Cover-Bild Du wolltest es doch
(65)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Carlsen
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 25.07.2018
  • ISBN: 9783551583864
  • Empfohlenes Alter: 16 bis 99 Jahre
Louise O'Neill

Du wolltest es doch

Katarina Ganslandt (Übersetzer)

Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?  

Ein aufwühlendes, vielfach preisgekröntes Buch.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2019

Ein wichtiges Buch!

0

Cover: Auf seltsame Art und Weise gefällt es mir wirklich gut und es passt und ist ausschlaggebend zur Geschichte.

Schreibstil: Speziell und etwas gewöhnungsbedürftig war der Schreibstil. Emmas Gedankengänge ...

Cover: Auf seltsame Art und Weise gefällt es mir wirklich gut und es passt und ist ausschlaggebend zur Geschichte.

Schreibstil: Speziell und etwas gewöhnungsbedürftig war der Schreibstil. Emmas Gedankengänge und Erinnerungen waren manchmal von der Realität nicht sofort zu trennen, aber daran gewöhnt man sich.

Meinung: Natürlich war mir klar, dass es keine leichte Kost werden würde, sondern das Thema ernst und erschreckend und hart sein würde. So war es auch, keine Frage denn immerhin geht es um Vergewaltigung, Mobbing, Rufschädigung.
Anfangs jedoch lernen wie … kennen. Ihr Leben, ihre Freunde, die Familie und die Schule. Sie ist das beliebteste Mädchen, die Schönste der Stadt, eingebildet, gemein zu ihren Freundinnen und übertreibt es auf Partys maßlos. Wirklich nett war sie nicht und ein Engel schon gar nicht, aber dennoch hat sie das was ihr passiert nicht verdient. Niemand hätte sowas verdient.
Ich habe versucht das Ganze mit einer gewissen Distanz zu lesen, damit das Buch mich nicht innerlich zerreißt und habe es auch geschafft.
Über das Ende werden sich viele aufregen, darüber streiten, es ist nicht richtig finden oder überrascht sein, aber ich fand es gut. Es passte, war realistisch und ich verstand es.

Anfangs bereiteten mir aber noch die vielen Figuren einiges an Schwierigkeiten. Immerhin spielt das ganze an einer High-School. Da gibt es Emmas Clique, deren Freunde oder Schwärmereien, die Jungs auf diversen Partys oder bei Footballspielen und und und. Ein paar Eselsbrücken oder Pausen zwischen den Seiten um sich zurück zu erinnern halfen aber damit man schnell alles beisammenhatte.

Fazit: Ein wichtiges Buch das ich auf seine spezielle Art und Weise wirklich gut fand.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Es war nicht deine Schuld, du bist das Opfer

0

Die 18-jährige Emma O´Donovan ist in ihrer Schule sehr beliebt, hat viele Freunde und ist außerdem eine sehr hübsche junge Frau. Deshalb genießt sie es auch möglichst im Mittelpunkt zu stehen. Als sie ...

Die 18-jährige Emma O´Donovan ist in ihrer Schule sehr beliebt, hat viele Freunde und ist außerdem eine sehr hübsche junge Frau. Deshalb genießt sie es auch möglichst im Mittelpunkt zu stehen. Als sie eines Abends mit Freunden auf einer Party ist, will sie unbedingt ihrem großer Schwarm Jack näher kommen. Doch der flirtet mit einer anderen, deshalb betrinkt sie sich unkontrolliert, nimmt Drogen, die ihr der wesentlich ältere Paul O´Brien gibt. Dabei verliert Emma jede Kontrolle, sie bekommt zwar noch mit, wie sie mit Paul ins Schlafzimmer gegangen ist, aber was ist danach alles geschehen? Am nächste Tag finden ihre Eltern sie mit kaputtem Kleid, völlig orientierungslos vor dem Haus auf. Dort muss sie schon Stunden gelegen haben, den sie ist über und über mit Sonnenbrand und Brandblasen bedeckt. Emma jedoch machen vor allem ihre Gedächtnislücke zu schaffen und erst recht als keiner mehr was mit ihr zu tun haben will. Dann entdeckt sie die anzüglichen Fotos, die jemand ins Internet gestellt hat. Ist Emma wirklich selbst an allem schuld? Was hat sie auch anderes erwartet, wenn man mit so einem mega kurzen Kleid auf eine Party geht?

