschen wurde, der er jetzt ist. Im Grunde konnte aus ihm überhaupt nichts anderes als ein Gangster werden. Schon früh lernte er die Sprache der Straße und der Gewalt kennen, waren doch alle männlichen Familienmitglieder der Begbies schottische Kleinmafiosi.
Dadurch erhält man Einblick auf die prägenden Einflüsse Begbies, seine oft falschen Entscheidungen und auch in seinen Charakter. Dadurch erhält diese Thematik ungewöhnlich Tiefe.

Nur wenige Autoren schaffen es Tiefsinnigkeit in einen fesselnden Roman voll derber Sprüche und blutiger Gewalt zu packen, doch Irvine Welsh ist einer von ihnen. Ein Grund, weshalb er zu einem meiner Lieblingsautoren gehört.

"Die meisten von ihnen haben eine gewisse Ahnung davon, dass die klügsten Menschen diejenigen sind,
die sich selbst als ewige Schüler begreifen,
die niemals damit aufhören zu lernen und sich angesichts der ständig wechselnden Möglichkeiten und Bedrohungen des Lebens immer wieder neu ausrichten."
(S. 101)


Fazit:
Steht Irvine Welsh drauf, ist Irvine Welsh drin und somit war ich auch von diesem Roman restlos begeistert, wenn er auch etwas "ruhiger" ist als "Trainspotting", "Porno" und vor allem als "Drecksau".
Für all diejenigen, welche mal etwas neues bezüglich Genre probieren wollen und vor Gewalt und derben Sprüchen nicht zurückschrecken, kann ich Irvine Welsh sehr empfehlen.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 31.08.2018

Dieses Buch über die Geschichte der Medizin ist informativ wie ein Sachbuch, spannend wie ein Thriller und schaurig wie ein Horror...und gerade deshalb eines meiner absoluten Lesehighlights.

Der Horror der frühen Medizin
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Grausig sind die Anfänge der Medizin: Leichenraub, blutige Operationen wie Kirmesspektakel, Arsen, Quecksilber, Heroin als verschriebene Heilmittel. Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Unwissen der Ärzte ...

Grausig sind die Anfänge der Medizin: Leichenraub, blutige Operationen wie Kirmesspektakel, Arsen, Quecksilber, Heroin als verschriebene Heilmittel. Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Unwissen der Ärzte sagenhaft, wie sie praktizieren, ein einziger Albtraum. Bis ein junger Student aus London mit seinen Entdeckungen alles verändert … Lindsey Fitzharris erzählt vom Leben dieses Mannes und vom Horror, den ein einfacher Arztbesuch damals bedeutete – schaurig, unterhaltsam, erhellend....(Klappentext)

✚✚✚✚✚

"Alles war infrage gestellt, alles war unerklärt,
alles war zweifelhaft, nur die große Anzahl der toten war eine unzweifelhafte Wirklichkeit."
(Ignaz Semmelweis / S. 119)


Der Titel des Buches könnte treffender nicht sein, denn es liest sich wie ein Roman im Sub-Genre Medizin-Horror.
Leider war dies damals traurige Wirklichkeit - traurig vor allem für den Patienten, denn der Tod war ihm im Krankenhaus so gut wie sicher. Und doch wurde die Medizin durch ein paar Ärzte voran getrieben.
Durch Ärzte die sich über Konventionen und andere Ärzte hinwegsetzten, Ärzte die nicht nur abhackten und rumschnippelten, sondern sich wirklich dafür interessierten ihren Patienten zu helfen, Ärzte wie Ignaz Semmelweis, Alexander Flemming, Robert Koch und eben auch Joseph Lister, den wir hier begleiten werden.

