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Veröffentlicht am 22.09.2018

Pure Chemie

Winston Brothers
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„ ‚Weißt du, Cletus, eines Tages wirst du selbst erleben, wie es ist, wenn man den Teil von sich selbst findet, der einem immer gefehlt hat. Dann wirst du wissen, dass sie die Richtige für sich ist, die ...

„ ‚Weißt du, Cletus, eines Tages wirst du selbst erleben, wie es ist, wenn man den Teil von sich selbst findet, der einem immer gefehlt hat. Dann wirst du wissen, dass sie die Richtige für sich ist, die Einzige. […] Sie wird sein Anfang, deine Mitte und dein Ende sein.‘ “

Jeder im Ort kennt sie als „Bananenkuchenkönigin“, doch das hat Jennifer Sylvester sich nicht selbst ausgesucht. Ihre Eltern benutzen sie als Gesicht der Familienbäckerei und veranstalten einen Wirbel um sie als Marke, obwohl ihrer Tochter die Aufmerksamkeit mehr als unangenehm ist. Dazu kommt, dass es so für Jennifer quasi unmöglich ist, sich unter den Argusaugen ihrer Familie zu verlieben und gerät durch für sie günstige Zufälle in die Lage, sich die Hilfe von Cletus Winston erbitten zu können, der ihr Tipps geben und einen geeigneten Kandidaten für Jennifer auftreiben soll. Cletus brüstet sich stets damit, die Leute durchschauen zu können und sich nie zu irren, folglich verwundert es ihn, dass die junge Frau es immer wieder schafft, ihn zu überraschen, womit der Mechaniker nicht umzugehen weiß. Was also tun..?

„Whatever you need“ ist der dritte Teil der Reihe um die Brüder der Familie Winston. Leider habe ich die beiden Vorgängerteile nicht gelesen, doch das hat mein Verständnis der Abläufe und zwischenmenschlichen Verhältnisse in Green Valley nicht negativ beeinträchtigt, sodass man auch ruhig als Neu-Leser noch in die Reihe einsteigen könnte. Im Nachhinein ärgere ich mich sehr über das Versäumnis der ersten beiden Teile, da diese Geschichte mir wirklich ausgesprochen gut gefallen hat.

Erzählt wird die Geschichte wechselnd aus der Ich-Perspektive von Jennifer und Cletus, wie es mir am liebsten ist. Ich liebes es, an allen Gedanken teilhaben zu können und vor allem die Gedankengänge von Cletus haben mich regelmäßig laut auflachen lassen.
Der Schreibstil ist locker und leicht, wie es sich für einen Liebesroman gehört, nicht kompliziert aber auch nicht zu seicht oder kitschig. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich das Buch verschlungen, da ich gar nicht mehr aufhören konnte zu lesen.

Jennifer wird von vielen im Ort auf ihren Titel als Bananenkuchenkönigin reduziert. Als das Mannequin ihrer Mutter trägt sie immer den gleichen Püppchenlook zur Schau und muss sich täglich von ihrem Vater sagen lassen, dass sie Glück habe, hübsch zu sein, da aus ihrem Mund selten was Gescheites herauskäme. Doch anstatt sich mit 22 Jahren endlich mal gegen die Bevormundung, Beleidigungen und spitzen Kommentare zu wehren, die ihr nicht nur zu Hause, sondern auch von anderen Dorfbewohnern entgegengeworfen werden, beißt sie die Zähne zusammen, versucht, in jedem gemeinen Kommentar etwas gutes zu sehen, nur weil sie ihre Eltern nicht enttäuschen will. Dieses Durchhaltevermögen ist einerseits bewundernswert, andererseits hatte ich aber auch sehr häufig das Bedürfnis, sie zu packen und zu schütteln, wenn sie mal wieder den unsinnigen Anweisungen ihrer Eltern folge geleistet hat. Zum Glück macht sie im Laufe des Buches dank Cletus eine beeindruckende Entwicklung durch, für die man sie nur bewundern kann. Aus dem Käfig, in dem ihre Familie sie jahrelang gehalten hat, auszubrechen, erfordert einiges an Mut und der erste Schritt ist immer der schwerste.

