Profilbild von Wolly

Wolly

Lesejury Star
offline

Wolly ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Wolly über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.12.2018

Ein liebevolles Buch für Jung und Alt

Winterhaus
0

Wenn ihr ein spannendes, liebevoll geschrieben und gestaltetes Werk mit wunderbar winterlichem Charme für Groß und Klein sucht, seit ihr hier genau richtig. Das Winterhaus bietet gemütlichen Lesegenuss, ...

Wenn ihr ein spannendes, liebevoll geschrieben und gestaltetes Werk mit wunderbar winterlichem Charme für Groß und Klein sucht, seit ihr hier genau richtig. Das Winterhaus bietet gemütlichen Lesegenuss, der für die kalte Jahreszeit sehr gut passt.

Worum geht es?
Die junge Elizabeth hat es nicht leicht. Sie lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei Tante und Onkel, die beide kaum Interesse an ihr zeigen. Um sich allein zu beschäftigen, liest sie leidenschaftlich gern Bücher oder löst Rätsel. Eine Fähigkeit, die sie bald schon mehr brauchen wird, als sie bis dahin ahnen kann. Denn ihre Verwandten schicken sie über die Weihnachtsferien allein in ein Hotel - das Winterhaus. Hier ereignen sich mysteriöse Dinge und Elizabeth merkt schnell, dass sie ein Teil dieser Geschichte ist und sich nicht entziehen kann.

Wie war´s?
Das Buch bereitet auch Erwachsenen wunderbare Lesestunden, obwohl es für Kinder konzipiert ist. Aufgrund der Länge von immerhin 405 Seiten und dem Gruselfaktor würde ich es aber erst für etwas ältere Kinder empfehlen. Die Kleinen könnten wahrscheinlich weder damit, noch mit den Rätseln etwas anfangen.

Die Geschichte selbst ist gemütlich zu lesen, für Kinder wahrscheinlich sehr spannend und für Erwachsene etwas zu vorhersehbar. Das finde ich aber nicht weiter schlimm, da die Zielgruppe ja Kinder sind. Es besteht die Möglichkeit, selbst mitzurätseln und zu codieren. Vielleicht eine schöne Sache für Eltern und Kinder gemeinsam.
Was mich als ältere Leserin vor allem überzeugt ist das Flair. Die Beschreibungen des Hotels sind toll und man würde am Liebsten gleich selbst dort einchecken. Durch die sehr hübschen Illustrationen und die passende Umschlaggestaltung kann man wunderbar auf den Fluren wandeln oder vor dem Hotel Skifahren gehen.
Unterstützt wird das schöne Flair noch mit hochwertiger Verarbeitung, sodass auch der Aufenthalt in Schultaschen oder Ähnliches dem Buch nichts ausmachen sollte.

Fazit:
Für sich selbst kaufen, an Kinder verschenken oder hoffen das der Weihnachtsmann es im Gepäck hat. So oder so ein Buch, was man gemütlich zur Winterzeit lesen kann.


Veröffentlicht am 10.12.2018

Ein schönes Relikt aus einer anderen Zeit

Mittagsstunde
0

In Brinkebüll ticken die Uhren anders. Oder doch nicht so anders, eher stellvertretend. Stellvertretend für viele Dörfer im hohen Norden, die einstmals von Landwirtschaft geprägt waren, in denen es nicht ...

In Brinkebüll ticken die Uhren anders. Oder doch nicht so anders, eher stellvertretend. Stellvertretend für viele Dörfer im hohen Norden, die einstmals von Landwirtschaft geprägt waren, in denen es nicht viel mehr gab, als einen Dorfladen und eine Wirtschaft.
Orte, an denen heute Zugereiste mit modernsten Viehbetrieben und Pendler aus der Stadt ihren Traum vom Landleben verwirklichen oder zumindest dem, was sie unter Dorfromantik verstehen.
Nicht die zugige Lebensart bei der Mensch und Natur dicht beieinander hockten und man während der Mittagsstunde annehmen musste, das Dorf sei ausgestorben.
Als Lehrer noch Heimatkunde unterrichteten und die Schüler gerne mal ein Heft um die Ohren bekamen und die Lautstärke des Mopeds, das Einzige war, was die Stille störte.

