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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.09.2018

Wien abseits des imperialistischen Gepräges

111 Orte in Wien, die man gesehen haben muss
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Wieder ein Reiseführer aus dem Emons-Verlag, der sich abseits der üblichen touristischen Trampelpfade bewegt. Wer schon mehrmals in Wien war oder hier in der Bundeshauptstadt lebt, wird einige unbekannte ...

Wieder ein Reiseführer aus dem Emons-Verlag, der sich abseits der üblichen touristischen Trampelpfade bewegt. Wer schon mehrmals in Wien war oder hier in der Bundeshauptstadt lebt, wird einige unbekannte Ecken der Stadt entdecken können.

Wir streifen durch die Stadt und lassen das imperiale Gepräge eher links liegen und können einen Blick auf Märkte, Kaffeehäuser und Vergnügungsstätten werfen. Die ein oder andere, wie zum Beispiel das Hohe-Warte-Stadion liegen haben ihre beste Zeit längst hinter sich und liegen in Agonie. Für mich ist gerade dieser Fußballplatz eine Kindheitserinnerung.

Anders als in den Hochglanzreiseführern zeigt der Autor auch den einen oder anderen hässlichen Ort Wiens. Der internationale Busbahnhof in Erdberg, von dem es vor allem gegen Osten und Südosten geht, ist so wirklich das Schäbigste, was die Millionenstadt zu bieten hat. Doch derzeit laufen (wieder einmal) Gespräche, einen neuen Busbahnhof an attraktiver Stelle zu errichten.

Mir persönlich sind in diesem Reiseführer zu viele Kaffeehäuser enthalten. Aber, vielleicht bin ich auch nur neidisch, weil ich zu wenig Zeit habe, sie zu besuchen.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Traumwelten

Traumwelten
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Dies ist das erste Buch von Fotokünstler Robert Jahns besser bekannt als Nois7.

Die große Stärke liegt hier in den beinahe surrealistisch bearbeiteten Fotos, die einen märchenhaften Text begleiten. Sowohl ...

Dies ist das erste Buch von Fotokünstler Robert Jahns besser bekannt als Nois7.

Die große Stärke liegt hier in den beinahe surrealistisch bearbeiteten Fotos, die einen märchenhaften Text begleiten. Sowohl Bilder als auch Worte entführen die Leser in eine Welt, die in unserer hektischen und technisierten Umgebung wenig Platz hat.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Bilder und Text als Meditationshilfe Verwendung finden können. Abends überdrehten Kindern daraus vorzulesen, kann die lieben Klein entspannt einschlafen lassen. Die Bilder regen bestimmt die Fantasie ein und vielleicht kann man ja seine eigenen Träume darüber formulieren.

Veröffentlicht am 26.09.2018

Einblick in das Leben von Karl May

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste
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„Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste“ ist Phillip Schwenkes erster Roman. Er beleuchtet das Leben von Karl May, der Generationen von Lesern als Schöpfer der Figuren Kara Ben Nemsi, Hadschi Halef Omar ...

„Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste“ ist Phillip Schwenkes erster Roman. Er beleuchtet das Leben von Karl May, der Generationen von Lesern als Schöpfer der Figuren Kara Ben Nemsi, Hadschi Halef Omar sowie Winnetou und Old Shatterhand bekannt ist.

Weniger geläufig ist, dass Karl May alle diese Reisen und Erlebnisse erfunden hat, obwohl er immer wieder behauptet, selbst Kara Ben Nemsi und Old Shatterhand zu sein. Denn Karl May ist über seine Heimat Sachsen bis 1899 nicht hinausgekommen.

Erst ab 1899, in seinem 57. Lebensjahr, unternimmt Karl May seine erste Auslandsreise. Sie führt ihn in den Orient und wird zur Enttäuschung seines Lebens. Nichts ist so, wie in seiner Fantasie erdacht. Es geht ihm das Geld aus. Zusätzlich sieht er sich einer Verleumdungskampagne ausgesetzt, denn auf der Schiffspassage stellen Mitreisende unangenehme Fragen. Man fühlt ihm, der behauptet 800 (oder nach anderen Angaben 1.200) Sprachen zu sprechen, auf den Zahn. Nicht einmal die einfachsten Floskeln auf Portugiesisch beherrscht er. Der Argwohn der Leute ist geweckt. Eine Hiobsbotschaft folgt der anderen: Seine Werke werden nicht mehr so gerne gekauft, Zeitungsberichte zweifeln die Geschichten überhaupt an, man zeiht ihn des unmoralischen Lebenswandels usw..

Und was macht Karl May? Er flüchtet in seine Traumwelt und manchmal hat es den Anschein, dass er zwischen Fakt und Fiktion nicht mehr so recht unterscheiden kann.

Meine Meinung:

Selbst als jugendliche Leserin bin ich nie auf den Gedanken gekommen, dass Karl May alle seine Abenteuer wirklich und wahrhaftig selbst erlebt haben könnte. Da zu sind es zu viele Bände. Reisen in der Fantasie sind total ok, oder glaubt jemand, dass Harry Potter tatsächlich existiert?

Was Karl May ein wenig unsympathisch macht ist, dass er das (damalige) Publikum für dumm verkaufen will, in dem er sich selbst als den strahlenden Helden präsentiert. Das nehmen ihm viele der honorigen Bürger Deutschlands auch übel. Es kommt zu den genannten Zweifeln an seiner Person. Karl May führt einen Doktor-Titel für den es keine Grundlage gibt. Mehrere Gerichtsverfahren wegen Hochstapelei sind die Folge und die Haftstrafen der frühen Jahre werden wieder ins Treffen geführt.

