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Veröffentlicht am 03.10.2018

Es gibt besseres zu diesem Thema

Geborgen im Schatten deiner Flügel
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"Geborgen im Schatten deiner Flügel" erzählt die wahre Geschichte der Halbjüdin Anita Dittman, die in Breslau (dem heutigen Wroclaw in Polen) lebte. Sie ist 6 Jahre alt als Hitler's Judenhetze sich verstärkt ...

"Geborgen im Schatten deiner Flügel" erzählt die wahre Geschichte der Halbjüdin Anita Dittman, die in Breslau (dem heutigen Wroclaw in Polen) lebte. Sie ist 6 Jahre alt als Hitler's Judenhetze sich verstärkt und die Ehen zwischen Juden und Arier verboten werden. Anitas Vater, ein sozialistischer Arier, trennt sich daraufhin von seiner jüdischen Frau Hilde und den Töchtern Hella und Anna. Anna und ihre Mutter haben den christlichen Glauben angenommen und erwarten sich Hilfe von Pastor Hornig. Doch nur Hella erhält noch vor der Schließung der Grenzen ein Visum für England. Anita und ihre Mutter ist die Flucht ins Ausland somit verwehrt. Die Anfeindungen in der Schule werden immer mehr und schließlich wird Anita der Schulbesuch gänzlich verboten. Doch auch hier hilft die christliche Gemeinde unter Pater Hornig aus und das junge Mädchen erhält Unterricht in einer Privatschule. Durch den arischen Vater leben Anita und ihre Mutter längere Zeit im Breslauer Ghetto bis Hilde Dittmann deportiert und ins KZ Theresienstadt gebracht wird. Anita verrichtet Zwangsarbeit in einer Fabrik bis sie ebenfalls abgeholt und in das kleine Arbeitslager Barthold nahe Schmiegrode gebracht wird.

Es gibt viele Holocaust Biografien und ich finde diese enorm wichtig! Manche sind besser geschrieben, als andere und wie auch Anita Dittman nehmen Zeitzeugen einen Autor zu Hilfe. Trotzdem zählt "Geborgen im Schatten deiner Flügel" nicht unbedingt zu den besten Biografien zu diesem Thema.
Das beginnt beim Schreibstil, der mich anfangs etwas schwer ins Buch kommen ließ. Er ist zwar schlicht und einfach, konnte mich jedoch nicht wirklich packen - trotz der schrecklichen Erfahrungen, die Anita Dittmann in jungen Jahren machen musste.
Am Cover des Buches sieht man das gefürchtete Konzentrationslager Ausschwitz. Unsere Protagonistin war jedoch nie in diesem Lager, dem schlimmsten aller KZ's, sondern in einem kleinen Arbeitslager namens Barthold. Natürlich hat sie auch hier Grauenvolles erfahren, jedoch finde ich die Coverabbildung damit irreführend.

Der rote Faden im Roman ist der starke Glaube von Anita. Er gab ihr immer wieder Hoffnung und Zuversicht und wurde zu ihrer Überlebensstrategie. Ich hatte jedoch beim Lesen manchmal das Gefühl, dass alles andere im Hintergrund bleibt. Sicherlich handelt es sich hier um ein Buch aus einem christlichen Verlag, aber an erster Stelle sollten doch die Erinnerungen eines Zeitzeugen und daraus ein Mahnmal gegen das Vergessen sein. Natürlich versucht jeder Mensch, der sich in einer hoffnungslosen Situationen befindet, sich jemanden oder etwas zuzuwenden...etwas das einem Halt und Hoffnung gibt. Sehr oft ist es der Glaube an einem Gott...egal welcher. Hier hat mir nicht gefallen, dass Anita versucht die Insassen zu missionieren. Sie betrachtet die anderen jüdischen Gefangen als "Ungläubige", deren einzige Freude der Tod sei, während sie Gott an ihrer Seite und somit ein Recht zum Überleben hatte. Solche Aussagen finde ich anmaßend! Vielleicht wurden diese Aussagen aber auch nur schlecht übersetzt....trotzdem gehören sie nicht in ein Buch, das für #gegendasVergessen und Rassismus steht. Hier ist das Lektorat gefragt!

