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Veröffentlicht am 25.09.2018

Herbert und Hans in neuer Mission

Profipfuscher
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„Gab es das nicht in neu? Sieht ein bisschen heruntergekommen aus.“ (S. 25) meint Hans, als er das Haus von Anja und Herbert zum ersten Mal sieht. Ja, es ist schon was älter, aber dafür liegt es direkt ...

„Gab es das nicht in neu? Sieht ein bisschen heruntergekommen aus.“ (S. 25) meint Hans, als er das Haus von Anja und Herbert zum ersten Mal sieht. Ja, es ist schon was älter, aber dafür liegt es direkt am Hirschgarten (ein berühmter Münchner Biergarten). Und die paar Renovierungsarbeiten macht Herbert doch mit links. Nur für die Elektrik hat er sich einen Handwerker vom Schwarzen Brett im Baumarkt geholt. Der scheint allerdings nicht sooo professionell zu sein und haut regelmäßig alle Sicherungen raus, was genau so regelmäßig zu Streit zwischen Anja und Herbert führt: „ ... der Mann hat das gelernt.“ „Na und? Ich war auch gelernter Finanzbeamter und hab mich hin und wieder verrechnet. Allerdings stirbt man da nicht gleich.“ (S. 19).
Leider bleibt der Elektriker nicht das einzige Problem. Anjas Eltern haben einen großen Teil zum Kaufpreis zugeschossen – es ist ja für´s Enkelchen – und mischen sich jetzt via Skype in jede Entscheidung ein. Angefangen von der Farbe der Badfliesen, über die Verlegerichtung des Parketts, bis hin zur Trennwand zwischen Küche und Wohnbereich, bei allem wollen sie mitentscheiden.
Aber zum Glück ist Hans wieder in München. Er hat seinen Hof verpachtet und will eigentlich eine App entwickeln. Ihm fehlt nur noch die Idee, wofür. Und so lange er das noch überlegt, hilft er mehr oder weniger tatkräftig bei der Renovierung und spart nicht an blöden Sprüchen und (un)nützen Ratschlägen.

„Profipfuscher“ ist schon das 6. Buch mit Herbert und Hans und hat mich wieder extrem gut unterhalten. Wir sind selber erst vor 2 Jahren umgezogen (zum Glück in einen Neubau) und kennen die Probleme mit Baumaterialien und Handwerkern nur zu gut. Immer wieder kommt was dazwischen oder geht schief oder gleich ganz kaputt, der Umzugstermin ist kaum zu halten und die Nerven aller Beteiligten liegen blank. Man könnte meinen, Friedrich Kalpenstein hat das gerade selbst durchgemacht, so real wirken sie Erlebnisse.

Anja und Herbert gehen recht blauäugig an die ganze Situation. Sie haben nicht mal einen Baugutachter zu Rate gezogen sondern sich ganz auf den Makler verlassen – mit zum Teil fatalen Folgen. Anja flüchtet immer wieder in ihr Café und Herbert „verarbeitet“ den ganzen Stress, in dem er regelmäßig den Baumarkt ansteuert. Bald ist der kleine Oskar genau so gut ausgerüstet wie die Profihandwerker. Und dann ist da ja noch Hans. Eigentlich soll er sich nur um Herberts Foodtruck kümmern, so lange der die Umbauarbeiten beaufsichtigt, doch er mischt sich natürlich überall ein und schleppt auch immer mehr Helfer an. Herbert ist genervt: „Das ist hier kein Auffanglager für streunende Handwerker.“ (S. 152). Zumal sich jetzt auch noch seine Eltern mit einbringen wollen ....

Mein Fazit: Saukomisch, viel bayrischer Schmäh, echte Leidensfähigkeit und eine Männerfreundschaft, die hoffentlich auch eine Haussanierung übersteht. Allen Freunden der gepflegten Schadenfreude kann ich die „Profipfuscher“ sehr empfehlen .

