Ich bin durch das kämpferische Cover und den Buchtitel auf dieses Buch aufmerksam geworden. Es weckte meine Neugierde. Auf der Webseite der Netzwerk-agentur-bookmark konnte man sich dann zu einer Leserunde auf Lovelybooks bewerben. Leider hatte es nicht geklappt und so bewarb ich mich direkt. Ich freute mich wahnsinnig, als das Buch bei mir ankam.
"Moxie" (übersetzt heißt es soviel wie 'Mut', 'Courage', 'Tatkraft') erzählt die Geschichte einer kleinen Schule in einer konservativen Kleinstadt in Texas. Dort werden Werte noch groß geschrieben und vor allem der weiblichen Seite der Gesellschaft wird gezeigt, wie sie sich zu verhalten haben. Von Männern, selbstverständlich.
Erst wird eine Stimme laut und viele Stimmen folgen ihr, sich gegen die 'Herrschaft der konservativen Männer' aufzulehnen und etwas zu verändern.
Vivian, die Hauptprotagonistin, aus ihrer Sicht wird das Buch erzählt, ist ein normales Mädchen von nebenan. Sie lebt mit ihrer Mutter allein, nach dem ihr Vater früh verstorben ist. Ihre Mutter arbeitet schwer im Krankenhaus. Ihre Großeltern, ebenso konservativ wie die Kleinstadt.
Durch Kleinigkeiten wird Vivian klar, dass sich an ihrer Schule etwas ändern muss und sie ist es, die "Moxie" ins Leben ruft, der langsam immer mehr Mädchen folgen.
Dieses Buch ist überspitzt, an manchen Stellen auch nicht besonders gut durchdacht (was denken denn die 'Problemjungs' an der Schule über "Moxie"?), aber es bewegt einen selbst. Der Humor kommt dennoch nicht zu kurz und gestaltet die Charaktere liebevoll und macht ihre Handlungen nachvollziehbar.
Der Schreibstil ist flüssig und schnell zu lesen.
Die sexistischen Äußerungen und Probleme an der Schule sind die Probleme, mit denen Frauen sich tagtäglich herum schlagen müssen. Es ist vielleicht ein bisschen viel, alles auf eine Schule zu projizieren, aber somit erreicht die Autorin ein weiteres Spektrum. Jedes Mädchen und jede Frau findet sich sicher in diesem Roman wieder.
Auch finde ich es großartig, dass der Begriff 'Feministin' keinen bitteren Beigeschmack bekommt. Sondern es wird noch einmal ausdrücklich daran appelliert, dass Feministinnen keine Männer hassenden Hausfrauen, mit zu viel Zeit, sind. Sondern, dass Feministin zu sein bedeutet, sich gegen ein Regime von Männern aufzulehnen, die meinen, Frauen als schwaches Mitglied der Gesellschaft zu sehen, die keine eigene Stimme haben darf. Eine Frau, die dem Mann untergeordnet und ein niemand ohne einen Mann an ihrer Seite ist.
Feministinnen sind Frauen, die ihre Stimmen gegen Diskriminierung erheben.
Desweiteren begeistert es mich, dass die Autorin nicht pauschalisiert. Nicht alle Männer sind Sexisten, nicht alle Weißen sind Rassisten, nicht alle Heteros sind Homophob. Es ist das was du tust, was dich ausmacht. Und nicht wie du geboren wurdest.
Einen anderen Charakter, den man unbedingt erwähnen sollte, ist Seth. Ihn kann man einfach nur mögen, weil er fortschrittliches Denken aufzeigt und an Vivians Seite steht. Er ist dennoch nicht perfekt und macht natürlich Fehler, hat seine Zweifel (alle nachvollziehbar) und wächst, mit Hilfe von 'Moxie' und Vivian, über sich hinaus.
Bewertung:
"Moxie - Zeit, zurückzuschlagen" ist ein ungemein wichtiges Jugendbuch. Ich hoffe, dass es die Anerkennung bekommt, die es verdient. Es ist aufklärend und macht Mut, als Frau, die Stimme zu erheben. Denn auch als Frau hat man eine Stimme und die sollte gehört werden. Auch, wenn man allein auf großer Flur steht, können viele weitere Stimmen folgen.
Solche Bücher sollten vermehrt an Schulen gelesen und besprochen werden!
Deswegen gebe ich dem Buch 5 von 5 Sternen.