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Venatrix

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Veröffentlicht am 21.09.2018

Herrlich schräg - beste Krimiunterhaltung

Der letzte Sterz
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Welch ein Sakrileg! Der Erzherzog Johann ist im weststeirischen Stainz vom Sockel gestürzt worden. Also, natürlich nicht er persönlich, sondern seine Statue. An deren Stelle ist eine recht eigenwillige ...

Welch ein Sakrileg! Der Erzherzog Johann ist im weststeirischen Stainz vom Sockel gestürzt worden. Also, natürlich nicht er persönlich, sondern seine Statue. An deren Stelle ist eine recht eigenwillige Skulptur errichtet worden. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich das „Kunstwerk“ als einbetonierte Leiche.

Im Zuge eines Amtshilfeverfahrens müssen die Wiener Kriminalbeamten Hawelka und Schierhuber in das winterliche Stainz reisen, um den Fall zu lösen. Doch weder ist die örtliche Bevölkerung noch die steirische Polizei erbaut darüber, dass „Fremde“ die Idylle stören. Entsprechend frostig sind nicht nur die Außentemperaturen sondern auch die Gesprächsbasis. Man lässt sich ungern in die lokalpolitischen Karten schauen und trachtet danach, die eigenen Interessen vor den neugierigen Fragen der Wiener Polizisten zu schützen.
Bald ist klar, dass der Ermordete nicht unbedingt ein besonders beliebter Zeitgenosse war. Motive ihn umzubringen, gäbe es mehrere.

Wird es den externen Ermittlern gelingen, das vorweihnachtliche Rätsel zu knacken?

Meine Meinung:

Vorliegender Krimi ist der vierte mit dem bestens zusammengeschweißten Ermittlerteam Hawelka und Schierhuber.
Wie wir es von Autor Günther Pfeifer gewöhnt sind, zeichnen sich seine Figuren durch Ecken, Kanten und recht eigenwilliges verhalten aus. Vor allem Hawelka und Schierhuber, beide mit Vornamen Josef, beide aus dem Waldviertel stammend und seit Jahren als Spätberufene bei der Wiener Kriminalpolizei, laufen hier im weststeirischen Schilcherland zur Höchstform auf. Tja, den roséfarbenen Wein aus der Blauen Wildbachertraube muss man mögen. Auf den ersten Schluck ist er gewöhnungsbedürftig und es bedarf eines langsamen Herantastens. Das unkontrollierte Hineinschütten des edlen Rebensaftes verursacht höllische Kopfschmerzen, wie unsere wackeren Ermittler am eigenen Leib, äh, Kopf erleben müssen.

Der Schreibstil ist wie immer flüssig und humorvoll. Die steirischen Dialekteinlagen sind für Außenstehende nicht einfach zu lesen. Hawelka und Schierhuber halten die steirische Mundart anfangs ja für eine Fremdsprache.

Hin und wieder mit Klischees gespielt, wie das Beispiel von Gautschs thailändischer Ehefrau zeigt.

Gut gefällt mir auch das Wortspiel mit der Bezeichnung „Sterz“. Zum einem ist das der Familienname des steirischen Politikers und zum anderen ein autochthones Gericht der Gegend, das das Mordopfer in seinem Magen hatte.

Manche Szenen sind wieder herrlich schräg. Ich habe mich bestens unterhalten!

Fazit:

Wieder ein gelungener Krimi aus der Feder von Günther Pfeifer, der mich gut unterhalten hat. Gerne gebe ich dafür 5 Sterne

Veröffentlicht am 18.09.2018

opulent und fesselnd erzählt

Land im Sturm
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Der für seine fesselnden historischen Romane bekannte Autor Ulf Schiewe beschenkt seine Leser wieder mit einem opulenten knapp 1.000 Seiten umfassenden Werk.
In fünf Epochen wird an Hand miteinander ...

Der für seine fesselnden historischen Romane bekannte Autor Ulf Schiewe beschenkt seine Leser wieder mit einem opulenten knapp 1.000 Seiten umfassenden Werk.
In fünf Epochen wird an Hand miteinander verknüpfter Familiengeschichten das Werden Deutschlands erzählt.
Die fünf Zeitabschnitte sind:

• Die Ungarn
• Die Wenden
• Der große Krieg
• Napoleon und Preußen
• Revolution

Der zeitliche Bogen spannt sich von 995 n. Chr. bis zur Revolution 1848. Wir erhalten Einblick in die verschiedenen Stände, lernen die Willkür der Adeligen kennen und begeben uns häufig auf Kriegsschauplätze.

