Das Buch „Berührung. Warum wir sie brauchen und wie sie uns heilt“ von Bruno Müller-Oerlinghausen und Gabriele Mariell Kiebgis ist ein Sachbuch zum Thema „Berührungen“ und 2018 im Ullsteinverlag als Taschenbuch mit Klappbroschur erschienen. Das Cover zeigt eine junge Frau, die sich gerade rundum wohlfühlt, und hat damit mein Interesse geweckt. Die Aufmachung ist hochwertig, das Buch sieht nach einmaligem Lesen noch neuwertig aus.
Da ich beruflich ganz viel mit Nähe und Distanz zu tun habe, wollte ich unbedingt mehr und wissenschaftlich fundiert über Berührungen erfahren, ganz besonders interessiert habe ich mich für den großen Praxisteil. Leider war jedoch das Buch ganz anders als erwartet.
Das fiktive Paar Marie und Noah bleibt flach und stereotyp, die persönliche Note, die damit vermittelt hätte werden sollen, kommt bei mir nicht durch, auf mich wirkt es gewollt und nicht gekonnt und macht dadurch mehr kaputt als es auflockert.
Der erste Teil des Buches mit seinen Studien zu Berührungen im Allgemeinen fand ich interessant, allerdings liest es sich ab dem zweiten Drittel als Werbebuch für die von einem Autor entwickelte Massagetechnik und driftet thematisch total in verschiedene Massagetechniken ab, einen weiteren Schwerpunkt bildet Massage bei depressiven Erkrankungen.
Nachdem ich mich weder für verschiedene Massagetechniken interessiere noch an Depressionen leide und außerdem nicht in Deutschland wohne, ist es mir völlig egal, warum welche Therapie (nicht) von einer deutschen Krankenkasse bezahlt wird, was jedoch seitenweise erörtert wird.
Am meisten gefreut habe ich mich also auf den „großen Praxisteil“, wo keine einzige alltagstaugliche Übung vorgestellt wird, die für mich in irgendeiner Form neu gewesen wäre, außerdem bildet der „große Praxisteil“ nicht einmal ein Viertel des Buches, wodurch meine Erwartung an etwa halb Theorie und halb Praxis nicht erfüllt wurde. Außerdem fehlt mir die Wissenschaftlichkeit bei der Wirksamkeit der einzelnen Übungen, das hätte ich mir bei einem Sachbuch erwartet.
Das Gebiet Berührung und körperliche Liebe wird wieder von der Massageseite aufgerollt, schade, denn hier hätte es so viele für mich wesentlich interessantere Aspekte zu diesem Thema gegeben.
Fazit: Wer sich für Massagetechniken interessiert oder an Depressionen leidet, wird bei diesem Buch voll auf seine Kosten kommen. Alle anderen können das Buch nach dem ersten Drittel abbrechen.