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Veröffentlicht am 15.09.2016

Beeindruckender Debütroman

Der Trick
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Der Roman erzählt von Mosche Goldenhirsch, der gegen Ende des 1. WK in Prag unter nicht ganz koscheren Umständen gezeugt wird, jung seine Mutter verliert und schließlich beim Zirkus landet und von dem ...

Der Roman erzählt von Mosche Goldenhirsch, der gegen Ende des 1. WK in Prag unter nicht ganz koscheren Umständen gezeugt wird, jung seine Mutter verliert und schließlich beim Zirkus landet und von dem 10jährigen Max Cohn, der etwa 90 Jahre später in Los Angeles lebt, dessen Eltern sich scheiden lassen wollen und der einen Plan hat, wie er dies verhindern kann.

Erzählt wird in kurzen Kapiteln, abwechselnd von der Vergangenheit und von heute. Der Roman hat für mich von Beginn an etwas Tragikomisches, er ist voller feinem Humor und bringt den Leser sehr oft zum Schmunzeln, es passieren aber auch, und zwar zu beiden Zeiten, tragische Dinge, die auch den Leser berühren, und so wechseln sich die Emotionen ab, man muss abwechselnd schmunzeln und seufzen. Manchmal driftet der Roman einen Touch ins Absurde und Surreale ab, hat stellenweise etwas Magisches an sich, die Geschichte scheint etwas außerhalb der Realität, was aber immer gut zur Geschichte passt. Mir fiel es sehr schwer, den Roman aus der Hand zu legen, ich habe ihn nahezu in einem Rutsch gelesen.

Die Charaktere sind dem Autor gut gelungen, allen voran die beiden Protagonisten, die tiefgehend gezeichnet sind und durchgehend authentisch wirken. Auch die weiteren Personen haben mir gut gefallen. Alle erstanden ohne Probleme vor meinem geistigen Auge.

Mosches Geschichte beginnt zum Ende des 1. Weltkrieges in Europa und es bleibt nicht aus, dass die nationalsozialistische Zeit eine Rolle im Roman spielt, zumal Mosche (und übrigens auch Max) jüdisch ist. Der Autor stellt mit wenigen Sätzen klar, was er von den Nazis hält; auch was Mosche unter ihnen passiert ist, berichtet er knapp, aber deutlich, das Thema ist wichtig für die Geschichte, nimmt aber relativ wenig Raum ein, mehr wäre auch nicht gut gewesen und hätte das Ganze zu düster werden lassen.

Nur selten notiere ich mir Sätze, die mir gut gefielen oder mich beeindrucken, hier zitiere ich gerne einen Lieblingssatz: "Wieder einmal stellte Max fest, dass für Erwachsene andere Regeln zu gelten schienen als für normale Menschen" (S. 246). Solche Sätze, deren Inhalt man vielleicht erst beim zweiten Lesen wirklich versteht, gibt es im Roman einige, doch diesen finde ich besonders gelungen.

Für mich ist es fast unglaublich, dass dies ein Debütroman ist. Emanuel Bergmann hat einen sehr packenden und emotional berührenden Roman geschrieben, der sich zudem sehr gut lesen lässt. Ich freue mich jetzt schon auf seine zukünftigen Werke und gebe gerne volle Punktzahl sowie eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Interessanter Roman über interessante historische Frauengestalten

Manduchai – Die letzte Kriegerkönigin
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Tanja Kinkel erzählt in diesem Roman von Manduchai, die wirklich gelebt hat, 1448 in der Mongolei geboren wurde und es durch Klugheit und Geschick sehr weit brachte. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, ...

Tanja Kinkel erzählt in diesem Roman von Manduchai, die wirklich gelebt hat, 1448 in der Mongolei geboren wurde und es durch Klugheit und Geschick sehr weit brachte. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, denn den meisten dürfte die mongolische Geschichte ähnlich unbekannt sein wie mir, und so führt dieser Roman in eine uns größtenteils unbekannte Welt mit uns ebenso unbekannten Menschen, die aber historisch belegt und in ihrer Heimat eine Legende sind.

Neben Manduchai steht eine weitere Frau im Mittelpunkt der Handlung, die ebenso historisch belegt ist, und deren Leben zwar gänzlich anders verläuft als Manduchais, aber dennoch Ähnlichkeiten aufweist: Wan, Kinderfrau des erstgeborenen chinesischen Prinzen. Auch sie schafft mit Klugheit und List weit mehr, als man hätte erwarten können.