Cletus hat mich etwas an Malcolm aus Kylie Scott‘s „Wer will schon einen Rockstar?“ erinnert. Er hat eine ziemlich ungewöhnliche Art zu denken und zu handeln, die man nur schwer beschreiben kann. Einerseits ist er sehr nüchtern und sachlich, sagt andererseits aber manchmal so unerwartete Dinge, dass ich dieses Buch zu großen Teilen lachend gelesen habe. Seine Familie bedeutet ihm alles und auf die Meinung anderer Leute gibt er entsprechend umso weniger. Außerdem ist er davon überzeugt, mit seiner einzigartigen Taktik einen Menschen in 10 Minuten beurteilen zu können und sein Urteil revidiert er nicht, denn ein Cletus Winston irrt sie nie, so dachte er zumindest bis er Jennifer näher kennenlernt.

Ich finde, Cletus und Jennifer geben ein herrliches Paar ab. Es ist schon eine Weile her, dass ein Buch mich zuletzt so gut unterhalten hat, was zu großen Teilen an Cletus liegt, aber die Charaktere in diesem Buch sind mir alle sehr sympathisch, insbesondere die Familie Winston mit all ihren dazugehörigen Partnern. In dieser Familie würde sich wohl jeder wohl und willkommen fühlen, so etwas liebe ich immer in Büchern.

Die Anfänge von Cletus und Jennifers Beziehung sind mehr als ungewöhnlich. Zu Beginn gilt es für Cletus, Jennifer auf die Sprünge zu helfen, was das Thema Beziehungen angeht, was er nicht ganz freiwillig tut. Für Jennifer ist er die perfekte Möglichkeit, an einen Partner zu gelangen und der Gedanke, dass sie irgendwann zusammenfinden könnten, erscheint ihnen schlichtweg abwegig. Doch wie bei jeder Liebesgeschichte gibt es auch hier irgendwann den Punkt, an dem beide Parteien merken, dass sie mehr Gefühle füreinander haben, als sie zunächst für möglich gehalten haben, damit spoilere ich ja wohl niemanden.
Zudem war es nie kitschig, was ich persönlich bei New Adult Geschichten sehr wichtig finde, und auch nicht übertrieben vulgär.

Mein Fazit:
Ich habe mich in Green Valley pudelwohl gefühlt. Der Schauplatz, die Charaktere, alles hat in meinen Augen gepasst. Dieses Buch hat mich großartig unterhalten und ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen.
Die Lektüre der ersten zwei Bände werde ich garantiert auch noch nachholen, ich möchte mir keine Geschichte über die Winstons entgehen lassen!

Veröffentlicht am 19.09.2018

Flinna Chtigall

Der Welten-Express 1 (Der Welten-Express 1)
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„Zu einer Zeit, als die Märchen zu Metall wurden und Fabriken sich übers Land erhoben, lebte ein kleiner, aber außergewöhnlicher Junge in sehr, sehr armen Verhältnissen. Zu seinem Glück besaß er drei Dinge: ...

„Zu einer Zeit, als die Märchen zu Metall wurden und Fabriken sich übers Land erhoben, lebte ein kleiner, aber außergewöhnlicher Junge in sehr, sehr armen Verhältnissen. Zu seinem Glück besaß er drei Dinge: Tapferkeit, Tatendrang und Talent.“

Flinn lebt mit ihrer Mutter und ihren drei Brüdern weit abgeschieden in einem einsam stehenden Haus im Norden Deutschlands, muss sich Tag für Tag durch die Quälereien ihrer Mitschüler kämpfen, weil sie anders ist, und will eigentlich nur eins: Ihren vierten Bruder wiederhaben. Jonte verschwand eines Nachts nahezu spurlos und bis auf eine seltsame Postkarte, die er Flinn geschickt hat, gibt es keine Anhaltspunkte, wo er sich aufhalten könnte. Doch auf dieser Postkarte ist ein Zug zu sehen, und so wartet Flinn jeden Abend am Bahnhof von Weidenborstel, der eigentlich schon jahrelang stillliegt, und hofft auf Jontes Rückkehr oder wenigstens ein Zeichen von ihm.
Und eines Abends fährt wider aller Wahrscheinlichkeiten ein Zug ein, der Zug von Jontes Postkarte. Flinn fackelt nicht lang und geht an Bord des Express', der, wie sie bald herausfindet, ein magisches, fahrendes Internat für besondere Kinder darstellt. Doch wird sie die Geheimnisse dieses Zuges entschlüsseln und auch Jonte finden können?

