Profilbild von danielamariaursula

danielamariaursula

Lesejury Star
offline

danielamariaursula ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit danielamariaursula über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2018

Liebesbann

Julie Jewels - Silberglanz und Liebesbann
0

Julie ist dank des magischen Liebesringes endlich mit ihrem Traumtypen Noah zusammen und sie sind unzertrennlich. Sie kleben was schon zusammen, was den übrigen Mitgliedern von Noahs Band mächtig auf die ...

Julie ist dank des magischen Liebesringes endlich mit ihrem Traumtypen Noah zusammen und sie sind unzertrennlich. Sie kleben was schon zusammen, was den übrigen Mitgliedern von Noahs Band mächtig auf die Nerven geht. Dennoch ist Julie trotz ihrer Schmuckmagie nicht gegen Eifersucht immun, wenn ihre ehemals beste Freundin Chrissy sich hüftschwingend und Mähne wedelnd sich an ihn ranwirft. Außerdem trüben erste Wölkchen den rosaroten Himmel, da Julie den Eindruck gewinnt, daß Noah sich immer selbst aufgibt und nur noch ihr gefallen will. Doch mit ihrem Glück, trübt sich auch die einst so strahlende Perle des Rings. Woran kann das denn liegen? Während Ben die Doppelpack-Julie ebenfalls anstrengend findet, ist ihre Freundin Merle traurig, daß Ben sie überhaupt nicht als Mädchen wahr zu nehmen scheint, sondern nur als guten Kumpel und die Freundin von Julie. Während Julie und ihre Mutter sich immer noch anschweigen, lernt sie endlich ihre bis dato unbekannte Oma Daria kennen. In sie setzt sie große Hoffnungen und Erwartungen, daß sie sie endlich in alle Geheimnisse der Schmuckmagie einweiht. Sie ist fest davon überzeugt, daß sie mit ihrer Magie nur Gutes tun wird, auch wenn ihrer ersten Versuche ohne Hilfe, immer noch ziemlich viele unerwünschte Nebenwirkungen haben. Wie das Leben so spielt, kommt es natürlich ganz anders.

Neben der außerordentlich liebevollen Gestaltung als Schmuckkästchen sowohl des Buches, als auch des Hörbuches, gefällt mir am besten Julies Entwicklung. Zu Beginn dieses Bandes fand ich Julie sehr unreif und nervig, wobei das beim Hörbuch deutlich stärker war. Ich empfand sie als unangenehm egozentrisch, was ich sehr schade fand, da ich Julie in Band 1 wirklich mochte, auch wenn ich damals schon einige ihrer Aktionen, als zu weitgehend einschätzte. Ihre beste Freundin Merle erscheint mir oft empathischer, aber vor allem Nachbarsjunge Ben behält stets den Durchblick, sofern es nicht um chemische Formeln geht. Ben versteht Julie bisweilen besser als sie selbst, aber auch für ihn hält die Macht der Magie verführerische Verlockungen bereit.

Das Buch ist wunderbar flüssig und kurzweilige geschrieben. Für das Hörbuch wurde es sehr behutsam gekürzt, was mich nicht weiter störte, denn ich habe zwischen Hörbuch und Buch hin und her gewechselt. Bevor ich mit diesem Band begann, habe ich mich noch mal schnell das Hörbuch zu Band 1 angehört, das mir deutlich besser gefiel. Nana Spier spricht das Hörbuch sehr vielstimmig, wobei mir Noah, überhaupt nicht gefällt. Er klingt so dauerbekifft und neben der Spur, daß ich in den Passagen mich immer wieder gefragt habe, wie sich Julie denn in den verlieben konnte. Er klingt absolut wie in Trance, was er durch die Macht des Ringes ja auch ist, aber eben alles andere als attraktiv. Ben klingt da ganz anders, viel bodenständiger, wirklich ihr selbst, es liegt also nicht daran, daß Nana Spier keine männlichen Rollen sprechen kann. Leider hat sie es diesmal für mein Empfinden bei Julie, Daria und Noah einfach übertrieben, Das war auch sicherlich kein Versehen, denn stimmlich, drückt sie die Charakterschwächen der jeweiligen Personen durchaus sehr deutlich aus – zu deutlich für meinen Geschmack allerdings. Merle, Ben, Chrissy, Julies Mutter und alle übrigen mochte ich allerdings sehr gerne. Da hat das Buch ganz klar den Vorteil, daß man beim Lesen nicht ganz so festgelegt ist. Die süßen Schmuckornamenten auf einigen Buchseiten und die Whats-Darstellungen, sind bei der Buchausgabe auch echte Pluspunkte.