Lister war nicht nur Arzt, sondern auch durch und durch Forscher und Wissenschaftler. Ihn begleitet man durch das kranke und tödliche viktorianische London.
Doch auch andere Ärzte begegnen uns und auch an deren Leben und Geschichten darf man teilnehmen.
Wie z. B. Robert Liston, dessen rohe Gewalt und Schnelligkeit schon vor der Erfindung der Äther-Anästhesie, sein Markenzeichen war. Diese Schnelligkeit war zwar vor allem bei Amputationen ein Segen, jedoch war er hierbei hin und wieder zu enthusiastisch. Zum Beispiel schnitt er dabei einem Patienten auch gleich noch den Hoden mit ab oder er hatte mit dem Messer so einen Zahn drauf, sodass er seinem Assistenten auch gleich drei Finger abtrennte.
Oder Berkley Moynihan, der sich erinnerte, dass er und seine Kollegen in einem Kittel operierten, der vor lauter Blut und Dreck schon von alleine in der Ecke gestanden hätte. Dieser war übrigens auch der erste Chirurg der Gummihandschuhe verwendete.

Man wohnt Amputationen, Ausschabungen und diversen äußerst ungewöhnlichen Behandlungsmethoden bei, die einem den Ekel ins Gesicht treiben. Und natürlich behandelt man auch Gangrän, Erysipel und Sepsis, welche Lister besonders interessierten.

"Die Frau drohte an der Flüssigkeit in ihrer Lunge zu ersticken.
Erichsen griff zu einer ungewöhnlichen Maßnahme:
Er drückte den Mund auf die offene Wunde und saugte Blut und Schleim aus den Atemwegen.
Dreimal musste er ausspucken, dann beschleunigte sich der Puls der Patientin wieder,...."
(S. 81)


Dies war der Ausgangspunkt seiner Forschungen über die Wundheilung und die Auswirkungen von Infektionen auf Körpergewebe und somit der erste Schritt in die Richtung der Wundhygiene. Hierbei kreuzen natürlich auch Ärzte wie Ignaz Semmelweis und Louis Pasteur unseren Weg.

Dies alles erfolgt in einem flüssigen und klaren Schreibstil und der Erzählstil ist äußerst plastisch. Für schwache Nerven und sensible Mägen ist dieses geschichtliche Sachbuch der Medizin also definitiv nichts. Ich bin mir jedoch sicher, dass hauptsächlich Personen, welche im medizinischen Bereich tätig sind und Personen, welche ein allgemeines Interesse an Medizin und Geschichte haben, zu diesem Buch greifen. Und ich gehe davon aus, dass diese Personen keineswegs zimperlich sind.

Jedes Kapitel wird mit einem Zitat eines Forschers, Wissenschaftlers oder Arztes eingeleitet und schon befindet man sich mitten in der Geschichte.

So sehr ich das viktorianische Zeitalter bewundere, bin ich doch froh in der heutigen Zeit zu leben. Doch so schockierend es sich auch liest, so faszinierend und interessant ist es, in die damalige Zeit einzutauchen und damit die ersten Schritte in die Richtung der heutigen Medizin zu verfolgen.

"Das begeisterte Publikum sah gebannt zu, wie der Anatom die aufgeblähten Bäuche verwesender Leichname aufschnitt,
aus denen Blut und stinkender Eiter quoll.
Manchmal wurde das makabre Schauspiel von lieblicher Flötenmusik begleitet."
(S. 10)


Dieses Buch besticht jedoch nicht nur durch interessante Fakten zur Geschichte der Medizin, sondern vor allem auch durch das Cover, wobei auch die Rückseite des Covers nicht zu verachten ist.
Die Verarbeitung zeugt zusätzlich von guter Qualität...sonst hätte das Buch den Urlaub mit Strand, Meerwasser und Wind sicher nicht so gut überstehen können.

Fazit:
Ich bin von diesem Sachbuch über die Medizin und dessen Geschichte absolut begeistert und könnte es immer und immer wieder lesen. Es ist informativ wie ein Sachbuch, spannend wie ein Thriller und schaurig wie ein Horror.
All diese Hürden, Fehler und auch Grausamkeiten, führten dazu, dass sich die Medizin weiterentwickelte.
Mein Respekt und auch Dank gehört all den Ärzten von damals, die den Mut hatten sich gegen Kollegen, Konventionen und Aberglauben zu stellen, um ihr eigenes Ding durchzuziehen. Damals erforderte dies nämlich Mut und vor allem auch Bereitschaft eventuell mit seiner eigenen Forschung unterzugehen.
Dies ist mein absolutes Lesehighlight, welches ich jedem der sich für Geschichte und Medizin interessiert, ans Herz legen möchte - Ihr werdet es lieben.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 21.08.2018

Toller Hai-Horror -> spannend, interessant, blutig und mit Actionszenen. Für Lesen am Limit empfehle ich dieses Buch im Strandurlaub zu lesen *g*

MEG
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Im Marianengraben südwestlich von Burma hat »Carcharodon megalodon« überlebt - MEG, ein Vorfahre des weißen Hais und eines der gefährlichsten Raubtiere, das je existierte. Der Herrscher der Meere, eine ...

