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Veröffentlicht am 02.10.2018

Wenn ein Hamburger in die Pfalz kommt ...

Elwenfels
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Der Hamburger Privatermittler Carlos Herb wird mit einem seltsamen Fall in den Pfälzer Wald geschickt. Er soll den seit einem Jahr verschwundenen Hans Strobel finden. Die Polizei hat die Suche schon längst ...

Der Hamburger Privatermittler Carlos Herb wird mit einem seltsamen Fall in den Pfälzer Wald geschickt. Er soll den seit einem Jahr verschwundenen Hans Strobel finden. Die Polizei hat die Suche schon längst eingestellt und da dessen Frau Gewissheit haben möchte, macht sich Carlos Herb auf den Weg in die Pfalz.
Mehr durch Zufall findet er das kleine Dörfchen Elwefels. Hier könnte auch Hans Strobel gewesen sein. Doch Carlos Herb stößt auf eine Mauer des Schweigens, obwohl er sonst von den Dorfbewohnern sehr herzlich aufgenommen wird.
Irgendetwas Merkwürdiges geht in dem kleinen Dorf im Pfälzer Wald zu und das liegt garantiert nicht nur an der Sage um einen komischen Vogel – die Elwetritsche…

Nachdem mir die Gebrauchsanweisung für die Pfalz schon so gut gefallen hat, war ich gespannt, wie sich der Pfälzer Humor von Christian Habekost mit dem kriminalistischen Gespür seiner Frau Britta in diesem Krimi darstellt.
Schon nach wenigen Seiten konnte ich – als halbe Pfälzerin – erkennen, das wird keine einfache Lektüre werden. Neben einigem Lokalkolorit, der Liebe zur Pfalz und ein wenig Dialekt, floss auch eine gute Portion Humor hinein, wie man ihn wohl nur bei den Pfälzern findet. Als Hamburger steht Carlos daher mehr als einmal vor einem Rätzel. Nicht nur die Sprache, auch die Gepflogenheiten sind ihm fremd und verwirren ihn entsprechend. Für mich als Leserin war die Lektüre dahingehend schwierig, da ich vor lauter Lachen kaum zum Weiterlesen kam.
Glücklicherweise lernt Carlos schnell und macht sich bald auch weniger Gedanken, wenn er etwas nicht gleich versteht, so dass die Handlung zügig voranschreitet. Einfacher wird der Fall für ihn jedoch nicht. Es kommt einem eher so vor, als hätte er das kleine fiktive Dörfchen in der Pfalz aus seinem Schönheitsschlaf gerüttelt und damit nicht nur die Elwetritsche geweckt.
Krimi und Pfälzer Humor passen hier hervorragend zusammen, sofern man sich zu Beginn des Buch bewusst ist, dass man den Krimi nicht für bare Münze nehmen darf und es in der Pfalz auch gerne mal etwas Mystisch zugehen kann.
Damit auch Nicht-Pfälzer mit dem Buch zurechtkommen, werden Redewendungen und bestimmte Begrifflichkeiten in Fußnoten oder von den Protagonisten erklärt. Auch eine kleine Karte von Elwenfels findet man im Buch, die ich jedoch nicht benötigt habe. Das Bild von Elwenfels wurde alleine durch die Beschreibungen der beiden Autoren so plastisch erzeugt, dass ich mich dort schon wie zu Hause fühlte.

Fazit:
Ein Krimi, dem es neben der Liebe zur Pfalz auch nicht an ein wenig Mystik fehlt. Spannend, humorvoll und dabei so einnehmend, dass ich mich schon auf den nächsten Teil freue, um endlich wieder nach Elwenfels zurückkehren zu können.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Ein Münchner im Himmel und die Olymischen Spiele 1972

Das Ludwig Thoma Komplott
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Im Nachlass ihres Großvaters findet die Verlegerin Julia Frey ein ganz besonderes Manuskript. Es stammt von Ludwig Thoma und soll die humoristische Satire „Ein Münchner im Himmel“ fortsetzen. Julia sieht ...

