»Ein Buch, das die Welt verändern könnte.«
Zum Inhalt: März 1417. Der Florentiner Poggio Bracciolini ist ein Bücherjäger. Im Skriptorium eines Bergklosters am Bodensee findet er einen alten Foliant, der an eine Kette gelegt ist. Sofort ist seine Neugierde geweckt. Unter harmlosen Weisheiten verbirgt sich ein geheimnisvoller Text. Erst wenige Zeilen hat Poggio freigelegt und schon jetzt erkennt einen besonderen Wert. Doch noch jemand ahnt dies. Der Foliant wird gestohlen. In den falschen Händen könnte etwas Schreckliches passieren! Die ganze Welt würde ins Wanken geraten. Poggio muss unbedingt das Buch zurückholen! Eine gefährliche Jagd! Wird Poggio das Unheil verhindern?
Meine Meinung: Der Schreibstil des Autors Dirk Husemann ist fließend und ausdrucksvoll!
»(»Stundenglas«)Florenz ertrank in rotem Regen. Vor den Fenstern fiel er prasselnd in scharlachroten Fäden vom Himmel. Auf den Plätzen sammelten sich Pfützen aus Karmesin. Die Stadt lag da wie ausgestorben. Wenn der Blutregen kam, verließ niemand das Haus.« Zitat aus dem Buch
Die Geschichte spielt im Jahr 1417 in Deutschland. In den »Stundenglas« Passagen, die zwischendurch zu lesen sind, erfährt man mehr über Poggios Vergangenheit und seiner Liebe zu Büchern. Es beginnt mit einem Ereignis in der Toskana als er 12 Jahre alt war und geht mit den folgenden Jahren weiter. Nach dem Ende der Geschichte gibt es noch eine letzte »Stundenglas« Passage, die viele Jahre später spielt. Das »Stundenglas« als Kapiteltitel auszuwählen, fand ich auch sehr treffend. (Spätestens nach dem Beenden des Buches kommt dies zur Geltung ;))
»(»Stundenglas«) Je mehr Poggio las, umso größer wurde seine Neugier. In diesen Tagen keimte sein Wunsch, altes Wissen in diese Welt der Erstarrung zurückzuholen. Dieses Verlangen wurde ihm zur zweiten Natur. Poggio studierte jede Zeile und sammelte jeden Hinweis.«
Zitat aus dem Buch
Die vier Hauptfiguren Poggio Bracciolini, Baldassare Cossa, Agnes von Mähren und Oswald von Wolkenstein haben wirklich gelebt.
Poggio war ein Bücherjäger und Sekretär eines Papstes, der mir in der fiktiven Geschichte besonders sympathisch war. Er liebt Bücher und möchte das Wissen aus christlichen und unchristlichen Schriften erhalten. Er kann zwar nicht mit Waffen, wie Schwerter, kämpfen, aber weiß mit Schläue zu trumpfen. Baldassare Cossa, auch Papst Johannes XXIII. genannt, ist einer der drei Päpste, die damals gelebt haben. Außerdem war er ein Abenteurer und Freund von Poggio (auch wenn er sich nicht immer wie ein Freund verhält ;)). Agnes war die Witwe des Markgrafen Jobst von Mähren. Oswald von Wolkenstein war ein Tiroler Junker, Dichter und Minnesänger. Die vier Bücherjäger haben unterschiedliche Ansichten, wie man den wertvollen Foliant »nutzt«.
Die weiteren Personen sind größtenteils fiktiv, aber auch überzeugend dargestellt.
Die erfundene Geschichte beginnt mit der Flucht eines Papstes aus Konstanz und wechselt zu Poggio. Poggio ist mit Oswald unterwegs. Der Foliant wird im Kloster gefunden. Poggio begegnet dort Agnes. Kurz danach der Diebstahl des Buches und schon kommt es zur spannenden Bücherjagd!
»»Nicht nach Wahrheit suchst du, sondern danach, deine Neugier zu befriedigen«, rief Emilius laut über die Köpfe der Mönche hinweg. »Neugier aber ist das Werk des Teufels.««
Zitat aus dem Buch
Der Handlungsverlauf ist spannend und unterhaltsam. Eine abwechslungsreiche abenteuerliche Bücherjagd mit amüsanten Momenten. Es wird aber auch lebensgefährlich! Unter den Dieben befinden sich machtgierige gewissenlose Verbrecher!
»Poggio blieb stehen. … »Das Wissen der Alten Welt ist kein Gekritzel. Es sind Gedanken, die unser Leben verändern können. Nicht nur das von uns dreien, sondern das aller Menschen.««
Zitat aus dem Buch
Hochinteressant fand ich die historisch belegten Details rundum Bücher in der damaligen Zeit, den Lebensverhältnisse der verschiedenen Menschen, Glaube und Aberglaube u.a., die in die Geschichte wirkungsvoll eingebunden sind.
Im Nachwort und dem Glossar erfährt man noch Näheres zu der Historie des 15. Jahrhunderts! Es wird auch erklärt, was im Roman historische Tatsachen sind und was nicht. Da ich wieder mal zu neugierig war, habe ich schon beim Lesen ins Nachwort geguckt (und gelesen ;)). Die erfundene Geschichte rundum diese Bücherjagd verliert dadurch nicht ihren Reiz und ich würde sogar empfehlen das Nachwort vorher zu lesen. Trotzdem ist es natürlich jedem Leser selbst überlassen!
Eine spannende faszinierende Geschichte, die am Anfang des 15. Jahrhunderts spielt!
Klare Leseempfehlung!
5 Sterne
»Wer die Wahrheit nie von den Dingen wahrnahm, weiß weder was Wissen noch was Nichtwissen bedeutet.« Lukrez (etwa 97 v. Chr. - 55 v. Chr.), »Über die Natur« (»De rerum natura«)
»In Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit.« Thomas Carlyle«