Leider muss ich sagen, dass dieses Buch nicht zu den Zeitzeugen Romanen gehört, die mich überzeugen konnten. Trotzdem sind Berichte über diese schlimme Zeit, die sich hoffentlich nie wieder wiederholen wird, eine wahnsinnig wichtige Botschaft, die verbreitet gehört. Deswegen finde ich es großartig, dass Anita Dittman uns an ihrer Überlebensgeschichte teilhaben lässt und diese für die kommenden Generationen als Mahnung niedergeschrieben hat.

Am Ende des Buches sind noch Fotos von Anita Dittmann und ihrer Familie abgedruckt. In einem kleinesn Epilog erzählt sie was aus einigen der Personen geworden ist, die sie in dieser schweren Zeit begleitet haben. Leider blieben hier noch einige Fragen offen, vorallem diejenigen über ihren eigenen weiteren Lebensweg.

Cover:
Die beiden englischsprachigen Cover

Fazit:
Es ist wichtig Geschichten wie diese aufzuschreiben und zu dokumentieren und trotzdem hat mich "Geborgen im Schatten deiner Flügel" nicht gänzlich überzeugen können. Für mich gehört dieses Buch leider zu den schwächeren Erzählungen, die sich dem Holocaust widmen.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Das geheimnisvolle Medaillon

... und über uns der Himmel von Peru
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Schon das Setting rief bei mir den Wunsch hervor diese Geschichte lesen zu wollen. Der Klappentext verspricht eine berührende Liebesgeschichte mit viel exotischem Flair. Das Cover des Romans lädt sowieso ...

Schon das Setting rief bei mir den Wunsch hervor diese Geschichte lesen zu wollen. Der Klappentext verspricht eine berührende Liebesgeschichte mit viel exotischem Flair. Das Cover des Romans lädt sowieso zum Träumen ein.

Die Autorin hat in der Leserunde betont, dass es sich hier um ein Herzensbuch ihrerseits handelt. Wie ihre Protagonistin fühlt sie sich schon lange mit Peru verbunden und hat das wunderschöne Land als Setting für ihren neuen Roman gewählt.
Emilia ist Medizinstudentin und sehr ehrgeizig. Jedes Jahr darf der oder die Jahrgangsbeste den Professor ihres Kurses nach Peru begleiten, wo er für einige Wochen in einem Krankenhaus arbeitet. Emilia interessiert sich schon von jeher für Peru und möchte unbedingt das Semester als beste Studentin abschließen. Als sich ihr Wunsch erfüllt, bekommt sie von ihrer Großmutter ein geheimnisvolles Medaillon geschenkt. Dieses zeigt den Sonnengott Inti. Einst wurde es am Machu Picchu unerlaubt von einer Urahnin aus Peru mit nach Deutschland genommen. Emilia soll dieses besondere Medaillon an seinem Bestimmungsort zurückbringen. In Cusco angekommen lernt sie David kennen, der sie vom ersten Augenblick an faszinert. Doch der rothaarige junge Mann mit den wunderschönen grünen Augen ist Theologiestudent und Priesteranwärter. Sein älterer Bruder Marc arbeitet im Krankenhaus in Curahuasi, wo er dem Professor zur Hand geht. Er ist dort der beste Chirurg und er soll Emilia unter seine Fittiche nehmen. Doch die erste Begegnung läuft alles andere als gut... Außerdem geht Emilia David nicht aus dem Kopf und sie unternimmt so einiges, um den jungen Mann von seinem Ziel abzubringen, was Marc so gar nicht gefällt.

Die verbotene Liebe zu einem Priester erinnert alle älteren Leser wohl sofort an Pater Ralf und Maggy aus "Dornenvögel". Was habe ich diese TV-Reihe damals geliebt! Doch vergleichen kann man die beiden Geschichten nicht - das wäre auch nicht sinnvoll!
Durch den religiösen Touch (Priesteranwärter) hatte ich oft das Gefühl, dass ich einen Roman aus einem christlichen Verlag lese. Manchmal ist dies ja bei mir der Fall, weil mich vorallem die historischen Begebenheiten darin interessieren. Mit den Inkas, ihrer Kultur und den dazugehörigen mystischen Geschichten, kommt aber auch ein Touch Magie in den Roman. Das Geheimnis um das Amulett wurde spannend dargestellt und konnte Gänsehaut bei mir erzeugen.