Im Nachlass ihres Großvaters findet die Verlegerin Julia Frey ein ganz besonderes Manuskript. Es stammt von Ludwig Thoma und soll die humoristische Satire „Ein Münchner im Himmel“ fortsetzen. Julia sieht in dem Manuskript die Rettung ihres kurz vor der Insolvenz stehenden Unternehmens. Doch dann wird sie stutzig, denn es finden sich Hinweise in dem Manuskript, die auf einen Zusammenhang zu den Morden vor den Olympischen Spielen 1972 hindeuten.
Wurde der Mörder vom Manuskript inspiriert?
Tom Perlinger hat genau diese Mordserie als Cold Case auf dem Tisch liegen und ist froh über jeden Hinweis, der zur Aufklärung beitragen kann, doch plötzlich ist Julia tot und das Manuskript verschwunden. Steckt noch mehr hinter den Cold Cases von 1972? Welche Information im Manuskript ist so brisant, dass dafür sogar gemordet wird? Tom Perlinger sieht sich seinem zweiten Fall gegenüber und ahnt dabei nicht, dass er selbst im Zielfeuer steht…

Nach den Montez-Juwelen ist dies der zweite Fall von Tom Perlinger. Kennt man den ersten Teil, so ist man schnell wieder mitten drin Geschehen und freut sich, alte Bekannte zu treffen. Aber auch Quereinsteiger dürften keine Probleme haben, da die zwischenmenschlichen Beziehungen immer noch einmal kurz angerissen werden.

Tom Perlinger wollte sich eigentlich nur mit seiner Freundin verloben, doch dann sieht er, wie eine alte Schulfreundin erschossen wird. Natürlich muss er den Fall aufklären, doch das scheint alles sehr verzwickt zu sein. Tom und seine Kollegin Jessica sind sehr plastisch und authentisch. Nicht immer geht alles glatt und jeder hat seine Ecken und Kanten, aber auch Sorgen und Nöte, die sie gerade so liebenswert machen.

Sabine Vöhringer hat mit dem zweiten Buch wieder einen Krimi geschaffen, der zum einen recht verworren scheint, zum anderen sehr spannend ist. Als Leser wird man gezwungen, mitzudenken, mitzuraten und Acht zu geben. Die Figuren sind sehr schön herausgearbeitet und man entwickelt schnell eine eigene Einschätzung, wen man sympathisch findet, wen eher nicht und vor allem, wen man einen Mord zutraut.

Einblicke und Verfolgungsjagden durch die Münchner Altstadt konnte ich als Nicht-Münchner dank dem in der hinteren Klappe abgedruckten Stadtplan problemlos folgen.

Fazit:
Das offene Ende lässt mich auf eine (baldige) Fortsetzung Hoffnung, bis dahin schwele ich ein wenig in der Vorstellung, die Ludwig Thoma denn seine humorvolle Satire „Ein Münchner im Himmel“ fortgesetzt haben könnte.

Veröffentlicht am 20.09.2018

No time to lose!

Hello Life - Goodbye Hamsterrad
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Das Büchlein beginnt mit einer Geschichte über einen jungen Mann, der ein ganz komisches Bauchgefühl hatte, das irgendwie keiner nachvollziehen konnte. Ärzte fanden nichts körperliches, also musste es ...

Das Büchlein beginnt mit einer Geschichte über einen jungen Mann, der ein ganz komisches Bauchgefühl hatte, das irgendwie keiner nachvollziehen konnte. Ärzte fanden nichts körperliches, also musste es eine andere Ursache haben. Und begann der junge Mann, sein Leben zu hinterfragen.

Ben Springer ist ehemaliger Werbetexter und berichtet in diesem Buch von seinen eigenen Erfahrungen. Wie er plötzlich zu jenem Mann mit dem Bauchgefühl wurde, wieso und was er dagegen unternommen.

Keine Frage, der Autor stellt auf diesen wenigen Seiten viele prägnante Fragen, die mir selbst auch schon das eine oder andere Mal durch den Kopf geschossen sind. Fragen, die bewegen, aber auch irgendwann wohl einen Umbruch, einen Ausstieg aus dem „Hamsterrad“ hervorrufen können.

Wer sich mit der Thematik befasst, dem wird das Buch gewiss eine gute Stütze sein. Anderen dagegen viele Anreize zum Nachdenken und Überlegen geben. Der Autor hat sich jedenfalls viel Mühe gegeben und sich zahlreicher Metaphern und anschaulicher Sprache bedient, um seine Botschaft zwischen zwei Buchdeckel zu packen.

Fazit:
Ob nun für einen selbst oder als Geschenk, das Buch ist einen Blick ins Innere Wert und vielleicht verändert sich bei einem selbst die Sicht auf eine ganz neue Weise.

Veröffentlicht am 20.09.2018

Was ist die Zeit?

Die kleine Hummel Bommel und die Zeit
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Gespannt wartet die kleine Hummel Bommel auf Oma Hummel. Doch der Bummelzug hat Verspätung. Schon bald wird der kleinen Hummel das Warten lang und sie versucht herauszufinden, warum die Zeit manchmal ...

Gespannt wartet die kleine Hummel Bommel auf Oma Hummel. Doch der Bummelzug hat Verspätung. Schon bald wird der kleinen Hummel das Warten lang und sie versucht herauszufinden, warum die Zeit manchmal schnell und dann wiederum langsam vergeht.

