Profilbild von danielamariaursula

danielamariaursula

Lesejury Star
offline

danielamariaursula ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit danielamariaursula über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2018

Unglaublich spannend und emotional!

Verloren in Eis und Schnee
0

Leningrad 1941, die Stadt wird von den deutschen Truppen im zweiten Weltkrieg eingekesselt. Die Versorgungssituation wird immer schwieriger, daher sollen Kinder und Jugendliche aus der Stadt gebracht werden, ...

Leningrad 1941, die Stadt wird von den deutschen Truppen im zweiten Weltkrieg eingekesselt. Die Versorgungssituation wird immer schwieriger, daher sollen Kinder und Jugendliche aus der Stadt gebracht werden, mit speziellen „Kinderzügen“. Diese sollen die Kinder möglichst weit weg von den herannahenden deutschen Truppen in Sicherheit bringen. Die 12 jährigen Zwillinge Nadja und Viktor bekommen von ihrer Mutter eingeschärft, daß sich sich auf keinen Fall trennen dürfen, sondern immer zusammen bleiben müssen. Aber sie waren bisher stets zusammen, sie sind Zwillinge, niemals würden sie sich freiwillig trennen. Doch die Aufpasser am Bahnhof lassen ihnen keine Wahl, obwohl Geschwister zusammenbleiben sollen. Nadja steigt in den Zug Nr. 76 der schon bald den Bahnhof verlässt, aber nach nur wenigen Kilometer anhält und nicht mehr weiterfährt. Viktors Zug bringt ihn in eine Kolchose in Sibirien, wo die Kinder zu harter Arbeit angehalten werden, um sich ihren Unterhalt zu verdienen. Nadja's Zug voll mit Müttern mit ihren Babys und der ebenso schönen wie faszinierenden Anna, fährt nicht weiter. Irgendwann steigen alle aus, weil sie nach Tagen, die Enge nicht mehr aushalten und eine Katastrophe ereignet sich. Dennoch sind Nadja und Viktor stets überzeugt, daß er andere noch lebt und sie sich finden müssen. Ein harter Kampf um Leben und Tod beginnt auf ihrem weiten und mehr als abenteuerlichen Weg.

Ich hatte altersgerechte Einblicke in das Leben während des zweiten Weltkriegs erwartet, die man auch erhält, doch rückt dies etwas in den Hintergrund. Es ist vor allem eine sehr harte und sehr spannende Abenteuergeschichte. Sehr hart, aufgrund der Witterungsbedingungen im Winter, als auch wegen des erbarmungslosen Umgangs mit Kindern und Jugendlichen in Kriegszeiten. Während einige zusammen halten und das Beste in ihrem Charakter zeigen, offenbaren sich bei anderen innere Abgründe und Selbstsucht. Beide Geschwister werden auf ihrem Weg begleitet, wobei die Truppe, die sich Viktor bei seiner Flucht aus der Kolchose anschließt, wahnsinnig groß ist, viel zu groß und zum Teil erbarmungslos dezimiert wird. Das ist schon starker Tobak, das muß man auch verkraften, weshalb ich der Altersempfehlung ab 12 Jahren nur bedingt zustimme.
Wirklich interessant ist der Einfallsreichtum der Kinder und zum Teile ihre Loyalität. Nadja hat wirklich Glück mit ihren Begleitern, auf die sie sich verlassen kann und die sie begleiten, obwohl sie ja eigentlich nicht müssen. Doch Anna ist schon bald eine wahre Freundin für sie geworden und ihre Schachpartien für beide eine überlebensnotwendige kurze Flucht vor dem Wahnsinn um sie herum. Anders ist es bei Viktor, er wird schon bei der Flucht verraten und ausgerechnet sein Feind aus Schulzeiten, schließt sich ihm an. Ein Umstand den ihn wurmt und den er gerne ändern würde, während er über die Gesellschaft von Clara sehr froh ist, auch dann noch, als er ihr Geheimnis aufdeckt. Die Geschwister und ihre Begleiter brauchen unheimlich viel Mut, Kraft und Überlebenswillen, um sich mit Einfallsreichtum, den gegebenen Gefahren zu stellen, auf die sie immer wieder treffen. Auch von Verrat und Korruption lassen sie sich nicht klein kriegen und lassen sich vor allem nicht selbst korrumpieren. Sie gehen so weit sie sie müssen, doch gibt es Grenzen der Menschlichkeit, die sie selbst in Kriegszeiten, in Kenntnis der geltenden Gesetze nicht bereit sind zu überschreiten. Festgehalten wird die Geschichte in Schulheften, die sie mit in den Kinderzug nahmen, ursprünglich um für ihre Eltern ihr Schicksal festzuhalten.

