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Veröffentlicht am 30.10.2018

Ostfriesland im Visier des organisierten Verbrechens

Sektenmord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi
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„Sektenmord in Neuharlinger Siel“ von Rolf Uliczka ist der 5.Fall für die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens von der Polizei Wittmund, erschienen 2018 im Klarant Verlag.
Im schönen und beschaulichen ...

„Sektenmord in Neuharlinger Siel“ von Rolf Uliczka ist der 5.Fall für die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens von der Polizei Wittmund, erschienen 2018 im Klarant Verlag.
Im schönen und beschaulichen Ostfriesland sind wieder grausame Verbrechen geschehen.

Im Benser Tief finden Spaziergänger zwei Leichen und im Knyphauser Wald wird ein ausgebranntet VW Bus mit zwei Toten entdeckt. Zunächst ist nicht klar ob es sich um unterschiedliche Fälle handelt oder ob ein Zusammenhang besteht. Wer sind die Toten?

Nina, die sich von den furchtbaren Ereignissen des letzten Falls einigermaßen erholt hat, tritt wieder ihren Dienst an und wird von den Kollegen auf das Herzlichste willkommen geheißen. Mir gefällt wie der Autor das polizeiliche Umfeld mit warmen Worten schildert und das Team von Nina und Bert beschreibt.
Erste Spuren führen zu einem abgelegenen Gulfhof, wo sich eine illustre Gesellschaft um den amischen Bischof Ummo zusammen gefunden hat. Hier finden Menschen Zuflucht und eine neue Heimat, die gestrandet sind. Ihnen wird Hilfe in jeder Lebenslage und eine Anstellung auf dem Hof geboten. Nach ihrer Vergangenheit wird nicht gefragt, denn Ummo sieht in jedem Menschen ein Geschöpf Gottes. Rolf Uliczka zeichnet ein interessantes, manchmal widersprüchliches Bild von ihm. Aber jemand, der nach einem Zugriff der Polizei auf seinem Hof als erstes an die Versorgung der Tiere denkt, der kann doch kein eiskalter Verbrecher sein?

Auch die Heimat des Autors, das Saterland, wo von 2.500 Menschen saterfriesisch gesprochen wird, lernt der Leser in einer folgenreichen Episode, dem Karneval, kennen.
Als die Polizisten im Rahmen ihrer Ermittlungen und Untersuchungen Hinweise finden, die in Richtung organisiertes Verbrechen deuten, nimmt der Krimi rasant an Fahrt auf. Temporeich und spannend wird eine Geschichte erzählt, die den Leser fesselt. Durch die Zusammenarbeit mit den Kollegen in Köln wird dort ein ganzer Verbrecherring ausgehoben.

Ninas Intuition und ihre Kombinationsgabe helfen weitere Puzzlestückchen zu finden. Trotz ihrer traumatischen Erlebnisse stellt sie sich den neuen Anforderungen des aktuellen Falls. Sie ist eine starke Frau, die ich bewundere.

Der Schreibstil von Rolf Uliczka ist flüssig und sehr gut zu lesen. Durch immer neue Erkenntnisse ist die Spannung garantiert. Die Lösung der Kriminalfälle ist in sich schlüssig und nachvollziehbar. Die besondere Grausamkeit, der hier geschilderten Morde, ist der organisierten Kriminalität geschuldet und zeigt, wie wenig ein Menschenleben diesen Verbrechern wert ist.

Aus meiner Sicht ist der Krimi eine klare Leseempfehlung mit 5 Sternen. Ich freue mich schon auf weitere Fälle von Nina und Bert.


Veröffentlicht am 27.10.2018

Tibetische Schätze

Mit dem Wasser kommt der Tod
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„Mit dem Wasser kommt der Tod“ von Manuel Vermeer ist der Auftakt zu einer neuen Thriller-Reihe um die junge deutsche Hydroingenieurin Cora Remy. Von ihrem Arbeitgeber, einem Ingenieurbüro im Westerwald, ...