Ich bin ja nunmal etwas älter als die Zielgruppe und wenn ich auch über Julie bisweilen den Kopf schüttele, liegt es nicht nur an ihrem Alter, daß sie versucht Noah mittels Magie an sich zu binden. Es gibt den alten Spruch „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“. Nein, wie Julies Mutter bin ich der Meinung, daß wahre Liebe niemals selbstsüchtig ist und dem anderen nicht schaden darf. Ben drückt sich da anders aus, kommt aber zum gleichen Ergebnis, wenn er sagt, daß ihm so scheint, daß viel von den Märchen wahr zu sein scheint und es somit neben guter Magie auch böse Magie gibt. Letztere will Julie natürlich niemals verwenden, sie doch nicht. Aber ist sie sich dessen so sicher? Eine langsame Erkenntnis und ein innerer Kampf drängen sich ihr auf, der sie langsam aber sicher klarer sehen lässt. Es ist nicht nur das Privileg der Jugend, sich zu irren, das kann immer passieren, man muß sich stets nur hinterfragen und an sich arbeiten. Während ich im ersten Band kein Verständnis für Julies Mutter hatte und ich sie wirklich ungerecht fand, mag ich sie nun richtig gern und bin sehr gespannt, was sie Julie noch offenbaren wird. Auch das Ende dieses Bandes macht schon richtig neugierig auf das, was noch kommen wird.

Der dritte und letzte Band wird im Frühjahr 2019 unter dem Titel Julie Jewels – Mondsteinlicht & Glücksmagie.

Das Buch gefällt mir sehr gut, das Hörbuch leider nicht

Veröffentlicht am 20.09.2018

Am Ende kommt alles ganz anders...

Rachgier
0

Ein neuer Fall für Detective Chief Inspector Carol Jordan und Profiler Tony Hill (ihr 10.). Nach der erfolgreichen Vertuschung von Carols Trunkenheitsfahrt mit fatalen Folgen, hat sie es mit Tonys Hilfe ...

Ein neuer Fall für Detective Chief Inspector Carol Jordan und Profiler Tony Hill (ihr 10.). Nach der erfolgreichen Vertuschung von Carols Trunkenheitsfahrt mit fatalen Folgen, hat sie es mit Tonys Hilfe nun endlich geschafft trocken zu werden. Doch es ist ein täglicher Kampf. Sie quält permanent das schlechte Gewissen und ist leicht reizbar. Sie hat den Eindruck es nicht verdient zu haben nun Leiterin der ReMIT Elitespezialeinheit zu sein und mit dieser Einschätzung ist sie nicht allein. Journalistin Peggy Burgess setzt alles daran, Carols dunkles Geheimnis zu skandalträchtig zu enthüllen. Auch ihr erster Fall in der neuen Position hat es in sich. Eine verkohlte Leiche in einem Auto in einer Haltebucht einer engen Landstraße in den Dales. Doch die unauffällige, einsame Büroleiterin Kathryn McCormick wurde nicht Opfer eines Unfalls, sondern eines Mordes und ihr Mörder kennt sich mit forensischer Spurensuche aus. Er ist ein Meister darin keine Spuren zu hinterlassen. Als eine zweite derartige Leiche wenig später gefunden wird, zeigt sich eine weitere Parallele, auch das zweite Opfer hatte gerade erst auf einer Hochzeit einen mysteriösen, attraktiven Mann kennengelernt, den weder das Brautpaar, noch die übrigen Gäste kannten. Auch Carols Sergeant Paula hat private Probleme, ihr Pflegesohn Torin ist Ziel einer Cybererpressung.