Davon erzählt uns Dörte Hansen in ihrer einzigartigen Weise. Sie schafft es Bilder, Stimmungen und Eigenheiten einzufangen und sie genau auf den Punkt zu bringen. Dabei sind ihre Wort gleichermaßen nordisch kühl wie warmherzig, ruppig wie liebevoll.
Hansen lässt einen miterleben was die Enge eines Dorfes bedeutet, im Guten wie im Schlechten. Was der Wandel der Zeit aus den Menschen macht und warum wir trotzdem nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind.
Und dem geneigten Zuhörer bleibt dabei nichts anderes übrig, als Teil dieses Dorfes zu werden - ein echter Brinkebüller. Der mit dem Lehrer auf den morgendlichen Spaziergang durch die Heide geht, mit Sönke den letzten Tanz genießt, mit Ella schweigt oder mit Ingwer neue Wege geht.

Nachdem ich diese Reise mit den Brinkebüllern gemacht habe, kann ich euch nur empfehlen dabei zu sein. Es wird nicht immer einfach, aber immer lohnenswert.

Veröffentlicht am 06.12.2018

Ein durchdachtes Konzept

Herzhaft backen ohne Mehl
0

"Herzhaft backen ohne Mehl" eignet sich für alle, die sich glutenfrei ernähren müssen oder einfach gerne mal auf Mehl verzichten möchten. Im Gegensatz zu vielen glutenfreien Rezepten wird das Mehl hier ...

"Herzhaft backen ohne Mehl" eignet sich für alle, die sich glutenfrei ernähren müssen oder einfach gerne mal auf Mehl verzichten möchten. Im Gegensatz zu vielen glutenfreien Rezepten wird das Mehl hier tatsächlich vollständig weggelassen und nicht einfach durch ein glutenfreies ersetzt.

Dabei geht es in den Rezepten vor allem um Teigvarianten, die für Pizza, Quiche und Co. verwendet werden können. Beispielsweise ein Reisboden oder eine Abwandlung mit Quark und Haferflocken. Mithilfe verschiedener Böden entstehen so leckere Rezepte, die einfach nachzubacken sind. Schön finde ich die Vielseitigkeit der Rezepte, da im Prinzip jeder Belag mit jedem Boden gemacht werden kann. So betrachte ich die meisten Anleitungen eher als Möglichkeit und suche mir die Kombination aus, die mir am meisten zusagt. Man kann sich natürlich aber auch klassisch an die Rezeptvorschläge halten.
Was die Auswahl angeht, sollte für jeden etwas dabei sein. Mit Fisch, Fleisch oder vegetarisch, als kleiner Snack oder für die ganze Familie.
Gegliedert sind die Backanleitungen dabei in drei große Bereiche:

Quiche
Pizza & Kuchen
und
Fingerfood

Die einzelnen Rezepte sind übersichtlich gestaltet, kommen mit herkömmlichen Zutaten aus - also schonend für Einkaufsnerven und Geldbeutel - und enthalten fast alle wichtigen Informationen.
Schön wären für mich noch Nährwertangaben gewesen, die in der heutigen Zeit für viele Konsumenten eine große Rolle spielen.
Angaben zu Gradzahlen, der richtigen Kuchenform oder Tipps zum Abwandeln der Anleitungen sind aber vorhanden.

Die Umsetzung der Rezepte ist mir leicht gefallen, auch wenn ich keine Profiköchin bin. Ich würde fast soweit gehen sie als gelingsicher zu bezeichnen. Die Anleitungen sind klar verständlich formuliert und ein schönes Bild von jedem Gericht zeigt, wie es aussehen soll.