Das Cover ist gut gelungen, finde ich. Man sieht eine kleine Gruppe Personen, die ich für Flinn, ihre drei Freunde im Zug und die strenge Madame Florett, Zugbegleiterin und Lehrerin, halte, im Hintergrund den fahrenden Zug und drei geisterhafte Tiere, die noch eine wichtige Rolle spielen werden. Es sind sozusagen alle wichtigen Elemente der Geschichte vereint und so etwas gefällt mir immer sehr gut, vor allem da man die wahre Bedeutung meist erst nach dem Lesen so richtig versteht.

Erzählt wird aus der Sicht auf Flinn, und dass sie mit ihren 13-Jahren noch relativ jung ist, macht sich auch bei der Erzählung bemerkbar. Oft möchte man ihr einen kleinen gedanklichen Schubs geben, damit sie mal laut wird und sich durchsetzt.
Die Schreibweise ist sehr bildlich, alle Details sind ausführlich beschrieben und man kann sich die Umgebung und Geschehnisse immer perfekt vorstellen. Das hat beim Lesen unglaublich geholfen und dafür gesorgt, dass man das Buch sehr schnell und flüssig durch bekommt.

Flinn ist schüchtern und spricht in vielen Fällen nicht das aus, was sie sagt. Ihre Unsicherheit hat sowohl mit ihrem Namen als auch mit ihrem Aussehen zu tun und führt dazu, dass das stille Mädchen von direkteren Charakteren einfach untergebuttert wird, doch im Laufe der Geschichte wird sie immer selbstsicherer, was wirklich schön zu erleben war. Mit der Hilfe von Fedor, dem Kohlejungen, und den beiden Schülern Kasim und Pegs geht sie auf die Suche nach Hinweisen zu Jontes Verschwinden und blüht langsam immer mehr auf. Flinn ist ein starkes Mädchen, das es zuhause weiß Gott nicht leicht hatte, umso mehr freue ich mich, dass sie so treue Gefährten für ihren Weg gefunden hat, wie ihre drei Freunde.

Der Welten-Express ist von einem Magier erschaffen worden. Sein Ziel war es damals, die besonderen und begabtesten Kinder dieser Welt angemessen zu fördern, da ihr Potenzial in der „normalen“ Welt übersehen werden könnte. Dieser Express kann nur von denen gesehen werden, die ebenfalls magisches Potenzial besitzen und ist so vor den Normalsterblichen geschützt, damit die Schüler in Sicherheit lernen können. Diese Idee finde ich großartig, ich hatte stets das Gefühl, in einer Mischung aus Hogwarts- und Polarexpress zu leben. Die Kinder, die sich hier befinden, kommen aus aller Welt und können sich durch Magie trotzdem problemlos miteinander verständigen.
Die Mischung der Charaktere ist auch perfekt. Es gibt schrullige Vögel wie den ein oder anderen Lehrer, eingebildete und hochnäsige Mädels wie Madame Florett und die Schülerin Garabina, besonnene und ruhige Gesellen wie den bordeigenen Koch, und Menschen, die einem einfach sympathisch sein müssen, wie zum Beispiel der Schulleiter Daniel.

Mein Fazit:
Ich habe mich beim Lesen zu jeder Zeit unfassbar wohl gefühlt und mit Flinn und ihren Freunden mitgefiebert, und wenn mir jetzt jemand ein Ticket für den Welten-Express anbieten würde, wäre ich definitiv beim nächsten Abenteuer dabei, schade dass es bis zum zweiten Teil noch bis nächstes Jahr dauert.
Eine klasse Idee gut umgesetzt, grandioser Schauplatz mit tollen Charakteren, einfach herrlich zu lesen für Kleine, aber definitiv auch junggebliebene Große, wie mich. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.09.2018

Verbotene Früchte schmecken am besten.

Bis wir eins sind
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„ ‚Sollte ich dich jemals wiedersehen, Annie, kann ich nicht versprechen, das zu tun, was das Beste wäre, und weggehen.‘ “

Annie, eine junge, aufstrebende Architektin, liebt ihren Beruf. Sie ist auf dem ...

