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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2018

Weihnachtliche Familienidylle

Sieben Tage Wir
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Weihnachten steht vor der Tür, und die Familie Birch muss zwangsläufig sieben Tage miteinander verbringen, weil durch die Tätigkeit der ältesten Tochter Olivia als Ärztin nun alle vier Familienmitglieder ...

Weihnachten steht vor der Tür, und die Familie Birch muss zwangsläufig sieben Tage miteinander verbringen, weil durch die Tätigkeit der ältesten Tochter Olivia als Ärztin nun alle vier Familienmitglieder unter Quarantäne stehen: Vater Andrew, Mutter Emma und die Töchter Olivia und Phoebe. Seit Jahren gab es diese Konstellation zu Weihnachten nicht mehr, viel hat sich in der Zwischenzeit getan. Neben den gegenseitigen Erwartungen hegt jeder auch noch seine Geheimnisse, und die haben explosiven Charakter… Wie lange kann das wohl gut gehen?

Eine brenzlige Ausgangssituation breitet die Autorin Francesca Hornak vor dem Leser aus. Jeder der Beteiligten versucht auf seine ganz eigene Art damit umzugehen. Wie das geschieht, ist äußerst gelungen eingefangen. Mal witzig, mal nachdenklich rollen sich die Geschehnisse auf in dieser Melange zwischen alten Traditionen und neuen Hoffnungen. Dabei spart die Autorin nicht mit überraschenden Wendungen, die der Erzählung eine neue Richtung geben. Einfühlsam werden die verschiedenen Sichtweisen der Protagonisten dargestellt, der Leser kann sich die Situation sehr gut vorstellen.

Spannend ist diese weihnachtliche Geschichte, die das Familienidyll der Birchs genüsslich auseinandernimmt und neu und überraschend wieder zusammensetzt. Dieses Buch empfehle ich gerne weiter.

Veröffentlicht am 13.10.2018

Eine Liebe in schwierigen Zeiten

Der Apfelbaum
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Sala und Otto lieben sich vom ersten Augenblick an. Doch bevor sie für den Rest ihres Lebens zueinander finden, muss noch einiges geschehen: ein Weltkrieg und die Gefangenschaft während bzw. nach dem ...

Sala und Otto lieben sich vom ersten Augenblick an. Doch bevor sie für den Rest ihres Lebens zueinander finden, muss noch einiges geschehen: ein Weltkrieg und die Gefangenschaft während bzw. nach dem Krieg verändern beide so sehr, dass sie sich aus den Augen verlieren.

Christian Berkel hat die Geschichte seiner Familie über drei Generationen aufgeschrieben. Angeregt von den Erzählungen seiner Mutter, als sie langsam in die Demenz abdriftete, hat er in Archiven und Briefen seiner Eltern gestöbert sowie Reisen an die Orte des Geschehens unternommen. Von der Kindheit des Vaters bis hin zu den letzten Atemzügen seiner Mutter beschreibt er den Lebensweg der beiden, mal mehr, mal weniger chronologisch und auch mal mehr, mal weniger ausführlich. Eindrücklich wird die Erzählung auf jeden Fall, sehr schnell findet sich der Leser wieder an den Orten der Geschichte wieder und hat ein klares Bild der beiden Protagonisten vor sich. Es sind zwei starke Persönlichkeiten, die ganz gerne auch mal schwach werden würden, doch die Umstände lassen das sehr lange nicht zu. Man bangt um das Leben der beiden und fragt sich immer wieder, wie sie sich wiedersehen sollen, wenn so viele Hindernisse die Pläne der beiden zunichte machen. An den Erzählungen über Sala und Otto spiegelt sich deutsche Zeitgeschichte.