Veröffentlicht am 24.09.2018

Kürbis von seiner besten Seite

Kürbis - Neue Lieblingsrezepte
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Ich gehöre zu den Menschen, die gern Gerichte passend zur Jahreszeit zubereiten und war darum sehr froh, als ich dieses Kochbuch entdeckt habe.
Wir lieben Kürbis in allen Variationen, doch wenn ich ehrlich ...

Ich gehöre zu den Menschen, die gern Gerichte passend zur Jahreszeit zubereiten und war darum sehr froh, als ich dieses Kochbuch entdeckt habe.
Wir lieben Kürbis in allen Variationen, doch wenn ich ehrlich bin, koche und backe ich am Ende immer nur meine bewährten Lieblingsrezepte. Davon haben wir jetzt einige mehr.

Nach einer kleinen Warenkunde, die vor allem für Anfänger sehr wichtig ist und die einzelnen Sorten sowie deren Lagerung erklärt, geht’s auch schon mit den sehr appetitanregend bebilderten Rezepten los. Diese gliedern sich in „Suppen, Snacks & und Fingerfood“, „Große Salate“, „Warme Hauptgerichte“ und „Desserts, Kuchen & Brot“.

Wir haben uns durch alle Kategorien probiert und es gab kein Rezept, das uns nicht geschmeckt hat. Am ungewöhnlichsten fand ich das gebackene Kürbis-Risotto mit Camembert – ich hätte nie gedacht, dass man ein Risotto ohne ständiges Rühren im Ofen zubereiten kann. Das Urteil der Familie – göttlich! Auch der Gewürzkuchen mit Rum-Karamellsauce und das würzige Kürbisbrot mit Kräutern und Parmesan waren ganz anders, als man sie sonst kennt, aber extrem lecker.

Das einzige „Manko“ – die fertigen Gerichte haben oft für deutlich mehr Personen gereicht, als angegeben. Aber Rester-Essen macht ja auch Spaß.

Mein Fazit: Ausgefallene, sehr leckere Rezepte mit Gelinggarantie.

Veröffentlicht am 18.09.2018

Nichts für schwache Nerven

Gschlamperte Verhältnisse
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München, Sommer, schönes Wetter und alle sind in den Isarauen zusammengekommen, weil Shirins und Spikes Tochter endlich getauft wird. Leider wird das gemütliche Beisammensein (mit Vronis hervorragendem ...

München, Sommer, schönes Wetter und alle sind in den Isarauen zusammengekommen, weil Shirins und Spikes Tochter endlich getauft wird. Leider wird das gemütliche Beisammensein (mit Vronis hervorragendem Imbiss!) von einem Leichenfund überschattet.
Und das bleibt nicht der einzige Tote, mit dem sich Sofie, Dr. Iglu und Joe rumschlagen müssen. In der Wohnung des Toten werden Schädel-Reliquien gefunden, die wohl nicht ganz so alt sind, wie zunächst vermutet – woher kommen sie und was ist mit den restlichen Körperteilen passiert? Und wer hat eine Leiche im Keller?!

„Gschlamperte Verhältnisse“ ist schon der 5. Fall rund um die kalte Sofie aus der Feder von Felicitas Gruber (dem Pseudonym des Autorenduos Brigitte Riebe und Gesine Hirsch) und wieder so fesselnd geschrieben, das ich ihn am Stück ausgelesen habe, auch wenn meine Nerven zum Teil ganz schön flatterten. Nicht nur der Zustand der Leichen war etwas sehr gewöhnungsbedürftig, auch Dr. Iglu begibt sich auf der Suche nach der großen Liebe in Gefahr und ist drauf und dran, Murmelchen mit reinzureißen.

