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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2018

Ein netter historischer Roman

Land im Nebel
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Land im Nebel/Nicole Peters/3 Sterne

Nicole Peters nimmt ihre Leser mit in das Jahr 1796. Die Truppen der französischen Revolutionsarmee stehen am Rhein.

Wir begleiten Henri Benoit de Montfort, einen ...

Land im Nebel/Nicole Peters/3 Sterne

Nicole Peters nimmt ihre Leser mit in das Jahr 1796. Die Truppen der französischen Revolutionsarmee stehen am Rhein.

Wir begleiten Henri Benoit de Montfort, einen als Franziskaner verkleideten Deserteur und Überlebenden des Massakers in der Vendée auf seiner Flucht durch das Herzogtum Berg. Unterwegs macht er die unliebsame Bekanntschaft des Herrmann von Hatzfeld. Ausgerechnet in jenem Kloster, in dem Herrmanns Bruder Markus als Mönch lebt, findet Henri Aufnahme.

Wir lernen Johanna, die Tochter des Freiherrn von Hallberg-Broich und Attenbach kennen, die ihren Vater darum bittet, den Pächtern Pauls die Abgaben zu erlassen, weil ein Feuer deren Scheune vernichtet hat. Bei einem ihrer Besuche im Kloster begegnet sie Henri und beide erleiden den „Coup de foudre“.

Meine Meinung:

Diese Liebesgeschichte ist im Umfeld der politischen Wirren der Revolutionskriege angesiedelt. Der Stern Napoleons geht langsam auf. Er schwebt wie ein ferner Nebel über dem Rheinland. Handfester sind da schon die französischen und österreichischen Truppen, die über das Land fegen und abwechselnd Zerstörung hinterlassen. Interessant ist die Unschlüssigkeit des Landadels dargestellt. Soll man sich den revolutionären Franzosen anschließen oder nicht?
Johannas Vater ist gegen die Invasionstruppen und hat so manches blutiges Geheimnis. Die Herren von Hatzfeld stehen vor allem auf ihrer eigenen Seite und versuchen aus dem Chaos Nutzen zu ziehen.

Die Personen sind gut charakterisiert, wenn auch einen Tick zu modern. Vor allem Johanna ist sehr unkonventionell dargestellt. In Ermangelung eines Sohnes erhält sie eine gute Schulbildung und am Ende die Leitung des Gutes.
Eine gute Figur macht auch Pater Ignatius, der christliche Nächstenliebe ohne viel zu fragen einfach lebt. So sagt er einfach zu Henri „...ich hätte dir auch geholfen, wenn du keine Kutte getragen hättest. So steht es in unseren Büchern geschrieben...“

Der Schreibstil ist locker und flüssig. Für meinen Geschmack drückt sich die einfache Landbevölkerung in den Dialogen ein bisschen zu gewählt aus. Die von Henri eingestreuten Zitate Voltaires finde ich dagegen sehr passend.
Aufgefallen ist mir, dass Henri an seinen Reitkünsten zweifelt. Also, wenn man einmal reiten kann, verlernt man das nicht so schnell. Als Adeliger aus der Vendée konnte er wahrscheinlich reiten, bevor er laufen konnte.

Das Personenregister und die Anmerkungen sind eine gute Ergänzung.

Ganz sicher bin ich mir nicht, ob dieser Roman eine Liebesgeschichte oder eine Story über die geschichtlichen Ereignisse sein soll. Für die Romanze treffen sich Johanna und Henri zu selten. Das politische Geschehen ist nicht eindeutig genug. Aus dem Motiv, die Franzosen vertreiben zu wollen, hätte schon einiges mehr werden können. Zum Bespiel Verbündete suchen, konspirative Treffen etc.. Das eine Gespräch auf diesem Ball ist mir da zu wenig.

Fazit:

Ein netter historischer Roman, der einige interessante Ideen aufweist, aber noch einige Luft nach oben hat. Gerne gebe ich gute 3 Sterne.



Veröffentlicht am 18.10.2018

Hat mich nicht vollends überzeugt

Habsburgs schräge Vögel
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Jede Familie hat so ihre auffälligen Mitglieder. Je größer die Sippe, desto häufiger die Unangepassten. So gesehen ist die Anzahl der genannten schrägen Vögel sogar gering anzusehen. Weil sie aber einer ...

