Fast noch besser als Teil 1
Scythe – Der Zorn der GerechtenAchtung! Enthält Spoiler zu Teil 1!
Citra ist jetzt Junior Scythe, nennt sich Anastasia und hat ihre eigene Art nachzulesen. Rowan ist nach den Ereignissen am Ende von Band 1 untergetaucht, doch schnell ...
Achtung! Enthält Spoiler zu Teil 1!
Citra ist jetzt Junior Scythe, nennt sich Anastasia und hat ihre eigene Art nachzulesen. Rowan ist nach den Ereignissen am Ende von Band 1 untergetaucht, doch schnell wird klar, wer hinter der Verkleidung, der schwarzen Robe von Scythe Luzifer steckt, der gezielt andere Scythe nachliest. Scythe der neuen Ordnung, habgierige, machtgierige und vor allem mordlustige Scythe, die Spaß beim Töten haben.
Neu und zentral ist die Figur des Greyson Tolliver, er ist eigentlich Musterstudent, doch eines Tages wird er auserwählt und hat in Citras Zukunft eine ganz besondere Rolle.
Ich und Jugendbücher… das ist so eine Sache. Fast alle sind für mich irgendwie dieselbe, schon so oft dagewesene Geschichte, deswegen stecke ich auch kaum noch Geld in Jugendbücher.
ABER: Scythe hat mich überzeugt, sowohl der erste, als auch jetzt der zweite Teil, vor allem als Hörbuch sehr gut erzählt.
Es sticht aus der immer gleichen Jugendbuchmasse heraus, und es ist unglaublich spannend.
Was es aber noch mehr auszeichnet ist, dass man sich die Geschichte durchaus auch als Erwachsener anhören bzw. sie lesen kann und noch deutlich mehr raushören oder rauslesen wird, als das ein Jugendlicher vielleicht schaffen würde. Es ist unglaublich viel Machtpolitik in diesem Buch enthalten, Gesellschaftskritik, Kritik am Streben immer besser zu werden, unser Leben und die Welt immer noch mehr kontrollieren zu können. Und Kritik an der kompletten Überwachung.
Auch wenn der Stand der Technik wie er in der Scythe-Reihe beschrieben wird, derzeit noch unvorstellbar ist, gibt sie doch einen dunklen Ausblick in Richtung Zukunft.
Auch wenn der Mensch Krankheit, Krieg und Tod irgendwann vielleicht besiegen kann, die menschlichen Schwächen, Charakterschwächen, bleiben. Und auch wenn faktisch die perfekte Welt möglich ist, ist sies aufgrund der Bewohner nicht – genau das führt und Shusterman vor Augen: Menschen werden immer fehlbar bleiben, und das ist auch gut so, zumindest in gewisser Weise. So bleiben die Menschen eben auch einzigartig, ob im positiven oder im negativen Sinne.
Die Charaktere sind schon wie im ersten Teil sehr gut ausgestaltet. Sie sind nicht, wie in vielen anderen Jugendbüchern gut oder böse, schwarz oder weiß, sie sind vielschichtig. Auch die Protagonisten, mit denen sich der Leser eigentlich gut identifizieren kann, haben enorme Schwächen und sind – auch wenn sie Scythe sind – menschlich und fehlbar.
Ein minimaler Abstrich an der Geschichte: Ich hatte anfangs Schwierigkeiten wieder hineinzufinden. Nach der Aufregung in den ersten Kapiteln plätschert die Geschichte kurz etwas vor sich hin, außerdem gibt es diesmal deutlich mehr Handlungsstränge, weil sich die Protagonisten aus dem ersten Band aufteilen. Aber nicht lange und wenn die Spannung dann einsetzt, dann bleibt sie auch!
Ich habe teilweise wirklich mit den Charakteren mitgelitten vor allem mit Rowan. Das Ende hat mir persönlich extrem gut gefallen, damit hätte ich keinesfalls gerechnet und ich bin wirklich gespannt wies weitergeht, vor allem weil Neal Shusterman einen Handlungsstrang völlig offen gelassen hat.
Unterm Strich das Beste was das Genre der Jugendbücher (meiner Meinung nach) derzeit zu bieten hat. Für Fans des Genres ein Muss, für Skeptiker wie mich durchaus einen Versuch wert!