Interessant ist der Blick auf den Privatmann Karl, der in einer unglücklichen Ehe mit Emma gefangen zu sein scheint. 1903 werden sich die beiden scheiden lassen und Karl May Klara Plöhn, die Witwe seines Freundes heiraten.

Gut gefällt mir Philipp Schwenkes Schreibstil, der der Ausdrucksweise der Jahrhundertwende gut angepasst ist.

Der letzte Satz des Buches ist vorzüglich getroffen:
„Und wenn wir auf Karls Reise eines gelernt haben, dann doch dieses: wie wenig es lohnt, sich eine herrlich geratene Überzeugung später durch Tatsachen verderben zu lassen.“

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen.

Fazit:

Ein gut gelungenes Porträt eines Mannes, der wie kein Zweiter Generationen von Lesern Abenteuer im Kopf erleben ließ.

Veröffentlicht am 18.09.2018

Gut zu lesender Urlaubskrimi

In Schönheit sterben
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Dies ist der zweite Kriminalfall in den Robert Lichtenwald, der Münchner Anwalt in der Toskana verwickelt wird. Die temperamentvolle Journalistin Giada Bianchi ersucht ihn, ein paar unauffällige Recherchen ...

Dies ist der zweite Kriminalfall in den Robert Lichtenwald, der Münchner Anwalt in der Toskana verwickelt wird. Die temperamentvolle Journalistin Giada Bianchi ersucht ihn, ein paar unauffällige Recherchen zum Tod des reichen römischen Kunstsammlers Annebale Colasanti anzustellen, sehr zum Missfallen von Maggiore Donatella Lagana von der Abteilung zur Aufklärung von Kunstdiebstählen. Die Polizei ist einer internationalen Bande von Grabräubern auf der Spur und kann Laienermittler wie Bianchi und Lichtenwald so gar nicht brauchen.
Ist der Tod des Kunstsammlers ein Kollateralschaden? Und wie passt das plötzliche Verschwinden der bildschönen Rubina Mori vor vielen Jahren dazu?

Meine Meinung:

Ein toller Urlaubskrimi, der einen die bezaubernde Landschaft der Toskana und die staubige Schwüle der Hauptstadt Rom näherbringt.

Der Schreibstil ist locker und flüssig. Dazu passen die kulinarischen Genüsse und eingestreute italienische Redewendungen.

Die Charaktere entwickeln sich ein bisschen weiter. Robert hängt nach wie vor an seiner Ehefrau Stefanie, die ihn verlassen hat. Die taucht prompt zum ungünstigsten Zeitpunkt in der Toskana auf. Wieder nichts mit einem trauten Abend für Robert und Giada! In denke in einem dritten Band wird sich die Sache beschleunigen, denn Stefanie will die Scheidung.

Mein früher Verdacht hat sich bestätigt. Doch mir macht das nichts aus, wenn ich den Täter schon bald entlarve. Ich finde es immer interessant, ob die Ermittler einen ähnlichen Ansatz wie ich haben.

Fazit:

Ein gut zu lesender Urlaubskrimi, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Wieder schräg, aber fesselnd erzählt

Mexikoring
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Als eines Nachts wieder einmal ein Auto brennt, scheint dies nichts außergewöhnlich zu sein. Denn vielerorts werden Autos angezündet. Doch diesmal sitzt ein Mann in seinem PKW. Daher werden Staatsanwältin ...

Als eines Nachts wieder einmal ein Auto brennt, scheint dies nichts außergewöhnlich zu sein. Denn vielerorts werden Autos angezündet. Doch diesmal sitzt ein Mann in seinem PKW. Daher werden Staatsanwältin Chastity Riley und die Kollegen vom Gewaltverbrechen gerufen, da Fremdverschulden vermutet wird. Und Bingo! Als Chas den Familiennamen des Schwerverletzten liest, ist klar, dass hier jemand gehörig nachgeholfen hat. Nur wer? Die Familie Saroukhan, ein dubioser Clan aus Bremen, hat ihren Sohn vor längerer Zeit verstoßen, weil er dem Familien-Business (Mord, Drogen etc.) nicht beitreten wollte.

Doch auch ein anderer Clan hätte ein Motiv Nouri Saroukhan zu ermorden. Ist die verschwundene Aliza, die gegen ihre eigene Familie rebelliert, der Grund für den Mord?

Chas und ihr Team begeben sich nach Bremen, um mehr über diese Mhallamiye-Clans herauszufinden, die die Stadt in Angst und Schrecken versetzen und die Polizei dumm dastehen lässt.

Meine Meinung:

Wieder ein fesselnder Krimi aus der manchmal schrägen Feder von Simone Buchholz. Wieder erzählt Chastity in der Ich-Form. In kurzen, oft abgehackt wirkenden Sätzen führt die Autorin die Leser durch den Fall.
Spannend ist die Geschichte der Mhallamiye, die deutsche Gesetze missachten und ihre eigenen Stammestraditionen pflegen. Die Polizei wird auch in Wirklichkeit denen kaum Herr.

Wie in allen Krimis wird geraucht, manchmal auch gekifft und Schnaps fließt in Strömen (23 Gin-Sorten!). Chas verträgt eine Menge und hält mit ihren männlichen mit.
Außerdem tauchen die eine oder andere Figur aus einem der Vorgängerbände auf.

Fazit:

Ein wie gewohnt schräger, aber fesselnd erzählter Krimi. 4 Sterne