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Veröffentlicht am 06.10.2018

Warmherziger Roman über eine sympathische Frau, der Skurriles widerfährt - phantastische Geschichte, die motiviert.

Die Prophezeiung der Giraffe
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Hanna ist 40 Jahre alt, Single und arbeitet als Lehrerin an einer Grundschule. Ihre Mutter ist vor zehn Jahren verstorben und seitdem bewohnt sie alleine das für eine Person viel zu große Haus der Familie. ...

Hanna ist 40 Jahre alt, Single und arbeitet als Lehrerin an einer Grundschule. Ihre Mutter ist vor zehn Jahren verstorben und seitdem bewohnt sie alleine das für eine Person viel zu große Haus der Familie. Sie hat eine beste Freundin, Svenja, mit der sie sich regelmäßig trifft und kümmert sich gerne um die beiden Töchter ihre Bruders Sebastian.

Hanna ist ein ausgeglichener Mensch, der das Herz auf dem rechten Fleck hat. Nur wenn sie an ihre Mutter Maja denkt, überkommt sie eine Traurigkeit. Als Ausgleich und Entspannung setzt sie sich täglich auf ihre Schaukel, um ihre Gedanken zu sortieren. Eigentlich könnte ihr Leben so beschaulich weitergehen, denn nicht einmal einen Mann vermisst sie in ihrem Leben. Doch dann ereignen sich eine Reihe von seltsamen Ereignissen, die damit angefangen haben, dass ungefragt eine ältere Dame in den Wohnwagen ihres Grundstücks gezogen ist und gar nicht mehr gehen möchte.

"Die Prophezeiung der Giraffe" ist ein warmherziger Roman über eine sympathische Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Die Zufälle, die ihr dann plötzlich passieren, beginnend mit einer aus dem Zoo entlaufenen Giraffe, die in ihrem Vorgarten steht und die Kugelrobinie abknabbert sowie die Hortensien zertrampelt, sind zum Teil skurril, magisch oder haben eine symbolische Bedeutung. Sie verunsichern oder erheitern Hanna oder erinnern sie an ihre Kindheit, die trotz der Scheidung der Eltern und Abwesenheit des Vaters glücklich war.

Der Roman ist eine amüsante Unterhaltung, bis sich der tiefere Sinn hinter der älteren Dame Gerda und der Häufung der etwas aberwitzigen Zufälle erklärt.

Hanna muss man einfach mögen und so begleitet man sie gern durch ihre kleinen Abenteuer im Alltag. An ihrer Seite dabei ist die Familie ihres Bruders und ihre Freundin Svenja und dann tritt auch noch "zufällig" nach den langen Jahren als Single ein Mann in ihr Leben. Gespannt liest man, ob dieser die prophezeite "große Liebe" ihres Lebens ist.
Was mich dabei ein wenig gestört hat, ist wie schnell sich Hanna auf einen für sie fremden Mann eingelassen hat, nachdem sie im Umgang mit dem anderen Geschlecht sonst eher zögerlich war. Auch fand ich dann die Reduzierung auf das Körperliche etwas zu dominant. Eine gemächlichere Entwicklung der Beziehung hätte ich passender zum Charakter von Hanna empfunden.

Dennoch ist "Die Prophezeiung der Giraffe" ein Wohlfühlroman, eine phantastische Geschichte für alle, die ein bisschen Magie in ihren Alltag einziehen lassen möchten. Es ist schön und motivierend zu lesen, wie sich Hanna weiterentwickelt, mutiger wird, von ihren gewohnten Pfaden abrückt und auf der Suche nach Liebe viele neue Freunde und Bekannte findet.

Veröffentlicht am 29.09.2018

Leiser, melancholischer Roman über die Überwindung einer Entfremdung, um das Verzeihen können und um das Erwachsenwerden einer jungen Frau

Mein italienischer Vater
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Laura Wind ist 25 Jahre alt und muss den frühen Tod ihrer Mutter Magdalena verkraften. Für sie war sie mehr als nur eine Mutter, ihre engste Vertraute und beste Freundin.
Aber auch die Trennung von ihrem ...