Meine Meinung:
Bisher kannte ich diese Autorin nicht, jedoch die guten Kritiken haben mich auf das Buch aufmerksam gemacht. Das Cover mit den nackten Beinen und dem Schriftzug lässt einen schon erahnen um was es in diesem Buch geht. Der Schreibstil ist zu Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig, man merkt sofort, das dieses Buch eher für Jugendliche geschrieben wurde. So brauchte ich schon ein paar Seiten, bis ich mit der Geschichte warm wurde. Im Plot selbst geht es um die Auswirkung nach dieser Party, bei der man Emma vergewaltigt hatte. Leider erfahren wir als Leser auch nie die ganzen Zusammenhänge was in dieser Nacht wirklich geschah. Das ist auch das was mich etwas irritiert hat. Der Autorin geht es in erste Linie darum wie die Familie, Emmas Umfeld und Emma selbst danach reagiert. Dabei fehlten mir in manchen Szenen ein wenig die Emotionen, ich konnte manches von Emmas Benehmen nicht ganz nachvollziehen. Das liegt sicher aber auch daran, das Jugendliche ein ganz anderes Verhalten an den Tag legen nur damit sie weiter ihr Ansehen unter den Freunden haben. Ich konnte auch Emmas Reaktion und Benehmen auf der Party nicht ganz begreifen. Völlig unverständlich war mir z.B. das man einen Jungen auf sich aufmerksam macht, in dem man sich betrinkt. Die Charaktere waren zwar sehr gut gewählt, allerdings wurde ich mit keinem von ihnen so richtig warm. Vor allem Emma fand ich am Anfang sehr arrogant, selbstverliebt, auch war ich entsetzt wie Emmas Eltern im Laufe des Buches reagiert haben. Am besten hat mir noch Emmas Bruder Bryan gefallen, der immer zu Emma gehalten hat. Dadurch das dieses Buch über einen Zeitraum von einem Jahr behandelt wird, ist manche Reaktion der Eltern natürlich nachvollziehbar, mir jedoch fehlte da ein wenig der Tiefgang. Auch das Ende konnte mich nicht wirklich befriedigen, auch wenn die Autorin im Nachwort noch einiges aufgreift. Trotzdem ein Buch das gerade in dieser Zeit für Jugendliche und junge Leser sehr wichtig ist und von mir 4 von 5 Sterne bekommt.

Veröffentlicht am 22.09.2018

Aufwühlend und bewegend.

0

Aufgrund der aktuellen Stimmen wusste ich in etwa, was mit "Du wolltest es doch" auf mich zukommt. Ein schreckliches (bezogen auf das Thema, nicht auf das Buch an sich), aber gleichzeitig bewegendes Werk, ...

Aufgrund der aktuellen Stimmen wusste ich in etwa, was mit "Du wolltest es doch" auf mich zukommt. Ein schreckliches (bezogen auf das Thema, nicht auf das Buch an sich), aber gleichzeitig bewegendes Werk, das den Leser lange nach dem Beenden der Geschichte noch festhält und im Gedächtnis hängen bleibt. Solche Bücher liebe ich und deswegen habe ich mich sehr darauf gefreut, mein erstes Buch von Louise O'Neill zu lesen. Die Freude ist mir allerdings schnell vergangen – nicht, weil das Buch nicht gut war, sondern weil es jedem Mädchen und jeder Frau vor Augen führt, in welche Abgründe man geraten kann. Denn dies kann ganz schön erschreckend und zerstörerisch sein, was "Du wolltest es doch" meiner Meinung nach gut und eingehend erzählt.

Es gibt einiges, was mir an dieser Geschichte gefallen hat, doch trotzdem kam ich mit dem Stil des Buches nicht zurecht. Ich bin zwar durch die Geschichte geflogen und wurde davon regelrecht mitgerissen, aber der besondere Stil in "Du wolltest es doch" hat mich persönlich nicht angesprochen. Beispielsweise wurden oftmals die Gedanken der Protagonistin in Klammern gesetzt, was meinen Lesefluss gestört hat. Ich hätte es lieber gesehen, wenn man dies mit kursiver Schrift gelöst hätte, so wie das in vielen anderen Büchern auch der Fall ist. Zudem gibt es ein paar Begriffe, die im Zusammenhang mit den Geschehnissen in dieser Nacht stehen und immer wieder genannt werden; bestimmt 20 Mal im gesamten Buch, was mich zunehmend genervt hat. Ich empfand das als gewöhnungsbedürftig und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob dies einfach der Stil der Autorin ist oder der des Buches.

