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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2016

Düstere Vergangenheit

Im Wald
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Zum Inhalt:
Der amtsmüde Oliver von Bodenstein wird durch eine Mordserie mit seiner eigenen Kindheit und einem Mysterium aus dieser Zeit konfrontiert. Je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto mehr ...

Zum Inhalt:
Der amtsmüde Oliver von Bodenstein wird durch eine Mordserie mit seiner eigenen Kindheit und einem Mysterium aus dieser Zeit konfrontiert. Je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto mehr muss er einsehen, dass er sich zu tief in die Fälle verstrickt und die Leitung besser bei Pia aufgehoben ist.

Mein Eindruck:
Nele Neuhaus hat sich wohl dazu entschlossen, Oliver zwar früh aber wohl relativ endgültig in Rente zu schicken. In fast jeder Zeile, die sich mit ihm, seiner Vergangenheit und Gegenwart befasst, lässt sich Melancholie und Endgültigkeit herauslesen. Die Frische und Akribie, die Pia und vor allem ihr neuer, junger Kollege - ganz modern der zweite Beamte mit Migrationshintergrund - an den Tag legen, bietet einen interessanten und wohltuenden Kontrapunkt zu dem Schwermut und den düsteren Gedanken, die Oliver zu Boden drücken.
Diese Stimmungen werden beim Hörbuch sehr gut von der Sprecherin gespiegelt, welche jugendliche Unbedarftheit genauso gut zu vermitteln weiß wie großmütterliche Befindlichkeiten.
Aber trotz der unbestreitbar vorhandenen Güte der Hörbuchfassung würde ich vor allem jedem, der sich neu in den Taunus-Kosmos einfinden will, die schriftliche Form ans Herz legen. Zu unübersichtlich gerät selbst dem Kenner das Verständnis um die Zusammenhänge zwischen den vielen Personen, die als Opfer, Verdächtige, Ermittler und sonstige Verwickelte in die Geschichte auftreten - dem Leser hilft dann immer noch die Personenliste.
Die Story an sich ist fabelhaft komponiert, die Auflösung stimmig, das Ende perfekt. Einige Längen und ein paar Ungereimtheiten im Verhalten verzeiht man gerne, da das Gesamtpaket einfach stimmt.

Mein Fazit:
Ein wehmütiger, aber sehr gelungener Abschied von einer liebgewonnenen Figur

4 Sterne

Veröffentlicht am 09.10.2016

Mehr Roman als echter Thriller

Totenlied
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Zum Inhalt:
Die Geigerin Julia kauft bei einem Aufenthalt in Rom ein altes Notenblatt mit einem ihr unbekannten Walzer. Als sie diesen zuhause in Boston das erste Mal spielt, findet sie danach ihren Kater ...

Zum Inhalt:
Die Geigerin Julia kauft bei einem Aufenthalt in Rom ein altes Notenblatt mit einem ihr unbekannten Walzer. Als sie diesen zuhause in Boston das erste Mal spielt, findet sie danach ihren Kater erstochen und ihre dreijährige Tochter Lily mit blutigen Händen vor. Da sich noch weitere erschreckende Vorkommnisse ereignen, wenn Julia den Walzer spielt, beschließt sie, dem Geheimnis von dessen Herkunft auf den Grund zu gehen.

Mein Eindruck:
Auch jenseits der Pfade von Rizzoli und Isles hinterlässt Frau Gerritsen ihre blutigen Fußstapfen, hier in einer Geschichte um Judenverfolgung und psychische Erkrankungen; insbesondere beim medizinischen Teil kann die Autorin ihre Erfahrungen als Ärztin gekonnt einfließen lassen. Einerseits befasst sie sich mit Julia, ihrer Familie und den Geschehnissen zu heutiger Zeit, andererseits beschreibt sie das Leben einer jüdischen Familie in Venedig kurz vor und im zweiten Weltkrieg. Sehr bildhaft weiß sie in beiden Ebenen zu überzeugen, ihre Figuren wachsen einem schnell ans Herz und lassen die Leser mitfiebern, und zwar drei Viertel des Buches, ohne eine dramatische Krimihandlung einzubauen. Die hätte es für die Geschichte und deren Auflösung gar nicht gebraucht und die gruselige Atmosphäre um Melodie und traurige Entstehung derselben wäre absolut ausreichend gewesen. Möglicherweise fühlte sich die Autorin ihrem Ruf verpflichtet, ich persönlich hätte es schöner gefunden, etwas mehr über die Hintergründe einiger Figuren aus der Vergangenheit zu erfahren, als dass ich plötzlich Verfolgungsjagden und Gangster im Kleiderschrankformat benötigte.
Packend und gut recherchiert ist die Story auf jeden Fall, das Ende glaubhaft und einfühlsam erklärt.

