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Veröffentlicht am 10.10.2018

Sehr berührende Geschichte

Kompass ohne Norden
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Das Buch besteht aus vielen kurzen Abschnitten, die zum Teil in der Realität und zum Teil nur in Cadens Gedanken spielen. Oder in beiden. Manchmal kann man das als Leser ebenso wenig unterscheiden wie ...

Das Buch besteht aus vielen kurzen Abschnitten, die zum Teil in der Realität und zum Teil nur in Cadens Gedanken spielen. Oder in beiden. Manchmal kann man das als Leser ebenso wenig unterscheiden wie Caden selbst. Die Welt in Cadens Gedanken spielt auf einem Schiff, weit hinaus im Ozean und stellt an sich betrachtet eine fantastische Erzählung dar. Durch viele Kleinigkeiten merkt man im Verlauf immer mehr, wie diese Welt mit der Realität zusammenhängt.

»Ihr einen Namen zu geben, heißt, sie zu versenken«, hat er geantwortet. »Was wir benennen, bekommt mehr Gewicht als das Wasser, das es verdrängt. Frag jeden Schiffbrüchigen.«
Neal Shusterman – Kompass ohne Norden

Mich hat das Buch sehr berührt. Verstärkt auch dadurch, dass der Autor in seinem Vorwort schreibt, dass er die Erfahrungen seines Sohnes mit der Krankheit Schizophrenie in den Text einfließen lässt. In dem Buch sind auch Zeichnungen, die sein Sohn während seiner Klinikzeit gemalt hat. Ich finde es ist sehr wichtig, solche Themen anzusprechen, über sie zu sprechen und dadurch mehr Verständnis in der Gesellschaft zu erzeugen. Unter Schizophrenie konnte ich mir zuvor auch nicht wirklich etwas vorstellen. Man denkt an das „Stimmen hören“ und das war es dann auch schon mit dem Wissen. Natürlich ist „Kompass ohne Norden“ auch nur eine Geschichte von vielen und jeder Betroffene erlebt verschiedene Dinge, aber einige Punkte sind wahrscheinlich für jeden gleich: der Leidensdruck und das Unverständnis der Mitmenschen. Ich stelle es mir sehr schlimm vor, sich selbst nicht mehr vertrauen zu können, weil man nicht weiß, was Realität ist und was nicht. Ich denke, das ist ganz schön beängstigend. Ich finde es auch faszinierend und erschreckend, wie aus einem Gegenstand, einem einfachen Wort oder Satz so viele Gedanken folgen, die zum Schluss immer zu dem Gedanken führen: Es wird etwas ganz schreckliches passieren. (Und ich bin daran Schuld.) Aber neben all diesem Leid zeigt das Buch auch, dass das Leben weiter geht und dass man einen Umgang damit finden kann. Das hat mich sehr berührt.

Veröffentlicht am 29.09.2018

Rezension: Woman in Cabin 10

Woman in Cabin 10
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Zu Beginn wird bei der Protagonistin Lo eingebrochen, die daraufhin an Angstzuständen leidet. Damit ist die Spannung von Anfang an aufgebaut und man erwartet, dass jederzeit wieder etwas passiert. Da sich ...

Zu Beginn wird bei der Protagonistin Lo eingebrochen, die daraufhin an Angstzuständen leidet. Damit ist die Spannung von Anfang an aufgebaut und man erwartet, dass jederzeit wieder etwas passiert. Da sich die hauptsächliche Handlung auf einem Kreuzfahrschiff abspielt, gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Tatverdächtigen, was einen – ebenso wie Lo – an jeder Person zweifeln lässt.

Ich hatte Angst, dass nur Verrückte so etwas bekamen. Gingen nicht alle anderen ohne Zitteranfälle und Atemnot durchs Leben?
Ruth Ware – Woman in Cabin 10

Es stellt sich heraus, dass Lo schon seit ihrer Jugend an Depressionen und Panikattacken leidet. Das hat sie für mich sehr sympathisch gemacht. Ich finde es wichtig, dass es auch mal Protagonisten gibt, die psychische Probleme haben und wo der Fokus des ganzen Buches aber nicht direkt nur darauf liegt, schließlich gibt es auch im echten Leben viele Menschen mit diesen Problemen. Vielleicht konnte ich mich gerade deswegen stark in sie hinein und mit ihr fühlen und von der Handlung gepackt werden.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Rezension: Das Angstbuch

Das Angstbuch
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»Das Angstbuch« war das erste Buch, das ich über das Thema Angst gelesen habe. Es ist kein Ratgeber, sondern ein Sachbuch, was mir sehr gut gefallen hat. Der Autor Borwin Bandelow ist Psychologe und Psychotherapeut ...

»Das Angstbuch« war das erste Buch, das ich über das Thema Angst gelesen habe. Es ist kein Ratgeber, sondern ein Sachbuch, was mir sehr gut gefallen hat. Der Autor Borwin Bandelow ist Psychologe und Psychotherapeut und stellt fundiert Fakten und Erkenntnisse über die Angst dar.
Es wird erläutert, was für eine Funktion das Gefühl »Angst« hat. Das ist etwas, was ich selbst häufig vergesse. Ich kann meistens nur das schlechte und belastende an der Angst sehen, da ist es gut daran erinnert zu werden, dass die Angst ein sehr wichtiges Gefühl ist und uns vor Gefahren schützt.
Im Mittelteil des Buches geht es um die krankhafte Angst. Es werden u.a. spezifische Phobien, die Agoraphobie und die soziale Angststörung thematisiert. Anhand von kurzen Erfahrungsberichten aus Sicht von Betroffenen erhält man einen kleinen Einblick in die charakterisierenden Gedankengänge der jeweiligen Erkrankungen.
Folgend werden verschiedene Entstehungstheorien von Angsterkrankungen erläutert. Es werden verschiedene Lösungsmöglichkeiten gegeben, wie Betroffene sich helfen lassen können. Dabei wird anhand von Studien die Wirkungsweise dieser bestätigt oder in Frage gestellt. Abschließend gibt es noch einen Test »Leiden Sie unter einer Angsterkrankung?«, der natürlich keine professionelle Einschätzung ersetzt, aber eine erste Einschätzung gibt.