„Mit dem Wasser kommt der Tod“ von Manuel Vermeer ist der Auftakt zu einer neuen Thriller-Reihe um die junge deutsche Hydroingenieurin Cora Remy. Von ihrem Arbeitgeber, einem Ingenieurbüro im Westerwald, wird sie nach China gesandt. In Qingdao soll sie eine Kläranlage abnehmen und in Tibet technische Probleme bei einem im Bau befindlichen Objekt klären.

Doch kurz nach ihrer Ankunft kommt sie einer Korruptionsaffäre, die ihrer Firma schadet, auf die Spur und gerät in eine gefährliche Situation. Sie wird angegriffen und verfolgt. Doch Cora, als passionierte Jägerin, gibt nicht auf und versucht auch ihren zweiten Auftrag zu erfüllen. Doch sie ahnt nicht in, welche lebensgefährlichen Situationen sie noch geraten wird. Ihr Aufenthalt gestaltet sich zu einem Alptraum. Sie kämpft, behauptet sich und gelangt an Informationen über einen Umweltskandal, der die ganze Welt im schlimmsten Fall in ein Chaos ohnegleichen stürzen könnte.

Die Besonderheit dieses Buch sind nicht nur Coras Abenteuer und eine Flucht, die von Lhasa durch Tibet zum Brahmaputra bis ins Basecamp des Mount Everest führt, sondern die einzigartige Kombination von Thriller und Vermittlung fundierter geographischer, kultureller und historischer Kenntnisse über China, Tibet und Indien. Sachkundig und unterhaltsam verbindet Manuel Vermeer Themen der internationalen Politik und Wirtschaft mit der Umweltproblematik, hier die Wassernutzung, mit einer aufregenden Krimihandlung.

Dabei vermittelt der Autor ein sehr differenziertes China-Bild durch das geschickte Agieren und Argumentieren von Coras einheimischen Reisebegleitern, die sie beruflich unterstützen sollen. Der Leser wird in die Lage versetzt sich selbst ein Bild über das heutige China und Tibet zu machen, denn jede Seite hat in Gesprächen mit Cora überzeugende Argumente vorzubringen. Verschiedene Erzählstränge mit interessanten Nebenfiguren vervollständigen die komplexe Geschichte.

Für mich waren neben der spannenden Geschichte um Coras Abenteuer die geschilderten Fakten zu Tibet das Besondere, weil mit diesem Buch ein anderes Bild gezeigt wird.
Das historische Tibet umfasste ein wesentlich größeres Gebiet, als das autonome Gebiet Tibet in China. Teile des historischen Gebiets befinden sich noch in China selbst und den Nachbarländer. Als die Chinesen 1950/51 dort einmarschierten lebten die Tibeter unter feudalen Verhältnissen. 95% des Landbesitzes gehörten den Klöstern und viele Tibeter waren Leibeigene. Sie hatten keinen Zugang zu Bildung. Die Analphabetenrate betrug ca. 94%.

Tibet verfügt nicht nur über begehrte Bodenschätze. Hier entspringen alle wichtigen Flüsse Ost- und Südasiens z.B. Mekong, Brahmaputra, Irawadi, Jangtse und Indus. Sie versorgen Indien, Vietnam, Bangladesch, Myanmar, Laos und Kambodscha mit Wasser.

Die Nutzung der Wasserkraft und des Wassers dieser Flüsse kann ohne gemeinsames Handeln der Anliegerstaaten zu Problemen führen, deren Ausmaß für europäische Verhältnisse unvorstellbar ist. Diese Erfahrung machen auch die Protagonisten des Thrillers und der Ausblick, den der Autor nach einem rasanten und actionreichen Finale gibt, macht Hoffnung auf ein vernünftiges und verantwortungsbewusstes Handeln unter Einbeziehung der Interessen aller Menschen.

Fazit:
Die Verbindung aus Fakten, Action und eines möglichen Umweltskandals ist meiner Meinung nach perfekt. Ich mag den flüssigen und sehr informativen Schreibstil.
Mit diesem Buch ist Manuel Vermeer eine außergewöhnliche und spannende Geschichte gelungen, die aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung ist. Gern vergebe ich 5 Sterne und freue mich auf neue Abenteuer von Cora.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Ein Familienschicksal in Ostpreussen - großartig erzählt

Das Bernsteincollier
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„ Das Bernsteincollier“ von Eva Grübl-Widman, erschienen 2018 bei Bastei-Entertainment, ist ein überzeugendes literarisches Debut der österreichischen Autorin.

