Cover-Bild Die Attentäter
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Verlag Friedrich Oetinger GmbH
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 26.09.2016
  • ISBN: 9783789104565
Antonia Michaelis

Die Attentäter

Obwohl sie aus grundverschiedenen Verhältnissen stammen, sind Cliff und Alain fasziniert voneinander. Zwischen ihnen steht Margarete, die beide von klein auf kennen. Dann konvertiert Cliff zum Islam und verschwindet. Als er zurückkehrt, wird klar: Er soll für den IS einen „Tag des Blutes“ planen. Alain will seinen Freund retten – doch wie lange kann er noch zu ihm halten? Mit "Die Attentäter" liefert Antonia Michaelis einen beklemmenden Blick in die Abgründe des Terrorismus.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

beeindruckend, spannend und aktuell

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Antonia Michaelis beschreibt drei junge Menschen, deren Leben untrennbar verwoben sind. Cliff, Alain und Margarete wohnen im selben Haus, seit sie ungefähr vier Jahre alt sind. Magisch voneinander angezogen, ...

Antonia Michaelis beschreibt drei junge Menschen, deren Leben untrennbar verwoben sind. Cliff, Alain und Margarete wohnen im selben Haus, seit sie ungefähr vier Jahre alt sind. Magisch voneinander angezogen, lieben sie sich und können es doch nicht wirklich zugeben, sind auch immer wieder von einander abgestoßen und kommen doch nicht voneinander los. In manchem sind sie sich zu ähnlich und in anderem völlig verschieden.
Margarete und Alain wachsen in intakten Familien auf, eher wohlbehütet. Alain und Cliff sind beide begnadete Maler und Zeichner, wobei Cliff über ein fotografisches Gedächnis verfügt. Mararete ist die Bodenständige, Vernünftige der Drei und gibt den beiden anderen immer wieder Halt und Erdung. Cliff leidet sehr darunter, dass seine Mutter sich von ihm und seinem Vater getrennt hatte um Karriere zu machen, vielleicht auch gerade wegen ihrer türkischen Wurzeln etwas zu zielgerichtet und ehrgeizig; außerdem konnte sie die Wutausbrüche und Kontrollverlust ihres Sohnes einfach nicht mehr ertragen. Cliff ist völlig zerrissen, immer auf der Suche, nach ihr, nach Anerkennung, einem Sinn, versteht sich selber als „formbare Masse auf der Suche nach Form“ ( S.145), provoziert, sucht Ärger und immer wieder die Nähe „dunkler“ Gruppierungen; zwischendurch lebt er in einer Psychatrie oder ist im Ausland verschwunden. Alain und Margarete stellen dann mit Wehmut fest: „ Er ist schon wieder aus unserer Welt gefallen“ und, sobald Cliff zurückkommt haben sie ein Auge auf ihn, hoffen „alles würde in Ordnung kommen“. Immer wieder tauchen die Bilder von Flügeln und Engeln, bzw. einem gefallenen Engel auf, auch als Unterscheidung zwischen Hell und Dunkel, Gut und Böse, so wie Cliff Alain und sich selber sieht.

Cliff konvertiert zum Islam, radikalisiert sich. Gerade sein fotografisches Gedächnis sowie seine Fähigkeit zu zeichnen, machen ihn für den IS so interessant und er wird damit beauftragt, in Berlin „den Tag des Blutes“ zu organisieren...

Antonia Michaelis versteht es meisterhaft zu beschreiben, welche Entwicklung die Drei durchmachten, die Kämpfe und Zerrissenheit, dieses Schwanken und Hoffen und doch keinen anderen Ausweg mehr zu sehen um gerettet zu werden. Die ersten Seiten fand ich etwas anstrengend zu lesen und dann, plötzlich, war ich gefangen von der Sprache und der Geschichte, die ganz authentisch wirkt, bis zum Ende fesselt und dann noch nachwirkt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein brandaktuelles Thema

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Nachdem der 4jährige Alain mit seinen Eltern nach Berlin zieht, lernt er Cliff kennen, der im gleichen Haus wohnt. Die beiden freunden ich an, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die ungefähr ...