Im Marianengraben südwestlich von Burma hat »Carcharodon megalodon« überlebt - MEG, ein Vorfahre des weißen Hais und eines der gefährlichsten Raubtiere, das je existierte. Der Herrscher der Meere, eine Killermaschine. Jonas Taylor, ein berühmter Tiefseeforscher, ahnt es. Auf einer Tauchstation in ozeanischen Tiefen stellt sich heraus, wie recht er hat. MEG gelingt es, in die oberen Wasserschichten aufzusteigen, wo der gigantische Hai fortan sein Unwesen treibt. Die Jagd beginnt - und dieses Mal ist der Mensch das Opfer....(Klappentext)

✺✺✺✺✺✺✺✺✺✺

"Warmes Wasser strömte in das leicht geöffnete Maul, das sich scheinbar zu einem grausamen, gezackten Grinsen verzogen hatte.
Über dem Zahnfleischrand ragten die Spitzen von zweiundzwanzig rasiermesserscharfen Zähnen hervor, mit denen der Räuber seine Beute packte.
Im Oberkiefer steckten weitere vierundzwanzig Zähne, wesentlich größere und breitere Waffen,
von der Natur dazu vorgesehen, Knochen, Sehnen und Speckschichten zu durchbohren."
(S. 49)


Das Buch ist in zwei Teile geteilt:

Hier muss man anfangs etwas Geduld mitbringen, denn auf den ersten 50 Seiten erhält man zwar unter anderem Einblicke in die verschiedenen Handlungsstränge und Charaktere, aber es lassen einem auch einige technische und wissenschaftliche Ausführungen gähnen. Zumindest war dies bei mir der Fall. Das technische Nackerpatzl in mir interessiert sich nämlich keineswegs für den Aufbau eines Tiefseebootes, dessen Instrumente und wieviel Bar Druck es aushält. Ich kann damit so gar nichts anfangen.
Was ich jedoch durchaus interessant fand, war der Aufbau und die Geschichte des Marianengrabens mit den darin lebenden Meeresbewohnern. Ebenso erfährt man interessante Fakten über Haie allgemein und wie es möglich ist, dass ein Megalodon-Weibchen und auch ein Kronosaurus bis heute darin überleben konnten. Letzteres natürlich nur fiktional...hoffen wir zumindest mal g.
Im ersten Teil erfolgt aber auch der erste mehr oder weniger glimpflich verlaufende Kontakt mit dem Megalodon-Weibchen und die Spannung steigt langsam an.

"Vierzig Minuten später saß Jonas Taylor in der SEA CLIFF und ging wie gewohnt seine Checkliste durch -
für einen Tauchgang, der sein ganzes restliche Leben prägen würde."
(S. 25)


Forscher an Bord der Tallman haben den ersten Kontakt, zumindest vermuten sie, dass es sich im Sonar um diese prähistorische Spezies handelt. Diese Vermutung genügt jedoch schon, um bei den Forschern den Jagdinstinkt zu kitzeln und sie beschließen dieses Monstrum von Hai an die Oberfläche zu locken.
Näheren Kontakt hat hingegen der Tiefseeforscher Jonas Taylor, der sich mit zwei Wissenschaftler in einer geheimen Marine-Expedition befindet und mit ihnen in einem Tiefseetauchboot hockt, um Bodenproben aus dem Marianengraben zu bergen. Dabei erwecken sie kurz die Aufmerksamkeit des gleichen Megalodon-Weibchens, konnten sich jedoch, durch das Abschalten der Motoren und Lichter, dieser Aufmerksamkeit nur knapp entziehen....nicht jeder überlebte diesen dramatischen Tauchgang.