Fazit:
Obwohl das Wort „Thriller“ bis kurz vor Schluss nicht angebracht erscheint, eine spannend erzählte Geschichte um Liebe und Familie

Veröffentlicht am 08.10.2016

Gier nach Gold und Leben

Teufelsgold
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Zum Inhalt:
Hendrik stiehlt ein Buch über Alchemie in einem Schweizer Laden, um später festzustellen, dass mehr als ein Körnchen Wahrheit in den Erzählungen steckt.
Um in den Genuss des versprochenen ...

Zum Inhalt:
Hendrik stiehlt ein Buch über Alchemie in einem Schweizer Laden, um später festzustellen, dass mehr als ein Körnchen Wahrheit in den Erzählungen steckt.
Um in den Genuss des versprochenen Reichtums zu kommen, setzt er alles aufs Spiel, was ihm lieb und teuer sein sollte.

Mein Eindruck:
Dieses Buch erstreckt sich in beiden Erzählungen - der Sage aus "alter Zeit" und die heutigen Vorkommnisse - über jeweils mehrere Jahre, in denen der Autor kontinuierlich den Spannungsbogen hält. Besonders gefällt dabei die Verzahnung von alter Mär und moderner Wissenschaft. Dabei hat sich Herr Eschbach in den Mittelalter-Teilen viel Mühe gegeben, die richtige Ausdrucksweise zu finden, um diese Stücke authentisch wirken zu lassen. Ritter und einfache Menschen agieren sehr lebensnah und ihrem Stande angemessen.
Bei den Personen der heutigen Zeit verhalten sich die Männer ambivalent und wirken deshalb - wenn auch nicht sympathisch - doch oft sehr lebensecht. Die weiblichen Protagonisten sind jedoch eine Spur schablonenhaft geraten und entweder verständnisvoll, willig oder beides und damit mehr einem männlichen Wunschdenken entsprungen als in der Wirklichkeit verdrahtet.
Der Schreibstil des Autors ist wunderbar flüssig und eingängig, die Beschreibungen der Umgebungen bildhaft und einprägsam, die vielfältigen "fantastischen" Einfälle ein Genuss. Einzig das Ende wirkt ein bisschen überhastet und lässt einige Fragen offen, - das kann gefallen, muss aber nicht.

Mein Fazit:
Gute Unterhaltung mit Fantasy-Touch

4 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Recherche
  • Cover
Veröffentlicht am 20.09.2016

Dramödie

Dein perfektes Jahr
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Zum Inhalt:
Simon fürchtet, unheilbar krank zu sein. Deshalb löst er die Verbindung mit Hannah, einer unverbesserlichen Optimistin, um dieser nicht zur Last zu fallen. Um Simon davon zu überzeugen, sich ...

Zum Inhalt:
Simon fürchtet, unheilbar krank zu sein. Deshalb löst er die Verbindung mit Hannah, einer unverbesserlichen Optimistin, um dieser nicht zur Last zu fallen. Um Simon davon zu überzeugen, sich nicht kampflos aufzugeben, schenkt Hannah ihm einen Kalender mit einer schönen Aufgabe für jeden Tag eines perfekten Jahres. Simon hängt den Kalender jedoch an ein fremdes Fahrrad, wo Jonathan ihn findet, Verleger und Spießer, wie er in einem Buch stehen könnte. Inspiriert von den Einträgen, krempelt er jedoch sein Leben Schritt für Schritt um.