Laura Wind ist 25 Jahre alt und muss den frühen Tod ihrer Mutter Magdalena verkraften. Für sie war sie mehr als nur eine Mutter, ihre engste Vertraute und beste Freundin.
Aber auch die Trennung von ihrem Freund David muss Laura verarbeiten, den sie verlässt, als sie erfährt, dass seine Exfreundin ein Kind von ihm erwartet.
Zu ihrem Vater Emilio, der in Italien wohnt, hat hat sie kaum Kontakt, hat ihn zuletzt jedoch bei der Beerdigung ihrer Mutter gesehen. Laura fühlt sich im Augenblick allein und verlassen. An Silvester setzt sie sich sodann ohne groß nachzudenken in ihren alten FIAT und fährt in Richtung Süden. Fast zeitgleich mit ihrem spontanen Aufbruch erhält sie eine SMS von ihrem Vater, der derzeit selbst angeschlagen ist und mit gebrochenen Beinen im Rollstuhl sitzt und auf die Hilfe und Pflege seiner Lebensgefährtin Gianna angewiesen ist.
Vor 19 Jahren, als ihre Mutter Emilio verlassen hat, war Laura zuletzt in Italien. Laura fühlt sich unsicher, wird von Gianna alles andere als mit italienischer Herzlichkeit in Empfang genommen, versucht sich ihrem Vater anzunähern und lernt dabei Luca, den Bruder ihrer ehemaligen besten Freundin näher kennen.

Der Roman ist durchweg melancholisch geschrieben und trotz dem Reiseland Italien kein heiterer Sommerroman. Es geht um die Verarbeitung des Todes eines geliebten Menschen und den Umgang mit der Einsamkeit. Laura fühlt fällt nach dem Tod der Mutter in ein tiefes Loch, begibt sich sogar in Therapie. Magdalena scheint die einzige Bezugsperson für sie gewesen zu sein, weshalb Laura nun einsam und auf sich allein gestellt ist.
Ihr Vater, den sie bis auf den Tag der Beerdigung so lange nicht mehr gesehen hat, ist ihr zunächst fremd, kann ihr aber schon bald den Halt geben, den sie braucht. Aber die Vergangenheit, Ereignisse, die Emilio nach all den Jahren noch belasten, steht zwischen ihnen.

Für Laura ist Italien ein Neuanfang. Sie gibt ihrem Leben eine neue Richtung und findet gleichzeitig eine Familie, die ihr ein Zuhause und Geborgenheit geben kann, nach der sie so gesehnt hat.

"Mein italienischer Vater" ist ein leiser Roman, mit dem man Laura nach einem Schicksalsschlag nach Apulien auf die Suche nach Liebe und Heimat begleitet. Es geht um die Überwindung einer Entfremdung, um das Verzeihen können und auch um das Erwachsenwerden einer jungen Frau, die sich bislang sehr an ihre Mutter geklammert hat.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Spannend, aber auch etwas komplex geschrieben. Viele überraschende Twists, die die Handlung am Ende etwas konstruiert erscheinen lassen.

Der Abgrund in dir
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Rachel Childs ist allein bei ihrer exzentrischen Mutter Elizabeth aufgewachsen, die als Autorin psychologischer Ratgeber bekannt geworden ist. Trotz intensiver Nachfragen hat sie Rachel nie verraten, wer ...

Rachel Childs ist allein bei ihrer exzentrischen Mutter Elizabeth aufgewachsen, die als Autorin psychologischer Ratgeber bekannt geworden ist. Trotz intensiver Nachfragen hat sie Rachel nie verraten, wer deren Vater ist. Als Elizabeth bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt und Rachel ganz allein ist, engagiert sie den Privatdetektiv Brian Delacroix, um ihren Vater ausfindig zu machen. Mit den wenigen Angaben, die sie machen kann, ist die Suche nahezu aussichtslos.

