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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2018

(Zu) Hohe Erwartungen?

Der Platz an der Sonne
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Dieses Buch lässt mich irgendwie ratlos zurück; unsicher, ob ich mich einfach gut unterhalten fühle oder ob ich den Sinn dahinter nicht ganz verstanden habe.

"Der Platz an der Sonne" zeigt uns eine Welt, ...

Dieses Buch lässt mich irgendwie ratlos zurück; unsicher, ob ich mich einfach gut unterhalten fühle oder ob ich den Sinn dahinter nicht ganz verstanden habe.

"Der Platz an der Sonne" zeigt uns eine Welt, in der es einen dritten Weltkrieg gegeben hat, nach dessen Ende Deutschland in mehrere unabhängige, gleichwohl arme Teile gespalten wurde und die Afrikanische Union zur finanzstarken Macht aufgestiegen ist.

Ich habe erwartet, ein mit historischen Hintergründen und (natürlich fiktiven) Fakten fundiertes Buch über ein Leben im Nachkriegsdeutschland zu lesen. Etwas das sich wie ein spannendes, emotionsgeladenes Geschichtsmahnmal liest.

Stattdessen fühlte ich mich eher mit der Moralkeule geschlagen, indem in aller Ausführlichkeit die Beweggründe und Erfahrungen eines Wirtschaftsflüchtlings geschildert werden. Gleichzeitig blieb die Geschichte aber auch emotional blass wie ein Roadmovie, in dem zwar der Weg, aber nicht das Innenleben der Beteiligten gezeigt wird.

Versteht mich nicht falsch: Das Buch hat mich schon gefesselt und ich fand die Erlebnisse Josua Brenners auch interessant, aber ich hatte mir etwas vollkommen anderes unter diesem Buch vorgestellt. Vielleicht hat mich auch einfach nur gestört, dass die Personen, die Brenner auf seinem Weg trifft, wirklich nur Randfiguren bleiben und nicht mehr als das abkömmliche Mittel zum Zweck darstellen.

Fazit:
Das Buch ist sicherlich gut, um die Strapazen und Nöte unserer heutigen Flüchtlinge besser verstehen zu können, nur hätte dafür die Verkleidung eines dystopischen Was wäre wenn-Romans nicht sein müssen. Denn sie schürt Erwartungen, die für meinen Geschmack nicht erfüllt werden.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Hält, was der Titel verspricht

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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"Als die Tage nach Zimt schmeckten" erzählt über vier Generationen die Geschichte einer Familie, die im Iran einst ihren eigenen kleinen sicheren Hafen aufgebaut haben, um dann zu sehen, wie die Welt um ...

"Als die Tage nach Zimt schmeckten" erzählt über vier Generationen die Geschichte einer Familie, die im Iran einst ihren eigenen kleinen sicheren Hafen aufgebaut haben, um dann zu sehen, wie die Welt um sie herum in Misstrauen und Brutalität zerfiel.

Das klingt erst einmal nach einer wirklich ergreifenden Geschichte voller schwerer Schicksale, die die Realität im Iran und den Alltag dort (der vor allem für die Frauen nicht leicht war und ist) schildert. Das zumindest habe ich mir nach der Lektüre des Klappentextes und der Leseprobe davon erhofft.

Allerdings orientiert sich das Buch leider doch etwas zu sehr an seinem Titel: auf vielen Seiten und in unzähligen detaillierten Schilderungen lernt man die persische Küche kennen und lieben. Ja, es läuft einem bei der Letüre sogar das Wasser im Mund zusammen, so lecker und wie aus einem Märchen aus tausend und einer Nacht klingen die Schilderungen.
Darüber geht nur leider die eigentliche Handlung verloren. Der Geschichte fehlt ein roter Faden (mal abgesehen vom Essen), der die verschiedenen Zeitstränge miteinander verbindet. So wirken viele Szenen zerstückelt und aneinander gereiht, oft weiß man gar nicht an welchem Zeitpunkt in der Geschichte man sich gerade befindet.
Das ist vielleicht auch ein Sinnbild für Noor, die sich, nachdem ihr Vater sie mit 19 nach Amerika geschickt hat, um sie vor der Frauenfeindlichkeit im Iran zu schützen, ihr Leben lang entwurzelt und nie dazugehörig gefühlt hat. Allerdings macht es das für den Leser nicht gerade zu einem Lesevergnügen.

Auch bleiben die Figuren seltsam blass und schablonenhaft. Man hat teilweise das Gefühl, dass sich die Autorin (die, man merkt es, als Köchin arbeitet) mehr auf die Gerichte denn auf ihre Protagonisten konzentriert hat.

Fazit:
Das Buch inspiriert einen in gewisser Weise und weckt Interesse für die persische Küche. Die persische Lebensweise lernt man aber kaum kennen- möglicherweise ein Sinnbild dafür, dass sie durch die Gewalt und Furcht im eigenen Land mittlerweile zerstört und verstreut über den ganzen Globus in Immigranten und Flüchtlingen weiterlebt. Persien ist heute kein Land mehr, lebt aber in den Herzen seiner Kinder weiter.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Kaputt geschrieben

Opfer
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Es hätte ein spannendes Buch werden können, wenn...

Ja, wenn nur dieser verknappte Schreibstil nicht gewesen wäre!

Komissar Verhoeven muss zusehen, wie seine Lebensgefährtin bei einem Raubüberfall brutal ...

Es hätte ein spannendes Buch werden können, wenn...

Ja, wenn nur dieser verknappte Schreibstil nicht gewesen wäre!