Der dritte Protagonist, der Eunuch Ma Jing, ist zwar erfunden, hat aber dennoch eine wesentliche Rolle inne, er wird Manduchais Beschützer und Lehrer und spielt später auch eine Rolle in Wans Leben. Er bildet eine Art Brücke zwischen den unterschiedlichen Kulturen der beiden Völker.

Tanja Kinkel gelingt es wunderbar, den Protagonisten, ebenso wie den Nebencharakteren, Leben einzuhauchen. Sie werden beim Lesen regelrecht lebendig, man fühlt mit ihnen, liebt und hasst sie und hat schnell das Gefühl, sie zu kennen. Und auch die Welt um sie herum wird so anschaulich dargestellt, dass man meint, mitten in der mongolischen Steppe zu sein, oder mit Ma Jing durch die Verbotene Stadt zu laufen.

Manduchai steht im Zentrum der Geschichte, die mit ihrer Geburt beginnt und 32 Jahre später, lange vor ihrem Tod, endet. Die Jahre danach spricht die Autorin im Nachwort an. Auch wenn ich gerne mehr von Manduchai gelesen hätte, kann ich die Entscheidung der Autorin, genau diese Jahre herauszufiltern, nachvollziehen und erwarte keinen Nachfolgeroman.

Dass Tanja Kinkel gut recherchiert hat, stelle ich außer Frage. Ich weiß, dass sie vor Ort war, die Mongolei besucht hat (ich habe Fotos davon auf ihrer Facebook-Seite gesehen), im Nachwort geht sie selbst noch einmal kurz darauf ein. Dadurch, dass ich die Geschichte der Mongolei nicht kannte, war der Roman eine sehr spannende Lektüre, denn ich wusste nicht, wie es enden würde mit Manduchai und Wan und wie sich die Geschicke ihrer Völker zu damaligen Zeit entwickelten. Ich habe mich auch extra nicht während des Lesens darüber informiert, werde mich aber nun, nach der Lektüre, noch ein bisschen weiter damit beschäftigen.

Die Autorin erzählt sprachlich sehr schön und in meinen Augen zu Zeit und Ort passend. Ergänzt wird der Roman neben dem Nachwort von einem Personenverzeichnis und einer Bibliographie. Ich hätte mir noch eine Karte gewüscht.

„Manduchai“ ist ein Roman, wie ich ihn liebe, ich konnte in ihn versinken, die Protagonisten wurden mir vertraut und ich hätte immer weiter lesen können. Selbstverständlich gibt es von mir eine Leseempfehlung, vor allem, aber nicht nur für jene, die historische Romane lieben, und volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Emotional packend und sehr spannend

Dark Inside
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Nach weltweiten Erdbeben, die alleine schon viele Tote gefordert haben, scheinen einige Menschen verrückt zu werden, sie töten wahllos und äußerst brutal jeden, der ihnen über den Weg läuft. Die Überlebenden ...

Nach weltweiten Erdbeben, die alleine schon viele Tote gefordert haben, scheinen einige Menschen verrückt zu werden, sie töten wahllos und äußerst brutal jeden, der ihnen über den Weg läuft. Die Überlebenden haben es nicht einfach, weiterhin am Leben zu bleiben.

Erzählt wird aus der Perspektive vier Jugendlicher, die durch Glück oder Zufall überlebt haben und nun mit den veränderten Bedingungen zurecht kommen müssen. Eine weitere Perspektive gilt einem der „Verrückten“, Nichts genannt, dessen Identität bis zum Ende des Romans nicht gelüftet wird, als Leser vermutet man aber nach einiger Zeit, wer dahinter stecken könnte. Jeyn Roberts gelingt es sehr gut sich in die einzelnen Jugendlichen einzufühlen, sie authentisch zu zeichnen, als Leser ist man schnell emotional mit dabei. Auch kann man gut nachvollziehen, wie sich die Jugendlichen durch die veränderten Gegebenheiten weiter entwickeln, sie müssen jetzt einfach erwachsen werden, wenn sie überleben wollen. Gut heraus gearbeitet wird auch, wie unterschiedlich Menschen nach solchen Katastrophen mit den geänderten Gegebenheiten umgehen, Schwächen und Stärken kommen zum Tragen.