Rachel wird Journalistin, heiratet ihren Kollegen Sebastian, den sie nicht wirklich liebt, aber der ihr Sicherheit gibt und berichtet aus dem Ausland für Kanal 6. Nach einem traumatischen Erlebnis bei der Berichterstattung über Naturkatastrophen, das Elend vor Ort und die Hilflosigkeit der Menschen, erleidet Rachel einen Nervenzusammenbruch. Seit ihrer Rückkehr aus Haiti hat sie mit Panikattacken zu kämpfen, Karriere und Ehe scheitern.
Rachel zieht sich zurück, bis sie Brian Delacroix wiederbegegnet, der sie dabei unterstützt, ihre Panikattacken und Angst vor Menschen wieder in den Griff zu bekommen. Sie genießt seine Fürsorge und fühlt sich aufrichtig geliebt. Widersprüchliche Angaben zu seinen Geschäftsreisen und Auslandsaufenthalten führen jedoch dazu, dass Rachel misstrauisch wird und nach und nach jegliches Vertrauen zu ihrem Ehemann verliert, den sie offensichtlich gar nicht richtig kennt...

"Der Abgrund in dir" erzählt das Leben von Rachel Childs, von ihrer Kindheit 1977 bis in die Gegenwart 2014. Zu Beginn liest sich der Roman durch die Schilderung der psychischen Probleme von Elizabeth und Rachel wie ein Drama. Als Rachel jedoch das Lügenkonstrukt ihres zweiten Ehemanns aufdeckt, aus ihrer Lethargie erwacht und notgedrungen wieder aktiv am Leben teilnimmt, um herauszufinden, was Brian zu verbergen hat, wird der Roman zunehmend spannender und entwickelt sich zu einer Kriminalgeschichte zwischen Lügen, Verrat und Wahnsinn.

Mit Rachel hat Dennis Lehane einen sehr interessanten Charakter geschaffen, der vielschichtig und nie so ganz durchschaubar ist, auch wenn der Roman aus ihrer Sicht geschrieben ist und man sie von ihrer Kindheit an kennenlernt. Ich empfand die Vorgeschichte nicht als zu lang, lediglich den Schreibstil in diesem Abschnitt etwas nüchtern.

Die Wendung, die der Roman dann nimmt, die Tatsache, dass Rachel ihren Ehemann erschießt (was bereits im Prolog verraten wird) und die Folgen, die sich daraus ergeben, sind faszinierend und nicht vorhersehbar. Fast jedes einzelne Kapitel endet mit einem Cliffhanger und lässt den Leser das Buch kaum aus der Hand legen. Immer wieder gibt es Wendungen, mit der die Handlung neu an Fahrt aufnimmt. Der Leser wird immer wieder hinters Licht geführt, was den Roman unterhaltsam und spannend macht. Die häufigen Twists machten die Geschichte allerdings auch unnötig komplex und ließen die Handlung phasenweise etwas konstruiert wirken.

Der Roman ist anspruchsvoll geschrieben, da man immer wieder gezwungen ist, die Verbindung von vergangenen Ereignissen oder Figuren aus vorangegangen Kapiteln herzustellen bzw. sich in Erinnerung zu rufen und in einen neuen Handlungskomplex einordnen muss. Zeit ihres Lebens ist Rachel damit beschäftigt, Wahrheiten ans Licht zu bringen, zunächst über ihren Vater, dann beruflich als Journalistin und schließlich über ihren Ehemann.

"Der Abgrund in dir" könnte ich mir gut als Vorlage für eine Romanverfilmung als spannender Mysterythriller vorstellen.

Veröffentlicht am 29.08.2018

Durch den Konflikt mit Utilitas deutlich packender als Band 1 - und mit Cliffhanger für Band 3

MUC - Die verborgene Stadt
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"MUC - die verborgene Stadt" ist die Fortsetzung des ersten Romans der "München 2120-Reihe", der ungefähr ein Jahr nach der Ankunft von Pia in MUC spielt und an die vergangenen Ereignisse anknüpft. Durch ...

