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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2018

Lustige Ruhrpottkrimödie mit Slang, Originalen und viel Aktion!

Tote Hippe an der Strippe
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Diese heitere Krimödie ist Lotte Minck wieder sehr gelungen und mit einem Gang ins Milieu zieht zwar ein etwas billiges Flair in die Handlung ein, aber es geht trotzdem sehr lustig zu. Gerade der lockere ...

Diese heitere Krimödie ist Lotte Minck wieder sehr gelungen und mit einem Gang ins Milieu zieht zwar ein etwas billiges Flair in die Handlung ein, aber es geht trotzdem sehr lustig zu. Gerade der lockere Jargon, der teilweise ein wenig an Halbstarke mit Ruhrgebietsslang erinnert, macht das besondere Etwas aus. Denn Loretta ermittelt sozusagen undercover im Puff und um nicht erkannt zu werden verkleidet sie sich wie eine gewöhnliche Bordsteinschwalbe. Schon allein die Beschreibung ihres Outfits und das ihrer Freundin Bärbel lädt den Leser zu einem Schmunzeln ein. Man kann die bunten Charaktere in ihrer halbseidenen schrillen Unterweltklamotte förmlich vor sich sehen. Das macht Spaß und Loretta und ihre Truppe sorgen mal wieder für viel Trubel und beste Unterhaltung.

Dabei geht es in der Geschichte eigentlich um eine ernste Erpressung durch einen Zuhälter und später geschieht auch noch ein Mordfall, bei dem Loretta Augenzeugin wird. Doch die lebendig geschilderten Charaktere agieren mit so viel Ernsthaftigkeit in ihrer verkleideten Unterweltrolle, dass man fast die ganze Zeit grinsend liest. Auch ein sensationell romantisch geplanter Heiratsantrag sorgt für Lachanfälle beim Leser, denn Okkos Plan gelingt leider nicht wie gewollt.

Sicher ist die Handlung nicht sehr realistisch und es ist auch kein ernster Krimi, aber diese irrwitzige Idee, Loretta mal im Puff als Edelnutte verkleidet ermitteln zu sehen, ist ein großer Spaß.

Ich habe mich köstlich amüsiert und fand die Dialoge von Frank alias Frankie und die Kostümierung Lorettas und Bärbels wirklich toll geschildert.
Loretta hat mal wieder ihren Freunden geholfen und am Ende werden die Bösen bestraft.

Eine amüsante Krimödie, die dieses Mal in die Puffszene entführt und das Milieu auf lustigste Art und Weise darstellt. Nicht nur für Loretta Fans ein Muss.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Unglaublich humorvoller Krimi mit einer jungen Frau in Flensburg! Ein echtes Leseerlebnis!

Küss mich, Schatz!
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"Aber Dodo war wie ein Achtzehntonner auf abschüssiger Strecke, dem man die Bremsflüssigkeit entfernt hat: Nichts konnte sie mehr aufhalten." Zitat S. 187

Dieses Buch hat mich begeistert. Der typische ...

"Aber Dodo war wie ein Achtzehntonner auf abschüssiger Strecke, dem man die Bremsflüssigkeit entfernt hat: Nichts konnte sie mehr aufhalten." Zitat S. 187

Dieses Buch hat mich begeistert. Der typische trockene Humor Tatjana Kruses sorgt auf jeder Seite für lustige Episoden aus dem Leben Dodos und damit folgt ein Lachknaller dem nächsten.

Dodo ist eine sympathische junge Frau, die sich schnell an die trinkfesten Norddeutschen gewöhnt und neue Freunde findet. In ihrer Unterkunft findet sie ein Kästchen mit einem alten Rosenkranz aus Bernstein. Hinter der beiliegenden mysteriösen Nachricht vermutet Dodo einen Schatz. Sie macht sich auf die Suche und entdeckt dabei die vielen historischen Bauten Flensburgs, die sie dem Leser vorstellt.
So erfährt man gleich ein wenig Stadtgeschichte, die wirklich amüsant verpackt ist. Dodos Leben ist unterhaltsam erzählt, sie erlebt eine aufregende Zeit in Flensburg, lernt umwerfende Männer kennen und löst ungeklärte Todesfälle. Dabei wird sie von ihrem treuesten Freund Bill begleitet, der ein Mischling zwischen Bernhardiner und Faultier zu sein scheint. Auch dieser Hund sorgt für heitere Erlebnisse und rundet die Geschichte toll ab.