Für mich war es das erste ungekürzte Hörbuch eines Val McDermid Thrillers. Hierdurch werden die Motive und Gedanken deutlicher. Während dadurch das Werk für mich mehr ein Krimi als ein Thriller ist, verleihen diese Überlegungen der Geschichte mehr Tiefgang und mehr Nachhaltigkeit. Es gibt keine wilden Verfolgungsjagden oder eingesperrte Ermittler, die in letzter Sekunde aus den Fängen des skrupellosen Psychopathen befreit werden können. Nein, das Grauen ist subtiler, denn es ist irgendwie allgegenwärtig und kann jeden treffen. Manchmal reicht dazu einfach ein Missverständnis aus, oder verletzte Eitelkeit eines völlig Fremden.
Neben den möglichen Rachemotiven und -gelüsten dreht sich hier die Tat auch um das Thema Selbstjustiz. Das stört mich ja meistens in Thrillern/Krimis, weil ich finde, daß es auch bei Mangel an Beweisen keine Lösung ist, sondern es bisweilen einfach etwas mehr Geduld bedurft hätte. Val McDermid ist nun nicht mehr die Jüngste und das merkt man auch an der Reife der Gedanken, da sie das Dilemma der Ermittler wirklich toll darstellt und beleuchtet, auf eine Art und Weise, die auch mich zufrieden zurücklässt, aber auch mit einem Fragezeichen für die Zukunft dieser Serie. Der deutsche Titel ist dabei sehr treffend gewählt, da einem am Ende so richtig bewußt wird, wie viele Rachepläne in diesem Fall eigentlich zusammentreffen. In der Lese-Hörrunde an der ich teilnahm, gab es einige kritische Stimmen, die meinten, daß man diesem Werk das Alter seiner Autorin anmerken würde. Ja, die Gedanken, die sich in den Taten spiegeln sind zum Teil profund und zeugen von Reife. Doch die Taten und ihre Tücken, mit denen sich Carol Jordan und ihr Team rumschlagen müssen, sind hochaktuell und in ihrer Ausführung sehr perfide. Und mit Jahrgang 1955 finde ich sie nicht alt oder senil. Das stellt sie auch dadurch unter Beweis, daß sie es schafft sich in die Cyberkriminalität, Mobbing an Schulen und die Gefahren der Social Medias hervorragend hineinzudenken. Gefahren, die immer und überall lauern. Besonders interessant finde ich, daß einige Probleme wiederkehrend von verschiedenen Seiten beleuchtet werden, mit zum Teil unterschiedlichen Ergebnissen, sei es das Thema Rache, oder Selbstjustiz.

Val McDermid ist Schottin, doch empfinde ich ihre Thriller zwar nicht als Frohnaturen, aber eben auch nicht als so düster und melancholisch wie skandinavische Werke. Sie studierte in Oxford Literatur und hat viele Jahre als Journalistin gearbeitet. Daher ist ihre Sprache nicht nur ausdrucksstark, sondern ihre Fälle auch gut recherchiert und logisch. Auch wenn es am Ende anders kommt, als ich es erwartet habe, ist es in sich absolut schlüssig und durch den Charakter der Personen fast schon zwingend angelegt. Denn die Charaktere sind Persönlichkeiten, die sich von Fall zu Fall weiterentwickeln, so daß man auch Einblick in das Privatleben des Teams erhält, aber ohne von Nebenschauplätzen erschlagen zu werden.