Nachdem der 4jährige Alain mit seinen Eltern nach Berlin zieht, lernt er Cliff kennen, der im gleichen Haus wohnt. Die beiden freunden ich an, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die ungefähr gleichaltrige Margarete, die auch in dem Haus wohnt, steht zwischen den Jungen.
Wir lernen als Leser die drei gut kennen, denn wir begleiten sie während des Aufwachsens. Alain ist ein netter Junge, der behütet aufwächst und keine Schwierigkeiten macht. Cliff hat immer das Gefühl, als wäre er lästig. Er weiß nicht recht, wer er wirklich ist und kann mit Problemen nicht gut umgehen. Dann muss die Trennung seiner Eltern miterleben und gerät daher aus der Bahn. Aber die Freunde stehen immer zusammen und helfen sich. Auch auf die pragmatische Margarete können die beiden Jungen bauen. Dann konvertiert Cliff zum Islam und geht in ein IS-Camp. Als er zurück nach Berlin kommt, ist er verändert. Ein terroristischer Anschlag soll in Berlin stattfinden.
Sehr eindringlich werden uns hier die Jugendlichen geschildert in ihrem Denken, ihren Gefühlen und ihrem Handeln. Es kommt einem so vor, als würde man sie sehr gut kennen. Obwohl ihre Wege unterschiedlichen verlaufen, kommt es immer wieder zu Treffen und trotz aller Kontroversen bleibt die Freundschaft bestehen.
Etwas bedrückend war für mich, dass Cliffs Werdegang eigentlich vorprogrammiert war. Er begibt sich in die Fänge des IS und wir bekommen einen Einblick in seine Ausbildung und in das Kriegsgeschehen. Wir erleben mit, wie die Pläne für den Anschlag geschmiedet werden und in Anbetracht dessen, was in letzter Zeit alles geschehen ist, ist das ziemlich bedrohlich. Doch bei alledem stehen die Personen im Vordergrund.
Das Buch ist für Jugendliche geschrieben, aber es spricht garantiert auch Erwachsene an. Es ist eine packende und spannende Geschichte, die noch eine ganze Weile nachhallt.
Ein sehr empfehlenswertes Buch mit authentischen Charakteren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wunderschön geschrieben mit ernster, aktueller Thematik und tiefgründigen, lebendigen Charakteren

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Inhalt:

Dies ist die Geschichte dreier Menschen, die zusammen aufgewachsen und miteinander verbunden sind, ob sie es wollen oder nicht. Alain, der Engel mit dem Licht. Cliff, in dem die Dunkelheit lebt. ...

Inhalt:

Dies ist die Geschichte dreier Menschen, die zusammen aufgewachsen und miteinander verbunden sind, ob sie es wollen oder nicht. Alain, der Engel mit dem Licht. Cliff, in dem die Dunkelheit lebt. Und Margarete, die Bodenständige, die Verbindung zwischen den beiden Jungen, die grundverschieden sind und doch von aneinander angezogen werden. Alain, der an das Gute in Cliff glaubt. Cliff, der ihn immer von sich stoßen will, um nicht doch vom Licht angezogen zu werden.
Doch dann schließt sich Cliff dem IS an. Und danach ist nichts mehr wie es war. Aber Alain weigert sich, Cliff aufzugeben ...

Meine Meinung:

Ich fange einfach mal mit dem herausragenden Schreibstil der Autorin an. Anders als bei anderen Werken von ihr ist man sich hier immer sicher, was real ist und was nicht, doch das ändert nichts daran, dass das Kunst ist.
Antonia Michaelis verwendet Vergleiche, Metaphern, Wortspiele, auf so magische Weise, dass ästhetisch eine Untertreibung wäre. Ich habe langsamer gelesen als sonst, jedes einzelne Wort auskostet - trotz der eher grausameren Thematik. Es lag ein seltsamer Widerspruch zwischen dieser und der Schönheit der Sprache, der aber keineswegs deplatziert wirkte, im Gegenteil. Denn es gibt auch schöne Bereiche in diesem Buch, manche, die mein Herz erobert haben.

