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Veröffentlicht am 01.10.2018

Gewaltiges Epos über Immigranten in Buenos Aires

Als das Leben unsere Träume fand
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Nach "Der Junge, der Träume schenkte", das ich bereits vor einigen Jahren gelesen habe, geht es hier wieder um Auswanderer, die Anfang des 20. Jahrhunderts in der Neuen Welt ihr Leben neu aufbauen wollen. ...

Nach "Der Junge, der Träume schenkte", das ich bereits vor einigen Jahren gelesen habe, geht es hier wieder um Auswanderer, die Anfang des 20. Jahrhunderts in der Neuen Welt ihr Leben neu aufbauen wollen. Wobei wir hier diesmal gleich 3 Menschen begleiten und es statt nach New York nach Buenos Aires in Argentinien geht.

Der Titel klingt recht positiv, aber dennoch ist das Buch von Luca Di Fulvio definitiv kein "Wohlfühlroman". Denn auf die 3 Protagonisten warten so einige Schwierigkeiten, die teilweise auch in all ihrer Grausamkeit beschrieben wird.

Für alle drei war diese Reise über den Atlantik nicht wirklich eine freiwillige Entscheidung sondern eher eine unausweichliche Sache war, ohne dass sie groß Pläne für ihr neues Leben dort hätten. Aber Träume, die haben sie sehr wohl...!

Rocco möchte sich endlich aus den Fängen der Mafia befreien und lieber als ehrbahrer Automechaniker arbeiten. Aber leider ist ein Mafiaboss der einzige Kontakt den er dort hat. Und ohne Kontakte oder Beziehungen ist man dort im Grunde verloren.

Rosetta wurde vom Baron in Italien des tätlichen Angriffs und Raubes beschuldigt und muss nun selbst in Buenos Aires immer noch auf der Flucht vor den Behörden sein und sich gut verstecken. Ihr steckt das Gerechtigkeits-Gen im Blut, und so hilft sie stets denen zuerst, die es ihrer Meinung nach dringender benötigen.

Und Raquel gerät an eine Organisation, die aus Osteuropa blutjunge jüdische Mädchen holt um diese in Argentinien an Bordelle zu verkaufen, wo sie die Hölle auf Erden erwartet. Da hilft ihr auch die Fähigkeit, Lesen zu können (äußerst selten bei Mädchen zur damaligen Zeit), nicht weiter. Dabei würde sie nichts glücklicher machen als sich tagtäglich mit ihren geliebten Büchern beschäftigen zu können.

Di Fulvio kann wundervoll beschreiben, sei es Ortschaften, Personen oder Ereignisse. Er kann dabei auch sehr bildhaft sein und tolle Assoziationen beim Leser hervorrufen, an anderen Stellen widerum ist er auch sehr direkt und nicht zimperlich.
Auf jeden Fall kann man dieses Buch kaum weglegen. Zum einen weil es spannend ist wie sich die 3 Protagonisten durchkämpfen werden, und zum anderen ist es auch sehr faszinierend zu erfahren wie das Leben in der Neuen Welt vor 100 Jahren war. Mir hat es sehr die Augen geöffnet!

Wie ein roter Faden zieht sich, neben Immigration in die Neue Welt und Schicksalen von Menschen der untersten Schicht, auch ein anderes Thema durch Di Fulvios bisherige Romane: der Kampf nach Gerechtigkeit & Freiheit & Selbstbestimmung. Auch "Als das Leben unsere Träume fand" macht davon keine Ausnahme, denn sowohl Rocco als auch Rosetta und Raquel kämpfen jeder auf seine/ihre Weise und mit seinen/ihren Möglichkeiten um diese Ideale. Das zeigt, das im Grunde wirklich jeder und jede was verändern kann, wenn er/sie nur mutig genug dazu ist. Eine lehrreiche Botschaft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Emotionalität
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Spannung
Veröffentlicht am 26.09.2018

Stella Montgomery und die Flucht vor dem Professor

Stella Montgomery und die bedauerliche Verwandlung des Mr Filbert
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Zu Beginn dachte ich, das wird ein bißchen wie Cluedo. Eine cosy Mystery mit einem Toten im Hotel, und jetzt wird versucht den Tätern auf die Spur zu kommen. Und unsere Protagonistin Stella versteckt ein ...

Zu Beginn dachte ich, das wird ein bißchen wie Cluedo. Eine cosy Mystery mit einem Toten im Hotel, und jetzt wird versucht den Tätern auf die Spur zu kommen. Und unsere Protagonistin Stella versteckt ein wichtiges Beweismittel und hilft wahrscheinlich auch ein bißchen bei der Detektivarbeit.