Schauspieler Wolfgang Berger spricht mit seiner ruhigen, bedächtigen Stimme passend zu dieser realistischen, bodenständigen Geschichte. Seine Stimme klingt älter als er auf dem Foto erscheint. Aber auch Tony und Carol sind inzwischen reifer und gealtert, so daß ich es eigentlich ganz passend finde. Man kann ihn gut verstehen, er hat eine klare, deutliche Aussprache. Da es sich um den ungekürzten Buchtext handelt und ich beim Hören den Text nicht vor Augen habe, hatte ich beim Hören bisweilen etwas Schwierigkeiten die Pronomen zuzuordnen, da man anders als beim Lesen ja bisweilen abgelenkt wird. Vor allem zu Beginn der Handlung, war ich damit etwas überfordert, weil ich erst mal wieder überlegen mußte, wer nun wer ist und was in den Bänden bisher geschehen ist... noch kenne ich einige, aber nicht alle Bände der Reihe. Da es kein Personenverzeichnis gibt, ist mir der Start etwas schwer gefallen.

Dieser Thriller ist kein Kracher, kein Reißer, kein Schocker, sondern mehr ein paranoides Grauen der alltäglichen Gefahren, derer wir uns gar nicht so bewußt sind, die wir allzu gerne verdrängen, weil es für uns das Leben leichter macht. Die Intelligenz der Überlegungen und Denkanstöße hat mir wirklich gefallen, ebenso, daß die Autorin ihren Personen Zeit und Raum für Entwicklung gibt. Wer rasante Action liebt, der sollte nicht zugreifen, wer aber Gefallen an menschlichen Abgründen und was-wäre-wenn Gedankenspielen hat, der ist hier Gold richtig.

Ich werde nun wohl meine Lücken innerhalb der Reihe schließen, denn mir ist mal wieder aufgefallen, wie gerne ich ihre Werke mag. Intelligenz, Psychologie und Aktualität, für mich top.

Veröffentlicht am 14.09.2018

Höllisch gut!

Luzifer junior – Teil 4: Der Teufel ist los
0

Luzi vermisst immer noch seinen Vater, den Chef der Hölle. Außerdem fürchtet er, daß Onkel Gabriel sein Stellvertreter-Höllenjob auf Dauer zu viel wird! Er muss ihn unbedingt wieder finden. Wie gut, daß ...

Luzi vermisst immer noch seinen Vater, den Chef der Hölle. Außerdem fürchtet er, daß Onkel Gabriel sein Stellvertreter-Höllenjob auf Dauer zu viel wird! Er muss ihn unbedingt wieder finden. Wie gut, daß gerade jetzt der Ober-Tüftler der Hölle, Steven, einen neuen Hinweis hat. Luzifer senior ist in eine Radarfalle geraten, in der Bretagne. Für Luzi steht sofort fest, daß er dorthin muß. Natürlich sind seine Freunde Aaron, Lily und Gustav sofort entschlossen ihn auf der Suche zu begleiten, ebenso wie sein wandlungsfähiger Dämon Cornibus. Doch seine Freunde ausgerechnet vor den Weihnachtstagen von ihren Familien zu trennen erweist sich als komplizierter als Erwartet. Doch wo ein Wille da auch ein Weg und endlich können sie, mit Stevens neuesten Gimmicks ausgestattet, aufbrechen. Allerdings führen in Frankreich nicht alle Wege nach Rom, sondern nach Paris und da wollte Lily ja schon immer mal hin! Auch wenn dort Luzifer sen. nicht zu finden ist, schwelgen sie schon bald in ungeahnten Genüssen, erliegen diversen Missverständniss und lösen so manches Chaos aus. Es beschleicht Lily aber auch ein böser Verdacht: sie werden verfolgt!