Als sie schließlich die Eintagsfliege Einstein trifft, wird ihr so manches klarer …

Die kleine Hummel Bommel hat schon einige Abenteuer erlebt und sich mit Fragen und Problemen beschäftigt, die nicht nur kleine Hummeln, sondern auch kleine Menschenkinder beschäftigen.

Mit zauberhaften und detaillierten Illustrationen versucht das Trio aus Britta Sabbag, Maite Kelly, und Joëlle Tourlonias in kindgerechter Sprache, dem Mysterium Zeit auf den Grund zu gehen. Einfach, nachvollziehbar und dabei doch spannend kommt die kleine Hummel Bommel immer einen Schritt weiter voran. Unterbrochen wird die Suche nur durch die Begegnung mit der Eintagsfliege Einstein, der Maite Kelly ein neues Lied auf die Lippen legt.

Für Kinder ist dieses Buch nicht zuletzt dank der schönen und ansprechenden Illustrationen interessant. Auch der Text bewegt sie und sie überlegen je nach Alter sogar mit. Meine 3jährige Tochter fand das Buch vor allem wegen der Hummel toll, meine große Tochter (7) dagegen hat sich ihre eigenen Gedanken zur Thematik gemacht und diese dann mit mir diskutiert.

Fazit:
Sehr ansprechend, sowohl im Text, der Thematik, den Illustrationen und dem neuen Lied von Maite Kelly. Wir sind jetzt schon gespannt auf das nächste Buch und das neue Abenteuer von Hummel Bommel.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Drachen gibt es nicht .. oder etwa doch?

Die geheime Drachenschule
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Henry kann es nicht fassen, eben war er noch zweimaliger Torschützenkönig auf dem Weg zum dritten Titel und schon bekommt er Besuch von einem bislang unbekannten Cousin. Doch damit nicht genug, besagter ...

Henry kann es nicht fassen, eben war er noch zweimaliger Torschützenkönig auf dem Weg zum dritten Titel und schon bekommt er Besuch von einem bislang unbekannten Cousin. Doch damit nicht genug, besagter Cousin möchte ihn abholen und zu den Sieben Feuer bringen. Aber ist das nicht eine Mär?

Zusammen mit fünf anderen Kindern in Henrys Alter ist er schon kurz darauf auf dem Weg zu einer geheimnisvollen Insel. Hier soll er zum Drachenreiter ausgebildet werden. Aber Drachen gibt es doch gar nicht. Oder etwa doch?


Henry ist ein elfjähriger Junge, für den Fußball an höchster Stelle steht. Nicht nur ist er Kapitän seiner Mannschaft, auch ist er der Torschützenkönig, der immer darauf hofft, eines Tages mal entdeckt zu werden. Als er dann plötzlich zum Drachenreiter auserwählt wurde, passt das so gar nicht in seinen Plan und dennoch hat die Idee etwas Faszinierendes an sich. Nur sein Drache scheint nicht davon überzeugt zu sein und so versucht Henry alles, um das Band zu seinem Drachen doch noch knüpfen zu können.

Auch wenn das Buch für Kinder zwischen 9 und 11 Jahren gedacht ist, kann ein erwachsener Leser es sehr gut lesen. Es ist spannend geschrieben mit viel Situationskomik und Abenteuerlust. Henry ist ein typischer 11jähriger, der meint, die Welt habe auf ihn gewartet, aber er muss auch etwas dafür tun. Seine neuen Mitschüler sind sehr unterschiedlich, aber so plastisch gezeichnet, dass man sie sehr gut auseinander halten kann.

Das Buch verfügt über einige s/w-Illustrationen, die den Text sehr gut ergänzen. Am besten hat mir aber „Die kleine Drachenkunde“ von William Mayweed gefallen, die sich im Mittelteil des Buches befindet. Hier werden alle Drachenarten kurz mit Skizze vorgestellt. Neben einem Steckbrief, erhält man zudem noch Informationen über den Körperbau, die Wesenszüge und besondere Fähigkeiten. Das machte es für mich einfacher, mir die ganzen verschiedenen Drachenarten besser vorstellen zu können.

Die Geschichte ist spannend und man gerät in einen richtigen Lesesog. Ich hoffe sehr auf eine baldige Fortsetzung, denn die Geschichte von Henry und seinem Drachen ist noch lange nicht erzählt, sondern hat quasi gerade erst angefangen.

Fazit:
Ich bin sehr gespannt auf eine Fortsetzung. Der Auftakt ist jedenfalls gelungen, spannend, abenteuerlich mit einem Rätsel, bei dem neben Freundschaft und Teamgeist auch Werte wie vertrauen, Selbstvertrauen und Zusammenhalt gefragt sind.