„ ‚Sollte ich dich jemals wiedersehen, Annie, kann ich nicht versprechen, das zu tun, was das Beste wäre, und weggehen.‘ “

Annie, eine junge, aufstrebende Architektin, liebt ihren Beruf. Sie ist auf dem besten Weg, so erfolgreich zu werden, wie sie es sich immer erträumt hat, und das alles dank harter Arbeit. Für Männer ist neben dem Job keine Zeit, doch an einem Abend, als ihre Freunde sie zum gemeinsamen Ausgehen überreden können, lernt sie Jack kennen, der unerwartete Gefühle in ihr auslöst wie noch kein Mann zuvor es je geschafft hat.
Nach einer gemeinsamen Nacht sucht Annie schnell das Weite, doch wie es das Schicksal will, trifft sie Jack schon bald wieder, jedoch unter Umständen, die ihre vorige Begegnung in ein völlig anderes Licht rücken. Trotz der Gefühle, die erneut sowohl in ihr als auch in Jack hochkommen, müssen sie sich voneinander fern halten, doch kann etwas, was sich so richtig anfühlt, wirklich falsch sein?

Zu Beginn muss ich gleich sagen, dass dieses Buch mich wirklich erstaunt und nachdenklich gemacht hat. Es beginnt mit einer Anmerkung der Autorin, dass es in diesem Buch um ein Tabuthema ginge, und man wird gebeten, offen zu sein.
Ein Zitat aus dem Vorwort lautet: „Es geht darum, sich zur falschen Zeit in die falsche Person zu verlieben. Weil es passiert. An jedem einzelnen Tag.“ Diese Worte der Autorin beschreiben perfekt, worum es in diesem Roman geht, nämlich darum, dass man oft keinen Einfluss darauf hat, wer sein Herz dazu bringt, höher zu schlagen. Dass es durchaus passieren kann, dass dieser Jemand aus verschiedenen Gründen nicht erreichbar ist für das eigene Herz.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinen Schimmer, was das Problem in der Beziehung zwischen Annie und Jack darstellen könnte, und entsprechen erstaunt war ich dann, als es ans Licht kam. Es sei von meiner Seite aus gesagt, dass es zwar in vielen Geschichten am Rande zu solchen Fauxpas kommt, ich jedoch noch nie ein Buch las, in dem es aus Hauptmotiv einer Story verwendet wurde, was ich als sehr mutig und ebenso fortschrittlich empfinde.

„Bis wir eins sind“ wird aus der Ich-Perspektive von Annie erzählt, einer jungen Frau, die mit Ende 20 bereits auf eine beeindruckenden Karriere als Architektin zurückblicken kann. Lediglich für Männer interessiert sie sich nicht, bisher war einfach noch keiner dabei, der sie wirklich überzeugt hat. Ihre Willenskraft und ihr Durchsetzungsvermögen haben mich wirklich beeindruckt, denn um derart diszipliniert zu sein, erfordert es einen starken Charakter. Allerdings ist sie das Klischee eines Workaholics, eben das werfen auch ihre drei besten Freunde Micky, Lizzy und Nat ihr vor und zerren sie in eine Bar, um endlich mal einen Abend locker zu werden und wieder Spaß zu haben. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es mich ja prinzipiell immer freut, wenn nach einem solchen Buch auch noch die Geschichten der besten Freunde in neuen Büchern aufgerollt werden, doch in diesem Fall würde ich es mir wirklich von Herzen wünschen, mehr über Annies kleine Gang zu erfahren, die mir, genau wie unsere weibliche Hauptperson wirklich unheimlich sympathisch und beim lesen sofort ans Herz gewachsen ist.
Durch die Erzählweise kann man Annies Gedanken und Gefühle sehr gut nachvollziehen und ich habe von der ersten Seite mit ihr mitgefiebert und -gelitten. Ich habe regelrecht an meinem Reader gehangen und mochte keine Pause machen, ehe ich das Buch beendet hatte, was sich durch den lockeren Ton, in dem die Charaktere miteinander sprechen und den angenehmen, nicht komplizierten oder verschachtelten Schreibstil der Autorin auch an einem Nachmittag flüssig ermöglichen ließ.