Dieser Band bringt uns nun nicht nur Luzis Vater näher, wir kommen auch Lilys rätselhaften Kräften auf die Spur. Das ist ganz schön spannend und befeuert unsere Fantasie schon für die nachfolgenden Bände (wir hoffen, daß doch noch mehr als ein teuflisch guter Band folgen wird!). Außerdem lernen wir die Familien von Aaron, Gustav und Lilys Onkel besser kennen. Aaron ist ja schon auf Grund seines unglaublichen Wissens, seiner Intelligenz und seines Tourette-Syndroms eine Marke. Seine Eltern lieben ihn sehr, haben aber noch immer so ihre Probleme mit seiner Andersartigkeit, im Gegensatz zu seinen Freunden, die ihn so nehmen wie er ist und sich vor allem über seine Stärken freuen. Das ist richtig toll, es macht Kindern aber nicht nur Mut, sondern ist auch ein toller versteckter Appell an die Toleranz oder wie wir Rheinländer sagen: jeder Jäck is anders. Wäre doch auch langweilig, wenn wir alle gleich wären, dann wäre selbst ein Luzi nichts Besonderes mehr. Aber wer mit dem Sohn des Teufels unterwegs ist, der kann sicher sein, sich nicht zu langweilen. Denn trotz seiner Zeit im Internat, ist ihm noch vieles aus der Menschenwelt ganz fremd und Luzis Interpretation unser Welt, ist nicht nur für Kinder lustig. Diese Perspektivwechsel, kombiniert mit den Gepflogenheiten der Unterwelt, sind sehr reizvoll. Es gibt ja inzwischen viele Abenteuer Geschichten mit Helden, der Mythologie... aber Agenten aus der Hölle? Ja, man lernt sich dort unten auszukennen. Ein Onkel von Luzi ist Asrael, der Engel des Todes und als der uns letztens begegnete, rief meine Tochter sofort: Asrael, wie der Onkel von Luzi? Yep! Willkommen in der Hölle. Dem Ort, wo es für jede menschliche Sünde eine eigene passende Strafe gibt und wir lassen uns immer wieder überraschen, welche Gruppen es denn da unten noch so alles gibt, und was sie zur Strafe erleiden müssen. Das ist immer originell und mit Augenzwinkern, aber Vorsicht, Gefahr der mitlachenden autofahrenden Elternteile!

Eins beweist Autor Jochen Till auch in diesem Werk ganz klar: er hat Geschmack! Mit ihm würden wir sofort nach Paris reisen und Eclaris, Crèpes und Pain au Chocolat essen. Diese Tour durch Paris ist nicht nur witzig, sie leistet dem Interesse von Kindern an Land und Sprache sicherlich mehr Vorschub, also so manche geplante Schulaktion. Diese Folge zeugt von der Liebe des Autors für das Land und seine Köstlichkeiten, ebenso wie für seine Skepsis einiger allzu befremdlicher Spezialitäten. Außerdem lernt man einiges über die Sehenswürdigkeiten und seine Funktionen/Besonderheiten, denn Luzi ist ja was Kulturhistorie angeht noch ziemlich unbeleckt. Meine Tochter war total glücklich, mit ihrer 1. Fremdsprache Französisch im Vorteil zu sein (keine Sorge, man versteht die CD aber auch, ohne Französisch-Kenntnisse, es gab bei uns nur einen zusätzlichen Motivationsschub). Dabei ist sein Erzählstil so rasant-witzig, daß man sich fragt, wie man denn beim Lachen noch den Atem anhalten soll.

Christoph Maria Herbst ist eine tolle Wahl für dieses Hörbuch. Seine dämonischen Fähigkeiten hat er ja auf dem Bildschirm schon zur Genüge unter Beweis gestellt, aber er hat auch unweigerliche sprachliche Qualitäten als Portier, Hausmeister, oder Höllen-Agent. Da macht das Zuhören bei seiner Sprachakrobatik richtig Spaß. Trotz aller Rasanz der Handlung, kann man ihr aber auch immer gut folgen.

Eine Reihe, die bei uns ganz heiß begehrt ist, die CDs bei uns aufzutreiben, ist nicht immer so leicht, weil es 3 Zuhörerinnen im Haus gibt, die die Hörbücher über die Räume verteilen. Wir wünschen Jochen Till noch viele höllisch gute Ideen für weitere Bände, denn die vier bisherigen lieben wir!

Veröffentlicht am 11.09.2018

Macht einfach Spaß!

