Der Regionalkrimi „Die Stille des Bösen“ von Rosa M. Lindt ist 2018 bei Spica erschienen und umfasst 323 Seiten.
Die junge Lisa Liebich lebt in Graal-Müritz und arbeitet seit einigen Jahren bei der Polizei. Beruflich will sie sich verändern und ein Jurastudium aufnehmen. Doch da wird ihre alte Schulfreundin Sarah tot aufgebahrt in der Rostocker Heide gefunden. Kurz entschlossen bewirbt sich Lisa um einen Praktikumsplatz bei der Rostocker Kripo, um sich an den Ermittlungen zu beteiligen. Noch weiß sie nicht, dass sie sich schon längst im Visier des Verbrechers befindet. Ein Kampf um Leben und Tod beginnt.
Es war sehr einfach, sich in die Geschichte hineinzufinden. Mit einem Prolog und Bemerkungen wie „Vor etwa zehn Jahren fing alles an.“ oder „Gab es einen Ausweg aus diesem Martyrium?" wird gleich zu Beginn ein Spannungsbogen aufgebaut, der den Leser zum Weiterlesen animiert. Auch die immer wiederkehrenden Tagebucheinträge eines vom Leben gepeinigten jungen Mannes seien hier als Spannungselement zu nennen.
Die Beschreibung der Stadt Graal-Müritz, ihrer Atmosphäre während eines Jahrhundertsommers und ihrer Bewohner werden dem Genre „Regionalkrimi“ durchaus gerecht.
Doch leider gelingt es der Autorin nicht, diese positiven Ansätze im Roman umzusetzen. Viele Erzählansätze bzw. Handlungsfäden, die während des Romans angerissen werden, werden am Ende nicht in die Lösung des Falls einbezogen oder fallen einfach unter den Tisch (z.B. die Bedeutung der Tattoos und Sarahs enorme Veränderung).
Der Schreibstil erinnert eher an Schüleraufsätze als an die Ausführungen einer geübten Autorin. Sätze stehen oft zusammenhangslos nebeneinander oder sind ungewollt fragmentarisch, Versuche einer abwechslungsreichen Erzählweise wirken eher verkrampft denn gekonnt. Dieses hemmt den Lesefluss doch ungemein. Hinzu kommt ein Widerspruch zwischen dem, was ausgesagt werden soll, und dem, wie es gesagt wird: Da fällt zum Beispiel das Ehepaar beim Auffinden der Leiche angeblich aus allen Wolken, beginnt aber gleichzeitig, sich scharfsinnig Gedanken zum Tathergang zu machen.
Die Zahl der Charaktere ist übersichtlich, jedoch sind durchweg alle Beteiligten sehr naiv. Der gewollte Wandel am Ende der Story ist eher unglaubwürdig.
Selbst die Zusage der Autorin, dass das Buch grammatikalisch und orthographisch überarbeitet werden wird, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Krimi nicht das hält, was die Story an sich verspricht. Mir hat das Lesen jedenfalls nicht das erhoffte Vergnügen bereitet.