So liest Nicolas Artajo die Tagebuchaufzeichnungen von Viktor. Er ist mir bereits aus einem anderen Hörbuch bekannt, hier gefiel er mir eindeutig besser. Er konnte mich richtig überzeugen, mit einer Stimme, der man in allen Lebenslagen den an den Herausforderungen heranreifenden Viktor abnimmt. Wenn er nicht gerade Hörspiele spricht, ist er als Schauspieler auch in TV-Produktionen und als Moderator bei Disney Channel aktiv.

Gabrielle Pietermann liest Nadjas Tagebuchaufzeichnungen. Sie ist einem großen Publikum als die deutsche Stimme von Emma Watson, Emilia Clarke (Game of Thrones), Selena Gomez und Anna Kendrick bekannt. Als Synchronsprecherin arbeitet sie übrigens bereits seit ihre 9. Lebensjahr und klingt immer noch frisch und unverbraucht.

Deutlich älter klingt hingegen Reinhard Kuhnert, der gegen Ende den gestrengen Oberst Smirnow spricht. Er ist als Synchronsprecher von Peter Coyote, André Dussolier und David Stratharin bekannt, neben seiner Arbeit als Schauspieler, Regisseur, Dramatiker und Liedtexter. Er klingt streng, aber nicht grausam, einfach nach militärischer Autorität.

Alle drei Sprecher konnten mich absolut überzeugen. Sie schaffen es eine wahnsinnige Spannung aufzubauen. So spannend, daß ich nicht weiß, ob das nicht für 12 jährige etwas viel ist, da Kinder spannungstechnisch noch nicht so abgebrüht sind. Das Hörbuch zum Vorgänger „Die Mississippi-Bande“ fand meine inzwischen 11-jähre Tochter große klasse, aber es ist deutlich weniger spannend und dramatisch, für mein Empfinden (Altersempfehlung ab 10 Jahren meine ich). Die Spannung und Grausamkeit ist jedoch nie Selbstzweck sondern trägt stets die Handlung. Das vorgenannte Kinderbuch wurde übrigens für den Deutschen Jugendliteraturpreis nomminiert. Hierbei handelt es sich um eine bearbeitete Hörbuchfassung, was ich als sehr angenehm empfinde. Denn auch trotz der großen Personenanzahl und der vielen für mich fremden Namen, hatte ich fast keine Zuordnungsprobleme (Viktor ist zeitweise mit 78 Personen auf der Flucht), ich hatte kein Bedürfnis nach einem Personenverzeichnis.

Dieser erbitterte Überlebenskampf in Kriegszeiten verdeutlicht hoffentlich Jugendlichen heutzutage, den unschätzbaren Wert des Friedens den wir haben und weckt Verständnis für das Leid der Menschen auf der Flucht vor Krieg und Terror.

Ein ganz toller historischer Jugendroman, der unglaublich spannend und emotional ist. 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.09.2018

Für echte Abenteurer!

Lilo auf Löwenstein - Nichts für Feiglinge
0

Dies ist der dritte und leider letzte Band der Lilo auf Löwenstein-Reihe, die meine beiden Töchter lieben. Noch sind Sommerferien und die Kinder der Familien Lorenz und Chevalier haben sich gut auf Schloss ...