Aber auch abgesehen vom Wort Building hebt sich der Stil deutlich von der Masse ab. Das liegt auch an den Sichtwechseln: Deutlich gemacht durch Abschnitte wird zwischen den Perspektiven gewechselt, vor allem zwischen Alain und Cliff, aber auch kurze, briefähnliche Passagen von Margarete, auf die ich später nochmal eingehe. Letztere sind immer aus der Ich-Perspektive, doch bei den Jungen wird scheinbar willkürlich zwischen dieser und dem Er-Erzähler gewechselt.
Komisch, wie Sachen, die mich sonst stören, hier nur den Stil untermauern. Denn ich war nicht verwirrt, im Gegenteil, ich schaffte es erstaunlich schnell, mich zu orientieren, und auch das macht die Geschichte nur noch mehr zu einem Kunstwerk und verdeutlicht den Flickenteppich, mit dem man die Erzählweise vergleichen kann.

Ausgehend von der Gegenwart dominieren anfangs Rückblicke, immer wieder durchbrochen von Einschüben aus dem aktuellen Geschehen, bis sich das Verhältnis dann umdreht. Dadurch wird von Anfang an die Beziehung zwischen den dreien erklärt und gezeigt, was sie zu den Menschen werden lassen hat, die sie heute sind. Somit war von Beginn an Tiefe vorhanden.
Lange Zeit wird einfach nur erzählt und die Teile aus den Leben zu einem Gesamtbild zusammengesetzt. Auch wenn die Rückblicke anfangs chronologisch wirken, werden manche Details ausgelassen und erst später erwähnt. Somit spielt besonders die Beziehung zwischen den Charakteren eine wesentliche Rolle.
Nichtsdestotrotz ist die Geschichte sehr fesselnd, getragen von den wunderschönen Worten. Sie zog mich in den Bann, auch wenn das Buch sich nicht einfach mal eben so weglesen lässt - gerade aufgrund der Thematik.

Die Autorin schafft es, den Charakteren schon auf wenigen Seiten Leben einzuhauchen. Dadurch, dass wir nahezu ihre gesamten Leben und ihre Vergangenheit kennenlernen, sind sie mehr als tiefgründig und vielschichtig. Die Gründe für ihr Verhalten werden nicht dargelegt, sondern anschaulich gezeigt, ihre Entwicklung beschrieben, ihre Ängste, Sorgen, Probleme, aber auch Wünsche und Freuden dargestellt, sodass sie absolut lebendig sind.
Die Passagen aus Margaretes Sicht sind Rückblicke, die wie Briefe aus der Zukunft wirken, ohne irgendetwas vorwegzunehmen - aber genug, um die leise, fesselnde Spannung zu intensivieren. Sie ist das Verbindungsglied zwischen den Jungen, die pragmatische Bodenständige. Der Fokus liegt auf den Jungen, im Vergleich zu denen mag sie blass wirken, dennoch wirkt sie nicht überflüssig.

