Armes reiches Kind
Thomas Klupp versetzt den Leser in den Schüler Benedikt Jäger, und läßt ihn in der Ich-Perspektive einige Monate am Schulleben teilnehmen. Benedikt ist zwar oberflächlich betrachtet ein Junge aus gutem ...
Thomas Klupp versetzt den Leser in den Schüler Benedikt Jäger, und läßt ihn in der Ich-Perspektive einige Monate am Schulleben teilnehmen. Benedikt ist zwar oberflächlich betrachtet ein Junge aus gutem Hause: Vater Arzt, Mutter Societylady, aber genau genommen möchte man so ein Kind nicht im Freundeskreis der eigenen Kinder wissen. Benedikts ganzes Dasein ist auf Lug und Trug aufgebaut. Noten und Unterschriften werden gefälscht, um die Eltern über den wahren Leistungsstand zu täuschen. In der Freizeit wird viel dummes Zeug gemacht, vor allem aber getrunken, geraucht und gekifft. Die Schlinge um Benedikts Hals zieht sich immer weiter zu, das Lügengebäude droht einzustürzen und das war bei mir der Moment, in dem ich den Jungen plötzlich gerne mochte. Nicht Leichtfertigkeit hat ihn in diese vertrackte Situation gebracht, sondern im Prinzip sein gutes Herz, sein Nicht-Neinsagen-Können. Er will seinen Eltern um jeden Preis gefallen, doch die stellen sich selbst ein Armutszeugnis aus, denn sie wollen nur mit ihren perfekten Kindern nach aussen hin angeben. Für Benedikt als Menschen interessieren sie sich nicht. Emotionale Bindung ersetzen sie lieber durch materielle Zuwendung. Auch wenn mir der Erzählstil an einigen Seiten nicht so gut gefällt, weil er allzu sehr auf jugendlich getrimmt ist oder auch manche Gedankengänge zu breit getreten werden, so wird die Handlung gegen Ende hin immer spannender und der junge Mann wächst einem richtiggehend ans Herz.