Dies ist der dritte und leider letzte Band der Lilo auf Löwenstein-Reihe, die meine beiden Töchter lieben. Noch sind Sommerferien und die Kinder der Familien Lorenz und Chevalier haben sich gut auf Schloss Löwenstein eingelebt. Mittlerweile ist auch die Familie von Papas altem Freund Fred ständig zu Gast, so daß David fast auch schon dort lebt. Zusammen mit dem Enkelsohn, des menschenscheuen Grafen, Golo sind sie inzwischen ein eingespieltes Team, eine richtige Bande mit Bandengeheimnis. Denn noch immer haben die Kinder nicht herausgefunden, wie man die geheime Tür im alten Speicherschrank öffnet, um in das verborgene Zimmer zu gelangen. Sie sind fest überzeugt, daß darin ein Schatz verborgen sein muss, den sie dem Grafen aber lieber verheimlichen. Als dann aber ein Sturm das alte Schlossdach so stark beschädigt, daß der Graf eine Reparatur nicht mehr bezahlen kann, kommen sie ins Grübeln, ob sie ihn nicht doch besser einweihen sollen. Noch während sie nachdenken, spitzt sich die Lage zu, als sie ein Gespräch belauschen, das nicht für ihre Ohren bestimmt ist. Schloss Löwenstein ist in ernsthafter Gefahr und es sieht so aus, als ob nur sie den Erhalt des Schlosses im Familienbesitz retten könnten.

Dieser Band rundet die Triologie für uns voll zufriedenstellend ab (auch wenn meine Töchter gerne noch weitere Bände lesen würden). Endlich wird das Geheimnis gelüftet und es ist völlig anders, als es die Leser erwarten. Meine Große, die das Buch als erste las, musste sich wirklich zusammenreißen uns nicht zu verraten, was die Löwenbande denn dort entdeckt hat. Neben dem großen Schlossgeheimnis und der sich anbahnenden Gefahr lernen wir nach Golo, nun auch Graf Benno von einer ganz anderen, persönlichen Seite kennen. Die Kinder staunen Bauklötze, als er ihnen von seiner Kindheit erzählt. Sie wußten ja, daß Kinder es früher oft schwer hatten, aber wenn man weiß wie ein Mensch aufwächst, kann man ihn auch oft viel besser verstehen und besser leiden, stellen sie fest. Eine sehr schöne Einsicht.
Lilo auf Löwenstein bannt zwischen zwei Buchdeckeln Kinderträume von abenteuerlichen Ferien, Banden und echter Freundschaft, die durch dick und dünn geht. Aufgelockert wird dies alles natürlich wieder durch die wunderbar anschaulichen Zeichnungen von Eleni Livanios. Denn sie muß Lilos Erklärungen (z.B. zu den verschiedenen Schloßbewohnern und ihren Beziehungen untereinander) und Ideen bildlich darstellen, so wie Lilo auch gerne ihre Gefühle als Feelies, als Tonaufnahmen von ihren sprachlich ausgedrückten Gefühlen auf ihrem Handy, ausdrückt. Anders als die zweifarbigen Illustrationen, sind die geschriebenen Listen & Regeln dreifarbig in schwarz, weiß und grün, während die Feelies in grüner Handschrift gedruckt sind. Diese Darstellungen finden beide toll, weil sie sehr anschaulich sind und die Zeichnungen aussehen, als hätten sie wirklich Lilo und Anni gezeichnet. Wunderbar kindgerecht gemacht. Das Highlight für meine Jüngste war allerdings eine zu entziffernde Geheimschrift, die zu entknobeln ihr richtig Spaß macht.

Sprachlich kommt Mara Andeck einer Romanerzählung aus Sicht zweier Elfjähriger sehr nahe, allerdings ohne so viele Wiederholungen im Ausdruck, wie es wohl Kinder machen würden. Der Spaßfaktor wird durch diesen Eindruck aber noch weiter erhöht.