Die Reihe lebt neben den extrem spannenden Fällen vor allem von den Protagonisten und dem Münchner Flair. Sophie und Dr. Iglu zoffen sich so schön wie eh und je und sorgen für viel Erheiterung: „Mein ganz persönlicher Albtraum. Selbst wenn ich wach bin, geht er immer weiter.“ (S. 47).
Außerdem fürchte ich, dass Joey und Charlie keine Freunde mehr werden. Ich hatte stellenweise echt Angst, dass sie sich diesmal die Köpfe einschlagen. Dabei schaut Joe selbst weiterhin nach anderen Frauen und das Auftauchen von Sophies alter Schulfreundin bringt seine Treueschwüre gewaltig ins Wanken.
Tante Vroni hat wirklich Recht – Sofie muss sich endlich zwischen den beiden Männern entscheiden, sonst steht sie am Ende ganz allein da!
Auch Shirin und Spike haben Probleme. Sie bräuchten dringend eine größere Wohnung, sonst geht ihre Ehe noch in die Brüche: „... aber der Alltag frisst die Liebe leider manchmal auf.“ (S. 82)
Nur Murmelchen bleibt bei dem ganzen Stress gewohnt cool und freut sich über seine Lieblings-Wienerle.

Wenn ihr gehofft hattet, dass ich Euch verrate, worauf sich der Titel bezieht, muss ich Euch leider enttäuschen. Wenn ihr das wissen wollt, müsst ihr das Buch schon selbst lesen.

Fazit: Sehr unterhaltsam, fesselnd und nichts für (zu) schwache Nerven.

Veröffentlicht am 16.09.2018

„Miss Happy und ihr Chauffeur“

Guten Morgen, Miss Happy
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... so bezeichnet Happy den anderen Hunden im Park gegenüber ihr Verhältnis zu Walter, ihrem Menschen – das Wort Herrchen mag sie nicht, da sie der Chef ist. Das klingt ziemlich respektlos und ist auch ...

... so bezeichnet Happy den anderen Hunden im Park gegenüber ihr Verhältnis zu Walter, ihrem Menschen – das Wort Herrchen mag sie nicht, da sie der Chef ist. Das klingt ziemlich respektlos und ist auch so gemeint. Happy ist die Rudelführerin. Sie weigert sich, die Hundeschule zu besuchen und träumt davon, Königin der Welt oder wenigstens von Deutschland zu werden, dann könnte sie nämlich endlich die Leinenpflicht abschaffen!
Woher ich das alles weiß? Weil sie es Walter erzählt. Er hat sie eines Tages dabei erwischt, wie sie mit Hilfe des Sprachassistenten Alexa den Fernseher eingeschaltet hat. Seit dem guckt sie Dokus oder Filme, sobald die Familie aus dem Haus ist, und diskutiert morgens beim ersten Espresso mit Walter darüber.

„Guten Morgen, Miss Happy“ ist sehr amüsant, herzerwärmend und tiefgründig. Happy und Walter philosophieren über Leben und Tod, Maulkörbe, Designer-Klamotten für Hunde (schließlich ist Happy ein Mädchen),Gourmet-Leckerlies, Diäten für Mensch und Hund, Ängste, den Dauerstress der Menschen und vieles mehr. Und fast immer zieht Walter den Kürzeren: „Manchmal muss man einsehen, dass man seinem Hund einfach nicht das Wasser reichen kann.“ (S. 12).

Ich habe mich und meinen Hund in sehr vielen Situationen wiedererkannt. Sei es das morgendlich Anstarren, damit man endlich aufsteht, die Weigerung, bei Regen rauszugehen oder die Hypnoseversuche, damit noch ein Stückchen Fleisch in den Fressnapf wandert.

Ein Buch nicht nur für (potentielle) Hundebesitzer sondern für alle, die gern mal eine andere, entspanntere, Sichtweise auf das Leben werfen wollen. „Wir helfen Euch dabei, das Glück zu suchen. Und wenn es gut läuft ... dann schaffen wir es manchmal sogar, das Glück für Euch zu finden.“ (S. 218)

Fazit: Hunde sind die besseren Menschen. Ein Buch, das einfach Happy macht!

Veröffentlicht am 13.09.2018

Liebe versetzt Berge ...

Das Mädchen im roten Kleid
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...aber kann sie auch ein verschwundenes Gedächtnis heilen?