Auch der Unterschied der ärtzlichen Versorgung, bei uns in Europa und den Menschen außerhalb der Großstädte in Peru, wurde sehr realistisch dargestellt. Hier wird einem wieder vor Augen gehalten, wie gut es uns geht und wie selbstverständlich ein Arzt, ein Rettungsdienst oder eine Sozialversicherung sind.

Die Liebesgeschichte selbst und die Protagonisten konnten mich hingegen nicht ganz überzeugen. Die Charaktere sind zwar wunderbar ausgearbeitet, aber ich hatte immer eine gewisse Distanz zu ihnen. Emilia war mir nicht wirklich sympathisch. Sie war mir einfach zu sprunghaft. Emilia ist zwar eine sehr ehrgeizige Studentin, ist hilfsbereit und lässt sich mit Haut und Haaren auf dieses fremde Land ein, aber ihre Flatterhaftigkeit fand ich schrecklich. Die Dreiecksgeschichte ist ebenfalls nicht wirklich mein Ding.
Marc hatte bereits am Anfang seine Pluspunkte bei mir verspielt, auch wenn er sich im Laufe der Geschichte sehr zum Positiven verändert und wirklich einen langen Atem bewiesen hat. Hinter seiner rauhen Schale steckte doch ein weicher Kern.
David fand ich sehr sympathisch, einfühlsam, aber unentschlossen. Ihm fehlt der starke Wille seines Bruders.
Die Landschaft und die Menschen des Landes hätten, meiner Meinung nach zugunsten der Lovestory, mehr Platz einnehmen können. Einige Stellen waren mir zu kitschig und das Ende fühlte sich für mich einfach nicht richtig an. Aber vielleicht bin auch zu unromantisch....

Ich werde der Autorin auf jeden Fall noch eine Chance geben, denn immer wieder wurde in der Leserunde die Toskana-Reihe von Jani Friese erwähnt, die wohl alle Mitleser bereits begeistern konnte. Und auch meine Lieblingsautorin hat Romane veröffentlicht, die ich auch "nur" durchschnittlich fand...

Schreibstil:
Jani Friese schreibt flüssig und mit viel Gefühl. Die Geschichte liest sich leicht. Man merkt, wie sie mit ihren Protagonisten mitfiebert und ihnen Leben einhaucht. Die Gedanken und Gefühle ihrer Figuren sind immer spürbar.
Emilia erzählt aus der ich-Perspektive. Ihre innere Zerissenheit und ihre Verliebtheit wirkt dadurch wunderbar authentisch.

Fazit:
"...und über uns der Himmel" konnte meine Erwartungen nicht ganz erfüllen. Das wunderbare Setting und der interessante Plot steht einer, für mich, zu kitschige Dreieckgsgeschichte gegenüber. Auch das Ende ließ mich etwas zwiegespalten zurück. Die Figuren blieben mir teilweise fremd, obwohl sie charakterlich gut gezeichnet waren. Trotzdem werde ich der Autorin eine weitere Chance gebe

Veröffentlicht am 11.09.2018

Leider zu konstruiert

Spielball des Schicksals
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Von Nora Berger habe ich bereits einige tolle historische Romane gelesen. Leider konnte mich ihr neuer Roman "Spielball des Lebens" nicht richtig überzeugen.

Der Roman ist in zwei Zeitebenen geteilt, ...

Von Nora Berger habe ich bereits einige tolle historische Romane gelesen. Leider konnte mich ihr neuer Roman "Spielball des Lebens" nicht richtig überzeugen.