Jede Familie hat so ihre auffälligen Mitglieder. Je größer die Sippe, desto häufiger die Unangepassten. So gesehen ist die Anzahl der genannten schrägen Vögel sogar gering anzusehen. Weil sie aber einer Jahrhunderte alten, weit verzweigten Dynastie angehörten, ist das Interesse an ihren Marotten nach wie vor ungebrochen.

Allerdings habe ich von diesem Buch mehr erwartet als die ohnehin hinlänglich bekannten Geschichten um körperliche und seelische Unzulänglichkeiten einer Dynastie, die durch Inzucht über Jahrhunderte Gendefekte munter weitergibt. Aufgefallen ist mir, dass sich das hervorragende Unterkiefer („Habsburger-Lippe) im Laufe der Zeit verliert. An dessen Stelle tritt der langgezogenen Schädel wie bei Kaiser Franz II./. und seinen Brüdern Erzherzog Karl und Erzherzog Johann. Das wäre interessant, zu untersuchen welche Gene oder Mutationen hierfür verantwortlich zeichnen.

Die Autorin springt leider durch Zeit und Raum anstatt kurze Einzelporträts chronologisch anzuführen. Es scheint, als hätte sie selbst den Überblick verloren, denn einiges wird mehrfach wiederholt, wie z.B. die Keuschheitskommission von Maria Theresia, Rudolf II. oder Ferdinand II.. Für die Leser, die sich in der Genealogie der Habsburger nicht so gut auskennen kann es verwirrend sein, zwischen den Jahrhunderten herum zu hüpfen.

Positiv erwähnen möchte ich das ausführliche Literaturverzeichnis im Anhang und die Abbildungen im Buch.

Fazit:

Hat leider meine Erwartungen nicht erfüllt, aber die sind vielleicht zu hoch geschraubt. Diesmal kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Ein Mitbringsel mit Humor

Man bringe den Spritzwein!
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Michael Häupl, Wiens ehemaliger Langzeitbürgermeister, ist für seine markigen Sprüche bekannt. Ob Parteigenossen, Parteifeinde oder andere, alle bekommen seine spitze Zunge zu spüren. Viele dieser Sager ...

Michael Häupl, Wiens ehemaliger Langzeitbürgermeister, ist für seine markigen Sprüche bekannt. Ob Parteigenossen, Parteifeinde oder andere, alle bekommen seine spitze Zunge zu spüren. Viele dieser Sager treffen den Nerv der Zeit und der Bürger der Bundeshauptstadt.

Viele dieser Sprüche hat Peter Ahorner im Laufe der Zeit gesammelt und ein „Best of“ nun veröffentlicht.

Meine Meinung:

Ich kenne natürlich die meisten dieser Sprüche. Trotzdem bin ich ein wenig enttäuscht, denn ich habe doch mehr von diesem Buch erwartet. Pro Seite ein Bonmot ist schon ein bisserl wenig Text. Auch die Karikaturen von Michael Pammesberger hätten ruhig ein wenig üppiger ausfallen können.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Frauen zu Beginn des 20.Jahrhunderts

Was wir zu hoffen wagten
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Es ist der Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Tage der großen Monarchien von Russland, Deutschland und Österreich-Ungarn sind gezählt. In dieser Zeit der Veränderung spielt das Drama der Geschwister Felice, ...

Es ist der Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Tage der großen Monarchien von Russland, Deutschland und Österreich-Ungarn sind gezählt. In dieser Zeit der Veränderung spielt das Drama der Geschwister Felice, Ille und Willi zur Nieden. Die Träume der Drei könnten unterschiedlicher nicht sein: Felice will Juristin werden, darf aber der Gesetze wegen nur den ersten Abschnitt des Jura-Studiums beenden. Willi interessiert sich nur für das Kino, soll aber die väterliche Bank übernehmen. Nur Ille entspricht den Erwartungen, träumt sie doch von einer glanzvollen Hochzeit und einer glücklichen Familie.

Als sich Felice weigert, den reichen Metzgereibesitzer zu heiraten, der die väterliche Bank vor der Pleite retten soll, springt die naive Ille brav ein.
Felice verlässt das Elternhaus und Willi mogelt sich durchs Leben. Er mimt den Banker, treibt sich aber in den Filmstudios im Babelsberg herum.

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbricht, sind die Träume der Geschwister zum größten geplatzt. Not, Verzweiflung und Tod greifen in die Leben ein und verändern die Welt der Drei abermals nachhaltig.