Annie hat mich wie schon erwähnt nachhaltig beeindruckt und auch ihre Freunde gefielen mir. Doch natürlich ich auch Jack ein wichtiger Bestandteil der Geschichte. Er ist in meinen Augen nicht unbedingt besonders verglichen mit anderen männlichen Hauptcharakteren. Zwar ist er natürlich unaussprechlich gutaussehend, hat intensive Augen, wie fast alle Objekte der Begierde, und eine zugleich arrogante, bestimmende und unverschämt sexy Art, aber welcher Mann aus Büchern dieses Genres hat das laut Beschreibung alles nicht? Dennoch passt er zu Annie, er ist ihr ebenbürtig und sie fordern sich oft gegenseitig heraus, von daher stört es mich nicht, dass er äußerlich das Klischee eines Schürzenjägers voll und ganz erfüllt und nichts wirklich einzigartiges vorzuweisen hat.

Die Tatsache, dass er und Annie nicht zusammen sein können, ist das besondere an dieser Geschichte. Täglich werden Leute wie die beiden Protagonisten hinter mehr oder weniger vorgehaltener Hand verurteilt und missbilligt, in vielen Fällen zurecht. Es gibt gewiss auch Ausnahmen, die durch etwas verbunden sind wie auch Jack und Annie, was aber leider oft als Ausrede abgetan wird. Dennoch denke ich, dass man immer einen zweiten Block riskieren und versuchen sollte, die Menschen und ihre Taten zu verstehen, wobei das, wie ich gern gestehe, sehr schwer sein kann.
Gerade in diesem Buch fallen die speziellen Verhältnisse in Jacks Leben zu Gunsten unseres unglücklichen Paares aus, sodass man mildernde Umstände geltend machen kann, was ich an dieser Stelle ohne zu spoilern allerdings nicht näher erläutern kann.

Mein Fazit:
Ich habe mit den Charakteren gelitten und gelacht, mir sind die Personen unglaublich schnell ans Herz gewachsen und von der ersten bis zur letzten Seite quasi an den Lippen oder eher den Fingern der Autorin gehangen, die in ihrem Roman ein Tabuthema aufgreift, was sonst an vielen Stellen unter den Tisch gekehrt wird, und einem verständlich macht, dass man die Dinge immer aus einem zweiten Blickwinkel betrachten sollte, bevor man sie verurteilt.
Durch und durch gelungen und eine klare Leseempfehlung von mir!

Veröffentlicht am 07.09.2018

Helikopter-Einsatz

Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen!
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„Dann müssen Sie sich eben ein anderes Medikament ausdenken.“

Dass Eltern bisweilen etwas überfürsorglich sein können, haben viele wohl bereits das ein oder andere Mal am eigenen Leib erfahren. Doch die ...

„Dann müssen Sie sich eben ein anderes Medikament ausdenken.“

Dass Eltern bisweilen etwas überfürsorglich sein können, haben viele wohl bereits das ein oder andere Mal am eigenen Leib erfahren. Doch die allseits bekannten und nicht minder gefürchteten Helikopter-Eltern setzen, immer wenn man glaubt, es könne nicht schlimmer kommen, noch einen oben drauf. Berichte von Erziehern, Lehrern und anderen darunter Leidenden erzählen Dinge, die für diese Sorte Eltern selbstverständlich sind, unsereins jedoch die Kinnlade runterklappen lassen.

Helikopter-Eltern sind ein Thema, mit dem ich mich bisher noch nicht beschäftigt habe, und von dem ich dankenswerterweise auch nicht betroffen bin. Ich bin an dieses Buch mit der Erwartung an ein paar witzige und kuriose Anekdoten herangetreten, wurde aber schon nach den ersten paar Seiten belehrt, dass ich den Einsatz solcher Eltern für ihr Kind wohl deutlich unterschätzt habe.

Das Buch ist gegliedert in den chronologischen Ablauf einer Kindheit, begonnen im Mutterleib, über die Geburt und Kita, bis hin zur Schule und gar noch ins Studium oder die Ausbildung. Eines haben die Abschnitte jedoch gemeinsam: In allen werden die kleinen Schützlinge in Watte gewickelt bis nicht mal mehr die Ohren frei liegen. Besonders geschockt und gleichermaßen beeindruckt haben mich die Geschichten aus der Kita und über die „Notfälle“, mit denen Polizei und Notarzt täglich behelligt werden. Die Unverfrorenheit mancher Leute hat mich tatsächlich sprachlos gemacht, viele der Anekdoten hatten sogar den Aufbau von schlechten Witzen, von denen man gar nicht glauben mag, dass sie wirklich genau so wie beschrieben passiert sind.
Von der Erzieherin verlangen, die Klobrille für das Kind vorzuwärmen? Logisch! Das Kind in die Notaufnahme bringen, weil es komisch geguckt oder einen halben Eiswürfel verschluckt hat? Aber sicher! Klospülung benutzen? Nur bis 19 Uhr, sonst wird das Kind wach!
Das sind nur drei der haarsträubenden Geschichten, die dieses Buch zu bieten hatte. Einige waren so skurril, dass sie schon wieder lustig waren, andere jedoch haben mich einfach nur mit dem Kopf schütteln lassen.