Der Roman ist in zwei Zeitebenen geteilt, wobei der Gegenwartsstrang, der die eigentliche Rahmenhandlung bildet, viel zu kurz kommt. Auf der anderen Seite hätte er auch total wegfallen können und die Autorin hätte einen historischen Roman ohne zwei Zeitebenen daraus machen können, was mir wesentlich besser gefallen hätte.
Mich konnte nämlich der Strang in der Gegenwart überhaupt nicht abholen. Dieser erzählt die Geschichte der Ärztin Vanessa (ihr Nachname blieb im Roman unerwähnt) und Alexander von Waldheim, einem ehemaligen Patienten von ihr. Dieser hat ein Tagebuch seiner Ururgroßmutter Camilla gefunden, welches großes Potenzial für einen Roman haben könnte. Eine Person daraus, nämlich die Tänzerin Tessa Taylor, scheint mit Vanessa verwandt zu sein. Alexander kontaktiert daraufhin Vanessa. Er bittet sie seine Entwürfe zu lesen und hofft auch auf weitere Informationen über Tessa von ihr.

Der Hauptstrang in der Vergangenheit befasst sich mit diesen zwei interessanten Frauen und startet im Jahr 1862. Camilla und ihre kleine Schwester Emily haben erst ihre Mutter verloren, als ihr Vater auf Wunsch seiner neuen Geliebten Tessa, die Kinder ins Kloster steckt. Diesen Abschnitt fand ich sehr bedrückend, aber großartig dargestellt. Ich fühlte mit den beiden Mädchen mit, die vom Vater einfach im Stich gelassen und von den Nonnen alles andere als herzlich behandelt wurden. Als Camilla endlich volljährig ist, verlässt sie das Kloster und beginnt in einem Modehaus zu arbeiten. Dort ist sie nicht nur als Schneiderin tätig, sondern darf auch die schönsten Modelle vorführen. Dabei lernt sie Paul von Waldheim kennen und lieben. Der junge Adelige ist jedoch verlobt und ein notorischer Spieler.
Auch Camillas Vater ist ein Lebemann und kann nicht mit Geld umgehen. Tessas Traum eine berühmte Tänzerin zu werden scheint immer unmöglicher. Doch die ehrgeizige junge Frau ist das komplette Gegenteil von Camilla. Sie ist egoistisch, pickt sich überall ihren Vorteil heraus, manipuliert die Männer und lebt für den Tanz. Dabei meint es das Schicksal allerdings auch nicht immer gut mit ihr. Obwohl sie mir nicht wirklich sympathisch war, muss man Tessas Mut bewundern. Sie gibt einfach nicht auf...auch wenn sie dabei über Leichen gehen muss...

Die gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten hat die Autorin gekonnt eingeflochthen. Man trifft auch auf Persönlichkeiten, wie Bismarck oder Rudolf Virchow, dem bekannten Mediziner der Charité. Der deutsch-französische Krieg erhält ebenfalls genug Anteile an der Geschichte.
Jedoch hat Nora Berger in diesem einen Roman viel zu viele Themen hineingepackt. Ohne den Gegenwartsstrang und einigen Nebenthemen, wäre der Roman wirklich äußerst gelungen. So hingegen wirkt alles etwas zu konstruiert und es spielen mir viel zu viele Zufälle hinein. Nicht nur die etwas verstrickten Verwandtschaftsverhältnisse, sondern auch einige Zusammentreffen und Erbangelegenheiten ließen mich den Kopf schütteln. Noch mehr brachte mich aber Camillas Naivität um das Lesevergnügen. Um ihr komplettes Geld gebracht, lässt sie sich wieder mit denjenigen ein, der ihr alles genommen hat. Dazu kommt noch eine Krimisequenz a la Jack the Ripper. Diese begann sehr spannend, verschwand danach völlig aus dem Geschehen, um am Ende noch schnell den Täter, den ich bereits früh identifiziert hatte, zu präsentieren. Auch hier half Freund Zufall kräftig nach.
Der Abschnitt in der Charité war wieder sehr interessant, vorallem weil ich auch erst im Juli ein Buch (Die Charité von Ulrike Schweikert - sehr zu empfehlen!) über das berühmte Berliner Krankenhaus gelesen habe.

