Ich habe anfangs nicht gewusst, dass das hier bereits der 2. Teil einer Buchreihe ist. Muss man aber auch gar nicht wissen, alles wesentliche wird hier erzählt.
Der 1. Teil hatte als Protagonistin eine Elizabeth Bennet, und sollte wohl eine Neuerzählung von "Stolz & Vorurteil sein". Hier heißt die weibliche Hauptperson Remington Montague. Na, bei wem klingelt es? Richtig, diesmal soll sich alles um Romeo & Julia drehen. Nette Idee, dachte ich. Aber dann sind alle Dinge, die irgendwie mit Romeo & Julia verbunden sind einfach nur dermaßen an den Haaren herbei gezogen, dass es eher lächerlich wirkt. Und dabei ist die Tatsache, dass es hier das Mädchen ist, das den Nachnamen Montague verpasst bekommen hat, und nicht der Junge, wirklich noch das geringste Übel.
Stellen wo ich heftig die Augenbrauchen hochgezogen habe:
ACHTUNG - kleine SPOILER:
- Es fängt an zu regnen, und um sie davor zu 'schützen', nimmt Dax Remi huckepack auf den Rücken und rennt so mit ihr über die Straße -> dadurch wird ER vielleicht weniger nass, auf alle Fälle sind sie so viel länger im Regen unterwegs als wenn sie beide einfach losgerannt wären.
- Sie haben vertraglich vereinbart, dass sie nur Freunde sind. Und trotzdem machen sie dann - ganz spontan - eine 'vorgetäuschte Hochzeit', angeblich um ihre Freunde zu veräppeln. Denen wird das später aber noch nicht mal erzählt. Das ist von vorne bis hinten unlogisch, und eines dieser Beispiele wie krampfhaft versucht wird eine Parallele zu Romeo & Julia zu schaffen.
- Sie schauen den Film "Romeo + Julia" von Baz Luhrmann und es wird vom Maskenball geschrieben -> es gibt keinen Maskenball in diesem Film, sie lernen sich bei einem Kostümball kennen! Leo trägt eine Ritterrüstung, Clare Danes ist ein weißer Engel mit Flügeln und ihr Verlobter ist ein Astronaut.
- Sie haben Sex im Freien, und weil er so schwach ist vor lauter Lust (ehrlich, das ist seine Begründung!) lehnt ER sich an einen Baumstamm, hebt sie hoch, sie stemmt ihre Füße am Baum ab, und trotz all dem ist es immer noch er, der den Rhytmus, die Intensität bestimmt. Ich hab das zu Hause nicht nachgestellt (kein Baum im Garten), aber ich stelle mir das echt äußerst unpraktisch vor. Und blödsinnig.
Was mich an den New Adult Romanen, die ich bisher gelesen habe (nicht sehr viele) generell nervt sind diese ausufernd theatralischen und sich ständig wiederholenden Selbstzweifel die die Protagonisten haben bzw. ihre Gründe wieso der andere genau die falsche Person ist und es unter gar keinen Umständen zu irgendeiner Art von Beziehung kommen darf. Das wäre in ihren Augen das Schlimmste was passieren könnte. Und dann bedarf es hier nur eine Berührung von Dax, und Remi hat ihr Gehirn und all ihre Bedenken sofort ausgeschaltet, sie ist sofort Wachs in seinen Händen und würde sich auch in aller Öffentlichkeit von ihm vernaschen lassen.
Und es ist auch immer die gleiche Konstellation! Als ob es da irgendwo eine Schreibvorlage gibt, die nur noch etwas ausgefüllt wird... Er ist ein Schürzenjäger, der alle Weiber haben könnte und auch hatte. Sie ist die einzige weit und breit, die keine Tussi ist, die auch was im Kopf hat, meist noch irgendein Problem/Schicksal in der Familie. Und sie ist auch die einzige, die für die er sein altes leichtes Leben sofort aufgeben würde. Warum dieser Sinneswandel ausgerechnet bei ihr passiert, was sie so außergewöhnlich & besonders macht, wird allerdings nie erklärt.
Das deutsche Cover finde ich besser als dieses Pornoheftbild auf der englischen Originalausgabe. Aber dieses Pärchen da drauf hat leider so gar nichts mit Dax und Remi zu tun (er sieht aus wie ein lieber süßer 17-Jähriger, sie passt von der äußeren Beschreibung überhaupt nicht), und schürt ganz andere Erwartungen an den Inhalt des Buches.