Profilbild von Forti

Forti

Lesejury Star
offline

Forti ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Forti über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2018

Leben und Tod

Ich komme mit
0

Die Geschichte von Vita und Lazy ist einerseits eine ungewöhnliche Freundschaft – andererseits gab es das doch schon oft in Literatur und Film: ältere, einsame Frau trifft jungen, kranken Mann. Mit großen ...

Die Geschichte von Vita und Lazy ist einerseits eine ungewöhnliche Freundschaft – andererseits gab es das doch schon oft in Literatur und Film: ältere, einsame Frau trifft jungen, kranken Mann. Mit großen Überraschungen wartet "Ich komme mit" dann auch nicht auf. Vita und Lazy nähren sich an, machen gemeinsam mehr oder weniger verrückte Unternehmungen und befassen sich unweigerlich mit dem Tod, dem sich beide nahe sehen.
Obwohl in der langsam erzählten Geschichte wenig handfestes und überraschendes passiert, hat mir das Buch von Angelika Waldis gut gefallen. Ich finde die Geschichte realistisch erzählt – so ist es eine langsame Annäherung zwischen den beiden, die auch Distanzen und Differenzen beinhaltet. Zwischendurch klingt auch immer wieder Witz an und die Geschichte wird nie schwermütig. So beschäftigen sich Lazy und Vita natürlich mit dem anstehenden Tod, aber mindestens genauso mit dem Leben. Es finden sich nachdenkliche Stellen, Gespräche, Gedanken – oft pointiert, ohne dass das Überhand nimmt.

Die Geschichte wird im Wechsel aus der Perspektive der beiden Protagonisten erzählt. Vita und Lazy haben dabei jeweils ihre eigene Erzählweise und Sprache, was ich ebenfalls sehr gelungen finde.

(Auch) aufgrund des Anhangs kam das Ende für mich etwas abrupt.

Veröffentlicht am 01.10.2018

Mainz neu entdecken

111 Orte in Mainz die man gesehen haben muss
0

Stefanie Jung hat 111 Orte in Mainz zusammen getragen, die ich tatsächlich zu einem großen Teil noch nicht kannte. Einige sind mir schon mal im Stadtbild aufgefallen, aber die Hintergründe waren mir unbekannt ...

Stefanie Jung hat 111 Orte in Mainz zusammen getragen, die ich tatsächlich zu einem großen Teil noch nicht kannte. Einige sind mir schon mal im Stadtbild aufgefallen, aber die Hintergründe waren mir unbekannt – die konnte ich nun nachlesen.
Ich empfehle das Buch in Mainz Lebenden bzw. Menschen, die Mainz schon gut kennen – für den erstmaligen Besuch ist das Buch eher nichts. Bitte auch nicht mit der Erwartung an das Buch herangehen, dass man hier spektakulärste neue Orte kennen lernt – wenn die genannten Plätze so aufregend wären, hätte man als Mainzer ja wohl schon auf anderem Wege davon gehört
Es handelt sich zum allergrößten Teil um Orte, die sich kostenlos und zeitunabhängig besuchen lassen. Es gibt auch Orte, die nur nach Voranmeldung zu besichtigen sind – ein paar Geschäfte finden sich im Buch auch. Mir gefällt aber der größtenteils unkommerzielle Charakter des Buches.
Es ist ein Buch, mit dem sich der Heimat- oder Wohnort neu entdecken lässt. Keine Idee, wo man am Wochenende spazieren gehen soll? Beim Blättern im Buch findet man bestimmt Inspiration. Praktisch auch der Stadtplan mit allen genannten Orten am Ende des Buches.

Veröffentlicht am 24.09.2018

Kurze, gehaltvolle Geschichte

Das Erwachen des letzten Menschen
0

Vom Seitenumfang her ist diese Novelle ja durchaus überschaubar, aber sprachlich und inhaltlich hat sie es in sich und deshalb habe ich mehr Zeit für die Lektüre gebraucht, als ich zunächst bei den 46 ...

