Gelungener Auftakt der Trilogie
Gut Greifenau - AbendglanzGut Greifenau liegt in Hinterpommern, weit ab vom modernen Berlin des Jahres 1913. Für die Grafenkinder Konstantin und Katharina ist es schwer, sich den alten Gewohnheiten ihrer Eltern anzupassen. Sie ...
Gut Greifenau liegt in Hinterpommern, weit ab vom modernen Berlin des Jahres 1913. Für die Grafenkinder Konstantin und Katharina ist es schwer, sich den alten Gewohnheiten ihrer Eltern anzupassen. Sie wollen hinaus in die Welt, das Neue sehen und erleben. Konstantin möchte das Landgut auf den technisch neuesten Stand bringen und kämpft nicht nur gegen seinen Vater. Auch seine Verbindung zu der Dorflehrerin Rebecca Kurscheidt steht unter keinem guten Stern.
Für Katharina ist es sogar noch schwieriger. Die junge Frau soll einen Neffen des Kaisers heiraten, aber sie hat ganz andere Pläne. Während die Sorgen auf Greifenau immer größer werden, steuert die Welt auf eine noch viel größere Katastrophe zu.
„Gut Greifenau Abendglanz“ ist der Auftakt einer Trilogie. Hanna Caspian schildert von den Menschen, von ihren Schicksalen, von dem Leben auf einem Landsitz und in der Dorfgemeinschaft. Sie erzählt von der Oberschicht, aber genauso von den einfachen Menschen, die auf dem Gut arbeiteten und auf das Wohlwollen der Grafenfamilie angewiesen waren.
Die ersten Seiten sind mir etwas schwergefallen, ich fand die Lektüre am Anfang etwas zu seicht. Erst so langsam entfaltet sich die eigentliche Geschichte. Caspian stellt ihre Protagonisten vor und erst so nach und nach kommen die einzelnen Charaktere ans Licht. Ich kann nicht genau bestimmen, ab welchem Zeitpunkt mich die Story nicht mehr losgelassen hat. Letztendlich habe ich „Abendglanz“ in nur drei Abenden gelesen und fühlte mich gut unterhalten. Nicht nur das Leben des Adels wird beschrieben, sondern sehr viel mehr das ganze drum herum. Davon, wie die Menschen lebten, die die ganze Arbeit zu leisten hatten. Aber auch davon, wie schwer es war, so einen Betrieb am Laufen zu halten. Die Autorin hat die Atmosphäre auf dem Gut gut eingefangen. Es fällt leicht, mit den Charakteren zu gehen. Sie sorgt aber auch für Spannung, gerade weil die Geschichte sich langsam entfalten darf.
Dann sind da die jungen Leute, die sich verlieben und alles daran setzten, ihre Liebe auch leben zu können. Es stellt sich aber als nicht so einfach heraus. Konstantin muss für seine Liebe kämpfen und sich auch die Frage gefallen lassen, wie groß sind die Standesunterschiede. Auch Katharina, die noch sehr jung ist, muss sich dieser Frage stellen. Kann sie für die Liebe die Familie aufgeben oder folgt sie den Anweisungen der Mutter? Auch wenn die Geschichte leicht und locker verpackt ist, schnell wird klar, so einfach war das Leben damals nicht. Nicht für die Menschen, die ihr Leben als Dienstpersonal verbrachten und auch nicht für die privilegierte Oberschicht. Dann kommt noch dazu, dass über alle sich die große Katastrophe anbahnt. Die Autorin hat diese Details, gekonnt in das Leben der Menschen von Gut Greifenau einfließen lassen. Es klingt schlüssig.
Die Aufmachung des Taschenbuchs lässt auch keine Wünsche offen, es gibt Karten von Pommern und Greifenau, ein Personenregister und ein abschließendes Nachwort klären Fiktion und Wahrheit.
„Gut Greifenau Abendglanz“ ist ein gelungener Start dieser Trilogie. Es beginnt in ruhigen Bahnen und endet damit, dass man eigentlich sofort weiterlesen möchte. Ich habe die Protagonisten in mein Leseherz geschlossen. Ich bin gespannt, ob Konstantin und Katharina oder die Dorflehrerin Rebecca und die vielen Menschen in ihrem Umfeld, ihre Ziele erreichen werden. Ich möchte wissen, wie es mit dem Gut weitergeht. Auch wie die einfachen Menschen von Greifenau weiterleben, in dem Krieg, der nun kurz bevorsteht. „Gut Greifenau“ gute Unterhaltung aus Pommern.