Mein Lotta-Leben. Da lachen ja die Hunde
0

Dies ist nun schon die 14. Episode aus Lottas (6. Klasse), chaotisch-charmantem Leben. In der Schule steht zur Vorbereitung auf die nächstes Jahr beginnenden Praktika, das Thema „Die Berufe der Eltern“ ...

Dies ist nun schon die 14. Episode aus Lottas (6. Klasse), chaotisch-charmantem Leben. In der Schule steht zur Vorbereitung auf die nächstes Jahr beginnenden Praktika, das Thema „Die Berufe der Eltern“ an. Dazu sollen im Rahmen einer Projektwoche die Schüler eine Woche lang die Eltern die sich bereit erklärt haben, an ihren Arbeitsplätzen (auf-/heim-)gesucht werden. Dummerweise haben sich nicht genug Eltern gemeldet, so daß Lottas Vater, ein Grundschullehrer, sich nun doch noch nachträglich gemeldet hat. Wie peinlich! Aber immer noch besser als der Richter-Vater (superlangweilig) von Ober-Lämmer-Girl Berenike, oder Liv-Gretes Hundesalon-Mutter. Spannend versprechen dahingegen der Besuch bei Pauls Mutter auf dem Flughafen zu werden, wo sie als Leiterin der Security arbeitet und natürlich im Tierheim. Dort arbeitet Schulsozialpädagoge Herr Lobelius ehrenamtlich und Lotta und Cheyenne können endlich ihre Lieblingshunde Anton und Kalle in der Schulzeit besuchen! Denn leider wollen ja von beiden Freundinnen die Eltern auf gar keinen Fall den Hunden ein neues zu Hause geben! Die Armen, dabei sind die doch sooooo süß!

Auch nach 13 Folgen ist die 14. richtig turbolent. Wir kennen kennen ja noch nicht alle insbesondere die ersten nicht, aber das macht nichts, macht kommt wirklich schnell rein. Damit das noch besser gelingt, ist im Coverinlet ein witziges Personenverzeichnis und ein Steckbrief von Lotta Petermann (11 Jahre) abgedruckt, gestaltet mit den witzig bunten Kritzel-Zeichnungen von Daniela Kohl, deren Illustrationen die Comic-Buchvorlage so unverwechselbar machen. Die Kenner der Reihe können sich natürlich auf viele bekannte Personen und Stimmen freuen. Diesmal darf man Cheyennes weitere Familie kennenlernen, ihre kleine Schwester ist bei Lottas Papa auf der Schule, Vater Guido bittet zum Besuchswochenende und Oma Ramona treffen sie auf dem Flughafen, denn auch sie arbeitet doch. Auf den ersten Blick, sind sie tatsächlich so, wie man sich die Familie einer Cheyenne vorstellt. Aber wie es so ist im Leben, lohnt es sich, sie nicht alle nach ihrem Äußeren zu beurteilen, sondern sie einfach mal besser kennen zu lernen. Naja, einige zumindest. Mit Cheyenne habe ich mich ja anfangs auch sehr schwer getan, sie ist ja nicht gerade der intellektuelle Typ, aber Lotta stets eine loyale und gute Freundin, was man von den Lämmer-Girls nicht gerade sagen kann. Meine Tochter findet Cheyenne sehr unterhaltsam und lustig und die Hunde Anton und Kalle lieben sie ja auch.
Projektwoche klingt ja eigentlich super, keine Schule, aber natürlich dennoch Hausaufgaben, die Schüler müssen ja Berichte über die kennengelernten Berufe schreiben. Schade, daß bei den Punkten die sie abarbeiten müssen, der Punkt: Ausbild/vorausgesetzter Schulabschluß fehlt, das ist bei unseren Praktikanten nämlich ein durchaus wichtiger Punkt. Einige der vorgestellten Berufe erfordern ein Studium, andere noch nicht einmal eine abgeschlossene Berufsausbildung oder Schulabschluß. Das war so der mütterliche Gedanke, meine Tochter hat es nicht gestört, sie fand es nur tröstlich, daß Lotta und Cheyenne auch solche Aufgaben erledigen müssen. Sehr schön waren die Episoden im Tierheim. Rémy mit seinen Sprachschwierigkeiten sorgt wieder für Erheiterung und Berenike nervt mal wieder.
Lotta ist so herrlich unperfekt und menschlich, das macht sie so liebenswert, sie ist weit davon entfernt perfekt zu sein und hat dennoch ihre feste Clique die wilden Kaninchen und eine liebevolle Familie. Das macht ihre witzig-turbulenten Geschichten zu solchen Erfolgsgaranten. O-Ton meiner Tochter (11): Lotta-Leben ist bei uns total angesagt (es müssen ja in der Schule regelmäßig Buchvorstellungen geübt werden).
Offiziell ist diese Reihe kein Hörspiel, sondern ein Hörerlebnis, mit zahlreichen Sprechern für die einzelnen Personen und ganz vielen z.T. Sehr witzigen Geräuschen. Lotta wird wie immer von der jungen Katinka Kultscher gesprochen, die uns mit ihrer jungen Stimme auch die „Leonie Looping Reihe“ von Cally Stronk versüßt. Zahlreiche namenhafte Sprecher unterstützen sie dabei und machen es zu einem wirklich ganz besonderen Hörerlebnis für Mädchen von 8 – 11 Jahren!