Im Vordergrund steht immer wieder diese Gegenüberstellung dunkel - hell. Cliff - Alain. Anfangs wirken diese noch strikt getrennt, doch im Verlauf wird immer deutlicher, wie sehr die Grenzen verwischen und ineinander übergehen. Es ist beeindruckend, wie diese Trennung im Vordergrund steht und auf die Charaktere angewandt wird, während gleichzeitig gezeigt wird, dass es im Leben nicht Gut und Böse gibt. Denn ich hatte immer mal wieder Mitgefühl für Cliff. Sympathie. Und gerade aufgrund seiner schweren Erfahrungen als Kind schloss ich ihn insgeheim ins Herz und hatte deswegen vermutlich genau wie Alain Probleme damit, seine Entscheidung als mehr oder weniger erwachsener Jugendlicher zu akzeptieren.
Auch dass Alain immer mit einem Engel und Cliff immer mit Schatten assoziiert wird, verdeutlicht die Gegenüberstellung der Jungen. Nichtsdestotrotz verbindet die beiden eine enge, und mehr als berührende Beziehung, die mein Herz eroberte. Beide haben ein herausragendes Zeichentalent, sodass dies auch eine gewisse Rolle spielt.
Die beiden wollen sich meiden und werden doch immer wieder voneinander angezogen. Von der ersten Seite an wünschte ich mir flehentlich, Cliff würde ins „Licht“ zurückfinden, weil es so viele Seiten an ihm gibt, die es wert sind, gerettet zu werden.

Natürlich werden aktuelle Themen wie Pegida oder die Anschläge von Paris aufgegriffen, und natürlich der IS. Die Gründe dafür, sich diesem anzuschließen, werden nachvollziehbar dargestellt - ich meine, die Kritik an dem Konsum des Westens ist schon irgendwie verständlich. Diesen deswegen gleich als Feind zu betrachten, der vernichtet werden soll, weit weniger. Dennoch - gerade bei solchen Themen halte ich es für wichtig, dass man sie ansatzweise nachvollziehen kann, und das ist der Autorin gelungen.
Letztendlich hat mich das Buch fertig gemacht. Es hat mich mitgerissen und mitgenommen zurückgelassen - und gehört eindeutig zu den besten Büchern dieses Jahres!

Fazit: Wunderschöne Sprache mit herausragender Wortwahl und einem Stil, der aus der Masse heraussticht; eine aktuelle Thematik, die nachvollziehbar dargestellt wird; äußerst tiefgründige, lebendige Charaktere, die Gründe für ihre Handlungen und Gedanken werden nachvollziehbar dargestellt - eine sehr fesselnde Geschichte, die mein Herz berührt und mich komplett mitgenommen hat!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tiefgründig und fesselnd

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Tiefgründig und fesselnd

Inhalt:
Alain, Cliff und Margarete sind vier Jahre alt, als sie sich kennenlernen. Sie wohnen in demselben Haus in Berlin. Besonders Alain und Cliff sind wie auf magische Weise ...

Tiefgründig und fesselnd

Inhalt:

Alain, Cliff und Margarete sind vier Jahre alt, als sie sich kennenlernen. Sie wohnen in demselben Haus in Berlin. Besonders Alain und Cliff sind wie auf magische Weise miteinander verbunden. Margarete ist eher diejenige, die die beiden Jungs erdet. Alain ist der Gute, seine Eltern sind liberale Künstler, die ihren Sohn über alles lieben und ihn zu einem hilfsbereiten und freundlichen jungen Mann erziehen. Cliff dagegen ist schon als Kind von etwas Dunklem umgeben. Seine Mutter hat die Familie verlassen, sein Vater tröstet sich mit Alkohol. Zeit seines Lebens ist Cliff auf der Suche nach seinem Platz in der Welt, nach einer Gemeinschaft, in der er gebraucht wird. So landet er schließlich im Dschihad. Alain und Margarete halten trotz allem zu ihm und wollen ihn retten. Kann es ihre starke Freundschaft mit Cliffs innerer Zerrissenheit und Verzweiflung aufnehmen?

Meine Meinung:
In „Die Attentäter“ behandelt Antonia Michaelis ein brandaktuelles Thema: islamistischer Terror und die Flüchtlingskrise in Europa. Im Gegensatz zu ihren früheren Romanen gibt es hier kein Verwirrspiel mit den Realitäten, wenn man von einigen Szenen mit Schatten und Flügeln mal absieht. Und obwohl mir gerade dieses Verschwimmen von Wirklichkeit und Fantasie immer sehr gut gefällt, habe ich es hier nicht vermisst. Denn dieser Roman wirkt einfach realistischer als seine Vorgänger. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es sich genau so abspielen kann. Genau das macht die Geschichte so erschreckend und ergreifend.