Das Schriftbild ist sehr angenehm groß mit relativ großem Zeilenabstand, so daß auch Kinder, denen das Lesen optisch noch etwas Probleme bereitet, es leichter haben, sich nicht in den Zeilen zu irren. Es ist schon wie ein richtiges Buch, aber eben durch den Zeilenabstand optisch sehr entspannt. Meine Kinder lehnen Bücher nämlich gerne ab, bei denen ihnen das Druckbild unangenehm ist. Ab 8 Jahren ist dieses Buch daher optimal lesbar, weshalb es sich meine Jüngste zur Kommunion gewünscht hat.

Eine ganz tolle, nicht ganz so mädchenhafte, Mädchenbuch-Reihe, die aber nun leider abgeschlossen ist (auserzählt, wie die Autorin sicher einwenden würde). Wir lieben die Reihe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 23.09.2018

Liebesbann

Julie Jewels - Silberglanz und Liebesbann
0

Julie ist dank des magischen Liebesringes endlich mit ihrem Traumtypen Noah zusammen und sie sind unzertrennlich. Sie kleben was schon zusammen, was den übrigen Mitgliedern von Noahs Band mächtig auf die ...

Julie ist dank des magischen Liebesringes endlich mit ihrem Traumtypen Noah zusammen und sie sind unzertrennlich. Sie kleben was schon zusammen, was den übrigen Mitgliedern von Noahs Band mächtig auf die Nerven geht. Dennoch ist Julie trotz ihrer Schmuckmagie nicht gegen Eifersucht immun, wenn ihre ehemals beste Freundin Chrissy sich hüftschwingend und Mähne wedelnd sich an ihn ranwirft. Außerdem trüben erste Wölkchen den rosaroten Himmel, da Julie den Eindruck gewinnt, daß Noah sich immer selbst aufgibt und nur noch ihr gefallen will. Doch mit ihrem Glück, trübt sich auch die einst so strahlende Perle des Rings. Woran kann das denn liegen? Während Ben die Doppelpack-Julie ebenfalls anstrengend findet, ist ihre Freundin Merle traurig, daß Ben sie überhaupt nicht als Mädchen wahr zu nehmen scheint, sondern nur als guten Kumpel und die Freundin von Julie. Während Julie und ihre Mutter sich immer noch anschweigen, lernt sie endlich ihre bis dato unbekannte Oma Daria kennen. In sie setzt sie große Hoffnungen und Erwartungen, daß sie sie endlich in alle Geheimnisse der Schmuckmagie einweiht. Sie ist fest davon überzeugt, daß sie mit ihrer Magie nur Gutes tun wird, auch wenn ihrer ersten Versuche ohne Hilfe, immer noch ziemlich viele unerwünschte Nebenwirkungen haben. Wie das Leben so spielt, kommt es natürlich ganz anders.

Neben der außerordentlich liebevollen Gestaltung als Schmuckkästchen sowohl des Buches, als auch des Hörbuches, gefällt mir am besten Julies Entwicklung. Zu Beginn dieses Bandes fand ich Julie sehr unreif und nervig, wobei das beim Hörbuch deutlich stärker war. Ich empfand sie als unangenehm egozentrisch, was ich sehr schade fand, da ich Julie in Band 1 wirklich mochte, auch wenn ich damals schon einige ihrer Aktionen, als zu weitgehend einschätzte. Ihre beste Freundin Merle erscheint mir oft empathischer, aber vor allem Nachbarsjunge Ben behält stets den Durchblick, sofern es nicht um chemische Formeln geht. Ben versteht Julie bisweilen besser als sie selbst, aber auch für ihn hält die Macht der Magie verführerische Verlockungen bereit.