Doch da lag ich gewaltig falsch, denn Stella ist mittendrin im Geschehen und wird vom Professor und seinen Schurken gejagt und mit Hilfe von Magie immer wieder aufgespürt. Anscheinend ist das kleine Fläschchen, das sie versprochen hat für den Toten aufzubewahren, sehr wertvoll. Das war ganz schön spannend für so ein Kinderbuch ab 10 Jahren!

Den Vergleich mit Lemony Snicket finde ich sehr treffend. Auch wenn es inhaltlich keine Gemeinsamkeiten gibt, so ist die generelle Stimmung doch dieselbe (und wohl auch die Zeit, in der die Geschichte spielt, so vor ca. 100-150 Jahren). Stella hat hier unter ihren 3 absolut grässlichen und herzlosen Tanten zu leiden. Und trifft im Theater auf ein Sammelsurium an bunten Gestalten. (Schade, dass da sowohl Stella als auch wir als Leser nur so wenige Auftritte verfolgen konnten).

Schöne Illustrationen (meist mehrere pro Kapitel) runden das tolle Kinderbuch perfekt ab. Ich freue mich schon auf den 2. Teil, wo wir dann hoffentlich auch erfahren, wer denn 'L' ist.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Düsteres Fantasy-Spektakel

Emily Bones
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Die 13jährige Emily muss mit Erschrecken feststellen, dass sie gestorben ist und nun im Refugium der Untoten - auf dem Friedhof Père Lachaise - ihr restliches Dasein fristet. Als sie dann allerdings herausfindet, ...

Die 13jährige Emily muss mit Erschrecken feststellen, dass sie gestorben ist und nun im Refugium der Untoten - auf dem Friedhof Père Lachaise - ihr restliches Dasein fristet. Als sie dann allerdings herausfindet, dass sie ermordet worden ist, will sie sich in ihrer Wut ihr Leben zurück holen. Doch ihr Mörder ist einer der mächtigsten Krieger der Totenwelt...

Ich hatte nicht erwartet, dass dieses Buch so mystisch und düster ist, voller erbitterter Kämpfe zwischen Geistern, Vampiren und dunklen Kriegern. Gerade wegen der Altersangabe von 10-12 Jahren hatte ich eher etwas im Stil von 'Coco' vermutet. Aber hinter "Emily Bones" verbirgt sich ein wahres Fantasy-Spektakel. Normalerweise lese ich kein Fantasy (außer Harry Potter und Stephen King, wenn man letzteren denn überhaupt dazuzählen möchte), aber ich bin froh dass ich jetzt doch eher zufällig über Emily Bones gestolpert bin. Den ich wurde schon sehr von ihr in den Bann gezogen und habe das Buch verschlungen. Es wurde aber auch schon ab mindestens der Hälfte des Buches so richtig spannend, es gab kaum noch Momente wo auch der Leser mal Luft holen und sich entspannen konnte weil schon wieder das nächste Übel im Schatten lauerte.

Die vielen Kampfszenen wurden sprachlich sehr gut beschrieben, so dass ich sie mir auch vor meinem inneren Auge vorstellen konnte. Generell hat mir der Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen.

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Achtung SPOILER: Am Ende hätte ich mich anders entschieden, und war schon etwas wehmütig und traurig für Sophie. Aber zumindest hat Emily ihren Frieden damit gefunden, und es birgt so natürlich auch viel mehr Potential für eine Fortsetzung!
SPOILER ENDE
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Der Alterangabe würde ich jedoch absolut nicht zustimmen. Ich würde meinen Jungs das Buch nicht vor 13 geben wollen, da es doch ziemlich düster ist und ständig jemandem grausam der Garaus gemacht werden soll. Zudem gibt es zahlreiche melancholische Momente, die mich als Leser sogar traurig machten, wenn Emily voller Wehmut an ihre kleine Schwester Sophie denkt, die sie nun zurück gelassen hat, oder auch an ihren geliebten Vater, der bereits ein paar Jahre vor ihr gestorben ist.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Spuk an der Schule

Tiergeister AG – Achtung, gruselig! (Tiergeister AG 1)
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Am Anfang bekamen meine Kinder und ich erst einen kleinen Schreck. Da stirbt doch tatsächlich ein Hund! Aber zum Glück bleibt gar keine Zeit zum traurig sein, denn auf Arik warten sofort viele Abenteuer ...

