Herbert und Hans in neuer Mission
Profipfuscher„Gab es das nicht in neu? Sieht ein bisschen heruntergekommen aus.“ (S. 25) meint Hans, als er das Haus von Anja und Herbert zum ersten Mal sieht. Ja, es ist schon was älter, aber dafür liegt es direkt ...
„Gab es das nicht in neu? Sieht ein bisschen heruntergekommen aus.“ (S. 25) meint Hans, als er das Haus von Anja und Herbert zum ersten Mal sieht. Ja, es ist schon was älter, aber dafür liegt es direkt am Hirschgarten (ein berühmter Münchner Biergarten). Und die paar Renovierungsarbeiten macht Herbert doch mit links. Nur für die Elektrik hat er sich einen Handwerker vom Schwarzen Brett im Baumarkt geholt. Der scheint allerdings nicht sooo professionell zu sein und haut regelmäßig alle Sicherungen raus, was genau so regelmäßig zu Streit zwischen Anja und Herbert führt: „ ... der Mann hat das gelernt.“ „Na und? Ich war auch gelernter Finanzbeamter und hab mich hin und wieder verrechnet. Allerdings stirbt man da nicht gleich.“ (S. 19).
Leider bleibt der Elektriker nicht das einzige Problem. Anjas Eltern haben einen großen Teil zum Kaufpreis zugeschossen – es ist ja für´s Enkelchen – und mischen sich jetzt via Skype in jede Entscheidung ein. Angefangen von der Farbe der Badfliesen, über die Verlegerichtung des Parketts, bis hin zur Trennwand zwischen Küche und Wohnbereich, bei allem wollen sie mitentscheiden.
Aber zum Glück ist Hans wieder in München. Er hat seinen Hof verpachtet und will eigentlich eine App entwickeln. Ihm fehlt nur noch die Idee, wofür. Und so lange er das noch überlegt, hilft er mehr oder weniger tatkräftig bei der Renovierung und spart nicht an blöden Sprüchen und (un)nützen Ratschlägen.
„Profipfuscher“ ist schon das 6. Buch mit Herbert und Hans und hat mich wieder extrem gut unterhalten. Wir sind selber erst vor 2 Jahren umgezogen (zum Glück in einen Neubau) und kennen die Probleme mit Baumaterialien und Handwerkern nur zu gut. Immer wieder kommt was dazwischen oder geht schief oder gleich ganz kaputt, der Umzugstermin ist kaum zu halten und die Nerven aller Beteiligten liegen blank. Man könnte meinen, Friedrich Kalpenstein hat das gerade selbst durchgemacht, so real wirken sie Erlebnisse.
Anja und Herbert gehen recht blauäugig an die ganze Situation. Sie haben nicht mal einen Baugutachter zu Rate gezogen sondern sich ganz auf den Makler verlassen – mit zum Teil fatalen Folgen. Anja flüchtet immer wieder in ihr Café und Herbert „verarbeitet“ den ganzen Stress, in dem er regelmäßig den Baumarkt ansteuert. Bald ist der kleine Oskar genau so gut ausgerüstet wie die Profihandwerker. Und dann ist da ja noch Hans. Eigentlich soll er sich nur um Herberts Foodtruck kümmern, so lange der die Umbauarbeiten beaufsichtigt, doch er mischt sich natürlich überall ein und schleppt auch immer mehr Helfer an. Herbert ist genervt: „Das ist hier kein Auffanglager für streunende Handwerker.“ (S. 152). Zumal sich jetzt auch noch seine Eltern mit einbringen wollen ....
Mein Fazit: Saukomisch, viel bayrischer Schmäh, echte Leidensfähigkeit und eine Männerfreundschaft, die hoffentlich auch eine Haussanierung übersteht. Allen Freunden der gepflegten Schadenfreude kann ich die „Profipfuscher“ sehr empfehlen .