Ich hasse es wirklich, wenn Autoren ihre Romane damit anfangen mich erst einmal mit der unglaublich langen, irrelevante und "humorvoll" vorgestellten Lebensgeschichte ihres Protagonisten zu erschlagen. Deshalb bin ich mit einem leichten Naserümpfen durch die ersten Seiten gestolpert. Dazu kommt, dass ich anfangs, wenn die Geschichte mich noch nicht wirklich gepackt hat, immer stark darauf gucke wie es geschrieben ist und naja. J. Bengtsson ist zu Beginn nicht gerade eine Ausgeburt an Eloquenz und Subtilität, sondern schlägt dem Leser ihre zuckersüße Liebesgeschichte frontal ins Gesicht.
Das hört sich jetzt tatsächlich negativer an, als es ist, aber damit möchte ich nur sagen: Gebt nicht gleich am Anfang auf, wenn euch sowas auch eher abschreckt. Es wird lesenswert!
Mit Casey und Jake wird man direkt in die Art von Situation geworfen, die ich mir auch immer mit glitzernden Äuglein vorstellen kann. Man kommt zur Hochzeit der besten Freundin und macht eine schicksalhafte Begegnung. Der Begleiter, mit dem man zusammengepackt wird, ist nicht nur unglaublich sexy – und in diesem Fall ein Rockstar – sondern auch noch wie für einen gemacht. Die Funken fliegen, es bildet sich eine Verbindung und ein Wochenende wird zu einem zuckersüßen Rausch an Verknalltheit. Denn wenn es etwas gab, das der Roman meisterlich gezeigt hat, dann das Gefühl sich ganz unerwartet aber umso heftiger beidseitig zu verknallen. Wirklich zum Anbeißen und Seufzen.
Richtig süß wird es vor allem dann, wenn auch Jakes Sicht hinzukommt und er nicht weniger angetan ist von Casey, als die von ihm. Zumal Jake selbst ein niedlicher, falsch verstandener Kerl ist, den ich so nicht erwartet hätte. Er ist ein weltbekannter Rockstar, wird überall erkannt und angehimmelt, hat aber seine Dämonen und Leichen im Keller (natürlich). Dazu spreche ich am Ende der Rezension noch eine Trigger Warnung aus. Die gegenwärtige Liebesbeziehung steht zwar im Fokus, aber ein bisschen was aus Jakes düstersten Momenten bekommt man doch mit. Es ist eine düstere Backstory für einen soften Rockstar, der sogar mal unsicher sein kann – aber eben auch ein Arsch, an der ein oder anderen Stelle. Obwohl sein Rockstar Leben Teil der Geschichte ist, kann ich ihn irgendwie nur nicht vordergründig als solchen sehen.
Casey fand ich trotz ihrer leicht überdrehten, aber witzigen Art, sehr sympathisch. Ich war zwar überrascht, wie schnell und widerstandslos sie Jakes Geld annimmt und sich komplett auf ihn einstimmt, aber immerhin ist er ein ziemlich toller Kerl. (Keine Steine werfen!) Vielleicht kann es das entschuldigen … auch wenn es kein Verbrechen ist, sondern Ansichtssache. Sie ist überraschend frech, kein graues Mäuschen und lässt sich nicht so leicht einschüchtern – womit sie sowohl mich als auch Jake überrascht hat.
Da es sich hier immerhin um ein Lyx Buch handelt, dürfen – für mich – natürlich auch die heißen Nächte nicht fehlen, wobei die eher lau waren. Wer die Liebesszenen eher vereinzelt und dezent mag (einmal ging es glaube ich schon zur Sache), dem wird "Cake" auf jeden Fall besser gefallen als so manch anderer Titel aus dem Programm. Mir persönlich ist dieser Teil der Romanze etwas zu kurz gekommen. Sie sind zwar süß zusammen, aber so ein bisschen mehr Bettgeflüster … Naja.
In der Mitte wurde es dann mal ein wenig ruhiger, beziehungsweise habe ich mich gefragt, wann es mal wieder etwas spannender wird. Hin und wieder kommen solche Elemente auch, aber ein bisschen mehr Drama und oder Probleme wäre schön gewesen. Und damit meine ich nicht, dass Jakes aufgelöste Vergangenheit nicht dramatisch genug wäre.
Bis das Ende kam. Da hatte ich wirklich einige Momente lang richtig Angst und dachte "Ihr wollt mich doch vera-äppeln". Mein Herz ist mir aus dem Hosenbein gerutscht. Das war übel. Emotional ein Albtraum.
Fazit:
Nach "Cake" fühle ich mich überzuckert, aufgedreht und habe ein leicht debiles Grinsen im Gesicht, mit dem Verdacht gleich ohne Grund ein paar Tränchen zu verdrücken, weil es doch nochmal ziemlich auf und ab ging. Jake ist einfach ein Rockstar bei dem ich definitiv ein Schild hochhalten würde "Jake, ich will ein Kind von dir", einfach weil er bestimmt der niedlichste Daddy aller Zeiten wäre.
Es hätte zwar entweder mehr Pepp oder weniger Seiten vertragen können, aber insgesamt war es eine sehr schöne Reise, die ich mit Casey und Jake antreten durfte, wie ich sie so nicht erwartet hatte.
Wer eine wirklich tolle, süße und flirty Liebesromanze mit einem grüblerischen Rockstar sucht – Zuschlagen!
Trigger Warnung, mit kleinem Spoiler: In dem Roman werden Kindesmissbrauch, Vergewaltigung und Entführung thematisiert.