Vom Seitenumfang her ist diese Novelle ja durchaus überschaubar, aber sprachlich und inhaltlich hat sie es in sich und deshalb habe ich mehr Zeit für die Lektüre gebraucht, als ich zunächst bei den 46 Textseiten von "Das Erwachen des letzten Menschen" gedacht hätte.
Edgars Geschichte wird als Entwicklung über 10 Tage von ihm selbst in Tagebuchform erzählt - hier finde ich die ambitionierte Sprache nicht immer ganz passend bzw glaubwürdig. Allerdings führt Edgar auch nicht ein ganz so abgestumpftes Leben, wie man vielleicht denken könnte. Die utopisch-dystopische Welt im Jahr 2137, in der er lebt, wird in einem guten Maß beschrieben, das wesentliche Merkmale nennt, sich aber nicht in Details oder Wiederholungen verliert.
Die Wendungen am Ende fand ich überraschend.
Eine kurze, gehaltvolle Geschichte, die zum Nachdenken angeregt.

Veröffentlicht am 12.09.2018

Trotz fehlleitendem Klappentext ein beeindruckendes Buch

Gott, hilf dem Kind
0

Der Klappentext hat mich ein anderes Buch erwarten lassen. Rassismus spielt zwar eine Rolle, aber noch stärker zieht sich das Thema Missbrauch durch das Buch. Und wer ist die zweite starke Frau? Eigentlich ...

Der Klappentext hat mich ein anderes Buch erwarten lassen. Rassismus spielt zwar eine Rolle, aber noch stärker zieht sich das Thema Missbrauch durch das Buch. Und wer ist die zweite starke Frau? Eigentlich sind fast alle Frauen des Buches auf ihre Art und Weise stark. Eine zweite zentrale Frauenrolle neben der Hauptprotagonistin konnte ich im Buch nicht erkennen, die Mutter-Tochter-Geschichte ist nur eine von vielen Thematiken.
Trotz der Fehlleitung durch den Klappentext fand ich es ein gutes, eindringliches, erschreckendes Buch mit vielfältigen Themen. Die Protagonisten führen recht unterschiedliche Leben - Extreme der amerikanischen Gesellschaft und bis auf eine Person alle weiblich. Niemand führt ein klassisches und/oder glückliches (Familien-)Leben, aber wohl keine der Frauen würde sich als unglücklich bezeichnen.
Beeindruckend finde ich, wie die Autorin so viele Personen und Themen auf gerade mal 200 Seiten unterbringt, ohne dass man als Leser etwas vermisst.

Veröffentlicht am 03.09.2018

Ungewöhnliche, komplexe Geschichte

Der Blumensammler
0

David Whitehouse erzählt die Geschichte des Blumenliebhabers Peter auf drei Zeitebenen, wobei die Ebene von Peter selbst den Hauptteil ausmacht. Mithilfe der beiden kleineren Zeitebenen um den Wissenschafter ...

David Whitehouse erzählt die Geschichte des Blumenliebhabers Peter auf drei Zeitebenen, wobei die Ebene von Peter selbst den Hauptteil ausmacht. Mithilfe der beiden kleineren Zeitebenen um den Wissenschafter Cole und den Telefonisten Dove fügt sich die komplexe Geschichte rund um die Suche nach Blumen, Liebe und Familie nach und nach zum einem großen Ganzen zusammen, wobei am Ende fast alle offenen Fragen geklärt werden.

Man sollte sich bei dem Buch selbst den Gefallen tun, es nicht auf seinen Realitätsgehalt hin zu prüfen. Es ist eine Geschichte mit ein paar wenige übersinnlichen Elementen und dichterischen Freiheiten. Für mich durchaus in Ordnung und gut gemacht.

Ein Buch, das zum Mitdenken und Spekulieren anregt. Leider liefen meine Spekulationen gerade bei den Nebendarstellern oft ins Leere – diese fand ich oft zu schnell abgehandelt, nachdem sie recht ausführlich eingeführt wurden.
Zwischendurch hatte das Buch leichte Längen. Ich habe das Buch gerne gelesen, hätte es mir manchmal aber etwas zügiger gewünscht.

Für mich hatte das Buch Schwächen, die aber durch eine ungewöhnliche Geschichte und liebenswerte Charaktere aufgefangen wurden.