Gleich zu Beginn gerät ein ungarischer Säbel in die Familie des Schmiedes Arnulf, der Generation für Generation weitergegeben wird.

Wir lernen auch Familienmitglieder, ob adelig oder nicht, kennen, die es mit der Wahrheit und dem Einhalten des 8. Gebotes (Du sollst nicht stehlen) nicht ganz so eng sehen. So basiert der Reichtum der Familie Fischer von 1848 auf einem Diebstahl von früher.
Auch das Vermögen derer von Billung hat mit dem Entwenden einer Regimentskasse zu tun.

Meine Meinung:

In seinem unnachahmlichen, bildhaften Schreibstil können die Leser den Schlachtenlärm und das Schreien der Verwundeten hören. Der Geruch von Lagerfeuern, abgefackelten Gebäuden und letztlich der Lokomotiven ziehen sich durch die Geschichte. Der ungarische Säbel zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte Deutschlands, die ja durchwegs eine Aneinanderreihung von Kriegen ist. Ganz subtil wird hier historisches Wissen vermittelt. Der Leser, der in der dramatischen Geschichte gefesselt ist, merkt das im Allgemeinen fast gar nicht.

Die Charaktere der einzelnen Protagonisten sind liebevoll gestaltet. Sie alle haben ihre Ecken und Kanten, manchmal echte Macken. Wir erleben diese Figuren in einem bestens recherchierten historischen Kontext, der einen besonderen Einblick in die jeweilige Lebensart gibt. Vom kleinen Schmied auf einer Burg bis hin zum Großindustriellen reicht die Spannweite.

Sehr gut gefällt mir, dass die Frauengestalten teilweise ziemlich aufmüpfig sind. Sie lassen sich wenig bieten – weder vom Ehemann noch von der Herrschaft. Einige nehmen ihr Leben selbst in die Hand und pfeifen auf Konventionen. Hier ist besonders Gisela Fischer zu erwähnen, die obwohl Tochter des reichen Fabrikanten 1848 mithilft, Barrikaden zu bauen.

Fazit:

Ein opulenter historischer Roman, der die Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Macht nachdenklich

Die Volksverführer
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Klappentext:
Rechtspopulisten haben derzeit Auftrieb - autoritäre Demagogen liegen im Trend. Wer aber wählt diese rechten Verführer und was treibt die "besorgten Bürger" um? Ist es die Furcht vor wirtschaftlichem ...

Klappentext:
Rechtspopulisten haben derzeit Auftrieb - autoritäre Demagogen liegen im Trend. Wer aber wählt diese rechten Verführer und was treibt die "besorgten Bürger" um? Ist es die Furcht vor wirtschaftlichem Abstieg, oder sind es andere Verlustängste? Welche Rolle spielen die Medien? Ist linker Populismus die probate Antwort? Daniel Bax zeigt die Gründe für den aktuellen Erfolg der Rechtspopulisten und wie wir dieser Entwicklung entgegenwirken können.

Autor Daniel Bax versucht in seinem Buch herauszufinden, warum derzeit weltweit die Rechtspopulisten auf dem Vormarsch sind.

Natürlich kann es nicht EINE Antwort geben, genauso wenig wie es EINEN Grund dafür gibt.

Zum einen nutzen sie geschickt die Propaganda. Sie behaupten u.a., die schweigende Mehrheit zu repräsentieren und die Interessen des sogenannten „kleinen Mannes“ (was ist eigentlich mit den Frauen?) zu vertreten. Doch bei genauerem Hinsehen wird genau diese Gruppe nicht berücksichtigt. Da werden munter und ohne nachzudenken Sozialleistungen gekürzt oder überhaupt eingestellt. Meistens ist es jedoch genau die Bevölkerungsgruppe, die den Populisten am lautesten zujubelt.
Zum anderen bedienen sie sich populärer Stimmungen und berufen sich auf den „Hausverstand“. Den gibt es bekanntlich im Supermarkt, nur leider ist er derzeit ausverkauft.
In Wirklichkeit aber streben sie autoritäre Regime an, die ja – so wird uns suggeriert – von den meisten Leuten gewollt sind.
Man muss sich die Frage stellen, was denn die etablierten (linken oder halblinken) Parteien in den letzten Jahren denn falsch gemacht haben, dass der Ruf nach „dem starken Mann“ weltweit erschallt. Ist es wirklich nur die Abgehobenheit der Regierenden? Wird die rechtspopulistische Opposition, wenn sie das Sagen hat, ähnlich agieren? So wird der Postenschacher den Linken angekreidet, doch wenn ich mir ansehe, wer unter der neuen, österreichischen türkis-blauen Regierung eine Top-Job erhalten hat und welche Ministerien umgefärbt wurden, sehe ich wenig Unterschied zu den Altparteien.