Die Autorin stellt die Stadtgeschichte Flensburgs vor, erwähnt Kirchen und die dänische Minderheit mt ihrer Sonderrolle und erklärt nordische Trinkgewohnheiten. Dieses Buch sprüht nur so vor Witz und macht richtig Spaß.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Warmherzig, honigsüß und manchmal bitter

Die Bienenhüterin
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Lilys Mutter ist vor zehn Jahren gestorben. Ihr Vater ist ein herrschsüchtiger Mensch, der Lily keine Liebe zu Zuneigung entgegen bringt. Als 14-Jährige flieht Lily vor ihrem Vater und der bedrückenden ...

Lilys Mutter ist vor zehn Jahren gestorben. Ihr Vater ist ein herrschsüchtiger Mensch, der Lily keine Liebe zu Zuneigung entgegen bringt. Als 14-Jährige flieht Lily vor ihrem Vater und der bedrückenden Atmosphäre der Südstaaten, auch um ihr schwarzes Kindermädchen vor der Gewalt weißer Männer zu retten. Sie finden bei drei schwarzen Frauen Unterschlupf, die in friedlicher Eintracht zusammenwohnen und von der Imkerei leben. Die drei Schwestern vermitteln Lily Liebe, Halt, und Geborgenheit, sie geben ihr ein Zuhause und bringen Lily alles über die Bienenzucht bei. Auch über ihre Mutter erfährt sie Näheres.

Diese Seelenreise Lilys hat mich tief berührt und ein Umfeld aufgezeigt, indem Rassenhass und Gewalt herrschen. Demgegenüber stellt sich das harmonische Zusammenleben der drei schwarzen Frauen genau wie die Harmonie innerhalb eines Bienenstockes dar. Es ist der Ruhepol für Lily. Hier darf sie ein Kind sein und zu einer Frau reifen, erfährt Nähe und Zuneigung und bekommt eine wunderbare Aufgabe, die sie erfüllt.

Die Imkerinnen sind schrullig, gläubig und sehr liebevoll miteinander. Hier lernt Lily, was es heißt, eine Familie zu sein, die füreinander da ist. Ihren gewalttätigen Vater möchte sie am liebsten nie wieder sehen.

Lily hofft immer noch auf ein Zeichen ihrer verstorbenen Mutter, auf die Bestätigung einer mütterlichen Liebe. Bis sie die grausame Wahrheit erfährt. Doch die familiäre Aufnahme bei den Schwestern lässt sie ihren Kummer verarbeiten und erkennen, dass genau bei den Imkerinnen ihre Geborgenheit und Zukunft liegt.

Der Roman bedient sich einer zeitlosen, manchmal kindlichen Sprache und entfaltet damit die Ausdrucksstärke von Lebendigkeit und besonderen Eindringlichkeit kindlichen Wunschdenkens und Erlebens.
Lily ist in ihren Gefühlen gefangen, einerseits möchte sie von ihrem Vater Zuneigung spüren, andererseits fürchtet sie ihn. Das wird so deutlich beschrieben, dass es fast schon weh tut, das Kind so leiden zu sehen.
Doch so bitter auch die familiäre Situation Lilys ist, so zuckersüß wird das Leben der Bienen beschrieben. Hier bietet sich Lilys Chance, etwas Sinnvolles zu machen, sich zu beschäftigen und ihren Teil in ihrer Imkerfamilie beizutragen. Ganz nebenbei geben die Überschriften der Kapitel Informationen über die Bienenvölker an die Leser und vermitteln die Vergleichbarkeit zwischen Bienenstock und Familie als Kernzelle von Zuneigung, Zusammenhalt und gemeinsamer Entwicklung.

Dieses Buch ist sehr eindringlich, herzergreifend und emotional geschrieben, man kann nur versinken in die bildhafte Erzählung und Traumwelt eines Kindes. Trotz aller beschriebenen Bitterkeit durch Rassismus, Gewalt und schlimmer Realität macht sich in diesem Buch Hoffnung breit und ein Gefühl von Wärme umfliesst den Leser wie süßer Honig. So ist das Leben: manchmal bitter, aber auch zuckersüß.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Lebensgeschichte eines Suchenden

Siddhartha
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Vor vielen Jahren habe ich dieses Buch erstmalig gelesen und war sofort fasziniert von dieser schönen Sprache und dem hohen inhaltlichen Anspruch. Doch erst mit höherem Alter vermag ich das Gelesene aus ...

Vor vielen Jahren habe ich dieses Buch erstmalig gelesen und war sofort fasziniert von dieser schönen Sprache und dem hohen inhaltlichen Anspruch. Doch erst mit höherem Alter vermag ich das Gelesene aus Hesses Sicht zu verstehen.
Dieses Büchlein ist zwar nur gut über 100 Seiten stark, aber der Inhalt hat es in sich. Der Text wirkt so leichtfertig und schön dahingeschrieben, obwohl der Sinn tiefgründig und nachhaltig wirkt. Man muss sich Zeit nehmen und den Sinn sich entfalten lassen, dann kommt die Botschaft auch im eigenen Inneren an.