"MUC - die verborgene Stadt" ist die Fortsetzung des ersten Romans der "München 2120-Reihe", der ungefähr ein Jahr nach der Ankunft von Pia in MUC spielt und an die vergangenen Ereignisse anknüpft. Durch Rückblenden erinnert die Autorin an die wesentlichen Elemente der Handlung aus Band 1, meines Erachtens ist es zum Gesamtverständnis allerdings hilfreich, den Auftakt der Reihe gelesen zu haben.

[Achtung Spoilerwarnung, falls Band 1 noch nicht gelesen wurde]

Band 2 wird nicht nur aus Sicht von Pia, sondern auch aus der Sicht ihres Bruders Paul, den sie tatsächlich wieder gefunden hatte, aus der Sicht des Sohn des Propheten, Elias, mit dem Pia eine Affäre hatte und zudem sie sich trotz ihrer Beziehung zu Robin nach wie vor hingezogen fühlt, sowie aus der Sicht von Falk beschrieben, der in Band 1 noch etwas geheimnisvoll war, sich in Band 2 aber tatsächlich als der Widersacher entpuppt, den Pia immer hinter ihm vermutet hatte.

Durch den Perspektivenwechsel lernt der Leser nicht nur die einzelnen Personen besser kennen, sondern hat auch einen umfassenden Überblick über die Handlungsorte Hades, MUC und Utilitas.

[Spoilerende]

Auch wenn die Autorin weiterhin viele Worte dafür verwendet, Dinge und Orte zu beschreiben, die Pia nicht mehr aus "der alten Zeit" kennt, ist Band 2 dynamischer und spannender zu lesen als Band 1. Hier geht es nicht mehr darum, sich in einer fremden Umgebung nach "dem großen Sterben" zurechtzufinden, sondern um einen Kampf der Gesellschaften, die sich nach der Apokalypse in Deutschland entwickelt haben. MUC ist nicht die einzige Stadt, in der sich eine staatsähnliche Struktur entwickelt hat. Auch ca. 400 km entfernt gibt es eine im Gegensatz zu den einzelnen Dörfern in der Wildnis eine höher entwickelte Gesellschaft, die MUC einnehmen möchte.

Um sich gegen das übermächtige Utilitas zur Wer zu setzen, muss MUC alle vorhandenen Kräfte bündeln. Erstmalig müssen sich damit die Bewohner MUCs unter Führung des Propheten mit dem Bewohnern des Hades zusammenschließen, um ihr Überleben zu sichern. Dafür soll ach versucht werden, die Bewohner des mutmaßlich radioaktiv belasteten Teils der Stadt MUC am ehemaligen Flughafen zur Kooperation zu bewegen. Die erfahrene Kletterin Pia, die bereits allein aus ihrem Dorf in den Bergen nach MUC gelangt war sowie der Sohn des Propheten, Elias, der sich mehr Anerkennung von seinem Vater erhofft und zudem die Nähe zu Pia sucht, werden den gefährlichen Weg in den Norden der Stadt wagen, auch wenn sie nicht wissen, was sie dort erwarten wird...

Band 2 setzt die Endzeitstimmung 100 Jahre nach der Seuche, die ast ausschließlich Menschen mit dem mutierten Chromosom 16 überlebten, fort. Während mir in Band 1 noch Erklärungen zum Phänomen des Überlebens der Rothaarigen fehlten, hat mit an Band 2 gefallen, dass die Überlebenden den Hintergrund ihrer Existenz selbst hinterfragen und erforschen möchten, wobei Pia aufgrund einer anderen Genmutation ein interessantes Forschungsobjekt ist. Hier ist noch Potenzial für den Abschluss der "München 2120-Reihe" in Band 3 vorhanden.
Darüber hinaus fand ich die Idee eines nahenden Krieges konkurrierender Gesellschaften und die besondere Konstellation von Elias und Pia auf ihrem Weg in Richtung Flughafen als sehr gelungen und auch das Szenario dort war spannend, wenn auch nicht ganz logisch beschrieben.
Band 2 hat mich deshalb deutlich mehr fesseln können als Band 1 und damit neugierig auf den letzten Teil der dystopischen Trilogie gemacht, insbesondere da "MUC - die verborgene Stadt" mit einem Cliffhanger endet, der eine Fortsetzung in Utilitas in Aussicht stellt.