Geschmacklich waren mein Mann und ich, bis auf die Würzung der Speisen sehr zufrieden. Hier hätte etwas mehr Mut beim Griff in die Gewürzschublade geholfen. Wir haben die Rezepte dann aber einfach frei nach Geschmack mit frischen Kräutern, Curry und Co. aufgepeppt.

Der größte Pluspunkt an diesem netten Kochbuch blieb bisher noch unerwähnt und ich muss hier dem Verantwortlichen danken, der wirklich mal mitgedacht hat. Denn unbestritten das wichtigste Element dieses Buches sind die verschiedenen Böden.
Niemand schaut in ein Kochbuch, um zu sehen, wie er eine Pizza belegen soll, stattdessen sucht man ewig nach dem Rezept für den Teig. Diese Suche bleibt dem Leser hier völlig erspart. Neben einem klassischen Index hinten gibt es eine Besonderheit, die mir bisher leider so noch nicht untergekommen ist. Vorder- und Rückseite des Buches sind klappbar und in Kurzform finden sich dort alle Bödenrezepte, die das Buch zu bieten hat. Man hat also auf einen Blick genau das, was man braucht. Toll!

Fazit:
Sehr praktisches und durchdachtes Koch-/Backbuch, das für eine große Zielgruppe geeignet ist. Gerade die unterschiedlichen Böden begeistern mich und werden zukünftig in unserer Küche immer wieder Bestandteil sein.

Veröffentlicht am 28.11.2018

Die Idee der Zeit ist klasse umgesetzt

Bernsteinstaub
0

Bersteinstaub ist bereits mein zweites Buch von Mechthild Gläser, nachdem ich bereits die Buchspringer kennen lernen durfte. Und auch dieses Mal bereue ich die Wahl nicht. Mechthild Gläser ist für mich ...

Bersteinstaub ist bereits mein zweites Buch von Mechthild Gläser, nachdem ich bereits die Buchspringer kennen lernen durfte. Und auch dieses Mal bereue ich die Wahl nicht. Mechthild Gläser ist für mich eine Autorin, die sehr angenehm und Genretypisch schreibt. Leicht, locker und flüssig kann man den Abenteuern folgen, ohne sich durch eine trockene oder sperrige Sprache kämpfen zu müssen.
Ein Grund warum ich auch in Zukunft wieder zu ihren Werken greifen würde. Der zweite, noch wichtigere Punkt ist aber ihre Fantasie, die sie mit logischem Umgang zu einer stimmigen Einheit verknüpft.

Dies wird bei Bernsteinstaub besonders deutlich. Hier beschreibt sie ihre Vorstellung von Zeit, als Flüssenetzwerk, das die Welt umspannt, mit Wasserfällen, Stromschnellen und ruhigeren Abschnitten. Beispielsweise ist der Times Square ein sehr hektischer Ort, weil dort der Zeitfluss sehr schnell fliesst. Eine Idee die für mich Sinn macht.
Ebenso wie die Vorstellungen von auserwählten Menschen - den Zeitlosen - die den Wartungstrupp der Zeit bilden, indem sie neu verknüpfen, Knotenchaos auflösen oder Zeit verschieben.
Zu ihnen gehört die junge Ophelia, deren Geschichte wir in diesem Buch verfolgen dürfen. Sie erlebt wie der Klappentext schon erahnen lässt auch eine Liebesgeschichte, die aber zum Glück eher nebensächlich ist. Die Hauptsache ist wirklich die Zeit und die Geschehnisse drumherum.
Ihre Aufgabe führt sie dabei an ganz verschiedene Schauplätze dieser Welt, was für die nötige Abwechselung sorgt. Ebenso die Figuren, die sie während ihrer Abenteuer kennenlernt. Sie sind sehr unterschiedlich, teils historisch bekannt, teils erdacht. Auf jeden Fall erwarten uns einige interessante Begegnungen. Allen voran hat besonders der Herr der Zeit einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Abschließend noch eine Kleinigkeit die gesagt werden sollte. Ich weiß nicht ob bei Bernsteinstaub eine Fortsetzung geplant ist oder nicht (ich hoffe letzteres), auf jeden Fall ist dieses Buch abgeschlossen und kein klassicher Reihenauftakt, wie so oft in diesem Genre. Die Einzelbände sind gefühlt eher selten geworden, umso mehr freue ich mich das es hier so eine Ausnahme ist.