Mit dem 1. Teil wird der Leser quasi auf das was folgen wird vorbereitet.

Im 2. Teil (ab ca. S. 90) beginnt der eigentliche Roman, bzw. die Story. Es sind 7 Jahre vergangen und Taylor, nun Paläontologe, musste aufgrund des mißglückten Tauchganges und seiner Aussage ein riesiger Hai hätte sie angegriffen, einen 3-monatigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Einrichtung über sich ergehen lassen. Damals wurde er unehrenhaft aus der Marine entlassen. Immer noch davon überzeugt, dass das Tiefseeboot von einem Megalodon angegriffen wurde, beschäftigt er sich seither eingehend mit der These, weshalb das Megalodon überlebt haben könnte. In ein Tiefseeboot ist er seither jedoch nicht mehr gestiegen. Das ändert sich als mehrere unbemannte Forschungstauchboote im Marianengraben völlig demoliert geborgen werden und ihn sein Freund Tanaka um Hilfe bitte dem nachzugehen.

"Das Megalodon tauchte auf, das Seitenlinienorgan genau auf die Vibration des Motors ausgerichtet.
Das aufgeregte Raubtier beschleunigte immer schneller, die seelenlosen, graublauen Augen rollten in den Schädel, und eine Sekunde später...
WUSCH! Das Meer explodierte, als das Meg durch John Pauls Boot krachte und es zu Kleinholz verarbeitete."
(S. 215)


Auch im 2. Teil muss man sich etwas gedulden, denn hier dauert es etwas bis das Megalodon wieder auftaucht. Dies gestaltet sich jedoch keineswegs langweilig, sondern erhöht in gewisser Weise die Spannung. Immerhin wissen wir Leser ja - das Meg wird auftauchen! Ab diesem Zeitpunkt geht es dann jedoch Schlag auf Schlag. Die Spannung und das Tempo steigen und man fliegt regelrecht durch die Story.

Der Schreibstil ist flüssig und äußerst plastisch. Alten schafft es wirklich gekonnt Bilder entstehen zu lassen und man spürt regelrecht wann es so weit ist und sich das Megalodon nähert. Ähnlich der typischen Musikuntermahlung bei "Der Weiße Hai" richten sich einem dann die Nackenhaare auf und man kaut den ein oder anderen Fingernagel ab.
Actionszenen und überraschende Wendungen wechseln sich ab und einige der Figuren werden das Ufer nie wieder lebend erreichen....höchstens stückchenweise.
Der Erzählstil und die Story selbst sind absolut packend, die Charaktere authentisch und was mich besonders begeistern konnte war, dass man auch Einblick in die Sicht des Megalodon erhält. Diese Passagen strotzen nur so vor animalischen Instinkt und roher Kraft.

"Als das Megalodon aus der warmen Brühe der Rauchfahne in das eisige Wasser darüber geriet, wirkte die Kälte vorübergehend stimulierend auf seine überhitzten Muskeln.
Es schwamm auf das lästige Piepen der zweiten Drohne zu, wobei es immer weiter aufstieg.
In weniger als einer Minute hatte es bereits dreihundert Meter Höhe gewonnen.
(S. 69)


Fazit:
Trotz der Geduld die man anfangs bei beiden Teilen des Buches aufbringen muss, entwickelte sich dieser Hai-Horror rasch zu meinem persönlichen Sommer-Highlight.
Spannung, Tempo und Action mit blutigen Zwischensequenzen, machen diesen Roman zu einem tollen Lesevergnügen.
Für Lesen am Limit empfehle ich dieses Buch am Strand zu lesen g.
Nun bin ich gespannt wie der Film ist...bei FSK ab 12 darf man wohl sich nicht viel erwarten, daher schätze ich, dass der Film ordentlich gekürzt und entschärft wurde.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 09.08.2018

Mein Horror-Highlight im Sommer mit Südstatten-Hillbillys und gefräßigen Monstern in den Sümpfen.