Sie erzählt auf unterschiedlichen Zeitebenen ...

„ Das Bernsteincollier“ von Eva Grübl-Widman, erschienen 2018 bei Bastei-Entertainment, ist ein überzeugendes literarisches Debut der österreichischen Autorin.

Sie erzählt auf unterschiedlichen Zeitebenen mit verschiedenen Handlungssträngen eine ungewöhnliche Familiengeschichte, die in Stockholm beginnt und tief in die Vergangenheit nach Ostpreußen führt.

Der Großvater der Schwedin Inga liegt im Sterben und möchte seiner Familie noch etwas mitteilen. Eine bemalte alte Holztruhe gibt Rätsel auf. Aber es geht ihm immer schlechter und so begibt sich Inga nach Kaliningrad, das alte Königsberg, um mehr über seine Herkunft zu erfahren. Dort lernt sich den charmanten russischen Reiseführer Andrej kennen, mit dem sie bald mehr verbindet als nur das Interesse an der Vergangenheit. Die Autorin beschreibt sehr einfühlsam den Beginn einer Liebesgeschichte ohne Kitsch und Sentimentalität. Über Andrejs deutsche Großmutter finden die beiden eine Spur zur Vergangenheit von Ingas Großvater und besuchen ein altes Gut bei Selenogorsk, dem alten Cranz.

Parallel erzählt Eva Grübl-Widmann vom schweren Leben im alten Ostpreußen. Im Mittelpunkt steht Erna, eine junge Frau, die kurz vor der Geburt ihrer Tochter, vom schwedischen Vater Ole sitzen gelassen wird und sich um 1915 als alleinstehende Mutter durch das Leben schlägt. Sie ist eine starke junge Frau, die nicht aufgibt. Die Liebe zu Büchern und zum Lernen, die ihr ihre Mutter vermittelt hat, begleitet sie ein Leben lang. Erna schafft es aus dem Armenhaus von Königsberg, wo ihre Tochter Ebba geboren wird, zu einer Anstellung bei einem jüdischen Arzt im Haushalt und später zu einer Beschäftigung auf dem Gut von Bergen in der Nähe von Cranz. Der Sohn des Hausherrn Johann und sein bester Freund Karl sind in Ebbas Alter und die drei werden zu Freunden. Johann und Ebba verlieben sich und heiraten, allen Widerständen zum Trotz. Als 1939 der Krieg ausbricht und die beiden Freunde eingezogen werden, bleibt nichts mehr wie es einmal war. Dramatisch sind nicht nur persönliche Schicksale, denn den Menschen bleibt kein Leid und Unglück erspart. Auch Ostpreußen existiert nach dem Krieg nicht mehr. Es wird zwischen der Sowjetunion und Polen aufgeteilt. Heute sind es drei Länder Polen, Litauen und Russland, auf deren Gebiet sich das frühere Ostpreußen befindet.

Die Autorin erzählt mit einer ausdrucksstarken Sprache bildhaft von Menschen und ihren Schicksalen. Die Protagonisten sind authentisch und sehr differenziert beschrieben. Ihr gelingt es Geschichte lebendig werden zu lassen, ohne belehrend zu wirken. Man merkt wie gut Eva Grübl- Widmann recherchiert hat. Sie bemüht sich um Objektivität bei der Schilderung der Grausamkeiten des Krieges ohne pauschale Verurteilungen. Als Leser kann man sich aufgrund der lebhaften Schilderung die Landschaften und die Menschen sehr gut vorstellen. Ihr flüssiger Schreibstil fesselt.

