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Karschtl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2018

Zu viele Schneeflocken und Eiskristalle

Wenn ich dich sehe
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Ein junges Mädchen ist in tiefer Trauer um ihren über alles geliebten Bruder, ihr einziger Vertrauter in der Familie denn die Eltern sind anscheinend absolut gefühlskalte und wenig liebevolle Menschen. ...

Ein junges Mädchen ist in tiefer Trauer um ihren über alles geliebten Bruder, ihr einziger Vertrauter in der Familie denn die Eltern sind anscheinend absolut gefühlskalte und wenig liebevolle Menschen. Nach dem Abi haut sie ihre bisherigen Lebenspläne völlig über den Haufen und will stattdessen das Leben von Max fortführen: sie zieht in die Stadt, in der er zuletzte wohnte, schreibt sich an 'seiner' Uni für sein Studienfach ein - Medizin. Sie macht den gleichen Nebenjob wie er, und lernt dabei auch seine Freunde kennen.

Warum sie das alles macht, kann ich nur mutmaßen. Am wahrscheinlichsten ist, dass sie ihre Eltern dadurch zufrieden stellen will, die schon immer wollten dass Lotte Ärztin wird. Oder sie will ihre eigene Trauer verarbeiten, indem sie Max so nahe wie möglich kommen will. Was sie auf jeden Fall nicht macht ist, den Wünschen von Max nachzukommen. Denn der wollte für seine kleine Schwester schon immer, dass sie ihre Träume vom tanzen verwirklicht und den Eltern gegenüber für diesen Berufswunsch auch eintritt. Wieso stellt sie sich diesem Wunsch so vehement entgegen?

Dann trifft sie auf Nick, von dem sie anfangs gar nicht weiß dass er der beste Freund ihres Bruders war. (Wieso Max, der ihr sonst so nahe war wie es Geschwister eher selten sind, ihr das verschwiegen hat verstehe ich nicht so ganz. Ebenso wieso er nie auch nur ein Wörtchen über eine weitere wichtige Person in seinem Leben verloren hat). Den Nick konnte ich anfangs überhaupt gar nicht leiden, denn er wird als überheblich und arrogant beschrieben, der Lotte ständig anmeckert sie solle doch endlich 'echt' und sie selbst sein. Was maßt der sich überhaupt an. Aber die Lampions in seinen flaschengrünen Augen ziehen Lotte trotzdem in ihren Bann.

Womit wir schon beim Schreibstil sind. Der war für mich eher mühsam. Julia Niederstraßer schreibt sehr oft in Metaphern. Ein wiederkehrendes Motiv dabei ist, dass Lotte in sich Schneeflocken und Eiskristalle spürt, die manchmal von gefährlichen Flammen angeschmort werden, und dann kommen da auch noch die Schmetterlinge hinzu. Und nur Max war früher in der Lage, ihr Schneeschieber zu sein. An sich ein schöner Vergleich, aber das wird extrem häufig eingesetzt, zusammen mit noch anderen Gleichnissen, dass ich es bald mühsam fand zu lesen. Zu viel Text über nichts.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Tagebuch einer Aussteigerin

Tausche Alltag gegen Leben
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Ich konnte mich auf mehreren Ebenen mit Franziska Schmitt identifizieren. Sei es ihr Wunsch nach Freiheit, nach Veränderung, Aufwachsen in der brandenburgischen Provinz (habe allerdings nirgendwo rausgekriegt ...

Ich konnte mich auf mehreren Ebenen mit Franziska Schmitt identifizieren. Sei es ihr Wunsch nach Freiheit, nach Veränderung, Aufwachsen in der brandenburgischen Provinz (habe allerdings nirgendwo rausgekriegt wo genau...), Silly gut finden (wobei ich nur die wirklich alten Lieder kenne wo Tamara Danz noch die Sängerin war).
Eine gute Voraussetzung also für dieses Buch. Aber Franziska Schmitt ließ sich dann doch so viel Zeit mit dem Erzählen all ihrer Gedanken, Beweggründe und Vorbereitungen, und neuerliche Gedanken aber auch dieselben Beweggründe... dass ein Drittel des Buches um war bevor ihre große Weltreise überhaupt begann.