Das Buch ist wunderbar flüssig und kurzweilige geschrieben. Für das Hörbuch wurde es sehr behutsam gekürzt, was mich nicht weiter störte, denn ich habe zwischen Hörbuch und Buch hin und her gewechselt. Bevor ich mit diesem Band begann, habe ich mich noch mal schnell das Hörbuch zu Band 1 angehört, das mir deutlich besser gefiel. Nana Spier spricht das Hörbuch sehr vielstimmig, wobei mir Noah, überhaupt nicht gefällt. Er klingt so dauerbekifft und neben der Spur, daß ich in den Passagen mich immer wieder gefragt habe, wie sich Julie denn in den verlieben konnte. Er klingt absolut wie in Trance, was er durch die Macht des Ringes ja auch ist, aber eben alles andere als attraktiv. Ben klingt da ganz anders, viel bodenständiger, wirklich ihr selbst, es liegt also nicht daran, daß Nana Spier keine männlichen Rollen sprechen kann. Leider hat sie es diesmal für mein Empfinden bei Julie, Daria und Noah einfach übertrieben, Das war auch sicherlich kein Versehen, denn stimmlich, drückt sie die Charakterschwächen der jeweiligen Personen durchaus sehr deutlich aus – zu deutlich für meinen Geschmack allerdings. Merle, Ben, Chrissy, Julies Mutter und alle übrigen mochte ich allerdings sehr gerne. Da hat das Buch ganz klar den Vorteil, daß man beim Lesen nicht ganz so festgelegt ist. Die süßen Schmuckornamenten auf einigen Buchseiten und die Whats-Darstellungen, sind bei der Buchausgabe auch echte Pluspunkte.

Ich bin ja nunmal etwas älter als die Zielgruppe und wenn ich auch über Julie bisweilen den Kopf schüttele, liegt es nicht nur an ihrem Alter, daß sie versucht Noah mittels Magie an sich zu binden. Es gibt den alten Spruch „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“. Nein, wie Julies Mutter bin ich der Meinung, daß wahre Liebe niemals selbstsüchtig ist und dem anderen nicht schaden darf. Ben drückt sich da anders aus, kommt aber zum gleichen Ergebnis, wenn er sagt, daß ihm so scheint, daß viel von den Märchen wahr zu sein scheint und es somit neben guter Magie auch böse Magie gibt. Letztere will Julie natürlich niemals verwenden, sie doch nicht. Aber ist sie sich dessen so sicher? Eine langsame Erkenntnis und ein innerer Kampf drängen sich ihr auf, der sie langsam aber sicher klarer sehen lässt. Es ist nicht nur das Privileg der Jugend, sich zu irren, das kann immer passieren, man muß sich stets nur hinterfragen und an sich arbeiten. Während ich im ersten Band kein Verständnis für Julies Mutter hatte und ich sie wirklich ungerecht fand, mag ich sie nun richtig gern und bin sehr gespannt, was sie Julie noch offenbaren wird. Auch das Ende dieses Bandes macht schon richtig neugierig auf das, was noch kommen wird.

Der dritte und letzte Band wird im Frühjahr 2019 unter dem Titel Julie Jewels – Mondsteinlicht & Glücksmagie.

Das Buch gefällt mir sehr gut, das Hörbuch leider nicht

Veröffentlicht am 20.09.2018

Am Ende kommt alles ganz anders...

Rachgier
0

Ein neuer Fall für Detective Chief Inspector Carol Jordan und Profiler Tony Hill (ihr 10.). Nach der erfolgreichen Vertuschung von Carols Trunkenheitsfahrt mit fatalen Folgen, hat sie es mit Tonys Hilfe ...

Ein neuer Fall für Detective Chief Inspector Carol Jordan und Profiler Tony Hill (ihr 10.). Nach der erfolgreichen Vertuschung von Carols Trunkenheitsfahrt mit fatalen Folgen, hat sie es mit Tonys Hilfe nun endlich geschafft trocken zu werden. Doch es ist ein täglicher Kampf. Sie quält permanent das schlechte Gewissen und ist leicht reizbar. Sie hat den Eindruck es nicht verdient zu haben nun Leiterin der ReMIT Elitespezialeinheit zu sein und mit dieser Einschätzung ist sie nicht allein. Journalistin Peggy Burgess setzt alles daran, Carols dunkles Geheimnis zu skandalträchtig zu enthüllen. Auch ihr erster Fall in der neuen Position hat es in sich. Eine verkohlte Leiche in einem Auto in einer Haltebucht einer engen Landstraße in den Dales. Doch die unauffällige, einsame Büroleiterin Kathryn McCormick wurde nicht Opfer eines Unfalls, sondern eines Mordes und ihr Mörder kennt sich mit forensischer Spurensuche aus. Er ist ein Meister darin keine Spuren zu hinterlassen. Als eine zweite derartige Leiche wenig später gefunden wird, zeigt sich eine weitere Parallele, auch das zweite Opfer hatte gerade erst auf einer Hochzeit einen mysteriösen, attraktiven Mann kennengelernt, den weder das Brautpaar, noch die übrigen Gäste kannten. Auch Carols Sergeant Paula hat private Probleme, ihr Pflegesohn Torin ist Ziel einer Cybererpressung.