Meine Meinung:

Die Leben der drei Geschwister sind unterschiedlich intensiv geschildert. Felice wirkt auf mich stellenweise egoistisch. Willi wächst letzten Endes an den Folgen des Ersten Weltkrieges. Über Ille habe ich mich stellenweise geärgert, weil sie so duckmäuserisch ist und allen gefallen will. Die Rechnung bekommt sie letztlich präsentiert.

Die Erlebnisse an der Front sind sehr genau und authentisch geschildert. Da werden einige Leserinnen zu kiefeln haben, weil sie so nahe an der Realität sind.
Gut sind sowohl der aufkeimende Antisemitismus also auch die Lebensumstände der inzwischen nicht mehr wohlhabenden Adelsfamilie beschrieben. Dass das einfache Volk hier ein wenig ausgespart bleibt, ist für mich ok. Darüber gibt es andere Romane.

Über die Umstände, wie Ille gemeinsam mit dem schwer versehrten Gabriel ihren Mann umgebracht hat, hätte ich doch gerne mehr gelesen. Nd überhaupt, der Prozess, in dem Felice unerlaubterweise plädiert, ist für mein Dafürhalten zu kurz gekommen. Es scheint, als ob eine Seitenbegrenzung oder ein Abgabetermin, die Autorin zu einem schnellen Ende kommen hat lassen. Schade!
Denn eigentlich ist Felices Traum, Juristin zu sein, in Erfüllung gegangen, wenn auch auf andere Weise als gedacht.

Fazit:

Ein gut recherchierter historischer Roman, der noch ein wenig Luft nach oben hat, daher gibt es von mir 3 Sterne.

Veröffentlicht am 18.09.2018

Eine Hommage an alle wagemutigen und wissensdurstigen Frauen

Furchtlose Frauen, die nach den Sternen greifen
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Dieses Buch beschreibt in Kurzporträts den Werdegang von 50 Wissenschaftlerinnen. Beginnend mit Hypatia, die um 400 n. Chr. lebte über Sibylla Maria Merian und Lise Meitner bis hin zu Maryam Mirzakhani ...

Dieses Buch beschreibt in Kurzporträts den Werdegang von 50 Wissenschaftlerinnen. Beginnend mit Hypatia, die um 400 n. Chr. lebte über Sibylla Maria Merian und Lise Meitner bis hin zu Maryam Mirzakhani spannt sich der Bogen von Frauen, die in den sogenannten MINT-Studien oder in der Medizin Bahn brechendes geleistet haben.

Allen ist gemeinsam, dass es ihnen die Gesellschaft nicht immer leicht gemacht hat.

Meine Meinung:

Das Buch ist aus dem Amerikanischen übersetzt und hält sich auch in der Aufmachung und Illustration sehr eng an das Original. Die etwas psychedelischen Zeichnungen sprechen vermutlich 10 bis 12-jährige Mädchen an.
Mehrere kurze Überblicke wie “Meilensteine“ (S.32), „Laborgeräte“ (S.61) oder „Statistik“ (S. 84) ergänzen das Buch.

Leider muss ich diesmal einiges kritisieren:

Beim Kapitel Statistik ist ein Fehler passiert: Hier habe zwei unterschiedliche Diagramme dieselbe Überschrift. Dadurch geht die Aussage völlig verloren. Schade!

Da die Autorin Amerikanerin ist, überwiegen natürlich amerikanische Frauen. So ist mit Walentina Tereschkowa nur eine einzige Russin zu finden. Immerhin sind einige afro-amerikanische Pionierinnen zu finden.
Auch die Quellenangaben sind sehr spärlich. Das Leben der einen oder anderen Wissenschaftlerin wäre es wert, näher betrachtet zu werden. Da wäre weiterführende Literatur hilfreich.

Wirklich ärgerlich, weil völlig unnötig ist die winzige Schrift: Die (Groß)Buchstaben sind sage und schreibe 2mm (!!) groß. Und, wenn sie dann noch hell auf dunklem Untergrund sind, ist der Text kaum zu lesen. Selbst unsere junge Nachbarin (10 Jahre) hat gemeint, „Puh, das kann man ja gar nicht lesen!“.

Fazit:

Ein nettes Buch, das einen (wenn auch Amerika lastigen) Überblick über Pionierinnen in Naturwissenschaften gibt. Wegen der o.a. Kritikpunkte reicht es diesmal nur für knappe 3 Sterne.