Einmal unterwegs, hat sie auch versucht einigermaßen anschaulich zu vermitteln wie Land & Leute auf sie gewirkt haben und was sie so alles gesehen hat. Allerdings war das nicht wirklich viel, denn schon bald lernt sie einen Mann kennen, mit dem sie fortan sehr viel Zeit verbringen wird und ihre eigentliche Reise tritt immer mehr in den Hintergrund. Weil sie sich dort mit einer Freundin verabredet hat reist sie immerhin noch nach Nepal, und versucht es auch mit Indien. Das wird aber nur ein sehr kurzer Abstecher. Stattdessen fliegt sie ungeplanterweise noch nach Australien, aber dort hat sie im Grunde nur von Leuten zu berichten und so überhaupt gar nichts vom Land. Zum Abschluss steht dann noch Myanmar auf ihrer Liste.

Ich fand die sich entwickelnde Liebesgeschichte durchaus auch 'spannend' und wollte wissen, wie es mit den beiden weitergeht. Aber ich hatte halt etwas ganz anderes erwartet, eine Art Reisebericht über Asien. Bekommen habe ich allerdings eine Art Tagebuch voll mit Gedanken und Gefühlen der Autorin (die sich doch immer wieder wiederholten, obwohl das Buch an sich ja mit 250 Seiten eh schon recht kurz ist).

Veröffentlicht am 03.10.2018

Familiengeheimnisse

Die Italienerin, die das ganze Dorf in ihr Bett einlud
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Ich habe schon länger mehr kein Buch von Gaby Hauptmann gelesen, weil mir die letzten 2-3 die ich dann doch las nicht mehr wirklich gefallen haben. Daraufhin habe ich weitere Bücher von ihr gleich ungelesen ...

Ich habe schon länger mehr kein Buch von Gaby Hauptmann gelesen, weil mir die letzten 2-3 die ich dann doch las nicht mehr wirklich gefallen haben. Daraufhin habe ich weitere Bücher von ihr gleich ungelesen aussortiert.

Aber nun fiel mir im Bücherregal meines Urlaubshotels dieses recht neue Werk von ihr in die Hände, und versprach eine nette Urlaubslektüre zu sein.

Zum einen spielt es ja in der schönen Toskana, von der wir allerdings nur sehr wenig mitbekommen. Schließlich spielt sich für Gabriella ihr Leben für die nächsten paar Wochen ausschließlich in ihrem Schlafzimmer ab (und weil ich es mir anfangs auch gefragt hatte: ja, sie steht durchaus auch auf, wenn sie auf die Toilette muss! Dahingehend nimmt sie ihr Gelübde nicht so wörtlich.)
Die Zutaten für ein unterhaltsames Buch waren vorhanden. Es gab Familiendrama, alte Geheimnisse, zum Ende hin ein bißchen Spannung, und auch eine heiße Liebesaffäre. Der Schreibstil war auch passend. Alles in allem ein guter Frauenroman, der mir besser gefiel als andere Bücher von Gaby Hauptmann!

Veröffentlicht am 18.09.2018

Heißer Hase Bea

Wie heiß ist das denn?
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Mein erstes Buch von Ellen Berg, dass recht flott daher kommt. An einigen Stellen etwas zu flott, wenn in Stakkato-Stil ein Spruch auf den nächsten folgt. Viele davon sind durchaus witzig, aber es hätte, ...

Mein erstes Buch von Ellen Berg, dass recht flott daher kommt. An einigen Stellen etwas zu flott, wenn in Stakkato-Stil ein Spruch auf den nächsten folgt. Viele davon sind durchaus witzig, aber es hätte, besonders am Anfang, etwas dosierter eingesetzt werden können. Reden eigentlich mittlerweile die Teenies und jungen Twens wirklich so merkwürdig wie Mona teilweise? Ich kann da wohl auch keine qualifizierte Auskunft mehr geben, aber es kam mir manchmal etwas zu gewollt jugendlich vor - oder wie sich etwas ältere Semester eben die Jugendsprache vorstellen. Aber das Wort "tinderjährig" fand ich einsame Klasse! Diese Kreation kommt bestimmt in ein paar Jahren in den Duden! (falls dann jmd diese App überhaupt noch kennt...)