Für mich war es das erste ungekürzte Hörbuch eines Val McDermid Thrillers. Hierdurch werden die Motive und Gedanken deutlicher. Während dadurch das Werk für mich mehr ein Krimi als ein Thriller ist, verleihen diese Überlegungen der Geschichte mehr Tiefgang und mehr Nachhaltigkeit. Es gibt keine wilden Verfolgungsjagden oder eingesperrte Ermittler, die in letzter Sekunde aus den Fängen des skrupellosen Psychopathen befreit werden können. Nein, das Grauen ist subtiler, denn es ist irgendwie allgegenwärtig und kann jeden treffen. Manchmal reicht dazu einfach ein Missverständnis aus, oder verletzte Eitelkeit eines völlig Fremden.
Neben den möglichen Rachemotiven und -gelüsten dreht sich hier die Tat auch um das Thema Selbstjustiz. Das stört mich ja meistens in Thrillern/Krimis, weil ich finde, daß es auch bei Mangel an Beweisen keine Lösung ist, sondern es bisweilen einfach etwas mehr Geduld bedurft hätte. Val McDermid ist nun nicht mehr die Jüngste und das merkt man auch an der Reife der Gedanken, da sie das Dilemma der Ermittler wirklich toll darstellt und beleuchtet, auf eine Art und Weise, die auch mich zufrieden zurücklässt, aber auch mit einem Fragezeichen für die Zukunft dieser Serie. Der deutsche Titel ist dabei sehr treffend gewählt, da einem am Ende so richtig bewußt wird, wie viele Rachepläne in diesem Fall eigentlich zusammentreffen. In der Lese-Hörrunde an der ich teilnahm, gab es einige kritische Stimmen, die meinten, daß man diesem Werk das Alter seiner Autorin anmerken würde. Ja, die Gedanken, die sich in den Taten spiegeln sind zum Teil profund und zeugen von Reife. Doch die Taten und ihre Tücken, mit denen sich Carol Jordan und ihr Team rumschlagen müssen, sind hochaktuell und in ihrer Ausführung sehr perfide. Und mit Jahrgang 1955 finde ich sie nicht alt oder senil. Das stellt sie auch dadurch unter Beweis, daß sie es schafft sich in die Cyberkriminalität, Mobbing an Schulen und die Gefahren der Social Medias hervorragend hineinzudenken. Gefahren, die immer und überall lauern. Besonders interessant finde ich, daß einige Probleme wiederkehrend von verschiedenen Seiten beleuchtet werden, mit zum Teil unterschiedlichen Ergebnissen, sei es das Thema Rache, oder Selbstjustiz.

Val McDermid ist Schottin, doch empfinde ich ihre Thriller zwar nicht als Frohnaturen, aber eben auch nicht als so düster und melancholisch wie skandinavische Werke. Sie studierte in Oxford Literatur und hat viele Jahre als Journalistin gearbeitet. Daher ist ihre Sprache nicht nur ausdrucksstark, sondern ihre Fälle auch gut recherchiert und logisch. Auch wenn es am Ende anders kommt, als ich es erwartet habe, ist es in sich absolut schlüssig und durch den Charakter der Personen fast schon zwingend angelegt. Denn die Charaktere sind Persönlichkeiten, die sich von Fall zu Fall weiterentwickeln, so daß man auch Einblick in das Privatleben des Teams erhält, aber ohne von Nebenschauplätzen erschlagen zu werden.