Gerade beim ersten Kind kann ich verstehen, dass die Leute alles richtig machen und ihrem Kind nur das Beste ermöglichen wollen. Aber muss das so lächerliche Ausmaße annehmen? Ich selbst bin auch Einzelkind und obwohl ich in meiner Kindheit oft gesagt habe, meine Eltern wären überfürsorglich, haben sie sich nie derart für mich zum Affen gemacht. Ich habe oft nicht das bekommen, was ich wollte, und habe viele Dinge lernen müssen, indem ich auf die Nase gefallen bin, und Schäden kann ich bis heute keine erkennen.
Gerade das Kapitel am Ende, wo Betroffene ihr Leid schildern, zeigt, wie schädlich es sein kann, wenn man immer nur beschützt und umsorgt wird, auch wenn es mit guter Absicht geschieht. Ich wünsche allen Familien, die mit einer solchen Beziehung leben, dass eines Tages entweder die Eltern zur Besinnung kommen, oder die Kinder es schaffen, sich zu befreien, auch auf die Gefahr hin, damit Mama oder Papa emotional zu verletzen. Glaubt mir, für euch alle ist es das Beste.

Mein Respekt geht an all die Erzieher, Lehrer, Hebammen, Trainer und auch Ärzte und Polizisten, die sich Tag für Tag mit Helikopter-Eltern herumärgern müssen und dabei trotzdem zum Wohle der Kinder ein Lächeln parat haben und durchhalten.

Mein Fazit:
Meine Erwartung an dieses Buch wurde um ein Vielfaches übertroffen, ich habe oft gelacht und mindestens genau so oft ungläubig den Kopf geschüttelt.
Für den kleinen Bücherhunger zwischendurch ist dieses amüsante Buch genau das richtige!

Veröffentlicht am 24.08.2018

Gefangen zwischen Lüge und Wahrheit

Ein Augenblick für immer. Das erste Buch der Lügenwahrheit, Band 1
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„Es gibt solche Menschen. Menschen, die mehr sehen als die anderen. Die diesen Blick haben, verstehst du?“ (S. 135/36)

Die 18-Jährige June aus Deutschland möchte ihr Abschlussjahr bei ihrem Onkel in Cornwall ...

„Es gibt solche Menschen. Menschen, die mehr sehen als die anderen. Die diesen Blick haben, verstehst du?“ (S. 135/36)

Die 18-Jährige June aus Deutschland möchte ihr Abschlussjahr bei ihrem Onkel in Cornwall verbringen, wo es angeblich von Mythischem und Magie nur so wimmelt. Doch June glaubt nicht an sowas und will einfach nur eine entspannte Zeit auf Green Manor, dem riesigen Anwesen von Onkel Edgar haben. Leider hat sie die Rechnung ohne ihre Cousins Preston und Blake gemacht, die eigentlich auf Weltreise hätten sein sollen, in ihr nun aber ein unerwartetes Kribbeln auslösen.
Dazu geschehen manchmal merkwürdige Dinge, wenn einer der beiden in der Nähe ist, June sieht eine grün gekleidete Gestalt im Garten, bei der es sich um einen Geist handeln soll und dann gehen in ihr auch noch seltsame Dinge vor. Kann sie bei all den verbotenen Gefühlen und Geheimnissen einen klaren Kopf bewahren?

Als erstes muss angemerkt werden, wie gut gelungen ich das Cover finde. Man sieht ein Mädchen, das June darstellen soll, mit den charakteristischen strahlend grünen Augen, die bald auch noch entscheidend sein werden. Glänzende Kristallsplitter, welche ebenfalls im Buch Beachtung finden, umrahmen den Titel, im Hintergrund ist eine klassische Szenerie Cornwalls zu erkennen, nämlich ein Herrenhaus an den Klippen. Alles in allem passen die Motive definitiv zur Geschichte und im Geschäft würde ich aufgrund des Covers neugierig auf das Buch werden.