Veröffentlicht am 11.09.2018

Märchenhaft magisch

Das Mädchen, das im Buchladen gefunden wurde
0

Mit 5 Jahren betrat eine Familie den Buchladen von Netty Miller und verlässt ihn, ohne ihre Tochter. Nettys Sohn Michael, der nur wenige Jahre älter ist, findet sie und stellt sie in das Regal für Fundsachen ...

Mit 5 Jahren betrat eine Familie den Buchladen von Netty Miller und verlässt ihn, ohne ihre Tochter. Nettys Sohn Michael, der nur wenige Jahre älter ist, findet sie und stellt sie in das Regal für Fundsachen bzw. „Lost Property“ denn die Geschichte spielt in England. Als Netty sie dort entdeckt, nimmt sie sie herzlich bei sie auf und weil ihnen kein besserer Name einfällt, heißt das Mädchen fortan Property. Property schließt Netty und Michael sofort in ihr Herz und traut sich daher nicht, zuzugeben, daß sie mit 5 Jahren noch nicht Lesen und Schreiben kann (in England beginnt die Schule ja viel früher als bei uns). Sie liebt ihr Leben, doch als gute Beobachterin, merkt auch sie, daß es mit dem Buchladen bergab geht und ihr Leben immer ärmlicher wird. Da entdeckt Netty in der Zeitung, daß Mr. Montagomery seinen legendären Buchladen „Montgomerys Bücherparadies“ in London verlost. Warum sollte man so einen traumhaften Buchladen einfach verschenken, Property wundert sich. Als sie bei dieser Lotterie auch noch gewinnen und in den neuen Laden einziehen, wird es immer mysteriöser und das liegt nicht nur an der eigenwilligen Katze, die es als Beigabe obenauf gibt.

Diese Geschichte hat meine 9-jährige Tochter auf Anhieb fasziniert. Sowohl der Name Property, als auch sein Kind in einem Buchladen und vergessen und es dann ins Regal zu den Fundsachen zu räumen! Na sowas! Ich finde das als Gedanken ja furchtbar traurig und auch andere Erlebnisse, die nun folgen, finde ich eher schwermütig, z.B. daß Familie Miller sich die Beheizung des Buchladens nicht mehr leisten kann und daher ohne Ende Tee kocht und auch an die Kunden verteilt. Aber sie hat Recht. Auch wenn sie immer ärmer werden und die Verhältnisse immer schwieriger, so haben sie doch einander und das Reich der Wörter, der Geschichten, der Bilder und der Fantasie! Da Property nie gelernt hat zu lesen (was mich persönlich schon gewundert hat, daß Michael und Property anscheinend nie in die Schule gehen) ist sie eine ausgezeichnete Beobachterin. Mit ihrem wachen Geist reimt sie sich einiges zusammen und stellt Fragen, die sonst anscheinend niemandem in den Sinn kommen. Natürlich lässt Property die Zuhörer an ihren Fragen und Verwunderungen teilhaben, so daß man sich mit ihr wundert und auf alles gefasst ist. Na ja, nicht ganz auf alles, denn was da letztendlich auf sie zu kommt, kann man nicht erwarten und vorher sehen, denn das legendäre „Montgomery Bücherparadies“ ist beispiellos, ebenso wie die dunklen Machenschaften, die sich um dieses ranken. Das ist sehr aufregend und geheimnisvoll! Doch Property ist in ihrer Grundeinstellung so positiv und Ilka Teichmüllers Stimme so warm, daß meine sehr empfindsame jüngste Tochter, die sich bisweilen bei CD's für 4 oder 6 – Jährige gruselt, jederzeit vollstes Vertrauen in den guten Ausgang der Geschichte hatte, daß sie sie gleich zum Einschlafen gehört hat.