Die Geschichte ist ungeheuer spannend, entwickelt sich schnell zum Pageturner, ich konnte sie irgendwann nicht mehr aus der Hand legen. Am Ende gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer, es bleiben aber viele Fragen offen denn es folgt noch ein zweiter Teil. Die größte Frage ist die nach dem Warum. Wer oder was steckt dahinter, wer oder was beeinflusst die „Verrückten“, warum sind nicht alle davon betroffen. Theorien werden zwar schon in diesem Band aufgestellt, eine Antwort gibt es aber nicht. Ich muss auch sagen, dass ich mir vom zweiten Band nicht unbedingt eine Antwort erwarte, ich könnte mir auch vorstellen, dass die Frage nach dem Warum offen bleibt und so Raum zum Spekulieren bietet. Ich bin schon gespannt darauf!

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, weswegen er auch volle Punktzahl und eine Leseempfehlung bekommt. Genrefans sollten zugreifen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Richtig gut!

Mörderische Wahrheiten
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Auf diesen Tag hat Carlotta Fiore achtzehn Monate lang gewartet: Konrad Fürst erwacht aus dem Koma. Doch er hat sein Gedächtnis verloren und erkennt sie nicht. Zur selben Zeit gibt es eine Mordserie an ...

Auf diesen Tag hat Carlotta Fiore achtzehn Monate lang gewartet: Konrad Fürst erwacht aus dem Koma. Doch er hat sein Gedächtnis verloren und erkennt sie nicht. Zur selben Zeit gibt es eine Mordserie an Jugendlichen, die dem Schema eines vor 30 Jahren Verurteilten folgen, der erst vor kurzem verstorben ist. Konrad Fürst war seinerzeit der ermittelnde Beamte und so wünscht sich nicht nur Carlotta, dass er sich bald wieder erinnert.

Der Roman ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie um Carlotta Fiore und Konrad Fürst und, obwohl ich selbst den ersten Teil auch noch nicht kenne, empfehle ist sehr, diesen zuerst zu lesen. Die Autorin hat zwar die wesentlichen Bestandteile des Vorgängerromans so integriert, dass man keine Verständnisprobleme hat, aber zum Einen wird man sehr neugierig auf den ersten Band und zum Anderen hat man das Gefühl, man könnte die Charaktere, vor allem Carlotta, deutlich besser verstehen, hätte man ihn gelesen. Ich habe ihn mir auch bereits gekauft und freue mich aufs Lesen.

Der Roman hat mich von der ersten Seite an gepackt, und obwohl ich mit Carlotta so meine Probleme hatte – dazu später mehr – habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt, habe mitgerätselt und -gehofft. Die Auflösung ist logisch, auch wenn ich die Motivation nicht ganz nachvollziehen kann. Leider muss man wieder einmal lesen, wie ein Ermittler bzw. jemand ihm Nahestehendes in Lebensgefahr gerät, ich würde mir wirklich sehr wünschen, wenn Autoren davon öfter Abstand nähmen, vor allem bei Reihen (wer glaubt schon daran, dass derjenige stirbt, wenn es weitere Bände gibt?), hier sind es sogar zwei Personen – und obwohl ich um die eine habe ich wirklich etwas gezittert, hat es mich trotzdem genervt. Letztlich hat es an meiner sehr guten Meinung zum Buch aber nichts geändert.

Theresa Prammer wartet mit einer ganzen Reihe Personen auf, die mir gut gefallen haben: Konrad Fürst, dem ich von Anfang an gewünscht habe, dass er seine Erinnerungen wieder findet, Fanny, Schülerin und Sängerin, Jana Schneider, ehemals berühmte Schauspielerin, Anna, Carlottas Nachbarin, Ärztin und in Konrad verliebt. Carlotta selbst war mir durchgehend nicht sehr sympathisch, ich konnte viele ihrer Handlungen und Gedanken nicht nachvollziehen, sie log mir zu oft und handelte maches Mal unsinnig (ganz schlimm fand ich die Aktion mit dem Arzt!), aber der Autorin ist es gelungen, trotzdem mein Verständnis für Carlottas Handeln zu wecken. Einige andere Charaktere sind sehr unsympathisch dargestellt, aber dennoch interessant, wie z. B. Heinz Krump, der ermittelnde Beamte.

Wie oben schon erwähnt, ist eine Trilogie geplant, der nächste Band soll 2017 erscheinen. Ich bin gespannt, was die Autorin noch erzählen möchte, mir schien das Ende diesen Bandes ein gutes Ende der Geschichte gewesen zu sein.

