Berlin in den 20ern
Die Frauen vom SavignyplatzDie Frauen vom Savignyplatz ist ein erfrischender und kurzweiliger Ausflug in das Leben der sogenannten „Goldenen Zwanziger“ in Berlin. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten habe ich im Laufe des Lesens ...
Die Frauen vom Savignyplatz ist ein erfrischender und kurzweiliger Ausflug in das Leben der sogenannten „Goldenen Zwanziger“ in Berlin. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten habe ich im Laufe des Lesens immer mehr mit der Hauptdarstellerin mitgefiebert.
Das Cover ist durchweg bunt gehalten. Im oberen Teil des Bildes, sieht man eine sehr elegant gekleidete Frau, welche mit ihrer rechten Hand eine Perlenkette umfasst. In der unteren Hälfte sind ein Gebäudepanorama sowie breite Alleen abgebildet, welche sehr stark an den Savignyplatz in Berlin erinnern. Der Klappentext fasst den groben Hintergrund der Handlung kurz und prägnant zusammen und legt dem Leser dabei die konkreten Details der Handlung noch nicht offen. Die hautsächliche Handlung der Geschichte erzählt von der Metzgertochter Vicky Genzer, welche nach einigen persönlichen Erlebnissen versucht ihren Traum von einer eigenen Buchhandlung zu verwirklichen. Die Handlung führt die Leser dabei in den Anfängen der 1920iger Jahre, weshalb eine zeitliche Einordnung relativ einfach ist. Die wesentlichen Themen der Erzählung sind: Liebe, Familie, Emanzipation, Literaturfaszination, sowie das Aufkeimen des Nationalsozialismus in Deutschland. Vicky Genzer steht dabei als Hauptprotagonistin für ein sich änderndes Frauenbild. Obwohl sie von ihrem Mann als schwangere Frau von bereits vier geborenen Kindern verlassen wird, zeigt Sie, dass das Frauenbild, welches heute als selbstverständlich erachtet wird, bereits in der damaligen Zeit seine Entwicklung fand. Die starke und trotz Rückschlägen strikt ihren Weg gehende Persönlichkeit der Hauptdarstellerin lässt den Roman eine Heldin des Alltags werden.
Trotz der sehr starken Hauptdarstellerin ist es der Schriftstellerin gelungen auch die Nebenfiguren der Handlung nicht zu sehr zu vernachlässigen. Wesentlich zu erwähnen sind neben dem Ehemann von Vicky Wilhelm Genzer, ihr zeitweise platonischer Freund und früherer Verlobter Jakob Ebert, ihre Freundin Lisbeth sowie ihr „Lieblingsbruder“ Bambi. Dieser wurde im Laufe der Geschichte zu meiner Lieblingsfigur. Durch die Kriegserfahrungen des ersten Weltkrieges psychisch für verrückt erklärt, zeigt dieser doch in entscheidenden Situationen eine erstaunliche Klarheit von Verstand und Hilfe. Dieses Zusammenspiel zwischen einem auf der einen Seite wirren Hirn und andererseits klarem Verstand in schwierigen Situationen hat mich durchweg fasziniert! Die Spannung der Erzählung findet durch die immer mehr persönliche Ausweglosigkeit der Situation einen sehr opulenten Rahmen. Die Geschichte lebt auch vor allem durch das wilde Berlin der zwanziger Jahre, welches über alle Aspekte von gesellschaftlichen Moralvorstellungen eher nur süffisant lächeln konnte. Der Aufbau der Geschichte ist chronologisch und es sind keine wesentlichen Zeitsprünge erkennbar. Der Schreibstil der Schriftstellerin ist locker und leichtfüßig. Die Geschichte lebt von Dialogen und verzichtet auf verblümte Beschreibungen von Handlungen und Orten. Als Zielgruppe des Romans kommen sowohl Anhänger historischer Romane als auch Fans der „goldenen Zwanziger“ in Frage. Er ist wegen seiner besonders ausgeprägten Hauptdarstellerin tendenziell eher für Frauen aller Altersklassen geeignet. Ich bin insgesamt positiv angetan von der Geschichte der Autorin. Als einzig kleiner Kritikpunkt ist anzumerken, dass die Beschreibung der Orte und Handlungsspielfelder meiner Meinung insgesamt etwas zu kurz angelegt war. Trotz allem ist der Roman aber empfehlenswert, da er neben den Anfängen der Emanzipation vor allem einen guten und sehr kurzweiligen Einblick in das wilde Berlin der zwanziger Jahre gibt. Ich bedanke mich bei NetGalleyDE und dem Aufbau Verlag für die Bereitstellung des Rezensions- und Leseexemplars.