Die Autorin beobachtet ihre Protagonisten sehr genau und setzt diese Beobachtungen in feinsinnige Beschreibungen um. Man begleitet die Kinder/Jugendlichen fast ihr ganzes Leben lang bis zum Alter von 19 Jahren in der Gegenwart. Dadurch lernt man sie extrem gut kennen. Es sind sehr faszinierende junge Menschen, jeder auf seine Art. Sehr interessant ist auch das Geflecht ihrer Beziehungen untereinander und zu anderen Personen. Alain, Cliff und Margarete verbindet eine so starke Freundschaft bzw. Liebe, dass man sich vorstellen kann, dass nichts ihr etwas anhaben kann. Und doch scheint es für Cliff nicht genug zu sein.

Auch wenn man es vielleicht nicht will, weckt Michaelis doch ein gewisses Verständnis für Cliffs Verhalten und das seiner Mitkämpfer im Heiligen Krieg. Sie zeigt auf, wie man in diese Abwärtsspirale geraten kann, aus der es scheinbar keinen Ausweg mehr gibt. Mich hat diese Charakterstudie sehr beeindruckt.

Und natürlich hat mich auch der bildhafte, fesselnde Schreibstil von Antonia Michaelis wieder begeistert. Ich liebe ihre poetisch angehauchten Beschreibungen einfach.

Anfangs war ich zwar etwas verwirrt, weil die Erzählform immer wieder wechselt. Aber daran gewöhnte ich mich schnell. Es gibt Passagen in der Gegenwart, die in der Ich-Form aus Alains oder Cliffs Perspektive erzählt werden, sowie kurze Einschübe aus Margaretes Sicht, die sich an einen der beiden jungen Männer richten. Wird über die Vergangenheit, also die Kindheit, erzählt, so geschieht dies in der 3. Person. Durch das Hin- und Herspringen in den Zeiten mit verschiedenen prägenden Ereignissen ergibt sich schließlich ein vollständiges Bild der Charaktere.

Fazit:
„Die Attentäter“ ist meines Erachtens kein für Antonia Michaelis typisches Buch, da es doch sehr realistisch wirkt. Doch der wunderschöne Schreibstil und die tiefgründige Ausarbeitung der Figuren, die man von ihr gewohnt ist, fehlen auch hier nicht. Das aktuelle Thema geht uns alle an und unter die Haut. Ein absolut lesenswerter Roman für LeserInnen ab ca. 16 Jahren.

★★★★★

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kunstvoll gezeichnete Charaktere und brisantes (leider) brandaktuelles Thema

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Das Buch „Die Attentäter“ von Antonia Michaelis begeistert durch kunstvoll gezeichnete, absolut authentische Charaktere und eine packende und mitreißende Geschichte. Es ist ein Jugendbuch – aber definitiv ...

Das Buch „Die Attentäter“ von Antonia Michaelis begeistert durch kunstvoll gezeichnete, absolut authentische Charaktere und eine packende und mitreißende Geschichte. Es ist ein Jugendbuch – aber definitiv nicht nur für Jugendliche.


Zum Inhalt:

Alain zieht im Alter von 4 Jahren mit seinen Eltern aus Frankreich nach Berlin, wo er im gleichen Haus Cliff kennenlernt und beide Freunde werden. Die beiden können unterschiedlicher nicht sein. Wie Tag und Nacht, hell und dunkel oder Engel und Teufel. Zwischen ihnen steht die nur ein paar Monate ältere Margarethe. Sie wohnt ebenfalls in dem gleichen Haus.