Das Ende führt Vergangenheit und Gegenwart zusammen und Inga gelingt es ein großes Familiengeheimnis zu lüften. Zusammen mit dem Leser hat Inga viel über europäische Geschichte und die Irrungen von Lebenswegen im 20. Jahrhundert erfahren. Die Menschen, denen sie begegnet, haben ihre Menschlichkeit bewahrt. Sie haben die Vergangenheit akzeptiert und können darüber sprechen in der Hoffnung, dass spätere Generationen daraus lernen.

Fazit:
Eva Grübl-Widmann hat ein wunderbares Buch um ein Familiengeheimnis geschrieben, welches fasziniert und verzaubert. Sie verbindet Gegenwart und Vergangenheit und weiß viel Interessantes über das alte Ostpreußen und das neue Leben um Kaliningrad zu erzählen. Ein berührendes und ergreifendes Buch ist gelungen. Gern vergebe ich 5 Sterne und hoffe auf weitere Bücher dieser talentierten Autorin.

Das Rezensionsexemplar wurde mir dankenswerter Weise von NetGalley zur Verfügung gestellt und hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst.




Veröffentlicht am 21.10.2018

Turbulente Ermittlungen

Friesenstrand. Ostfrieslandkrimi
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August – ein schöner Sommer auf Borkum geht langsam zu Ende. Doch in diesem Jahr passiert etwas Schreckliches. Eine junge Frau wird tot am Strand aufgefunden. Mona und Enno eilen am frühen Morgen zum Tatort, ...

August – ein schöner Sommer auf Borkum geht langsam zu Ende. Doch in diesem Jahr passiert etwas Schreckliches. Eine junge Frau wird tot am Strand aufgefunden. Mona und Enno eilen am frühen Morgen zum Tatort, denn es war kein natürlicher Tod. Am Hals sind Würgemale sichtbar.

Es ist der 10. Fall für die beiden Inselkommissare. Erste Spuren führen zu einer Gruppe junger Männer, die hier ein Ferienhaus gemietet haben. Relativ schnell gerät einer der vier unter Verdacht und der Fall scheint gelöst, bevor der neue Krimi von Sina Jorritsma richtig begonnen hat.

Doch Monas Überlegungen und ihre Ermittlungen zur Identität der Toten bringen immer neue Widersprüche hervor. Die Zahl derer, die ein Motiv haben könnten, wächst. Die temporeiche Geschichte, die sich nun entwickelt, als Mona und Enno mehr über die lebenslustige Eske Tadden erfahren, nimmt Fahrt auf. Der Schreibstil der Autorin ist wie immer leicht und schnell zu lesen. Neue Personen und Geschichten zum Privatleben der Verdächtigen gestalten die Handlung unterhaltsam und abwechslungsreich. Überraschende Wendungen erhalten die Spannung aufrecht und der Leser kann immer staunen, wie turbulent es in diesem Krimi zugeht. Monas Temperament und ihre Gedanken bringen Humor in die Polizeiarbeit.

Auch das friesische Lokalkolorit ist durch gelungene Beschreibungen von Hotels, Pensionen, Inselbäckereien, Dünen- und Strandlandschaften sowie zauberhaften Cafés reichlich vorhanden. Glücklicherweise sind Mona und Enno oft unterwegs und treffen auch wieder auf Inselbewohner, deren Blick nichts entgeht.

Sina Jorritsmas Geschichte ist gut durchdacht und raffiniert gestaltet. Eske Tadden war eine schwer zu durchschauende Persönlichkeit. Sie selbst konnte Situationen nicht immer richtig beurteilen und war recht leichtsinnig. Sie verlor in bestimmten Situationen die Kontrolle und das tragische Ende folgte.
Die überraschende Auflösung war in sich schlüssig und nachvollziehbar. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten gefühlt.

Fazit:
Ein kurzweiliger Krimi mit viel Lokalkolorit, der von Beginn an unterhält und mit einigen unerwarteten Wendungen punkten kann. „Friesenstrand“ ist absolut gelungen und Lesevergnügen pur. Spannend und unterhaltsam – deshalb vergebe ich gern 5 Sterne und empfehle das Buch allen Freunden von guten Ostfrieslandkrimis.

Mein Dank gehrt an den Klarant-Verlag, der mir kostenlos ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine ehrliche Lesermeinung wurde dadurch nicht beeinflusst.