Die ersten Veränderungen sind bereits deutlich zu sehen. In vielen europäischen Ländern wie Ungarn, Tschechien, Polen und der Türkei werden Minderheiten bedroht und unterdrückt, die Pressefreiheit wird eingeschränkt und der Rechtsstaat beschnitten.

Auch die USA steuert mit ihrem „Amerika First“ in einen rechten Kurs.
Doch sind die Linkspopulisten um so viel besser?
Und, Hand aufs Herz, wer hat nicht schon einmal, den Slim-Fit-Tragenden Politikern zugenickt?
Meiner Meinung nach gehörte die Rolle der Medien ein wenig hinterfragt. Derzeit sieht es so aus, als ob nur Auflage und Gewinnmaximierung statt ordentlicher Recherche zählte.
Das hat einst schon Reinhard Mey besungen, dass nicht alles was in der Zeit steht, wahr sein muss.

Fazit:

Ein nachdenklich machendes Buch, dem ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 17.09.2018

100 Jahre alt und noch immer aktuell

Die öffentliche Meinung
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Wir haben es hier mit der Neuauflage von Walter Lippmanns Buch aus dem Jahre 1922 zu tun. Lippmann (1889-1974) liebäugelt zuerst mit sozialistischen Ideen. Doch dann entwickelt er sich zum Vordenker eines ...

Wir haben es hier mit der Neuauflage von Walter Lippmanns Buch aus dem Jahre 1922 zu tun. Lippmann (1889-1974) liebäugelt zuerst mit sozialistischen Ideen. Doch dann entwickelt er sich zum Vordenker eines amerikanischen Imperialismus. Die USA sollten ihr demokratisches Verständnis über die ganze Welt ausbreiten – natürlich inklusive der Industrie. Allerdings, ist hier immer das weiße Amerika gemeint.

Lippmanns Überlegungen zufolge erleben die Menschen den größten Teil ihrer Erfahrungen nicht selbst, sondern profitieren (?) von den Erzählungen anderer. Hier, so sagt Lippmann, spielen die Medien eine große Rolle, in denen mittels Schlagzeilen, Vereinfachungen, gängigen Vorurteilen und vorgefassten Meinungen eine bestimmte Stimmung erzeugt oder gefestigt wird. Er erfindet dafür den Begriff „Stereotyp“, der aus dem Buchdruck entlehnt ist und siedelt die Menschen in einer Pseudowelt an, in der er durch geschicktes Streuen von Halb- und/oder Viertelwahrheiten recht gut manipulierbar ist.

Doch Walter Lippmann möchte keine gezielte Einflussnahme, sondern möchte die Zusammenhänge darstellen. Erst dadurch, „dass wir die Autoritäten vermehren, denen wir freundliches Gehör schenken“ (S. 213) geraten wir in geistige Abhängigkeiten, die abzulegen, sehr schwer möglich sind.

Lippmann misstraut den von Anzeigen abhängigen Medien und plädiert für eine öffentliche rechtliche Institution der Information. Ob ein „Staatsfunk“ wirklich wahrheitsgemäß berichtet? Ich habe da angesichts der diversen Diktaturen so meine Zweifel.

Um diesen Manipulationen entgegenzuwirken, empfiehlt Lippmann Bildungsmaßnahmen. Denn die Durchschnittsbürger einer Demokratie seien damit überfordert, komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge zu durchschauen und damit leichte Opfer von Propaganda und Manipulation.

Meine Meinung:

Obwohl das Buch demnächst 100 Jahre auf dem Buchrücken hat, ist es aktueller denn je. Walter Lippmann ist ein früher Warner vor den derzeitigen Entwicklungen à la „Fake News“.