Veröffentlicht am 20.08.2018

Berührende Geschichte eines 96-jährigen Lebens, das am Ende einsam ist und anhand eines Adressbuches von der Enkelin entdeckt wird

Das rote Adressbuch
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"Das rote Adressbuch" erzählt das bewegte Leben von Doris.
Mit 96 Jahren bewohnt die ältere Dame noch allein eine Wohnung in Stockholm, wo sie täglich von einer Altenpflegerin versorgt wird. Kontakt hat ...

"Das rote Adressbuch" erzählt das bewegte Leben von Doris.
Mit 96 Jahren bewohnt die ältere Dame noch allein eine Wohnung in Stockholm, wo sie täglich von einer Altenpflegerin versorgt wird. Kontakt hat sie von ihr abgesehen nur noch zu ihrer Großnichte Jenny, die verheiratet und mit drei Kindern in San Francisco lebt.

Als Doris unglücklich stürzt und sich die Hüfte bricht, kommt Jenny nach Europa, um Doris, die wie eine Mutter zu ihr war zu besuchen, um Abschied zu nehmen. Es ist zu befürchten, dass Doris das Krankenhaus nicht mehr verlassen wird.

In Doris' Wohnung findet Jenny nicht nur Aufzeichnungen ihrer Großtante, die sie für Jenny angefertigt hat, sondern auch ein rotes Adressbuch, in der die Namen der meisten Personen durchgestrichen sind und mit "tot" überschrieben sind. Jenny wird bewusst, was für ein einsames Leben Doris in Stockholm führt und erfährt durch Doris' Memoiren mehr über ihr Leben.

Doris wurde bereits als dreizehnjähriges Mädchen von ihrer Mutter in einen anderen Haushalt geschickt, um selbst für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Von dort gelangt sie nach Paris, wo sie Model wird und ihre große Liebe Allan trifft. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs flieht sie mit ihrer jüngeren Schwester nach New York, die sie nach dem Tod der Mutter bei sich aufnimmt. Durch die Kriegsereignisse werden Doris und Allan entzweit und es ist schwierig, in dem fremden Land zurechtzukommen. Nachdem ihre Schwester im Kindbett gestorben ist, möchte Doris zurück nach Europa, in der Hoffnung, Allan wieder zu treffen, der sich freiwillig als Soldat gemeldet hat. Über England gelangt Doris wieder in ihre Heimat Stockholm, wobei die Überfahrt über den Atlantik ihr fast das Leben gekostet hätte.

Während die Gegenwart aus der Sicht einer dritten Person geschildert wird, wird die Vergangenheit aus der Ich-Perspektive von Doris erzählt. Während die Vergangenheit ein ganzes Leben erzählt und dynamischer ist, ist die Gegenwart passend zum Leben der älteren Dame eher ruhig. Ihr Highlight sind die regelmäßigen Skype-Telefonate mit ihrer Großnichte.

Beide Erzählstränge sind berührend. Doris hatte ein alles andere als einfaches Leben, das von Entbehrungen und einer Rastlosigkeit durch die vielen (unfreiwilligen) Ortswechsel war, aber vor allem auch von einer tragischen Liebesgeschichte geprägt war. In der Gegenwart spürt man - vor allem auch durch die Nachdenklichkeit von Jennifer - wie einsam das Leben von Doris ist.

Der Roman ist autobiographisch inspiriert und es ist ein Ansinnen der Autorin auf die Situation älterer Menschen aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, sich Zeit für sie zu nehmen, ihnen zuzuhören und sich für ihre Leben zu interessieren, bevor es zu spät ist.

Diese Intention ist ihr gut gelungen, wobei das Buch - gerade am Ende - nicht ganz ohne Kitsch auskommt und etwas zu versöhnlich ist.