Komissar Verhoeven muss zusehen, wie seine Lebensgefährtin bei einem Raubüberfall brutal zusammengeschlagen wird und macht sich natürlich auf die Jagd nach den Verbrechern.

Das klingt nach einer rasanten Verfolgungsjagd, die dem Leser den Atem raubt. Und irgendwie nach einer ziemlich emotionalen Geschichte, schließlich ist der Ermittler persönlich involviert.

Aber Herr Lemaitre schafft es, daraus ein graues Kammerspiel inklusive emotionslosem Gedankenstriptease zu machen. Ich kann es kaum in Worte fassen, aber er zerlegt die Handlung in kleine, scheinbar zusammenhanglose Bruchstücke aus Gedankenschnipseln, die mir als Leser keinerlei Gefühle vermitteln können. Komissar Verhoeven scheint mir mehr mit seiner geringen Körpergröße als mit den Schmerzen seiner Freundin zu kämpfen zu haben.

Der nächste Kritikpunkt: Anders als bei einem "gewöhnlichen" Thriller, bei dem Leser kleine Schnipsel mit Hinweisen zu Täter und Handlung vorgeworfen werden, aus denen er sich sein eigenes Bild zusammenbasteln kann, scheint man hier dem Komissar nur hinterher zu hecheln und hat ständig das Gefühl, als würden einem wesentliche Informationen fehlen, um die Handlung nachvollziehen zu können. Die Geschichte zeigt zwar ein paar überraschende Wendungen, die man aber kaum genießen kann, weil man ihre Bedeutung aufgrund fehlender Hintergrundinformationen einfach nicht begreift. Als würde man in der Mitte einer Geschichte feststecken, deren Anfang man verpasst hat (oder Band 3 einer Reihe lesen, ohne Band 1 und 2 zu kennen).

Ich möchte den Autor auch nicht grundsätzlich verschmähen, es ist das erste Buch von ihm, das ich gelesen habe. Vielleicht sind seine anderen Werke ganz anders und wesentlich verständlicher geschrieben, allerdings würde ich nach diesem Werk die Hände von ihm lassen, da in mir der Verdacht aufkeimt, dass sein Schreibstil und ich einfach nicht kompatibel sind.

Trotzdem möchte ich das Buch auch nicht vollkommen verteufeln. Es hatte durchaus ein paar gute Ansätze und der Grundtenor der Story hätte mir gefallen, wäre sie von einem anderen Autor geschrieben worden.

Fazit:
Meine Erwartungen gingen wohl in eine vollkommen andere Richtung als die Intentionen des Autors. Wer Lemaitre kennt, wird "Opfer" vielleicht lieben, ich tue es defintiv nicht.

Veröffentlicht am 28.06.2018

Enttäuschend

NACHTWILD
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Joan ist mit ihrem kleinen Sohn Lincoln zu einem ihrer üblichen Besuche im Zoo unterwegs, als plötzlich Schüsse fallen. Um sich zu retten, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich zu verstecken und ...

Joan ist mit ihrem kleinen Sohn Lincoln zu einem ihrer üblichen Besuche im Zoo unterwegs, als plötzlich Schüsse fallen. Um sich zu retten, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich zu verstecken und auf Rettung zu warten...

Der Klappentext verspricht ein spannendes Buch, voll atemloser Dramatik; Joan soll angeblich gezwungen sein, dramatische Entscheidungen zu treffen.

Davon war meiner Meinung nach nicht allzu viel zu spüren. Ja, es ist spannend und man wartet darauf, dass der oder die Täter gefasst werden. Und ja, Joan muss ein oder zwei Entscheidungen treffen, die niemandem leicht gefallen wären. Aber der Großteil des Buches besteht aus Rückblicken in Lincolns Kindheit, die für den Fortlauf der Geschichte nichts beitragen. Ab und zu tauchen auch andere Personen auf. Diese verschwinden aber auch genauso schnell und lautlos wieder in der Versenkung, wie sie aufgteaucht sind.

Am enttäuschendsten fand ich allerdings das Ende, da es mich vollkommen unbefriedigt und vor allem unwissend zurück lässt.

Fazit: Ja, eine gewisse Grundspannung war schon vorhanden, erfüllt aber nicht die durch den reißerischen Klappentext geschürten Erwartungen.

Veröffentlicht am 27.06.2018

Unspektakulär

Krokodilwächter
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Irgendwie fehlen mir zu diesem Buch die Worte. Es ist nicht schlecht geschrieben, die Geschichte klingt (nur nach dem Klappentext bewertet) wirklich spannend. Aber irgendwie war mir die Umsetzung etwas ...

Irgendwie fehlen mir zu diesem Buch die Worte. Es ist nicht schlecht geschrieben, die Geschichte klingt (nur nach dem Klappentext bewertet) wirklich spannend. Aber irgendwie war mir die Umsetzung etwas zu langatmig. Die Ermittler Jeppe und Annette hinken dem Täter irgendwie immer einen Schritt hinterher und scheinen es mit der Lösung des Falles nicht besonders eilig zu haben.

Auch ist mir das Ermittlerduo nicht sonderlich sympatisch. Gleichzeitig sind sie aber auch nicht überspitzt genug dargestellt um wirklich unsympatisch zu wirken und zu polarisieren.

Alles plätschert so vor sich hin. Der einzige Lichtblick ist tatsächlich die Hauptverdächtige Esther.

Allerdings wird sie in den (geplanten) Folgebänden der Reihe vermutlich nicht mehr dabei sein.

Fazit: Nicht schlecht, aber definitiv kein Must-reed.