Die Einführung der beiden Professoren für Ökonomie Walter Ötsch und Silja Graupe ist lesenswert und aufschlussreich. Lippmanns Analysen regen nach wie vor zu vielschichtigen Diskussionen an. Schade irgendwie, dass Walter Lippmann zwar den Aufstieg der USA zur Supermacht erleben, aber deren aktuellen Abstieg nicht mehr ertragen muss.

Interessant finde ich den Einfluss Lippmanns auf das „14-Punkte-Programm“ von Präsident Woodrow Wilson von 1918. Damit sind die Weichen im vom Ersten Weltkrieg zerstören Europa gestellt worden.

Fazit:

Ein Klassiker zum Thema „Meinung“ und deren Manipulation sowie die Mechanismen der Propaganda. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Eine beeindruckende Doku eines Unrechts

Der Wein des Vergessens
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Weinhändler Paul Robitschek, der Eigentümer der berühmten Riede Sandgrube in Krems, ist Jude und schwul. Im Jahr 1938 keine gute Kombination in Österreich.
Obwohl er auf Anraten ihm wohlgesinnter Freunde ...

Weinhändler Paul Robitschek, der Eigentümer der berühmten Riede Sandgrube in Krems, ist Jude und schwul. Im Jahr 1938 keine gute Kombination in Österreich.
Obwohl er auf Anraten ihm wohlgesinnter Freunde das Weingut an seinen arischen Geschäftspartner und Liebhaber August Rieger verkauft, setzt Franz Aigner, der Obmann der neugegründeten Winzergenossenschaft, alle Hebel in Bewegung, das Weingut für die Genossenschaft zu requirieren. Man schreckt weder vor Denunziation noch Verleumdung zurück. Paul Robitschek gelingt auf abenteuerliche Weise zuerst die Flucht nach Triest, dass nach Frankreich bis er schließlich in Caracas landet. August Rieger wird mehrmals verhaftet.

Nach Ende des NS-Regimes versucht Rieger das Weingut wieder zu bekommen. Doch die Personen in den Amtsstuben sind dieselben, die die Arisierung durchgeführt haben. Erst nach langen zähen Ringen erhält er eine Entschädigung, die den Bruchteil des tatsächlichen Wertes darstellt.

Meine Meinung:

Die Buchautoren Robert Streibel und Bernhard Herrmann haben ein sehr eindrückliches Werk geschaffen. Obwohl als Roman erschienen, ist das Buch eine gute Dokumentation der Machenschaften.
Eine zentrale Rolle in diesem Fall kommt Franz Aigner zu. Aigner bereits seit 1928 (!) illegaler Nazi, hat schon lange den Plan gefasst, die ertragreiche Riede für die Genossenschaft zu bekommen. Man wirft Robitschek neben seinem Judentum und der Homosexualität Unkenntnis im Weinbau, Vernachlässigung der Reben und schlecht gekelterten Wein vor. Aber, in dem Moment, wo die Winzer Krems die Riede in ihrem Besitz hat, sind diese Reben die besten der Wachau. Sehr seltsam, nicht?
Der Verkauf an Rieger wird amtlicherseits nicht genehmigt. Die Winzergenossenschaft zahlt einen lächerlichen Betrag an Robitschek, der das Geld natürlich nicht erhält, weil es auf das damals üblich Sperrkonto eingezahlt wird.

Doch der wahre Skandal ist, dass durch diverse Verschleierungsaktion bis eben die Autoren zufällig über Dokumente und Tagebücher von Robitschek gestolpert sind, die Vorkommnisse verschwiegen wurden.
Im Vorwort ist ein Telefonat mit dem aktuellen Obmann der Winzer Krems abgedruckt, der „in Ruhe gelassen werden will“ und von den längst vergangenen Zeiten nichts wissen und hören will.

Wenige Tage nach Erscheinen des Buches, das naturgemäß hohe Wellen schlägt, ist der öffentliche Druck auf den Obmann der Winzer Krems so groß, dass er in einem Tnterview zustimmt, eine Historikerkommission diese unrühmliche und perfide Aktion untersuchen zu lassen …

Fazit:

Eine beeindruckende Dokumentation eines Unrechts, das bis heute nicht eingesehen wird. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.