The Wild Hunt
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Ein Serienkiller treibt in Louisiana sein Unwesen. Er überfällt Reisende und verschleppt sie in das Sumpfland des Atchafalaya Wildlife Refuge.
Als Sues Familie in die Fänge des Killers gerät, muss sie ...

Ein Serienkiller treibt in Louisiana sein Unwesen. Er überfällt Reisende und verschleppt sie in das Sumpfland des Atchafalaya Wildlife Refuge.
Als Sues Familie in die Fänge des Killers gerät, muss sie mit ansehen, wie ihre Familie brutal ermordet wird. Sie selbst kann in ihrer Not gerade noch in die Sümpfe entkommen.
Die Jagd auf den Serienkiller beginnt, dessen Morde mit einer Blutfehde zusammenhängen, die bis in die Zeit der amerikanischen Revolution zurückreicht.
Doch in den Sümpfen lauert noch etwas weitaus gefährlicheres als der Killer. Es ist kompromisslos, tödlich und absolut böse!...
(Klappentext)

☠☠☠☠☠

"Leichen hatte man bisher keine gefunden, aber das viele Blut hinterließ eine eindeutige Botschaft:
Es waren Menschen gestorben. Abgeschlachtet, weil sie zur falschen Zeit auf der falschen Straße unterwegs gewesen waren."
(S. 22)


Bereits auf der ersten Seite stößt man auf den Serienkiller und es ist offensichtlich, dass er ein Psychopath der übelsten Sorte ist. Dieser tötet anscheinend aus reinem Spaß an der Freude, indem er ahnungslose Reisende von der Straße drängt, deren Leben auslöscht und anschließend die Leichen verschleppt.
Nachdem er mit seinem Pick-Up-Truck eine Familie von der Straße gedrängt hat, tötet er einen nach dem anderen. Nur die 15-jährige Sue konnte sich retten, indem sie sich in die Sümpfe flüchtete. Doch die tiefen Sümpfe sind nicht nur das Jagdrevier des Serienkillers. Neben bewaffneten Hillbillys treibt sich noch etwas anderes darin herum - groß, gefährlich und mit spitzen Reißzähnen.

Mason: ein 25-jähriger Journalist ist ebenfalls in dieser Gegend unterwegs. Er ist auf der Suche nach einer genialen Story, um auf die Titelseite zu gelangen. Und was für eine Story könnte besser dafür geeignet sein, als die eines Serienkillers der auf der Interstate 10 wütet und noch immer nicht gefasst wurde? Dafür begibt er sich in das Atchafalaya National Wildlife Refuge - ein Labyrinth aus Wäldern, Sümpfen und unzähligen nicht verzeichneten Wegen.

The Hunting Company: hier ist der Name Programm, denn es ist eine zusammengewürfelte Gruppe von ehemaligen Navy Seals. Abgebrühte Männer, bis auf die Zähne bewaffnet und bereit alles zu jagen und zu töten was Geld einbringt - wirklich ALLES. Doch diesmal sind sie auf einer ganz speziellen Jagd - einer Jagd die schon Jahrhunderte andauert und nun endlich für alle Zeiten beendet werden soll. Das Blut kocht, die Büchsen sind geladen und die Männer bereit.

"Der Geist des Krieges war erwacht.
Er hatte nur geschlummert und auf den richtigen Augenblick gewartet,
um mit seiner kompromisslosen Zerstörungswut an die Oberfläche zu brechen.
Die Hunting Company würde ihn in die Sümpfe tragen und entfesseln,
denn das war es, wofür sie lebten."
(S. 33)


Eric und Nina: die beiden sind beruflich auf dem Weg nach New Orleans und haben dafür den Weg durch die Pampa gewählt. Tja, das hätten sie wohl besser lassen sollen.
Nachdem sie ein Mädchen fast überfahren hätten und dieses nun nach Hause bringen, ist ihnen nicht klar in was für eine Gefahr sie sich damit begeben. Sie landen nämlich somit in der Höhle des Löwen aus der es kein Entkommen zu geben scheint.

Während man Sue nur anfangs und gegen Ende antrifft, begleitet man die anderen Figuren durch die Story und somit den ein oder anderen durch die wahr gewordene Hölle. Jeder dieser Handlungsstränge ist für sich spannend, interessant und endet immer wieder mit einem bombastischen Cliffhanger.