Fazit:
Tolle Idee, drumherum stereotyp aber auch nebensächlich, für mich eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Eine gelungene Familiensaga

Die Schokoladenvilla
0

Maria Nikolai gelingt mit ihrem Buch "Die Schokoladenvilla" der Beginn einer großen Familiensaga. Das Buch spielt um 1900 hauptsächlich in Stuttgart, einer Stadt, die gerade im Aufbruch begriffen war. ...

Maria Nikolai gelingt mit ihrem Buch "Die Schokoladenvilla" der Beginn einer großen Familiensaga. Das Buch spielt um 1900 hauptsächlich in Stuttgart, einer Stadt, die gerade im Aufbruch begriffen war. Immer mehr Industrielle schaffen den Sprung von kleinen Garagenunternehmen zu bedeutenden Firmen.
Auch die Familie Rothmann, die Protagonisten dieses Romans, führen erfolgreich eine Fabrik zur Herstellung von Schokolade. Judith, die Tochter des Hauses liebt die elterliche Fabrik und würde am liebsten in die Leitung des Geschäftes einsteigen. Doch wie es damals so üblich war, hatte ihr Vater andere Pläne mit ihr. Er möchte sie standesgemäß verheiratet sehen und verlobt sie gegen ihren Willen mit einem furchtbaren Mann. Ein Arrangement, dem Judith auf keinen Fall zustimmen kann, nicht nur weil sie ihn nicht liebt, sondern auch wegen Victor, dem charismatischen neuen Angestellten ihres Vaters...

Meinung:
Die Schokoladenvilla ist genau das Richtige für Fans von Familiengeschichten vor einem historischen Hintergrund, denn sowohl den Zeitgeist als auch den familiären Aspekt trifft die Autorin auf den Punkt.
Dabei schafft sie es wunderbar auf über 600 Seiten zu unterhalten, was nicht zuletzt der guten Charakterisierung ihrer Figuren zu verdanken ist. Man kann sich sehr schnell einfühlen, findet Lieblingscharaktere und natürlich auch streitbare Figuren.
Besonders die streitbaren Personen gefielen mir gut, denn sie waren nicht einfach plump böse. Stattdessen hat die Autorin gut nachvollziehbare Begründungen gefunden, so manches fiese Verhalten zu erklären. Ein klarer Pluspunkt für das Schreibtalent der Autorin. Bei den Lieblingen muss ich ein halbes Pünktchen abziehen, denn ihnen macht sie es manchmal zu einfach.

Hervorzuheben ist auch das sprachliche Geschick der Autorin.
Das Buch liest sich sehr geschmeidig, obwohl es der Zeit um die Jahrhundertwende angepasst ist. Das macht das Buch auch für Leser zugänglich, die sich sonst vielleicht mit historischen Romanen eher schwertun.

Allgemein gefallen mir die Beschreibungen der damaligen Zeit in der Geschichte sehr gut. Ob es sich nun um die Einbindung von Persönlichkeiten, wie beispielsweise Robert Bosch handelt oder um das Problem der Löhne in den Fabriken. Auch vor heikleren Themen wie Prostitution schreckt die Autorin nicht zurück. Dadurch bekommt der Leser einen guten Einblick in die Lage der Menschen um 1900.

Fazit:
Man sollte sich nicht von der Dicke des Buches abschrecken lassen. Auf rund 650 Seiten entfaltet sich ein wunderbarer Familienepos mit einem süßen Thema und spannenden Verwicklungen. Probiert es selbst, es lohnt sich.