Es ist eine unglaubliche Kraft und Freude, die das Buch zu geben vermag. Man wird nachdenklich und vergleicht Erfahrungen des eigenen Lebens mit der Geschichte Siddhartas. Erst wenn man selbst etwas Bestimmtes erfahren hat, kann man verstehen und dann erst richtig glauben.


Siddharta ist eines der schönsten tiefsinnigsten Bücher, das den Leser mitnimmt auf eine Reise zu sich selbst. Nicht durch religiöse Lehren erkennt man den Sinn und die eigene Zufriedenheit im Lebens, sondern das Annehmen des Gegebenen und die eigene geistig erlebte Erfahrung gibt inneren Frieden und macht ein erfülltes Leben aus.



Ein Buch, dass sich mit fernöstlichen Kultur und Religion beschäftigt und geeignet ist für Menschen, die im Umbruch sind und dem Rätsel des Lebens auf die Spur kommen wollen. Aber auch wunderbare Lektüre nur so zum Geniessen, Erfahren und Erfreuen unbedingt zu empfehlen.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Aufklärung einer Mordserie, Erzählung einer Kindheit und amerikanisches Lebensgefühl: dieser Roman verbindet viele Facetten miteinander.

Gute Töchter
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Der Roman wird aus der Sicht der älteren Schwester Rachel erzählt. Er ähnelt ein wenig einer Biografie und zeigt, wie die Schwestern ihre Kindheit und Jugend miteinander verbracht haben und entführt den ...

Der Roman wird aus der Sicht der älteren Schwester Rachel erzählt. Er ähnelt ein wenig einer Biografie und zeigt, wie die Schwestern ihre Kindheit und Jugend miteinander verbracht haben und entführt den Leser sofort in eine unterhaltsame und auch fesselnde Handlung.

Die Autorin schreibt wunderbar und auf mich hatte diese Geschichte einen echten Lesesog. Es ist ein bewegendes Drama vor dem Hintergrund der 60er Jahre in Amerika und dem damit verbundenen Lebensgefühl. Sehr schnell nimmt man Anteil am Leben der Schwestern und erlebt ihre Spiele, kleinen Freuden und tragischen Erlebnisse genaustens mit. Dabei spielt ihr getrennt lebender Vater eine entscheidende Rolle, ihn möchten sie als Held sehen und hoffen so auf seinen Ermittlungserfolg in der Mordserie der Gegend.

Langsam entwickelt sich die Geschichte und nimmt immer klarere Formen an. So erleben wir die Charaktere von Kindheit an und sehen ihr Leben auch emotional an uns vorbeiziehen. Wie diese Mordserie Rachel auch noch als Erwachsene fast schon besessen beschäftigt, ist sehr gut beschrieben. Dadurch entsteht eine Spannung, die zwar nicht thrillerartig wirkt, aber doch intensiv genug, um mit der Story weiter zu fiebern. Anfangs sieht man alles aus der Sicht einer Jugendlichen, die selbst ihre Erkenntnisse über den "Strangler" oder auch "Würger des Abendrots" genannten Täter sammelt. Die spätere Story erzählt die erwachsene Rachel, der Stil wirkt gereifter und erfahrener. Das gibt einen authentischen Effekt und ist interessant zu beobachten.

Es ist die Lebendigkeit des Romans und die dichte Verwebung von Neugier, Angst und Vaterliebe der Töchter mit der unfassbar wirkenden Handlung des Serientäters, die den Leser in seinen Bann zieht. Man wartet gespannt auf die Stelle, wo Rachel dem Täter näher kommt, wie das auch immer im Buch geschieht. Das möchte ich natürlich nicht verraten.

Besonders authentisch ist für mich die Schilderung der familiären Situation und der Probleme der Mädchen, die von ihrer zurückgezogenen Mutter kaum Unterstützung bekommen. Das bindet die Mädchen gegenseitig immer stärker an sich, sie sind sich lange die besten Freundinnen.

Mich hat dieses Buch auf eine besondere Weise gefesselt und nicht losgelassen. Es hat mich bewegt, die Schreibweise hat mir gefallen und die Atmosphäre ist gut gelungen dargestellt.


Ein bewegender Roman, der durch seinen gelungenen Mix aus Krimi, Biografie und amerikanischem Zeitgeist auffällt und fesselt. Er erzählt vom Zusammenhalt zweier Schwestern, von ihrer Kindheit und von ihrem Verlust.