Schauspieler Wolfgang Berger spricht mit seiner ruhigen, bedächtigen Stimme passend zu dieser realistischen, bodenständigen Geschichte. Seine Stimme klingt älter als er auf dem Foto erscheint. Aber auch Tony und Carol sind inzwischen reifer und gealtert, so daß ich es eigentlich ganz passend finde. Man kann ihn gut verstehen, er hat eine klare, deutliche Aussprache. Da es sich um den ungekürzten Buchtext handelt und ich beim Hören den Text nicht vor Augen habe, hatte ich beim Hören bisweilen etwas Schwierigkeiten die Pronomen zuzuordnen, da man anders als beim Lesen ja bisweilen abgelenkt wird. Vor allem zu Beginn der Handlung, war ich damit etwas überfordert, weil ich erst mal wieder überlegen mußte, wer nun wer ist und was in den Bänden bisher geschehen ist... noch kenne ich einige, aber nicht alle Bände der Reihe. Da es kein Personenverzeichnis gibt, ist mir der Start etwas schwer gefallen.

Dieser Thriller ist kein Kracher, kein Reißer, kein Schocker, sondern mehr ein paranoides Grauen der alltäglichen Gefahren, derer wir uns gar nicht so bewußt sind, die wir allzu gerne verdrängen, weil es für uns das Leben leichter macht. Die Intelligenz der Überlegungen und Denkanstöße hat mir wirklich gefallen, ebenso, daß die Autorin ihren Personen Zeit und Raum für Entwicklung gibt. Wer rasante Action liebt, der sollte nicht zugreifen, wer aber Gefallen an menschlichen Abgründen und was-wäre-wenn Gedankenspielen hat, der ist hier Gold richtig.

Ich werde nun wohl meine Lücken innerhalb der Reihe schließen, denn mir ist mal wieder aufgefallen, wie gerne ich ihre Werke mag. Intelligenz, Psychologie und Aktualität, für mich top.

Veröffentlicht am 14.09.2018

Höllisch gut!

Luzifer junior – Teil 4: Der Teufel ist los
0

Luzi vermisst immer noch seinen Vater, den Chef der Hölle. Außerdem fürchtet er, daß Onkel Gabriel sein Stellvertreter-Höllenjob auf Dauer zu viel wird! Er muss ihn unbedingt wieder finden. Wie gut, daß ...

Luzi vermisst immer noch seinen Vater, den Chef der Hölle. Außerdem fürchtet er, daß Onkel Gabriel sein Stellvertreter-Höllenjob auf Dauer zu viel wird! Er muss ihn unbedingt wieder finden. Wie gut, daß gerade jetzt der Ober-Tüftler der Hölle, Steven, einen neuen Hinweis hat. Luzifer senior ist in eine Radarfalle geraten, in der Bretagne. Für Luzi steht sofort fest, daß er dorthin muß. Natürlich sind seine Freunde Aaron, Lily und Gustav sofort entschlossen ihn auf der Suche zu begleiten, ebenso wie sein wandlungsfähiger Dämon Cornibus. Doch seine Freunde ausgerechnet vor den Weihnachtstagen von ihren Familien zu trennen erweist sich als komplizierter als Erwartet. Doch wo ein Wille da auch ein Weg und endlich können sie, mit Stevens neuesten Gimmicks ausgestattet, aufbrechen. Allerdings führen in Frankreich nicht alle Wege nach Rom, sondern nach Paris und da wollte Lily ja schon immer mal hin! Auch wenn dort Luzifer sen. nicht zu finden ist, schwelgen sie schon bald in ungeahnten Genüssen, erliegen diversen Missverständniss und lösen so manches Chaos aus. Es beschleicht Lily aber auch ein böser Verdacht: sie werden verfolgt!