Ansonsten hat mir "Du wolltest es doch" gut gefallen, weil es eine starke, einnehmende Geschichte erzählt, die wohl keinen kalt lässt. Alleine die Vorstellung, das gleiche zu erleben wie die Protagonistin Emma, dass all das solche Auswirkungen auf mein Leben, meine Familie, meine Freunde und meine Stadt hat, hat mir eine nicht enden wollende Gänsehaut beschert. Meiner Meinung nach hat die Autorin die Geschichte, deren Handlung und die Konsequenzen authentisch dargestellt, ohne bei der Tat an sich ins Detail zu gehen oder diese prominent in den Vordergrund zu stellen. Natürlich muss es nicht bei jedem genauso laufen, aber es kann. Und welche Auswirkungen dies haben kann, beschreibt Louise O'Neill sehr eingängig, aber auch beklemmend, erschreckend und stellenweise kaum aushaltbar.

Die Figur Emma steht dabei im Vordergrund und muss all das erleben, was dieser Roman in seiner Gesamtheit zu bieten hat. Schwierig war das für mich vor allen Dingen deshalb, weil ich am Anfang des Buches überhaupt nichts mit ihr anfangen konnte. Ich mochte ihre Art nicht, ihr Auftreten und ihr Verhalten ihren Freunden gegenüber empfand ich oft als respektlos und arrogant. Sie betont immer wieder ihre Schönheit und wie sehr die Jungs alle auf sie stehen, die behandelt ihre Freundinnen schlecht und hat auf mich eher den Eindruck einer verwöhnten Zicke gemacht und nicht wie eine liebende, einfühlsame Freundin, Schwester und Tochter. Das hat zwar bei weitem nicht dazu geführt, dass ich ihr gegönnt hätte, was da passiert ist, ich dachte, dass sie das alles verdient hat oder dass es ihre Schuld war, aber es hat mich ihr vorherigen Verhalten noch mehr in Frage stellen lassen. Trotz allem ist es einfach grausam, was ihr angetan wird und dass sie sich am Schluss dazu gezwungen sieht, so zu handeln, wie es das Ende des Buches erzählt.

Ich habe gelesen, dass die Botschaft des Buches in vielen Rezensionen infrage gestellt wird. Ich kann dieses Hinterfragen nicht nachvollziehen und sehe die Moral der Geschichte auch nicht darin, dass man aufgeben sollte. Denn Emma hat bis zum Schluss gekämpft, für sich und für ihre Familie. Sie hat all das ausgehalten. Den Tratsch, die Medien, den Rückhalt der Stadt mit den Vergewaltigern. Emma wollte einfach wieder ein normales Leben, sich in den Alltag integrieren und hoffen, dass die Stadt, die Medien, die Menschen vergessen. Ich kann diesen Wunsch absolut nachvollziehen, denn nachdem, wie sich ihre Eltern verhalten haben und ihr Bruder von jetzt auf gleich einfach verschwunden ist, hatte Emma niemanden mehr. Natürlich ist die Botschaft eines Buches auch immer Interpretationssache. Deswegen lautet für mich die Moral des Buches nicht "Emma hat aufgegeben", sondern "Ohne Rückhalt, ohne Menschen in deinem Leben, die dich unterstützen und jeden Weg mit dir gehen, bist du nichts." Ich bin nämlich der Meinung, dass Emma mit einer stärkeren Familie und einem stärkeren Rückhalt diesen Schritt niemals getan hätte.

Fazit
"Du wolltest es doch" ist ein sehr aufwühlendes Buch, das definitiv nichts für schwache Nerven ist, mich aber sehr berühren konnte. Mir hat gefallen, dass die Autorin die Tat an sich gar nicht in den Vordergrund rückt, sondern deren Bewältigung und die Konsequenzen, sowie die offensichtliche Kritik an den Medien und sozialen Netzwerken. Louise O'Neill hat es in jedem Fall geschafft, bei mir mehrere innere Konflikte auszulösen und mich intensiv mit dem Thema und dem Buch zu beschäftigen. Bis auf kleine Schönheitsfehler ist "Du wolltest es doch" ein gutes Buch, das ich empfehlen kann, das aber definitiv kein Unterhaltungswerk für zwischendurch ist.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Über Missbrauch und Demütigung

0

Ich habe dieses Buch binnen zwei Tagen gelesen, ich konnte es nicht aus der Hand legen. Es ist die ganze Zeit über spannend.
Der Leser ist zwischen seinen eigenen Emotionen hin- und hergerissen.
Emma, ...