Begonnen wird das Buch mit dem Bericht über eine Sage von Green Manor, die auch im späteren Verlauf des Buches noch öfter eine Rolle spielen wird. Danach beginnt die eigentliche Geschichte, die aus Junes Sicht in der Ich-Perspektive erzählt wird. Ich konnte mich sehr gut in die Story hineinversetzen und Junes Gefühle und Gedanken nachvollziehen und gerade wegen der lockeren, jugendlichen Sprache hatte ich das Buch in kürzester Zeit fertig gelesen. Ich wurde regelrecht in einen Bann gezogen, dazu noch die witzigen Dialoge zwischen June und ihren Freunden hier und da, genau wie ich es mag. Die Geheimnisse überall um June herum verleihen dem Ganzen noch einen spannenden, mystischen Touch, der für zusätzliches Kribbeln beim Lesen sorgt.

Zwischen June und den Zwillingen Preston und Blake bahnt sich eine typische Dreiecksbeziehung an. Preston ist eher der charmante von beiden, er spielt in einer Band und gibt sich immer Mühe, June mit kleinen Nettigkeiten und Komplimenten näher zu kommen. Leider empfand ich sein Verhalten stellenweise als etwas zu schleimig und übertrieben, außerdem entblößt er später noch einen Aspekt seiner selbst, den ich alles andere als sympathisch finde.
Blake ist der klassische Bad Boy, düster, unfreundlich und unnahbar. Er zeigt June meistens die kalte Schulter, macht sie runter oder reißt Witze über sie und Preston, doch hinter der harten Schale blitzt manchmal Zuneingung für seine Cousine durch. Er versucht um jeden Preis, June von sich fern zu halten, doch die lässt sich nicht so leicht abschrecken.
Insgesamt gefällt mir Blake besser als Preston, selbst wenn er sich oft wie ein Idiot verhält. Mein Herz schlägt einfach immer für den bösen, undurchsichtigen Jungen der Geschichte.
June ist immer zwischen den beiden hin und her gerissen, auch wenn sie auffallend oft Blakes blaue Augen erwähnt. Eigentlich wollte sie nur ein ruhiges Abschlussjahr bei ihrem Onkel verbringen, doch nach und nach gerät alles aus den Fugen. Sie glaubt zunächt nicht an Magie und sieht alles nüchtern und realistisch. Mit ihren Freunden albert sie gern herum und in manchen Gesprächen haut sie auch den ein oder anderen sarkastischen Kommentar raus, doch sie muss ziemlich bald beweisen, dass sie auch emotionale Stärke bestitzt.
Die Charaktere June und Blake gefielen mir sehr gut, genau wie Junes neue Freude und ihr Onkel, ich habe mit ihnen allen mitgefühlt und -gelacht.

Die bildlichen Beschreibungen im Buch haben es mir leicht gemacht, mich auf Green Manor und den anderen Schauplätzen zurechtzufinden, auch wenn die ein oder andere Wiederholung in kurzer Zeit vielleicht hätte vermieden werden können. Viele der Wendungen und Überraschungen hatte ich mir so oder änhnlich beim Lesen bereits gedacht, aber trotzdem habe ich mich immer gefreut, wenn wieder etwas neues zu Tage gekommen ist oder sich bewahrheitet hat.
Das Buch ist zwar der erste Teil einer Trilogie, endet jedoch im Vergleich zu anderen Reihen nicht mit einem gemeinen Cliffhanger, sondern so, dass man zwar neugierig auf den nächsten Teil wartet, aber nicht komplett verzweifelt, weil man nicht gleich weiterlesen kann. Es bleiben auch noch genügend Fragen unbeantwortet, über die man sich den Kopf zerbrechen könnte, wenn man wollte.

Mein Fazit:
Ein sehr gelungenes Romantasy-Buch des Autorinnenduos Rose Snow! Die Charaktere sind interessant gestaltet, die Schauplätze herrlich gewählt und beschrieben und die Idee mit der speziellen Magie finde ich auch spannend. Eine klare Empfehlung für alle Liebhaber dieses Genres, ich warte gespannt auf den zweiten Teil.