Das Projekt des Schauspielers Christian Berkel, die eigene Geschichte nachzuforschen und, nach eigenen Worten, seine Geschichte neu zu erfinden, verdient auf jeden Fall eine Menge Respekt. Es sind keine einfachen, belanglosen Erzählungen, die er herausgefunden hat, die Geschichte seiner Eltern ist von sehr bedrückenden Momenten belastet. Diese hat er sehr elegant und beeindruckend geschildert. Dies dann auch für die Öffentlichkeit zu bearbeiten, ist sicher kein einfacher Schritt, betont er doch in einem Interview, dass die Erinnerungen (auch die fehlenden) bedeutende Teile seiner eigenen Identität sind: Die Erinnerungen, auch die der Eltern, werden unbewusst weiter gegeben an die jeweils nächste Generation. Dies kann man sehr gut zwischen den Zeilen des Buches herauslesen.

Das Ende ist ein bisschen zu sehr nach dem Motto: „…und dann lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“ Das war mir etwas zu abgehackt. Ein bisschen schwer getan habe ich mich auch mit dem Berliner Dialekt, der vor allem anfangs recht dominant ist. Das sind jedoch meine einzigen Kritikpunkte.

Die Geschichte von Christian Berkels Eltern ist so spannend und einfühlsam geraten, dass ich sie sehr gerne weiter empfehle und vier von fünf Sternen vergebe.

Veröffentlicht am 12.10.2018

Atmosphärisch düster

Ins Dunkel
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Bei einer Teambildungsmaßnahme im australischen Busch geht etwas ganz gewaltig schief, und eine der Teilnehmerinnen kehrt nicht mehr zurück. Aaron Falk und seine Kollegin von der australischen Polizei ...

Bei einer Teambildungsmaßnahme im australischen Busch geht etwas ganz gewaltig schief, und eine der Teilnehmerinnen kehrt nicht mehr zurück. Aaron Falk und seine Kollegin von der australischen Polizei müssen die vermisste Alice unbedingt finden, denn sie war seine Informantin bei ihrem Unternehmen, das unter dem Verdacht der Geldwäsche steht. Die anderen vier Frauen aus ihrem Team berichten, dass Alice sich auf eigene Faust allein durch den Busch schlagen wollte, entgegen der Absprachen untereinander. Ob Alice wohl noch lebend aufgefunden werden kann?

Was ist wohl mit Alice passiert? Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass die Vermisste keine einfache Frau ist. Sie kannte sowohl die dunklen Machenschaften ihrer Firma wie auch die dunklen Geheimnisse ihrer Kolleginnen, mit denen sie unterwegs war. Dabei konnte sie recht skrupellos ihre Ziele verfolgen. Beliebt war sie überhaupt nicht. Aber sind die Kolleginnen bei der Teambildungsmaßnahme wirklich so geradlinig, wie sie es vorgeben, oder haben sie auch das eine oder andere Geheimnis, das sie auf keinen Fall preisgeben wollen? Aus dieser Geheimniskrämerei lebt das Buch, in zwei Zeitschienen werden die Ereignisse während der Suche nach Alice wie auch während der Wanderung durch den Busch abwechselnd aufgerollt.

Ich kenne den ersten Teil der Reihe um Aaron und Carmen nicht, doch die Geschichte ist in sich selbst abgeschlossen, man kann sie gut für sich allein lesen. Bezeichnend für diesen Band ist die düstere Stimmung, in der dieser Krimi spielt, sowohl von den Ereignissen her wie auch von der Befindlichkeit der Frauen. Sehr schnell taucht der Leser ein in die Situation der Frauen und erlebt mit ihnen die scheinbar ausweglose Situation, die Verzweiflung, in der sie sich schnell wiederfinden.

Mir fehlte dennoch ein wenig die Spannung, zumindest im größten Teil der Erzählung. Deswegen möchte ich diesem Krimi vier von fünf Sternen geben und empfehle das Buch gerne weiter.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Ein lesenswertes Buch

Das weibliche Prinzip
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Als Greer Kadetsky an ihren ersten Collegetagen Faith Frank trifft, verändert das ihr Leben: Diese gilt seit Jahrzehnten als Schlüsselfigur der Frauenbewegung, und ihr charismatisches Wesen berührt die ...