Dieser Band bringt uns nun nicht nur Luzis Vater näher, wir kommen auch Lilys rätselhaften Kräften auf die Spur. Das ist ganz schön spannend und befeuert unsere Fantasie schon für die nachfolgenden Bände (wir hoffen, daß doch noch mehr als ein teuflisch guter Band folgen wird!). Außerdem lernen wir die Familien von Aaron, Gustav und Lilys Onkel besser kennen. Aaron ist ja schon auf Grund seines unglaublichen Wissens, seiner Intelligenz und seines Tourette-Syndroms eine Marke. Seine Eltern lieben ihn sehr, haben aber noch immer so ihre Probleme mit seiner Andersartigkeit, im Gegensatz zu seinen Freunden, die ihn so nehmen wie er ist und sich vor allem über seine Stärken freuen. Das ist richtig toll, es macht Kindern aber nicht nur Mut, sondern ist auch ein toller versteckter Appell an die Toleranz oder wie wir Rheinländer sagen: jeder Jäck is anders. Wäre doch auch langweilig, wenn wir alle gleich wären, dann wäre selbst ein Luzi nichts Besonderes mehr. Aber wer mit dem Sohn des Teufels unterwegs ist, der kann sicher sein, sich nicht zu langweilen. Denn trotz seiner Zeit im Internat, ist ihm noch vieles aus der Menschenwelt ganz fremd und Luzis Interpretation unser Welt, ist nicht nur für Kinder lustig. Diese Perspektivwechsel, kombiniert mit den Gepflogenheiten der Unterwelt, sind sehr reizvoll. Es gibt ja inzwischen viele Abenteuer Geschichten mit Helden, der Mythologie... aber Agenten aus der Hölle? Ja, man lernt sich dort unten auszukennen. Ein Onkel von Luzi ist Asrael, der Engel des Todes und als der uns letztens begegnete, rief meine Tochter sofort: Asrael, wie der Onkel von Luzi? Yep! Willkommen in der Hölle. Dem Ort, wo es für jede menschliche Sünde eine eigene passende Strafe gibt und wir lassen uns immer wieder überraschen, welche Gruppen es denn da unten noch so alles gibt, und was sie zur Strafe erleiden müssen. Das ist immer originell und mit Augenzwinkern, aber Vorsicht, Gefahr der mitlachenden autofahrenden Elternteile!

Eins beweist Autor Jochen Till auch in diesem Werk ganz klar: er hat Geschmack! Mit ihm würden wir sofort nach Paris reisen und Eclaris, Crèpes und Pain au Chocolat essen. Diese Tour durch Paris ist nicht nur witzig, sie leistet dem Interesse von Kindern an Land und Sprache sicherlich mehr Vorschub, also so manche geplante Schulaktion. Diese Folge zeugt von der Liebe des Autors für das Land und seine Köstlichkeiten, ebenso wie für seine Skepsis einiger allzu befremdlicher Spezialitäten. Außerdem lernt man einiges über die Sehenswürdigkeiten und seine Funktionen/Besonderheiten, denn Luzi ist ja was Kulturhistorie angeht noch ziemlich unbeleckt. Meine Tochter war total glücklich, mit ihrer 1. Fremdsprache Französisch im Vorteil zu sein (keine Sorge, man versteht die CD aber auch, ohne Französisch-Kenntnisse, es gab bei uns nur einen zusätzlichen Motivationsschub). Dabei ist sein Erzählstil so rasant-witzig, daß man sich fragt, wie man denn beim Lachen noch den Atem anhalten soll.

Christoph Maria Herbst ist eine tolle Wahl für dieses Hörbuch. Seine dämonischen Fähigkeiten hat er ja auf dem Bildschirm schon zur Genüge unter Beweis gestellt, aber er hat auch unweigerliche sprachliche Qualitäten als Portier, Hausmeister, oder Höllen-Agent. Da macht das Zuhören bei seiner Sprachakrobatik richtig Spaß. Trotz aller Rasanz der Handlung, kann man ihr aber auch immer gut folgen.

Eine Reihe, die bei uns ganz heiß begehrt ist, die CDs bei uns aufzutreiben, ist nicht immer so leicht, weil es 3 Zuhörerinnen im Haus gibt, die die Hörbücher über die Räume verteilen. Wir wünschen Jochen Till noch viele höllisch gute Ideen für weitere Bände, denn die vier bisherigen lieben wir!