Noch lange nicht am Ende
Schnee in Amsterdamsind Stella und Gerry, ein in Glasgow lebendes irisches Ehepaar, auch wenn beide längst das Rentenalter erreicht haben. Doch haben beide noch Wünsche und Vorstellungen, die ihr noch bevorstehendes Leben ...
sind Stella und Gerry, ein in Glasgow lebendes irisches Ehepaar, auch wenn beide längst das Rentenalter erreicht haben. Doch haben beide noch Wünsche und Vorstellungen, die ihr noch bevorstehendes Leben betreffen.
Und wie es sich auf einer Kurzreise nach Amsterdam herausstellt, driften diese ganz schön weit auseinander, was vor allem mit einem Gelübde zusammenhängt, das die gläubige Stella vor vielen Jahren geleistet hat und von dem ihr Mann bisher nichts ahnte.
Es ist ein verlängertes Wochenende, das beide - jeden auf seine Art - an ihre Grenzen führt und damit endet, dass auch Gerry ein Gelübde ablegt, allerdings ein ganz anders geartetes.
Ein Roman über den Herbst, nicht jedoch über das Ende des Lebens. Neuorientierung und andere Perspektiven - das kann es tatsächlich in jedem Alter geben, wie der Autor Bernard MacLaverty in seinem ruhigen, doch weder stillen noch ereignislosen Roman aufzeigt. Nein, im Gegenteil, hier wird deutlich, dass gerade das Innenleben der Menschen voller Aufruhr sein kann und dass sich Ehepaare auch nach langen Jahren noch überraschen können. Beziehungsweise einander dann erst richtig kennenlernen.
Oder auch dann erst bereit sind, ihre eigenen Wünsche zu kommunizieren und in Verbindung damit die des anderen anzuhören.
Ein Roman, der polarisieren kann, wenn man sich wie ich besonders gut in einen der beiden Partner hineinversetzen kann. Was aus meiner Sicht aber nicht schadet, denn es ist dennoch eine vollkommen andere Welt, in der Stella und Gerry leben. Gottseidank, muss man sagen, denn das, was hinter ihnen liegt, möchte ich nicht erlebt haben.
Ein Roman, in einer schönen, einfühlsamen Sprache geschrieben, versehen mit zahlreichen - ja, beinahe zahllosen - Literaturverweisen, die sich wunderbar in den Text hineinfügen. Wäre der Inhalt nicht so schmerzhaft - und stellenweise auch ein bisschen langatmig - könnte man durchaus von einem Lesegenuss sprechen.