1918 lernt Eden Valentine im Garten eines Sanatoriums in der Nähe von London einen Soldaten kennen, der das Gedächtnis verloren hat. Zwar blitzen ...

...aber kann sie auch ein verschwundenes Gedächtnis heilen?

1918 lernt Eden Valentine im Garten eines Sanatoriums in der Nähe von London einen Soldaten kennen, der das Gedächtnis verloren hat. Zwar blitzen ab und an kurze Erinnerungsfetzen auf, aber er kann sie nie halten. Er weiß nicht einmal mehr seinen Namen. Doch er will endlich da raus und überredet Eden, ihn aus dem Sanatorium mitzunehmen. „Wenn Sie meine Träume wahr machen, dann werde ich eines Tages das Gleiche für sie tun ... das verspreche ich.“ (S. 25)
Edens Vater ist ein angesehener jüdischer Herrenschneider, mit ihrem Bräutigam wurde sie schon vor der Geburt verlobt. Und nun platzt da Tom, wie sie ihn nennt, in ihr Leben. Er fragt sie nach ihren Träumen und versteht die Einschränkungen, denen sie nach Kriegsende wieder unterliegt. Ja, sie haben wahrscheinlich ein Gefühl der Freiheit empfunden und müssen jetzt wieder zu ihrem Leben zu Hause zurückkehren.“ (S. 35) Eden hätte gern ein Atelier, in dem sie Braut- und Alltagskleider für die gehobene Gesellschaft entwerfen und nähen könnte. Doch natürlich ist ihr zukünftiger Mann dagegen – eine gute jüdische Ehefrau gehört ins Haus zu ihren Kindern.
Tom und Eden verlieben sich, heiraten gegen die Wiederstände ihrer Familie und sind auf dem besten Weg, sich alle ihre Träume zu erfüllen. Seine Vergangenheit spielt keine Rolle mehr: „Ich will gar nicht wissen, wer ich mal war. Mich interessiert nur, wer ich jetzt bin.“ (S. 156). Doch eines Tages kommt er nicht mehr nach Hause.

Tom ist ein bemerkenswerter Mann. Obwohl er sich an nichts erinnern kann, will er sein Leben selbst in die Hand nehmen. Schnell stellt er fest, dass er ein Händchen für (legale) Geschäfte hat und Eden so ihren Traum ermöglichen kann.
Eden ist sehr warmherzig, aber auch elegant und hat ein unglaubliches Gespür für zukünftige Trends. Tom findet es toll, dass sie aus den ihr von ihrer Familie und ihrem Glauben vorgegebenen Grenzen ausbrechen und sich selbst verwirklichen will. „Ich möchte selbst für mich wählen ... vom Beruf bis hin zu dem Mann, den ich liebe und heiraten will.“ (S, 116). Er fördert ihre Ambitionen, sie sind Partner auf Augenhöhe, ergänzen sich perfekt.

Ich fand die Beschreibung von Edens Entwicklung von der braven jüdischen Tochter zur selbstbewussten Atelierinhaberin sehr spannend. Geschickt hat die Autorin die religiösen Hintergründe und Grundsätze in die Handlung einbezogen. Auch das Setting des Romans hat mir sehr gut gefallen. Das wieder aufstrebende London der 20er Jahre ist vor meinem inneren Auge lebendig geworden.

Man könnte zwar bemängeln, dass einige Zufälle innerhalb der Handlung vielleicht etwas zu märchenhaft waren – aber steckt nicht in jeder Liebe auch ein bisschen Magie?

Fiona McIntosh hat mich mit „Das Mädchen im roten Kleid“ sofort in ihren Bann gezogen. Es ist eine Geschichte voller Verlust, Hoffnung, Liebe und Vertrauen. Die Handlung ist so fesselnd, dass ich die knapp 550 Seiten an nur 2 Abenden förmlich inhaliert habe. Ich habe mit Tom und Eden mitgelitten und mitgefiebert, immer in der Hoffnung, dass es doch noch ein Happy End gibt.