Am Anfang bekamen meine Kinder und ich erst einen kleinen Schreck. Da stirbt doch tatsächlich ein Hund! Aber zum Glück bleibt gar keine Zeit zum traurig sein, denn auf Arik warten sofort viele Abenteuer mit seinen neuen Gepenster-Freunden auf Sankt Ethelburg. Das wurde also sehr gut umschifft.

Auch die Story war sehr schön. Es geht um den Erhalt der Tiere in der Schule, aber auch um Freundschaften die zerbrechen wenn man älter und "cooler" wird - und wie man sich dann trotzdem wieder anfreunden kann. Es geht um Zusammenhalt, sowohl der Kinder an der Schule als auch der Haustiere untereinander. Es gibt Spannung, und zahlreiche farbige Illustrationen!

Das angegebene Lesealter von 8-10 Jahren finde ich etwas zu hoch gegriffen. Ich würde es von 6-9 Jahren ansetzen. Für 10jährige ist die Spannung im Buch dann doch deutlich zu wenig.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Tolles Jugend-Buch über Freundschaft, Geheimnisse und ein bißchen Magie

Der Welten-Express 1 (Der Welten-Express 1)
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Ich bin sehr begeistert von diesem Auftakt einer neuen Jugendbuch-Reihe über ein Schüler-Internat auf Rädern. Super Idee! Obwohl vieles an und in diesem Buch magisch ist, werden die Passagiere keineswegs ...

Ich bin sehr begeistert von diesem Auftakt einer neuen Jugendbuch-Reihe über ein Schüler-Internat auf Rädern. Super Idee! Obwohl vieles an und in diesem Buch magisch ist, werden die Passagiere keineswegs zu Zauberern ausgebildet. Stattdessen sind diese Schüler jene Menschen, die Potential haben später einmal die Welt zu verändern - sei es als Erfinder, Künstler, Politiker, Forscher... Sie müssen nur an sich selbst glauben.

Das tut Flinn eigentlich nicht, an sich selbst glauben. Sie sieht für sich selbst nur eine düstere, einsame Zukunft in Weidenborstel. Und trotzdem ist sie in diesem Zug, und macht sich auf die Suche nach ihrem Halbbruder Jonte, der vor 2 Jahren plötzlich spurlos verschwunden ist. Allerdings gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass Jonte in diesem Zug war. Nur - was ist dann mit ihm geschehen?

Das will Flinn herausfinden, und weiht auch bald ihre neuen Freunde in ihre Suche ein. Warum sie allerdings nicht einfach den Direktor, der auf mich äußerst nett und vertrauenserweckend wirkt, oder ältere Schüler fragt, habe ich nicht so ganz verstanden. Offensichtlich hat sie Angst vor irgendwas, aber es wird nie so genau erklärt warum sie dieses Mißtrauen hat.

Dafür bekam ich Antworten auf andere Fragen, die ich eingangs hatte. Zum Beispiel wieso sich die Kinder und Lehrer alle untereinander verstehen können, wo sie doch aus verschiedenen Ländern kommen. Dafür gibt es dann später eine Erklärung, und so blieben für mich keine offensichtlichen Logiklöcher ungeklärt.

Die Illustration auf dem Buchcover ist klasse, und man bekommt dadurch ein Bild von den Hauptcharakteren. Schön wäre es natürlich gewesen, wenn auch innerhalb der Geschichte ab und an ein Bild vorgekommen wäre. Ich weiß, dieses Buch richtet sich eher an Teens als an Kinder, aber auch die freuen sich darüber. Gerade die Einrichtung des altertümlichen Zuges, die so schön beschrieben wird, hätte man mit einem Bild sehr gut visualisieren können.

Hier und da sind auch mal Parallelen zu anderen Jugendbüchern da, zB erinnerte mich Curly an Hagrid aus Harry Potter. Aber eine gewisse Figurenkonstellation gibt es wohl auf allen Internaten. Und mir kam "Der Welten-Express" an keiner Stelle wie eine Kopie von einem anderen Buch vor.
Aufgefallen ist mir, dass die Autorin wohl begeisterte "Sex and the City"-Seherin gewesen sein muss, kam ich doch nicht umhin zu bemerken, dass sie das Wort "umhin" ziemlich häufig verwendet hat. Und für mich ist das untrennbar mit Carrie Bradshaw verbunden, die "umhin" in fast jede ihrer Kolumnen einbaute, die das Ende jeder Folge bildeten. Im Grunde habe ich das Wort wahrscheinlich ausschließlich dort gehört - bisher jedenfalls.