Das Leben ist niemals nur Armut
"Armut meint mehr als Besitzlosigkeit. Armut heißt= nicht haben, nicht sein, nicht können, nicht dürfen." (Erwin Kräutler)
Als Gregor Bach, Silberschmied und Liebhaber schöner Dinge, am Nachmittag im September ...
"Armut meint mehr als Besitzlosigkeit. Armut heißt= nicht haben, nicht sein, nicht können, nicht dürfen." (Erwin Kräutler)
Als Gregor Bach, Silberschmied und Liebhaber schöner Dinge, am Nachmittag im September seine Wohnung betritt, trifft er auf seine zwei Jungs und eine junge verwahrloste Frau. In seiner, Wut und seinem Jähzorn schleift er die Frau an den Haaren vor die Türe. Seine beiden Kinder sind geschockt vom Verhalten ihres Vaters. Das Gregor Bach mit diesem Verhalten eine Kettenreaktion ausgelöst hat, erfährt er erst wenige Tage später. Den kurz darauf wird er auch noch verhaftet und muss für mehrere Tage ins Gefängnis. Doch Gregors Abwärtsspirale geht weiter, seine Frau entdeckt etwas, was sie so erschüttert, dass sie ihn mit den Kindern verlässt. Er verliert seinen Job, seine Wohnung und alles was ihm lieb und teuer ist. Beziehungen und Freundschaften zerbrechen und plötzlich steht Gregor selbst auf der Straße, genau wie die Frau von damals. Verzweifelt versucht er alles, um wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Aber was will er tun, wenn Menschen verletzt sind, nicht vergeben und ihn die Gesellschaft längst abgeschrieben hat?
Meine Meinung:
Als ich von dem Autor angefragt wurde, ob ich seinen Roman lesen würde, hatte ich nicht geglaubt, dass sich hinter diesem Titel so eine Geschichte verbirgt. Auch anhand des sehr mystischen Covers konnte ich nicht viel deuten, um so überraschter war ich dann von der Geschichte. "Die Schulter des Riesen" ist ein spannender Roman der das Thema der sozialen Gerechtigkeit mit einer sehr persönlichen Frage verknüpft ist: Was bleibt einem, wenn man alles verloren hat? Gibt es im Leben ein Licht, das der Dunkelheit ihre Schrecken nimmt? Der Absturz von Gregor Bach hat mich doch sehr bewegt und tief berührt. Unfassbar wie einem so mitgespielt wird und man dann auf der Straße landet und einem keiner hilft. Ich war bei vielem erschüttert wie Menschen sich verhalten, allen voran Gregors Frau oder seine Freunde. Musste mir aber selbst oft überlegen, wie würde ich mich verhalten? Der Schreibstil war flüssig und sehr gut, vielleicht hätte man an ein paar Stellen etwas Kürzen können, da der Autor ab und zu sehr ausschweifte. Trotzdem ist es eine Story, die jeden, zu jeder Zeit treffen könnte und es sich lohnt mal darüber zu lesen und nachzudenken. Ich bin froh, dass ich diesen Roman von Raffael Rauhenberg lesen durfte und muss mich schon wundern, warum kein Verlag so ein Buch wollte. Ich jedenfalls fand dieses gesellschaftskritische Buch sehr lesenswert, es hat sehr gute Ansätze ein Bestseller zu werden. Für mein Lesehighlight 2018 hat es auf jedenfalls geklappt, ich gebe 5 von 5 Sterne.