Ich habe dieses Buch binnen zwei Tagen gelesen, ich konnte es nicht aus der Hand legen. Es ist die ganze Zeit über spannend.
Der Leser ist zwischen seinen eigenen Emotionen hin- und hergerissen.
Emma, die Hauptprotagonistin, hat einen sehr anstrengenden Charakter. Sie tut immer Dinge, die sie symphatisch erscheinen lassen, ist aber in Wirklichkeit arrogant und gleichgültig. Sie hat im Gegensatz zu ihrem Bruder ein sehr anstrengendes Verhältnis zu ihrer Mutter, während sie Daddys kleine Prinzessin ist. Sie ist hübscher als jedes andere Mädchen der Schule und interessiert sich nur für Männer, hinter denen jedes Mädchen her ist. Sobald sie sie einmal hatte, sind sie anschließend uninteressant.
Es ist echt erschreckend gewesen, wie das Blatt sich anschließend wendet und auch wenn Emma sich aber der Hälfte der Story sehr verändert, bleibt etwas von ihrer Oberflächlichkeit doch immer erhalten. Man hat sie beim Lesen gehasst und trotzdem war ihr Charakter interessant. Die Liebe zu ihrem Bruder war wahrscheinlich das Aufrichtigste was sie je empfand. Ihre Mutter ist sehr anstrengend, Tatsachen werden in dieser Familie nicht ausgesprochen, alle sollen anständig und freundlich sein. Es geht immer darum den Schein zu wahren. Ich denke, dass ihre Mutter mir am unsymphatischsten war.
Es ist eine interessante Story, mit sehr starken Charakteren, aber es gibt einen Stern abzug aufgrund des anstrengenden Schreibstils. Anfangs werden auch so viele Personen benannt, die für die Geschichte nicht weiter relevant sind. Die konnte man sich überhaupt nicht merken. Auch sind zwischenzeitlich vergangene Gespräche eingebaut und ein Satz später befindet man sich wieder in der Gegenwart. Das war auch nicht immer ganz schlüssig. Das Ende kam völlig unverhofft und eigentlich denkt man, dass die Geschichte noch gar nicht beendet ist. Im Nachwort steht, warum das so ist, trotzdem fand ich es nicht gut gewählt.

Dennoch ist die Story fesselnd, ich rate es jeder Frau an zu lesen.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Wenn das Opfer zur Täterin wird

0

Seit ein paar Wochen stolpert man ständig über “Du wolltest es doch” von Louise O’Neill. Es vergeht kaum ein Tag, an dem dieses Buch einem nicht in den sozialen Medien begegnet. Schon in der Vorschau ist ...

Seit ein paar Wochen stolpert man ständig über “Du wolltest es doch” von Louise O’Neill. Es vergeht kaum ein Tag, an dem dieses Buch einem nicht in den sozialen Medien begegnet. Schon in der Vorschau ist mir “Du wolltest es doch” ins Auge gefallen, woraufhin es auf meiner Wunschliste gelandet ist, und nun wollte ich auch wissen, was genau es mit der Story auf sich hat.

Bereits der Klappentext hat mich schlucken lassen und noch kurz vorne weg: Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass schwierige Themen wie Vergewaltigung und Missbrauch in der zeitgenössischen Jugendliteratur aufgegriffen werden. Aus diesem Grund verdienen sowohl die Autorin als auch der Carlsen Verlag meinen allergrößten Respekt dafür, dass sie dieses Buch auf den deutschen Markt gebracht haben.

Die Geschichte dreht sich um Emma. Emma ist ein typischer Teenager, gerade achtzehn geworden und lebt in einer Jeder-kennt-jeden-Kleinstadt in Irland. Vollkommen normal, wenn man davon absieht, dass Emma alles andere als eine Sympathieträgerin ist. Sie ist nicht gerade das Mädchen von nebenan, sondern die Art Mädchen, die lügt und stiehlt, um sich selbst ins beste Licht zu rücken, falsche Entscheidungen trifft, um andere zu beeindrucken, und ihr riesiges Ego erledigt den Rest.