»Man muss die Angst nicht hinnehmen, man kann sich dagegen wehren, sich dagegen auflehnen, man kann sie abtrainieren, sich aus eigener Kraft helfen oder sich helfen lassen.«
Borwin Bandelow – Das Angstbuch

Ich fand es sehr interessant, etwas über die verschiedenen Angsterkrankungen zu erfahren und zu sehen, wie vielfältig diese sein können. Mir hat auch gefallen, dass verschiedene Entstehungstheorien in ihren Vor- und Nachteilen der Richtigkeit aufgezeigt wurden, so dass man sich sein eigenes Bild davon machen kann und nicht eine »einzig wahre Lösung« vorgesetzt bekommt.
Ich konnte verschiedene hilfreiche Gedanken in Bezug auf meine eigenen Ängste aus dem Buch mitnehmen.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Einblick in die Depressionen

Morgen ist leider auch noch ein Tag
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Das Buch gibt einen Einblick in die Gedanken und Gefühle bzw. Nicht-Gefühle eines Menschen, der an Depressionen erkrankt ist. In humorvollen Dialogen mit der Depression wird der innere Kampf zwischen der ...

Das Buch gibt einen Einblick in die Gedanken und Gefühle bzw. Nicht-Gefühle eines Menschen, der an Depressionen erkrankt ist. In humorvollen Dialogen mit der Depression wird der innere Kampf zwischen der eigenen Stimme und der Krankheit deutlich. Als Leser wird man an Fragen herangeführt, wie: Wie erzähle ich Freunden und Familie von meiner Erkrankung? Und sage ich es überhaupt? Was für Reaktionen erwarten mich? Welche Einstellung habe ich zu Medikamenten und geht es mir durch sie direkt wieder super? Auch das Thema Suizid wird angesprochen, welches leider eine große Gefahr der Erkrankung ist.

Eine konkrete Diagnose zu bekommen macht es leichter. Jetzt aber, eine Woche danach, muss ich feststellen, dass eben auch leichte Dinge zu schwer sein können.
Tobi Katze – Morgen ist leider auch noch ein Tag

Mich persönlich hat das Buch sehr angesprochen und zum Nachdenken angeregt. Wahrscheinlich, weil viele Aspekte aufgegriffen wurden, über die ich mir auch sehr häufig Gedanken mache und die mir das Gefühl gegeben haben, mit meinen Problemen und Sorgen nicht alleine zu sein. Besonders die Kapitel, die sich mit dem Thema Suizid beschäftigt haben, haben mich sehr berührt und meinen Lebenswillen verstärkt. Ich möchte für meine Träume kämpfen. Und noch viele schöne Dinge erleben. Eine wichtige Erkenntnis, die zwar auch schon vorher in mir war, an die ich jetzt aber wieder stärker erinnert wurde ist die der Akzeptanz. Dass es wichtig ist, sich so zu akzeptieren, wie man ist. Ohne Krankheit. Mit Krankheit. Und dann kann man einen Umgang damit finden, ohne im ständigen Kampf gegen sich selbst zu sein.

Veröffentlicht am 29.09.2018

Rezension: Die Reise nach Sofia

Die Reise nach Sofia
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Das Buch besteht aus drei kleinen Geschichten. Die erste beschreibt die Anreise Angelikas von Paris nach Sofia, bei der es Schwierigkeiten mit dem Flug gibt, so dass sie mit dem Zug quer durch Bulgarien ...

Das Buch besteht aus drei kleinen Geschichten. Die erste beschreibt die Anreise Angelikas von Paris nach Sofia, bei der es Schwierigkeiten mit dem Flug gibt, so dass sie mit dem Zug quer durch Bulgarien fahren muss. Sie selbst hat ihre Kindheit und Jugend in Sofia verbracht und möchte eine alte Schulfreundin besuchen. In der zweiten Geschichte ist sie dort angekommen. Die dritte Geschichte spielt dann in Paris. Angelika bekommt Besuch von ihrer bulgarischen Freundin, die zum ersten Mal im Westen ist.

Wie immer bei diesem Thema, fühle ich mich unbehaglich und irgendwie schuldig: schuldig, daß ich im Westen lebte, schuldig, daß ich herumreisen konnte, schuldig, weil meine Strümpfe keine Laufmaschen hatten, schuldig, weil ich meine Zigarette nur halb aufgeraucht ausdrückte.
Angelika Schrobsdorff – Die Reise nach Sofia

Das Buch hat mir gut gefallen. Es lässt sich einfach lesen und gerade dadurch, dass ich momentan selbst seit wenigen Wochen in Sofia lebe, macht es die ganze Thematik noch interessanter. In dem Buch wird der Unterschied zwischen Westen und Ostern sehr deutlich – die unterschiedlichen Lebensumstände, Werte, Sorgen und Gedanken. Wie stark das heutzutage immer noch so ist, kann ich nicht beurteilen, aber es ist auf jeden Fall noch so und regt auf jeden Fall dazu an, über seine eigenen Privilegien nachzudenken.