Ist Männlichkeit out? Der humorige, ganz eigene Kampf des Protagonisten Clemens, gegen allgemeine Verweichlichung
Clemens arbeitet als Redakteur für ein Männermagazin und schreibt dort für das Ressort Abenteuer. Er liebt seinen Job über alles, aber auch, dass ihm bei seiner Themenauswahl praktisch freie Hand gelassen ...
Clemens arbeitet als Redakteur für ein Männermagazin und schreibt dort für das Ressort Abenteuer. Er liebt seinen Job über alles, aber auch, dass ihm bei seiner Themenauswahl praktisch freie Hand gelassen wird. Clemens Chef Alfie schätzt Clemens unkonventionelle Arbeitsweise sehr und weiß, dass auf seinen Mitarbeiter Verlass ist, wenn es darum geht, über möglichst spannende, teils gefährliche Dinge zu schreiben. Für seinen Job reist Clemens überall hin auf der Welt; sogar zur Rallye Dakar, hat es ihn zusammen mit seinem Kumpel und Fotografen Ronnie diesmal verschlagen.
Clemens überbordende Männlichkeit wird auch in der Damenwelt geschätzt. Der attraktive Mann, hat keine Probleme damit interessante Frauen kennenzulernen und ins Bett zu bekommen. Doch mehr will Clemens nicht. Zwar will er keine Frau verärgern, doch glaubt er nicht daran, dass sich aus seinen Affären mal etwas Ernstes entwickeln könnte. Clemens liebt sein Singleleben viel zu sehr und kostet es zusammen mit seinen besten Freunden in vollen Zügen aus.
Ausgerechnet auf dem Flughafen, als er mit Ronnie von seinem letzten Einsatz zurückgekehrt ist, durchfährt es ihn wie einen Blitz, als er dort auf eine Backpackerin trifft, die nicht nur wahnsinnig gut aussieht, sondern dazu genauso tickt wie er, die gleichen Orte bereist und die gleichen Erfahrungen gemacht hat. Clemens will die unbekannte Schöne unbedingt wieder treffen und setzt alle Hebel in Bewegung. Auch Wayra ist angetan von Clemens und so kommt es, wie es kommen musste. Beide landen zusammen im Bett. Nur kurze Zeit später aber, folgt das böse Erwachen für Clemens, zurück in der Redaktion. Seinem Chef wird gekündigt und dessen Nachfolgerin ist keine geringere als Wayra. Clemens ist enttäuscht, dass Wayra sich ihm gegenüber nicht offenbart hat. Wütend ist er aber vor allem darüber, dass Wayra ihm sein Lieblingsressort weggenommen hat. In Zukunft soll Clemens stattdessen über Pflegeprodukte für Männer und Wellnessoasen berichten. Unverschämtheit! So etwas passiert ihm, einem echten Kerl? Schon seit langer Zeit, nervt es ihn, dass die Medien, die Werbung und die Frauenwelt, mit aller Macht, ein neues Männerbild kreieren und aus seiner Spezies verweichlichte Kerle machen wollen. Zusammen mit seinen Kumpels, kommt ihm jedoch eine gute Idee. Aus einer Laune herausstarten Clemens und die Jungs eine Art Gegenkampagne auf Youtube. Wayra ist nicht begeistert von Clemens schroffem Verhalten ihr gegenüber, sie hatte auf mehr gehofft und kann so gar nicht begreifen, dass er ihr nun die kalte Schulter zeigt. Doch Wayra ist auch nicht, wie die Frauen, die Clemens vorher gedatet hat und so geht sie dem letzten echten Kerl, leider so gar nicht aus dem Kopf…
Schon nach dem Lesen des Klappentextes, war mir klar, dass ich „Harte Zeiten für echte Kerle“, unbedingt lesen wollte, denn der Text versprach vor allem eine humorige Unterhaltung. Ich erhoffte mir eine ähnliche Lektüre, wie beispielsweise Hans Raths großartige und witzige „Paul“Reihe. Und zu großen Teilen habe ich auch das bekommen, was ich mir erhofft habe. Allerdings mit gewissen Einschränkungen. Ich fand, dass die Unterhaltungen von Clemens und seinen Kumpels oftmals einfach zu gewollt „jungsmäßig“, wirkten. Zudem wurden der Hauptakteur und seine Freunde, teilweise wie wandelnde Klischees beschrieben; zwar mag ich durchaus auch mal überzeichnete Akteure, doch hier war es zwischenzeitlich einfach „too much“, für meinen Geschmack. Dazu legen die Jungs bei ihren Unterhaltungen eine derart derbe Ausdrucksweise an den Tag, dass man ihnen einfach nicht abnehmen kann, dass sie, im Falle von Clemens beispielsweise, eigentlich gebildete Wesen mit einem guten Job sind.
Die Romanidee der Autorin Safia Monney, die nicht nur schreibt, sondern auch als Schauspielerin tätig ist, mochte ich an sich sehr und trotz meiner Kritik, habe ich mich beim Lesen amüsiert. Die Story ist dialogreich, wartet mit einem Thema auf, das nicht erst seit der „Mee Too Debatte“ in aller Munde ist und durchaus ordentlich Diskussions /Zündstoff bietet, vor allem aber ist die Sicht der Autorin darauf, nicht nur einseitig geprägt. Vielmehr lässt sie ihre Leser, sowohl in die Köpfe ihrer weiblichen Romanfiguren, als auch in die ihrer männlichen Akteure schauen und bietet somit verschiedene Perspektiven an, die trotz des humorigen Untertons und der überspitzten Charaktere, zum Nachdenken anregen.
Die Story mag leicht, humorig und fluffig geschrieben sein; fast hat man beim Lesen das Gefühl, das persönliche Kopfkino stelle sich ein und man schaue eine leichte Liebeskomödie der privaten Sender- dennoch täte man der Autorin damit Unrecht, denn „Harte Zeiten, für echte Kerle“, hat mehr Substanz zu bieten, als es nach dem Lesen der ersten Seiten zunächst den Anschein hat.
Kurz gefasst: Ist Männlichkeit out? Der humorige, ganz eigene Kampf des Protagonisten Clemens, gegen allgemeine Verweichlichung.