Wer gerne spannende Krimis liest und dabei auch Wert auf das Privatleben der Ermittler legt, ist hier richtig. Von mir gibt es volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr guter historischer Roman

Der Kaffeedieb
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Ende des 17. Jahrhunderts: In Europa wird Kaffeetrinken immer beliebter, aber leider liegt das Handelsmonopol bei den Osmanen. Die Vereinigte Ostindische Compagnie (VOC) will das nicht länger dulden und ...

Ende des 17. Jahrhunderts: In Europa wird Kaffeetrinken immer beliebter, aber leider liegt das Handelsmonopol bei den Osmanen. Die Vereinigte Ostindische Compagnie (VOC) will das nicht länger dulden und beauftragt Obediah Chalon damit, Kaffeesträucher direkt im Anbaugebiet zu stehlen. Klar ist, diese sind gut gesichert, Obediah benötigt also ein Team mit möglichst vielfältigen Fähigkeiten und einen guten Plan.

Der Roman erfordert konzentriertes Lesen, denn er ist nicht ganz einfach zu lesen, wozu vor allem Begriffe beitragen, die dem Roman zwar Authentizität verleihen, die aber heutzutage nicht mehr verwendet werden. Dazu später noch etwas mehr. Der Roman ist aber auch recht komplex, denn Tom Hillenbrand erzählt seine Geschichte nicht immer linear, machmal werden kleine Umwege dazwischen geschoben, man erfährt z. B. etwas über die Saturnmonde, über Theorien der damaligen Zeit Leben auf anderen Sternen betreffend, über die Mühlensprache oder das binäre System. Auch das trägt zur Authentizität bei, lockert das Geschehen auf und bietet zusätzliche, immer interessante Informationen. Insgesamt zieht sich das Geschehen über mehrere Jahre, was mich zunächst erstaunt hat, was aber bei der großen Aufgabe einleuchtet.

Die Charaktere gefallen mir allesamt wirklich gut, besonders Obediah, adeliger Abstammung, Spekulant, Fälscher, Naturphilosoph mit vielfältigen Interessen und Ideen. Er stellt sich eine illustere Mannschaft zusammen, jedes Mitglied für sich hat einen interessanten Hintergrund, und auch die Gegenspieler gefallen mir gut, jeder einzelne Charakter trägt zum Lesegenuss bei, auch wenn die meisten nicht sehr tiefgründig gezeichnet sind (das wäre im Rahmen dieses Romans auch zu viel), sind sie alle bemerkenswerte Typen.

Sehr gut gefällt mir die Erzählweise, der Autor führt die Geschichte immer wieder durch Briefe fort, einmal wird die Handlung als eine Art Märchen erzählt, was ich ausgesprochen gelungen finde und gut in die Handlung passend. Gerade das „Märchen“ hat mich sehr überrascht und dann zum Schmunzeln gebracht. Chapeau! Übrigens sollte man nicht erwarten, hier nur etwas über den Diebstahl an sich zu lesen, viele Seiten sind der Vorbereitung gewidmet und der ein oder andere Leser könnte tatsächlich etwas ungeduldig werden. Dennoch lohnt sich jede einzelne Seite des Romans, denn er ist ausreichend spannend, oft überraschend und gleichzeitig anregend und lehrreich.

„Der Kaffeedieb“ ist ein historischer Roman ganz nach meinem Geschmack, sehr gut recherchiert, mit einer spannenden Geschichte und interessanten Charakteren sowie vielen Zeit- und Hintergrundinformationen, auch Extras sind vorhanden, neben zwei farbigen Karten gibt es ein Glossar und ein Personenverzeichnis. Leider ist das Glossar nicht ganz ausreichend, gerade weil so viele Begriffe im Roman verwendet werden, die man heute in der Regel nicht mehr kennt, schaut man doch recht oft dort hinein und wird nicht immer fündig (bei mir waren es z. B. „antichambrieren“ und „Wolfspfirsich“), natürlich kann man die auch googeln, aber wenn schon ein Glossar, dann bitte auch vollständig. Dafür finden sich einige Begriffe darin, die auch durch den Text des Romans ausreichend erklärt werden (z. B. „Justaucorps“), die man sich im Glossar hätte sparen können, falls es eine Frage des Umfangs war. Weiterhin hätte ich mir ein Nachwort des Autors gewünscht, in dem er ein bisschen über Fakten und Fiktion referiert oder auch darüber, wie er recherchiert hat.

Natürlich kann ich den Roman uneingeschränkt empfehlen, wer gerne Romane liest, in denen die historischen Hintergründe eine ebenso große Rolle spielen wie eine gute Geschichte und interessante Charaktere, sollte unbedingt zugreifen.