Mein Eindruck:
Charlotte Lucas konzentriert sich in relativ kurzen Abschnitten abwechselnd auf eine ihrer beiden Hauptpersonen und führt die Erzählstränge behutsam aufeinander zu, bis sich die Protagonisten begegnen und sich auf ein relativ vorhersehbares Ende hinbewegen. Dabei hält sie gut die Balance zwischen humorvollen Abschnitten und traurigen Teilen, so dass die Leserin (die Zielgruppe ist eindeutig weiblich) eigentlich konstant Tränen in den Augen hat - mal vom Lachen, mal vom Weinen. Bei den Personen sind vor allem die Nebenfiguren hervorzuheben, welche Frau Lucas sehr gut ausgearbeitet hat. Die Hauptfiguren entwickeln jedoch zum Teil ein manchmal enervierendes Eigenleben. Glücklicherweise fallen durch die Kürze der Abschnitte weder das übersprudelnde Wesen Hannahs noch der penible Jonathan wirklich lästig.
Der Schreibstil ist eingängig, die Geschichte entwickelt sich glaubhaft und nicht zu weichgespült.

Mein Fazit:
Eine bittersüße Romanze mit schwer- und leichtverdaulichen Teilen

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Gefühl
  • Cover
Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend, wenn auch leicht überdreht

Bald ruhest du auch
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Zum Inhalt:
Lena ist vom Schicksal schwer geschlagen: Zuerst stirbt ihr Mann Daniel bei einem Unfall, dann erleidet sie auf seiner Beerdigung eine Sturzgeburt, weil Daniels Tochter Josy aus dessen erster ...

Zum Inhalt:
Lena ist vom Schicksal schwer geschlagen: Zuerst stirbt ihr Mann Daniel bei einem Unfall, dann erleidet sie auf seiner Beerdigung eine Sturzgeburt, weil Daniels Tochter Josy aus dessen erster Ehe sie als Mörderin beschimpft. Emma, Lenas Baby, wird zwar gesund geboren, aber Lena fällt die Liebe zu ihr schwer.
Dann jedoch findet Lena ein widerliches Geschenk auf Daniels Grab, Emma wird entführt und einige Menschen aus ihrem privaten Umfeld sterben unter dubiosen Umständen. Höhepunkt der furchtbaren Ereignisse ist die Forderung, dass sich Lena umbringt, um ihr Baby zu retten.
Es stellt sich die Frage, wer Lenas Tod will und vor allem: Warum?


Mein Eindruck:
Dieser Krimi lässt sich kaum aus der Hand legen, wenn man ihn in dieselbe genommen hat. Schon zu Beginn zieht Frau Lorenz die Spannung an und hält diese auf hohem Niveau. Sehr durchdacht entwickelt sie eine Geschichte um Schuld, Sühne und Verzweiflung. Die Charaktere agieren vielschichtig und sind bis in die Nebenfiguren gut ausgearbeitet. Die Rückblenden auf Kennenlernen und einige Begebenheiten im Leben von Daniel und Lena verhelfen zu einem besseren Verständnis der Umstände, die letztendlich zum Unfall und den daraus resultierenden Ereignissen führen. Leider wird das Agieren Lenas nach der Entführung ihrer Tochter Stück für Stück unglaubwürdig, wenn sie beispielsweise die Polizei - wie gefordert - nicht informiert, aber sehr viele andere Personen davon in Kenntnis setzt, dass ihre Tochter verschwunden ist. Auch einige illegale Handlungen sind - selbst wenn man die Extremsituation bedenkt, denen die Personen ausgesetzt sind - eher unglaubwürdig. Dass z.B. ein Auftragsmörder leicht zu besorgen ist, halte ich für ein Gerücht.
Aber die Story macht - auch durch diese Kapriolen - so viele kurzweilige und überraschende Wendungen durch, dass man dieses Manko gerne verzeiht.


Fazit:
Selbst der Epilog noch mit Aha-Effekt. Ein Pageturner, wie man ihn sich wünscht!