Veröffentlicht am 01.10.2018

Die Themse im Fluss der Zeiten

Die Themse
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„Die Themse – Biographie eines Flusses“ von Peter Ackroyd, erschienen 2008 im Verlag Knaus, ist ein ganz besonderes Buch. Hier wird die Lebensgeschichte eines Flusses erzählt, der nicht zu den ganz großen ...

„Die Themse – Biographie eines Flusses“ von Peter Ackroyd, erschienen 2008 im Verlag Knaus, ist ein ganz besonderes Buch. Hier wird die Lebensgeschichte eines Flusses erzählt, der nicht zu den ganz großen Strömen dieser Welt gehört.

Die Themse (Thames) ist ein recht unspektakulärer Fluss, gerade einmal 215 Meilen oder 346 km lang. Ihr Name kommt aus der keltischen Sprache. Das Wort „tam“ bedeutet so viel wie „glatt“ oder „sich ausbreiten“.

Seit mehr als 4000 Jahren leben Menschen an diesem Fluss, der mit der britischen Geschichte untrennbar verbunden ist. Er war Schauplatz von mythischen, historischen, militärischen und kulturellen Ereignissen. Davon erzählt Peter Ackroyds Biographie auf 557 Seiten in 15 Teilen, die insgesamt 45 Kapitel enthalten. Die Kapitelüberschriften dienen als Wegweiser. Man taucht ein in die Welt der Themse und blickt in den Spiegel der Geschichte und Natur.

Der wunderbare Erzählstil macht es dem Leser leicht die vielen Facetten des Flusses kennen zu lernen. Es wird Wissensvermittlung auf hohem Niveau geboten, ohne den Leser mit steifer Gelehrsamkeit zu langweilen.

Hier liegt ein Sachbuch in bester angelsächsischer Tradition vor. Peter Ackroyd kann man sich als Privatgelehrten vorstellen, der vieles gelesen und studiert hat. Er ist ungemein sachkundig, hat akribisch recherchiert und Freude am Erzählen. Er ist einer der wichtigsten Gegenwartsautoren Großbritanniens und hat viele Sachbücher und Romane verfasst, darunter auch die Biographien zweier Städte: Venedig und London.

Der Autor trägt Fakten und Anekdoten, Wissenswertes und Skurriles akribisch zusammen. Die Kapitel können, müssen aber nicht chronologisch gelesen werden. Man kann die Reise entlang des Flusses je nach Gusto gestalten und einzelne Abschnitte separat lesen.

Aber was wäre der Fluss ohne die Menschen, die an seinen Ufern leben. Wie haben sie mit und von der Themse gelebt? Ausführlich berichtet der Autor von der schweren Arbeit am Fluss, dem Bau von Tunneln und Brücken und dem Kommerz, als die gewaltige Welt der Docks entsteht. Bald ist der Fluss mit seinen Kräften am Ende und wird zur Kloake. Alle Anstrengungen im 21. Jahrhundert werden aber den heiligen Fluss nie wieder in seinen reinen Zustand versetzen können.
Auch Kunst und Literatur zur Themse sind einige Kapitel gewidmet. Die Darstellung von Peter Ackroyd gibt ein wahrhaft umfassendes Bild des Flusses. Das Buch ist angefüllt mit Fakten und Geschichte, Magie und Philosophie, Wirklichkeit und Träumen sowie Poesie und Leidenschaft.

Vervollständigt wird es durch zahlreiche Abbildungen und Karten, die das Buch wunderschön illustrieren. Auch ein umfassendes Register fehlt nicht. Entstanden ist ein echtes Meisterwerk in einer edlen Aufmachung, wenn man das gebundene Buch in den Händen hält. Die silberne Farbe des Covers impliziert Wasser und zeigt eine Zeichnung der Londoner Tower Bridge, einem Wahrzeichen der Themse.

Aus meiner Sicht ist das Buch eine klare Leseempehlung für alle, die schon immer etwas mehr über das sichtbare und unsichtbare Leben an der Themse erfahren wollten.