Es ist eine sehr ungewöhnliche Geschichte. Sehr atmosphärisch, etwas märchenhaft, etwas magisch und auf jeden Fall sehr fantastisch, ohne gleich Fantasy zu sein, aber eben sehr fantasievoll. Das Gefühl, diese Geschichte irgendwo schon mal gehört zu haben, so ungefähr, überkommt einen nie. Dabei kann man bisweilen herrliche Zitate genießen und eine malerische Sprache.
Ebenso sympathisch wie Property sind auch Netty Miller und ihr Sohn Michael, die das Findelkind ganz selbstverständlich bei sich aufnehmen und das wenige teilen, was sie haben. Bei aller Traurigkeit über den Verlust ihrer Familie, aber auch wieder sehr beruhigend, denn Property fühlt sich sehr geborgen. Nicht jedoch, wenn die Schurken auftauchen, aber da wollen wir ja nicht vorgreifen.... Es ist auf jeden Fall eine Geschichte, die nicht nur für Bücherfans und Leseratten gedacht ist, sondern auch für Fans geheimnisvoller Spannung.

Ilka Teichmüller ist Theaterschauspielerin und Sprecherin für Funk, Fernsehen und Hörbücher. Den Gedanken ein Kind in einem Buchladen zu vergessen fand ich ja sehr traurig, als meine Tochter sich das Hörbuch wünschte, aber als ich las, daß Ilka Teichmüller es einliest, war ich dann einverstanden. In „Das Wolkenschloss“ gefiel sie mir persönlich noch besser, als in dieser Geschichte, doch laufen im Grand Hotel aber natürlich noch viel mehr Menschen herum, als selbst in Mr. Montgomerys Bücherparadies und somit mehr Möglichkeiten seine Wandlungsfähigkeit zu präsentieren. Warm und voll ist ihre Stimme aber auch hier, weswegen meine Tochter stets ein wohlig warmes Gefühl beim Zuhören hatte, auch wenn es gerade sehr spannend war.

Sylvia Bishop studierte an der Universität von Oxford und ist nun als Kabarettistin Teil des Duos „The Peablossom Cabaret“. Ihre Ideen für Geschichten schreibt sie am liebsten bei einer Tasse Tee und schummrigen Licht nieder. Wir wünschen ihr sehr, daß sie sich eine funktionierende Heizung leisten kann, anders als Familie Miller.

Dieses atmosphärisch dichte Hörbuch hat den Nerv meiner Tochter getroffen, die sich nicht mit so lästigen Fragen abgibt wie: warum ist das Jugendamt nicht eingeschaltet worden? Warum kann sie immer noch nicht lesen? Für die Magie dieser Geschichte sind solch pragmatische Fragen wenig förderlich, denn sie lebt von der Fantasie. Wer „Penelop und der funkenrote Zauber“ und ähnliche Hörbücher mag ist hier goldrichtig und wird sicherlich verzaubert werden.

Märchenhafte Spannung ab 8 Jahren, der meine Tochter gerne 5 von 5 Sternen gibt.