"Kloster Northanger" ist ja einer der dünneren Romane von Jane Austen und außerdem der erste, den sie geschrieben hat. Ganz grob geht es um Catherine Morland, 17 Jahre alt, die bis zu diesem Zeitpunkt ein eher langweiliges Leben führt. Als sie dann aber von Mr. und Mrs. Allen eingeladen wird, mit nach Bath zu kommen, lernt sie einige neue Menschen kennen, darunter auch Henry Tilney, in den sie sich verliebt.
Schon allein, wie Jane Austen ihren Roman anfängt, ist total anders als das, was ich bis jetzt gelesen habe. Sie sagt nämlich selbst, dass Catherine eigentlich überhaupt nicht zur Romanheldin gemacht ist, sie gar nicht in das Schema dafür passt. Dauernd erwähnt die Autorin das, immer wieder kommentiert sie die Handlungen der Hauptperson oder die der anderen Charaktere mit viel Witz und Humor. Das war wahrscheinlich schon damals ungewöhnlich und auch heute liest man nicht viele Bücher, in denen der Autor selbst seine Meinung einfließen lässt. Ich fand es aber auf jeden Fall erfrischend, denn wie schon gesagt, sind die Kommentare oft sehr ironisch.
Was bei "Kloster Northanger" auch auffällt, ist, dass Jane Austen sich über die Schauerromane zu ihrer Zeit lustig macht. Sie macht sie zwar nicht wirklich nieder, dafür erwähnt sie viel zu oft, wie gerne die Protagonisten solche Geschichten lesen und wie spannend sie sie finden, aber trotzdem macht sie sich einen Spaß daraus, das Genre auf die Schippe zu nehmen. In der Geschichte wird auch sehr oft auf verschiedene Romane der Zeit hingewiesen und da war ich wirklich froh, dass es auf den letzten Seiten des Buches die Anmerkungen gibt, in denen ich nachlesen konnte, was eigentlich gemeint ist. Ohne diese hätte ich bestimmt nicht alles verstanden...
Die Handlung an sich ist ziemlich interessant. Wie Catherine zum ersten Mal in eine größere Stadt kommt und die Bälle, die beschrieben werden. Der Aufenthalt in Bath und vor allem die unterschiedlichen Ziele, welche die Charaktere verfolgen. Das war wohl das Interessanteste am Buch, zu verfolgen, was die Personen mit was beabsichtigen. Catherine war ja auf jeden Fall eine ganz gute Protagonistin. Zwar, wie die Autorin eben bemerkt, nicht unbedingt gemacht zur Romanheldin, aber trotzdem war es spannend zu sehen, wie sie sich vom unerfahrenen und naiven Mädchen weiterentwickelt hin zu jemanden, der nicht mehr ganz so blauäugig durch die Welt geht. Sie ist zwar nicht unbedingt die sympathischste Hauptperson, aber auf jeden Fall war es nett, aus ihrer Perspektive die Geschichte zu erleben. Henry Tilney hingegen war mir von Anfang an sehr sympathisch. Er hat diese unglaublich ironische Art und ich konnte ihn mir sehr gut vorstellen, wie er alles humorvoll kommentiert. Auch ein paar weitere Charaktere waren sehr sympathisch, während andere eher unsympathisch waren beziehungsweise mit der Zeit wurden. Am schlimmsten fand ich eindeutig John Thorpe, den ich mir einfach grässlich vorstelle, wie er Catherine die ganze Zeit über langweiliges Zeug zutextet und dabei auch noch so arrogant und von sich selbst überzeugt ist...wah, nein, echt, da schüttelt es mich!
Den Schreibstil Jane Austens kenne ich ja inzwischen aus "Stolz und Vorurteil" und kann nur sagen, dass er mich wieder voll überzeugt hat. Er ist richtig schön zu lesen und so ganz anders. Und wie schon gesagt sind ihre kleinen, spitzzüngigen Kommentare echt witzig.
Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich den Roman zwar gut finde, er mich jedoch nicht umgehauen hat wie andere der Autorin, es fehlte mir hier an irgendetwas…