Nein, also ich konnte Emma so überhaupt nicht leiden, aber – und das ist der Knackpunkt – ich habe sie verstanden und konnte ihre Handlungen nachvollziehen. Schon in ihrer Erziehung wurde ihr einbläut, dass nichts über Schönheit und Begehren geht und obwohl das keine Entschuldigung für ihr Verhalten ist, so zeigen schon die ersten Kapitel im Buch, dass diese Fehler nicht allein bei ihr liegen, sondern auch bei der Gesellschaft, die jungen Mädchen solche Werte in frühster Kindheit vermitteln. Emma soll also keine Sympathieträgerin sein, denn es geht nicht darum, dass man sie mag. Es geht um das, was mit ihr geschieht. Und mich für meinen Teil hat es trotz der Antipathie gegen die Protagonistin mehr als nur erschüttert.

Louise O’Neill nimmt kein Blatt vor den Mund, wie sie die Ereignisse schildert. Schonungslos und direkt erzählt sie eine Geschichte, wie sie (leider) viel zu oft passiert. Emmas Gefühle stehen dabei im Vordergrund, wirken oft abgehakt und inkohärent, erzielen aber den gewünschten Effekt. Mehr als nur einmal hat mich Emmas Gedankenwelt sprachlos und schockiert zurückgelassen, so dass ich das Buch erst einmal beiseite legen musste.

Auch die anderen Menschen in dem irischen Städtchen spielen in die Handlung rein, schließlich kennt jeder jeden. Die Bewohner dort sind eine Gemeinschaft. Bis zum Tag der Party. Bis zu dem Tag, an dem Emma das Schweigen gebrochen hat und sie auf einmal nicht mehr Emma war, sondern das Mädchen aus Ballinatoom. Kaum jemand glaubt ihr, dass sie das Opfer dabei war. Was hat sie auch erwartet, wenn sie in so einem Kleid auf eine Party geht? Man hat sie ja nicht gezwungen, etwas zu trinken. Außerdem sind die Jungs, die sie beschuldigt, alle anständige Bürger. Die würden so etwas niemals tun! Und Emma will nun ihr Leben zerstören! Sie ist doch selbst schuld! Nicht einmal ihre Eltern stehen voll und ganz auf ihrer Seite, glauben sie doch insgeheim, dass Emma eine Mitschuld trägt.

Selbst Stunden nachdem ich “Du wolltest es doch” beendet habe, weiß ich nicht, wie ich Worte finden und die Gefühle, die dieses Buch in mir ausgelöst hat, beschreiben soll. Noch immer bin ich erschüttert und sprachlos, spüre die Wut auf die Menschen in Ballinatoom, die das Bild der Gesellschaft in Bezug auf Vergewaltigungen und Missbrauch darstellen, und auf das Ende der Geschichte, das gleichermaßen unbefriedigend wie realistisch war und mich (leider) nicht überrascht hat. Ich verstehe nun, wieso gerade die letzten Seiten die Gemüter spalten.

Ganz davon abgesehen, bietet dieses Buch massig Diskussionsstoff und ich finde gut und wichtig, dass darüber gesprochen wird und die Geschichte Wellen schlägt, denn das soll sie auch. Louise O’Neill macht in “Du wolltest es doch” auf ein Thema aufmerksam, das von der Gesellschaft immer noch in ein falsches Licht gerückt wird. Sie regt zum Nachdenken an und sorgt hoffentlich auch zum Umdenken. Wenn ein Buch etwas verändern kann, dann ist hiermit bereits der erste Schritt getan.

Eigentlich wäre das jetzt ein super Punkt, um den Cut zu machen und die Rezension zu beenden, aber so gut und wichtig dieses Buch auch ist, ich habe noch ein paar Worte zum Thema Schreibstil, die ich mit euch teilen möchte. Die Autorin bedient sich einem sehr groben, direkten Schreibstil, was einerseits sehr gut zur Story passt, mich allerdings kaum Sätze hat lesen lassen ohne zu stolpern. So war die erste Hälfte stiltechnisch ein wahrer Kampf. Dahingegen konnte ich mich in der zweiten Hälfte sehr gut damit abfinden. Auch wenn mich hin und wieder die Rückblenden in Klammern aus dem Lesefluss geworfen haben. Das ist allerdings der einzige Kritikpunkt, den ich anzubringen habe. (So, jetzt bin ich fertig.)

Fazit
“Du wolltest es doch” von Louise O’Neill gehört zurecht zu den meist-diskutierten Büchern des Jahres. Es greift eine schwierige Thematik auf und stellt diese so schonungslos direkt da, dass beim Lesen die unterschiedlichsten Emotionen von Sprachlosigkeit über Erschütterung bis hin zu Wut über einen kommen. Einzig der Schreibstil konnte mich nicht ganz überzeugen.