Schön fand ich ja den Beruf von Bea, und die Beschreibungen ihrer Umgestaltungen. War für mich auf jeden Fall eine nette Abwechslung zu sonstigen Frauenromanen.

ACHTUNG: Spoiler
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Die Auflösung der 'Scharade' ist mir aber ein bißchen zu schräg gewesen. Die Tochter will ihrer Mutter einen Typen schmackhaft machen, indem sie vorgibt selbst ganz verliebt in ihn zu sein? Hat diese Technik tatsächlich schon mal irgendwo auf der Welt funktioniert? Und Oma muss auch gleich noch mitmachen, alles klar!
Und bis auf die Tatsache, dass Bea auf seine Gedichte anspringt, sehe ich keinen weiteren Grund wieso Julian so rettungslos in sie verliebt sein sollte, sie kennen sich doch kaum! Genauso übertrieben fand ich aber auch die Figur des Theo und welch innige Freundschaft ihn mit Bea nach nur ein paar Tagen verband, wie er es später in der Mail so schön ausführte.
Etwas übertrieben hat es die Autorin leider auch mit ihren vielen Anspielungen auf die sexuelle Ausrichtung von Theo. Auch hier hätte eine niedrigere Dosierung ausgereicht, denn schon allein an dieser Häufung der Bermerkungen wusste man als LeserIn relativ früh, dass sich Bea mit ihrer Einschätzung täuscht.
Spoiler Ende
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Dennoch war es ein unterhaltsamer Roman, den ich mit sehr guten 3 Sternen bewerte. Und ich würde auch einen andere Romane der Autorin lesen wollen. Ich könnte ja fast wetten dass es von Tante Ruth oder jemand anderes von den ital. Freunden bereits einen gibt.

PS: Ich finde die Illustrationen am Cover von Ellen Berg (und auch Tessa Hennig) ja sehr lieb. Allerdings hatte sich in meinem Kopf dadurch auch die längste Zeit genau so ein Bild von Bea in meinem Kopf festgesetzt, und nicht von einer flotten noch-nicht-mal Mittvierzigerin.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Ich hatte wohl mehr erwartet...

Die andere Verbindung
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Aufgrund der begeisterten Rezensionen bei A. wollte auch ich dieses Buch mal lesen. Ich selbst bin zwar äußerst selten bei YouTube unterwegs, und wenn dann schau ich nie ein Videos von diesen 'Jutubarn'. ...

Aufgrund der begeisterten Rezensionen bei A. wollte auch ich dieses Buch mal lesen. Ich selbst bin zwar äußerst selten bei YouTube unterwegs, und wenn dann schau ich nie ein Videos von diesen 'Jutubarn'. Aber es hörte sich wie ein extrem spannendes Sozial-Experiement an, wenn man einen Haufen Technik-Nerds in die Wildnis verfrachtet, wo plötzlich ganz andere Skills gefragt sind.

Leider konnte mich dieser Trip in Schwedens Wälder dann doch nicht ganz so begeistern wie zahlreiche andere Leser. Vielleicht weil ich andere Erwartungen hatte. Mehr 'Erfindergeist', wie sie sich was zu essen & trinken besorgen und einen Unterschlupf bauen. Vielleicht auch mehr Gruppendynamik (ja, die gab es zwar eh zu einem gewissen Grad, aber vielleicht dachte ich da mehr so an 'Herr der Fliegen'.)
Vielleicht tue ich dem Autor auch Unrecht, und er beschreibt es einfach so wie es in einer solchen Situation eben in den meisten Fällen sein könnte. Man sucht und sucht den ganzen Tag, und kommt am Ende des Tages deprimiert wieder weil man überhaupt gar nichts erreicht hat.
Nur, so wirklich spannend war das für mich nicht zu lesen, obwohl es ja aus mehreren Gründen so langsam lebensbedrohlich wurde für die Freunde. Das riss dann der 'Showdown' am Schluss leider auch nicht wieder raus.

Lobenswert zu erwähnen ist aber auf jeden Fall, dass sich der Autor für den Naturschutz engagiert und seine Tantiemen dem NABU spendet.