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Venatrix

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Veröffentlicht am 30.09.2018

Anton Geigensauer ermittelt wieder ..

Tod im Zickenwald
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Wer aufgrund des Titels schräge Blondinen vermutet ist hier falsch. „Zicken“ ist ein kleiner Weiler im Rehgrabental im südburgenländischen Bezirk Güssing.

Weil Peter Drabits noch Licht im Haus seiner ...

Wer aufgrund des Titels schräge Blondinen vermutet ist hier falsch. „Zicken“ ist ein kleiner Weiler im Rehgrabental im südburgenländischen Bezirk Güssing.

Weil Peter Drabits noch Licht im Haus seiner betagten Tante sieht, geht er nachsehen und verschwindet zunächst spurlos.
Wenig später wird die Leiche eines Mannes gefunden, die von Irmgard als Egon Drabits, Peters Bruder, identifiziert wird.

Anton Geigensauer, nunmehr stolzer Vater eines Sohnes, ermittelt statt in der Bundeshauptstadt Wien, im Südburgenland, seiner alten Heimat. Bestens vertraut mit der Mentalität den Einheimischen, findet er recht bald heraus, dass es neben Peter und Egon noch einen dritten Bruder namens Erich gegeben hat. Die drei Brüder haben eine Liegenschaft geerbt, auf die mehrere Leute scharf sind.
Neben dem rätselhaften Verschwinden von Peter Drabits kommt Geigensauer das plötzlich Auftauchen eines Russen doch ein wenig spanisch vor. Vor allem, als herauskommt, dass Peter seine beiden Brüder, von denen seit knapp zehn Jahren jede Spur fehlt, für tot erklären lassen will, um das Grundstück zu verkaufen.
Als dann plötzlich der argentinische Geschäftsmann Egon Larta erscheint und angibt als Egon Drabits geboren zu sein, ist klar, dass der Tote Erich sein muss. Da stellt sich nun die Frage, warum Irmgard einen falschen Namen angegeben hat. Ist sie auch scharf auf das Erbe oder gibt es einen anderen Grund?

Meine Meinung:

Wie wir es von Autor Thomas Himmelbauer gewöhnt sind, verbindet er die manchmal kauzigen Charaktere mit dem entsprechenden Lokalkolorit.

Die Lösung des Falles ist nicht ganz unerwartet, zählen doch persönliche Beziehungen oder Geld, zu den häufigsten Mordmotiven.

Fazit:

Mir hat der Krimi, der ziemlich unblutig daherkommt wieder recht gut gefallen.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Eine ewig Unangepasste

Mit Vivienne Westwood an der Nähmaschine
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Die Kurzbiografie gehört zu der Reihe „Die Bibliothek der Wagemutigen“ aus der Feder von Gernot Uhl.

Der Autor setzt hier einer schillernden Persönlichkeit der Modewelt ein Denkmal: Vivienne Westwood.

Die ...

Die Kurzbiografie gehört zu der Reihe „Die Bibliothek der Wagemutigen“ aus der Feder von Gernot Uhl.

Der Autor setzt hier einer schillernden Persönlichkeit der Modewelt ein Denkmal: Vivienne Westwood.

Die 1941 geborene Engländerin gilt ja als Enfant Terrible der Modewelt. Genauso wie sie dem bürgerlichen Leben widersetzt, so stellt sie die Haute Couture in Frage. Sie polarisiert noch heute.
Mehrmals steht sie vor der Pleite, weil profane Buchhaltung nicht das Ihre ist. Sie ist der kreative Kopf. Alles andere ist lästig. Interessant ist, dass sie trotz aller Tiefschläge den Mut hat, weiterzumachen. Manchmal kommt ihr der Zufall zu Hilfe. Erst in späteren Jahren ist sie anerkannt.

Ich finde sie einfach schräg. Konvention? Das ist ein Fremdwort für sie.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Mehr als ein Streifzug durch ein Leben

Spaziergang durch die Jahrzehnte
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Journalist Herbert Lackner stellt Heinz Fischer Fragen, die den roten Faden durch die Jahrzehnte der österreichischen Geschichte bilden. Heinz Fischer beantwortet diese manchmal auch mit einem Augenzwinkern. ...

Journalist Herbert Lackner stellt Heinz Fischer Fragen, die den roten Faden durch die Jahrzehnte der österreichischen Geschichte bilden. Heinz Fischer beantwortet diese manchmal auch mit einem Augenzwinkern.

Zwischendurch kommen Weggefährten aus anderen Parteien wie Heide Schmidt oder Wolfgang Schüssel zu Wort. Schüssel macht seinem Ruf als „Schweigekanzler“ alle Ehre und gibt nur eine wenig aussagekräftige Wortspende ab.

In diesem Buch kommt die Freude Heinz Fischers deutlich zum Ausdruck mit der er seine Ämter (u.a. Wissenschaftsminister, Erster und Zweiter Nationalratspräsident und eben Bundespräsident) er- und ausgefüllt hat.

Fischer bleibt immer am Boden der Realität, ist naturverbunden und räumt ein, dass er manches aus heutiger Sicht anders formuliert hätte. Er ist reflektiert und durchaus selbstkritisch. Ein schöner Zug, der vielen Politikern heutzutage fehlt.

Als Heinz Fischer 2004 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, stellte er gleich das Protokoll und die Sicherheitsmannschaft vor einige Probleme, da er in seiner Wohnung im achten Bezirk wohnen bleiben wollte.

Mir hat dieser Streifzug durch die Jahrzehnte sehr gut gefallen, ist er ja ein Teil meiner Lebensgeschichte. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Der Kommissar von St. Pauli (Alfred-Weber-Krimi 3)
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Kommissar Alfred Weber von der Politischen Polizei findet sich im März 1931 in einem Netz von Intrigen wieder. Sein Privatleben wird in diversen Schmähschriften öffentlich gemacht. Was wirft man ihm vor? ...