"Direkt neben ihrem strampelnden Freund kam ein zweiter Kopf nach oben,
teilte mit seinem schwarzen Schopf das Wasser,
die Augen in tödlichem Weiß,
die Haut aufgequollen und grau."
(S. 130)


Auch diesmal bin ich wieder vom Schreib- und Erzählstil des Autors begeistert.
Während so manche Dialoge, entsprechend der Charaktere, derb, großkotzig und auch manchmal gruselig sind, so ist die Settingbeschreibung atmosphärisch dicht mit nahezu literarischen Zügen und doch herrlich flüssig.
Mit diesem Thriller taucht man in ein Setting mit typischen Südstaatenflair ein. Man bewegt sich durch typisch amerikanische Kleinstadt-Kaffs, die man aus Roadmovies oder diversen Horrorfilmen kennt. Hillbillys mit ihren Gewehren und Cowboystiefeln kreuzen genauso unseren Weg, wie auch heruntergekommene Häuser mit ihren ebenso heruntergekommenen Veranden. Man spürt die schwüle und drückende Hitze der Sümpfe, die von Regengüssen unterbrochen werden.
Kopfkino erzeugen kann M.H. Steinmetz und dies macht beim Setting nicht Halt. Es geht hier nämlich keineswegs idyllisch zu, im Gegenteil. Die unheimliche und leicht gruselige Spannung durchzieht die gesamte Story und wird nur durch Blut und Gemetzel unterbrochen. Hier fliegen Gliedmaßen genauso durch die Gegend wie Gedärme und Schädel, während sich die Handlungsstränge aneinander nähern und schließlich miteinander verwoben werden.

"Die Knochen zerfielen in ihrem Fleisch zu Staub, in dem ihre Zähne wie in einem dicken Brei haltlos herumschwammen,
nur von schmerzhaft pulsierenden Nerven gehalten.
Anstatt gänzlich Form und Halt zu verlieren, erwuchs daraus etwas Neues."
(S. 196)


Am Ende nimmt die Story nochmals ordentlich an Fahrt und Spannung zu und enthält einen actiongeladenen und brutalen Showdown.
Happy End sucht man bei M.H. Steinmetz vergebens und genau das mach das Ganze um einiges authentischer und interessanter. Der Autor killt nämlich auch schon mal seine Protagonisten und ist daher immer für eine Überraschung gut. So auch in diesem Horror-Thriller.

Fazit:
"The Wild Hunt" ist ein literarischer Horror-Splatter par excellence und somit eines meiner Lesehighlights. Wer die amerikanischen Horrorfilme aus den 80ern mag, wird dieses Buch lieben. Also haltet Eure Schlüppis fest, hier wird es spannend, brutal und vor allem blutig.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 06.08.2018

Eine rundum gelungene Graphic Novel, die dystopischer nicht sein könnte - spannend, atmosphärisch und bedrückend.

V wie Vendetta
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Set in a futurist totalitarian England, a country without freedom or faith, a mysterious man in a white porcelain mask strikes back against the oppressive overlords on behalf of the voiceless. Armed with ...

Set in a futurist totalitarian England, a country without freedom or faith, a mysterious man in a white porcelain mask strikes back against the oppressive overlords on behalf of the voiceless. Armed with only knives and his wits, V, as he’s called, aims to bring about change in this horrific new world. His only ally? A young woman named Evey Hammond. And she is in for much more than she ever bargained for…
A visionary graphic novel that defines sophisticated storytelling, this powerful tale detailing the loss and fight for individuality has become a cultural touchstone and an enduring allegory for current events. Master storytellers Alan Moore and David Lloyd are at the top of their craft in this terrifying portrait of totalitarianism and resistance....
(Klappentext)

❃❃❃❃❃

"There aren't many cheeky, cheery charakters in 'V FOR VENDETTA' either;
and it's for people who don't switch off the news."
(David Lloydm Jan. 1990)


