Inhalt:
Louisas Mutter ist krank und bettlägerig. Der Onkel hat sich nach dem Tod des Vaters bei der Familie eingenistet. Er verprasst sein Geld und trägt nichts zum Haushalt bei. Seine Lösung für seine Geldprobleme ist recht simpel. Er plant seine Nichte, Louisa, zu prostituieren.
Louisa möchte nichts mehr, als diesem Albtraum entkommen. Als sie davon erfährt, dass die Familie Mitford ein neues Kindermädchen für deren Haushalt sucht, zögert sie nicht lange und schreibt eine Bewerbung. Gerade noch rechtzeitig erhält sie eine Antwort, denn ihr Onkel ist just im Begriff sie zu seinem pekuniären Nutzen zu verkuppeln.
Zeitgleich mit Louisas Flucht ereignet sich in einem Zug auf der gleichen Strecke, die auch Louisa befährt, ein Mord. Später im Hause Mitford erfährt Louisa, dass es sich bei dem Opfer um eine Verwandte einer der Angestellten handelt. Bald schon befindet sich Louisa nicht nur auf der Flucht vor ihrem Onkel, sondern ist auch als freiberufliche Mordermittlerin unterwegs.
Im Detail:
Jessica Fellowes führt mit ihrem Reihenauftakt „Die Schwestern von Mitford Manor“ den Leser durch das England der zwanziger Jahre.
Bei ihrer Protagonistin handelt es sich um die neunzehnjährige Louisa, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt. Der Onkel, der sich nach der Beerdigung des Vaters in dem kleinen Häuschen der Familie eingerichtet hat, macht ihr das Leben zur Hölle. Jeden Tag fürchtet sich Louisa davor, was er ihr antun könnte, nur um seine Schulden zu begleichen. Als sich für das junge Mädchen neue Zukunftschancen eröffnen, ist sie voller Hoffnung. Im Hause der Mitfords lernt sie zunächst die Angestellten, aber auch die Kinder der Familie kennen. Den Hausherren, Mr. und Mrs. Redesdale gilt es Respekt zu zeigen. Von ihrem Urteil und ihrer Stimmung hängt schließlich Louisas Zukunft ab.
Im ersten Teil der Mitford Manor-Reihe bleiben die Kinder der Familie eher im Hintergrund. Man lernt sie namentlich kennen, begreift, dass es sich bei Tom um einen gut erzogenen Internatsschüler handelt und Pamela eher zurückhaltend wirkt. Der Fokus liegt hier aber im Wesentlichen auf der siebzehnjährigen Tochter der Familie. Nancy ist intelligent, neugierig, zielorientiert und weiß ihren Willen nur zu gut durchzusetzen. Bald schon entwickelt sich zwischen Louisa und Nancy eine Art Freundschaft. Wobei sich Louisa jederzeit bewusst ist, dass ihre Position stets die einer Angestellten bleiben wird. Als sich Nancys Neugierde auf den jüngsten Mordfall richtet, ist für das Mädchen klar, dass hier eigene Ermittlungen in Gang gesetzt werden müssen.
Aus einer weiteren Perspektive, nämlich aus der Sicht des jungen Bahnpolizisten Guy, verfolgt der Leser, die Ermittlungen der Polizei. Diese scheint jedoch auf der Stelle zu treten. Der Fall wird bald ad acta gelegt. Guy, der sich in seiner Position nicht recht wohlfühlt und viel lieber für New Scotland Yard ermitteln würde, nimmt sich der Sache an.
Mit Guy lernt der Leser einen typischen Bahnpolizisten kennen, der aufgrund seiner kleinen Börse noch bei seinen Eltern wohnt und von seinen Brüdern eher belächelt wird, als dass sie zu ihm aufblicken. Diese häusliche Situation, aber auch der Wunsch nach einer höheren Position, sind es, die Guy antreiben.
Noch in den Anfängen der Geschichte treffen sich Guy und Louisa am Bahnhof. Guy möchte der jungen Frau, die in Schwierigkeiten steckt, unbedingt helfen. Er kauft ihr ein Ticket, damit sie noch rechtzeitig zu ihrem Termin gelangt, der ihr scheinbar so sehr am Herzen liegt. Und natürlich kommt es zu mehreren Annäherungen zwischen Guy und Louisa, eine zarte Liebesgeschichte entspinnt sich, die jedoch eher am Rande des Geschehens verläuft.
Aber auch die Ermittlungen an dem Mordfall, schweißen sowohl Guy als auch Louisa zusammen. Diese Ermittlungen sind es, in die man als Leser während der Seiten immer mehr hineingezogen wird. Irgendwann beginnt man selbst die Details, die bereits gesammelt wurden, im Kopf zu verknüpfen, um eine Ahnung davon zu bekommen, wer vielleicht der Täter dieses schrecklichen Zugmordes gewesen sein könnte.
Fazit:
Jessica Fellowes schreibt mit ihrem ersten Band der Mitford Manor-Reihe eine Geschichte, die britisches Kulturerbe mit seinen Bällen und Empfängen, dem aristokratischen Leben und der traditionelle Etikette, aber auch das britische Arbeitermilieu, in den Mittelpunkt rückt.
Mit Louisa lernt der Leser eine sehr sympathische, außerordentlich tatkräftige und durchsetzungsfähige Persönlichkeit kennen.
Schrullige Charaktere, wie der dörfliche Polizist Guy, der mit allen Mitteln versucht, den Täter dingfest zu machen, aber auch die selbstbewusste, neugierige und manchmal auch ein wenig störrische Nancy Mitford, verleihen der Geschichte einen besonderen Flair.
Das Buch ist nach dem traditionellen Konstruktionsprinzip eines Kriminalromans gebaut. Diese klassische Form des Kriminalromans erzeugt Leserbindung durch die bis zum Schluss offen gehaltene Suche nach dem Täter.
Die Schwestern von Mittwoch Manor – Unter Verdacht ist ein spannender und fesselnder Auftakt, der sich auch – aber nicht nur - für Fans erfolgreicher Kostümdramaproduktion à la Downton Abbey sicherlich lohnt.