Kommissar Alfred Weber von der Politischen Polizei findet sich im März 1931 in einem Netz von Intrigen wieder. Sein Privatleben wird in diversen Schmähschriften öffentlich gemacht. Was wirft man ihm vor? Dass er geschieden ist und mit Johanna, einer Arbeiterin, liiert ist? Wer ist dafür verantwortlich? Kollege Pohl, der dem rechten Spektrum zuzurechnen ist und einen jüdischen Vorgesetzten niederschießt? Die Gangster von St. Pauli, denen Weber mehrfach auf die Zehen getreten ist? Und was hat die Serie mysteriöser Todesfälle auf der Hamburger Hochbahn damit zu tun? Wer desavouiert die Polizei? Kommunisten oder Nazis?
Denn trotz des Verbotes marschieren die Leute der SA und liefern sich mit Kommunisten und Sozialisten Straßenschlachten.
Alfred Weber weiß nicht mehr, wem er trauen kann. Auch sein direkter Vorgesetzter scheint vom neuen politischen Wind infiziert zu sein. Wer deckt Pohl, der immer wieder entwischen kann?

Meine Meinung:

Dies ist der dritte Krimi rund um den Hamburger Kommissar Alfred Weber. Er reiht sich nahtlos in die Serie der Kriminalromane der Zwischenkriegszeit wie Volker Kutschers „Gedeon Rath“ in Berlin oder Andreas P. Pittlers „David Bronstein“ in Wien ein. Allerdings führt Robert Brack nicht die feine, subtile Feder, sondern zeigt die grobe Seite der Medaille. Die langsam aber stete Unterwanderung von Militär, Polizei und Gericht lasst mich schaudern. Alfred Weber sind die Kommunisten zu radikal. Daher will er mit ihnen so wenig wie möglich zu tun haben. Das ist genau das Dilemma, warum den Nationalsozialisten so wenig Widerstand geleistet wurde. Die Angst vor ähnlichen Zuständen wie in der Sowjetunion.

Fazit:

Ein Krimi, der mit dem Wissen von heute noch beängstigender wirkt. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Herrlich schräg - beste Krimiunterhaltung

Der letzte Sterz
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Welch ein Sakrileg! Der Erzherzog Johann ist im weststeirischen Stainz vom Sockel gestürzt worden. Also, natürlich nicht er persönlich, sondern seine Statue. An deren Stelle ist eine recht eigenwillige ...

Welch ein Sakrileg! Der Erzherzog Johann ist im weststeirischen Stainz vom Sockel gestürzt worden. Also, natürlich nicht er persönlich, sondern seine Statue. An deren Stelle ist eine recht eigenwillige Skulptur errichtet worden. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich das „Kunstwerk“ als einbetonierte Leiche.

Im Zuge eines Amtshilfeverfahrens müssen die Wiener Kriminalbeamten Hawelka und Schierhuber in das winterliche Stainz reisen, um den Fall zu lösen. Doch weder ist die örtliche Bevölkerung noch die steirische Polizei erbaut darüber, dass „Fremde“ die Idylle stören. Entsprechend frostig sind nicht nur die Außentemperaturen sondern auch die Gesprächsbasis. Man lässt sich ungern in die lokalpolitischen Karten schauen und trachtet danach, die eigenen Interessen vor den neugierigen Fragen der Wiener Polizisten zu schützen.
Bald ist klar, dass der Ermordete nicht unbedingt ein besonders beliebter Zeitgenosse war. Motive ihn umzubringen, gäbe es mehrere.

Wird es den externen Ermittlern gelingen, das vorweihnachtliche Rätsel zu knacken?

Meine Meinung:

Vorliegender Krimi ist der vierte mit dem bestens zusammengeschweißten Ermittlerteam Hawelka und Schierhuber.
Wie wir es von Autor Günther Pfeifer gewöhnt sind, zeichnen sich seine Figuren durch Ecken, Kanten und recht eigenwilliges verhalten aus. Vor allem Hawelka und Schierhuber, beide mit Vornamen Josef, beide aus dem Waldviertel stammend und seit Jahren als Spätberufene bei der Wiener Kriminalpolizei, laufen hier im weststeirischen Schilcherland zur Höchstform auf. Tja, den roséfarbenen Wein aus der Blauen Wildbachertraube muss man mögen. Auf den ersten Schluck ist er gewöhnungsbedürftig und es bedarf eines langsamen Herantastens. Das unkontrollierte Hineinschütten des edlen Rebensaftes verursacht höllische Kopfschmerzen, wie unsere wackeren Ermittler am eigenen Leib, äh, Kopf erleben müssen.

Der Schreibstil ist wie immer flüssig und humorvoll. Die steirischen Dialekteinlagen sind für Außenstehende nicht einfach zu lesen. Hawelka und Schierhuber halten die steirische Mundart anfangs ja für eine Fremdsprache.

Hin und wieder mit Klischees gespielt, wie das Beispiel von Gautschs thailändischer Ehefrau zeigt.

Gut gefällt mir auch das Wortspiel mit der Bezeichnung „Sterz“. Zum einem ist das der Familienname des steirischen Politikers und zum anderen ein autochthones Gericht der Gegend, das das Mordopfer in seinem Magen hatte.

Manche Szenen sind wieder herrlich schräg. Ich habe mich bestens unterhalten!

Fazit:

Wieder ein gelungener Krimi aus der Feder von Günther Pfeifer, der mich gut unterhalten hat. Gerne gebe ich dafür 5 Sterne