Der Leser wird mitgenommen auf eine Reise durch die Jahre des Aufwachsens und lernt die beiden Jungen mit ihren Gefühlen und Emotionen intensiv kennen. Beide verbindet die Gabe hervorragend zeichnen zu können. Während Alain stets der „Gute“ ist, hat Cliff begründet u.a. durch die schwierige Trennung seiner Eltern immer wieder Schwierigkeiten und gerät in seinen Jugendjahren ein wenig auf die schiefe Bahn. Im Laufe der Jahre kommt es immer wieder zu Situationen und Begegnungen, in denen der eine dem anderen aus der Patsche hilf. Sie stehen auf unterschiedliche Art und Weise stets füreinander ein. Dazwischen – vielleicht auch darüber – steht Margarethe, die immer die Vernünftige und Bodenständige ist, die beide Jungen versteht und die immer für beide da ist.

Cliff konvertiert zum Islam und lässt sich hier radikalisieren. Schließlich schließt er sich den Kämpfern der IS an und kehrt nach Berlin zurück, um genau dort einen terroristischen Anschlag zu planen.


Mein Eindruck:

Antonia Michaelis gelingt es durch die verschiedenen Situationen und Ereignisse in der Jugend die Hauptfiguren exzellent zu beschreiben bzw. zum Leben, Denken und Fühlen zu erwecken. Unter anderem verwendet sie alle drei Charaktere die sehr eindringliche Ich-Perspektive und erlaubt dem Leser nicht nur einen tiefen Einblick in ihre so unterschiedlichen Wesen und Gedanken, sondern zwingt den Leser zu glauben, er wäre Teil dieser Geschichte und direkt – wie die Personen der Geschichte selbst – mit ihnen verbunden. Auch Margarethe begeistert, weil gerade sie es ist, die (fast) immer vernünftig und ist und die Bodenhaftung nicht verliert. Fast schwebt sie etwas über den beiden Jungen.

Die Beziehung der Charaktere ist faszinierend. Obwohl sie so unterschiedlich sind, verbinden magische Fäden von Beginn die noch kleinen Jungen miteinander und nichts wird diese Fäden über die Jahre zerreißen können. Immer wieder ziehen sie wie durch Magneten gesteuert an und es kommt wieder zu Situationen, an denen sie sich treffen und oft auch aneinander reiben. Auch über Zeit und Entfernungen sind sie immer verbunden.

Die Handlung rund um die Planung eines Attentates ist absolut realistisch beschrieben. Aber nicht nur das. Der Leser wird durch die Kenntnis des Lebenslaufes sofort klar, wie es möglich sein kann, dass Cliff vom IS überhaupt für ihre Sache gewonnen werden konnte. Darüber hinaus erfährt der Leser auch die
Vorgehensweise des IS bei der Ausbildung und einen Einblick in ihrem Krieg. Die Attentatspläne werden noch realistischer, weil z.B. das Paris – Attentat als Beispiel oder Vorbild genannt wird und reale politische Hintergründe aus 2015 beschrieben werden. Umso mehr wird bei diesen fiktiven Plänen mitgefürchtet.

Im Mittelpunkt stehen aber definitiv die Charaktere, ihre Gedanken und Gefühle, ihre Beziehungen untereinander und ihren Problemen.

Das Buch ist als Jugendbuch herausgekommen mit einer Altersempfehlung ab 16 Jahre, die auch vollkommen in Ordnung geht. Ich muss aber ganz klar sagen, dass nicht nur Jugendliche etwas mit diesem Buch anfangen können. Mich persönlich hat die Geschichte absolut erreicht und begeistert, obwohl ich ein Alter habe, das den Zenit von Jugendlichkeit schon sehr weit überschritten hat.


Fazit:

Eine geniale und genial geschriebene Geschichte mit absolut glaubwürdigen und authentischen Charakteren, an die man auch nach dem Zuklappen des Buches noch häufiger denken wird. Es verdient durchaus einen Ehrenplatz im Bücherregal und natürlich eine bestmögliche Bewertung.