Als Greer Kadetsky an ihren ersten Collegetagen Faith Frank trifft, verändert das ihr Leben: Diese gilt seit Jahrzehnten als Schlüsselfigur der Frauenbewegung, und ihr charismatisches Wesen berührt die junge Studentin bis ins Innerste. Jahre später trifft Greer erneut auf Faith Frank, und ihr Traum geht in Erfüllung, sie wird mit Faith eng zusammenarbeiten. Gleichzeitig ist sie immer auch auf der Suche nach sich selbst…

Meg Wolitzers hochgelobtes Werk über die charismatische Feministin Faith Frank hat auch mich neugierig gemacht. Gespannt habe ich Greers Geschichte gelesen, die so eng mit der von Faith Frank verbunden ist. Die Autorin schafft es sehr schnell, Sympathie zu wecken für ihre beiden Protagonistinnen, ja überhaupt für die Frauenbewegung an sich wie auch für die weiteren Personen der Geschichte. Etwas schwer getan habe ich mich dabei mit den Zeitsprüngen, die nicht immer sofort einzuordnen waren, und mit vielen Details, die mir ein bisschen zu sehr von der Geschichte selbst abgewichen sind.

Sehr spannend ist der Bezug der Autorin zur feministischen Szene in Amerika. Faith Frank und Greer Kadetsky entspringen der Fantasie der Autorin, doch ist es ihre Idee, den Gedanken der Feminismusbewegung in verschiedenen Generationen darzustellen. Um dieses Thema herum gruppiert sie die Erzählung, wobei manche Erzählstränge etwas ins Hintertreffen geraten, die ich wichtig gefunden hätte. So sind mir manche Figuren letztendlich ein bisschen zu blass geblieben, ihre Intentionen konnte ich nicht immer nachvollziehen.

Trotz aller Kritik regt das Buch zum Nachdenken an, jede Frau wird sicherlich während der Lektüre zumindest kurz ihren eigenen Lebensweg reflektieren. Mich hat das Buch nicht so ganz überzeugt wie ich es zunächst gedacht hatte. Dennoch ist es ein lesenswertes Buch, auch wenn ich den Hype dazu nicht ganz verstehen kann.

Veröffentlicht am 01.10.2018

Prosecco zum Hören

Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir
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Anne Vogd ist Kabarettistin. Sie erzählt aus ihrem Leben, nimmt sich dabei selbst auf die Schippe. Vielerlei Themen streift sie dabei, aus ihren verschiedenen Lebensabschnitten. Manche Anekdote kommt bekannt ...

Anne Vogd ist Kabarettistin. Sie erzählt aus ihrem Leben, nimmt sich dabei selbst auf die Schippe. Vielerlei Themen streift sie dabei, aus ihren verschiedenen Lebensabschnitten. Manche Anekdote kommt bekannt vor, insbesondere beim Einstieg in das Hörbuch dachte ich sehr oft: Kenn ich, abgehakt. Doch es lohnt sich, weiter dabei zu bleiben, da kommen die Abschnitte, die originelle Ideen einbringen. Vieles davon erkennt man wieder von sich selbst, ihre Anekdoten kommen sehr pointiert und messerscharf daher. Da kamen dann bei mir auch die Lacher, die ich anfangs ein bisschen vermisst hatte.

Das Hörbuch ist eine gekürzte Lesung, von der Autorin selbst gelesen. Das gibt ihr die Möglichkeit, ihre Pointen selbst genau zu setzen, und das tut sie gekonnt mit ihrem rheinischen Sprachkolorit. Ihre Selbstironie bringt ihre Geschichten gut auf den Punkt. Da perlt tatsächlich der „Prosecco zum Hören“.

Ein vergnügliches Hörabenteuer aus dem Alltag der Frau ab 40, witzig-spritzig zum Gute-Laune-Gewinnen.