"V for Vendetta" ist eine Dystopie, welche im London der 1990er spielt.
Nach einem Atomkrieg herrscht in England ein totalitäres und faschistisches Regime. Propaganda und Kontrolle beherrschen die Bevölkerung. Es werden nur Bücher, Musik und Nachrichten erlaubt und gesendet, welche vom "Führer" und seinem Überwachungsstaat erlaubt werden. Die Überwachungs- und Propagandaorganisation setzt sich zusammen aus der Geheimpolizei "Finger", dem Regierungssender "Mund", der Videoüberwachung "Auge", der Lauschattacke "Ohr" und der Ermittlungsbehörde "Nase". Keine Bücher, keine Musik, keine Individualität. Jeder der anders ist und gegen die strenge Regelungen verstößt, wird "entfernt" (kommt einem doch irgendwie bekannt vor, oder?).
Doch es gibt einen, der sich gegen dieses Regime stellt und das im ganz großen Stil. "V" operiert aus dem Untergrund und trägt eine Guy Fawkes-Maske. Dieser war übrigens ein katholischer Offizier aus dem 17. Jahrhundert, der am 5. November 1605 das englische Parlament sprengen und König Jakob I. töten wollte. Grund - die Verfolgung katholisch Gläubiger durch die damaligen Machthaber. Wie dieser stellt sich auch "V" gegen das Regime und sprengt am 5. November das Parlament in die Luft. Dieser jedoch mit Erfolg, im Gegensatz zu Guy Fawkes. "V" ist geheimnisvoll, intelligent und dadurch schwer zu schnappen, denn er scheint immer einen Schritt voraus zu sein. Mit von der Partie ist ein 16-jähriges Mädchen namens Evey, welche er vor einer Vergewaltigung rettet und derer er sich annimmt. Und zusammen wollen sie dieses Regime zu Fall bringen (persönliche Inhaltsangabe).

">>Me? I'm the King of the twentieth century.
I'm the Bogeyman. The Villain....the black sheep of the family.<<"
(S. 13)


Der Comic erschien erstmals 1982 und Alan Moore zeichnet hier eine Dystopie vom Feinsten, in der die Unterdrückung von Freiheit und Individualität der gesamten Gesellschaft das zentrale Thema ist.
Während die Graphic Novel ursprünglich in Fortsetzungen und in schwarz-weiß veröffentlicht wurde, hält man hier die colorierte Gesamtausgabe in den Händen. Diese ist in 3 Teile aufgeteilt, in denen die Pläne von "V" bezüglich der Zerstörung des Systems, sowie sein Motiv erörtert werden. Dabei wird aus mehreren Perspektiven erzählt und man erhält tiefe Einblicke in das System, sowie in die Hintergründe des geheimnisvollen Protagonisten selbst.

Es gibt hier einige Abweichungen zum Film, welche ich jedoch sogar um einiges interessanter und stimmungsvoller finde. Aufgrund dessen gestaltet sich die Story sehr spannend. Diese besticht zusätzlich durch die Liebe zum Detail und die düsteren Zeichnungen von David Lloyd einfach nur fantastisch und fangen die Atmosphäre gekonnt ein.
Die Zitate aus diversen Litereatur- und Musikklassikern runden das Werk ab und tragen zusätzlich zu der bedrückenden Stimmung bei.

"Nobody you'd have heard of a German gentleman named Dr. John Faust.
He made a deal, too."
(S. 44)


Schon vor der Story selbst erhält man Informationen von Alan Moore und David Lloyd bezüglich der Entstehung der Graphic Novel. Am Ende lässt uns Alan Moore noch einen Blick hinter die Kulissen werfen und es sind auch noch zwei Kurzgeschichten mit unserem mysteriösen "V" enthalten.

Fazit:
Eine rundum gelungene Graphic Novel die dystopischer nicht sein könnte - spannend, atmosphärisch, bedrückend und von der Thematik her aktueller denn je.
Trotzdem ich den Film kenne, und von dem ich auch weiterhin schwer begeistert bin, empfand ich die Story als spannend, da sie wesentlich mehr in die Tiefe geht.
Dies war mein erster Comic von Alan Moore und definitiv nicht mein letzter.

© Pink Anemone