Der Roman hätte wirklich Potential gehabt, doch die Autorin wollte einfach zu viele Themen hineinquetschen. Weniger davon, ohne den Gegenwartsstrang und die vielen Zufälle, und "Spielball des Schicksals" wäre eine wunderbare Geschichte geworden. So wirkte vieles zu konstruiert und unglaubwürdig und ich kann gerade noch mit viel Bauchweh 3 Sterne vergeben.

Schreibstil:
Nora Berger kann schreiben...dass weiß ich bereits von ihren anderen Romanen, die ich gelesen habe. Der Schreibstil ist fesselnd, detailliert und sehr bildhaft. Die Charaktere sind lebendig und wecken Gefühle beim Leser.
Die historischen Fakten werden mit der fiktiven Handlung perfekt verflochten. Abwechselnd wird aus der Sicht von Tessa oder Camilla erzählt, bzw. aus Vanessa's. Dieser Handlungsstrang in der Gegenwart hebt sich vom Vergangenheitsstrang durch kursive Schrift ab.

Fazit:
Leider kann "Spielball des Schicksalas" nicht mit den anderen Romanen der Autorin mithalten. Mir war die Geschichte zu konstruiert. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass Nora Berger zu viele Themen in den Roman quetschen wollte. Das ging leider nach hinten los. Den Gegenwartsstrang fand ich komplett überflüssig. Die Geschichte hätte wirklich großes Potential gehabt. Schade! Trotzdem werde ich auch die zukünftigen Bücher von Nora Berger lesen, da ich weiß, dass sie es kann!

Veröffentlicht am 04.08.2018

Nicht der beste Band der Reihe, aber wie immer unterhaltsam

Der Sommer der Wünsche
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"Der Sommer der Wünsche", Band 6 der Blossom Street Reihe, konzentriert sich diesmal wieder auf Lydia, unsere Hauptprotagonistin aus Band 1, die mit ihrem kleinen Wolllädchen "A Good Yarn" und den Strickkursen ...

"Der Sommer der Wünsche", Band 6 der Blossom Street Reihe, konzentriert sich diesmal wieder auf Lydia, unsere Hauptprotagonistin aus Band 1, die mit ihrem kleinen Wolllädchen "A Good Yarn" und den Strickkursen immer wieder die zentrale Figur der Reihe darstellt. Hat man die Vorgängerbände gelesen, fühlt man sich schnell wieder in der Blossom Street in Seattle wohl und freut sich auf Begegnungen mit alten Bekannten.

In allen Geschichten wird die Überwindung von Schicksalschlägen thematisiert. So steht diesmal der neue Strickkurs in Lydias Wollparadies unter dem Thema "Altes hinter sich lassen" - egal ob man sich einer Sucht oder Probleme stellen will.
Alix, die wir schon aus den Vorgängerbänden kennen und im Café gegenüber arbeitet, ist die erste Kursteilnehmerin. Sie möchte sich das Rauchen abgewöhnen, weil sie ein Baby plant. Sie gesellt sich zu den neuen Strickbegeisterten Phoebe und Bryan, genannt Hutch.
Phoebe hat sich von ihrem Verlobten Clark getrennt, der sie mehrmals betrogen hat. Dieser versucht sie jedoch weiterhin zu manipulieren und setzt dabei auch verbotene Mittel ein.
Bryan ist Geschäftmann und hat den Strickkurs von seinem Arzt zur Entspannung verschrieben bekommen, da er völlig überarbeitet ist und sein Gesundheitscheck nicht sehr gut ausgefallen ist. Er hat viel zu früh die Schokoladenmanufaktur seines Vaters übernommen, nachdem dieser plötzlich verstorben ist. Im Moment bereitet ihm noch zusätzlich eine Klage gegen die Firma Kopfzerbrechen.
Lydia hingegen stellt sich einer neuen Aufgabe. Sie möchte ein Baby adoptieren, nachdem sie selbst keine eigenen Kinder mehr bekommen kann. Anne-Marie aus dem Buchladen "Blossom Street Books", die Adoptivmuutter der kleinen Ellen, ist ihr dabei eine große Hilfe und stellt den Kontakt zu ihrer damaligen Vermittlerin her. Doch statt dem erhofften Baby kommt erstmal die 12-jährige Casey als Pflegekind zu Lydia, Brad und Codey.
Aber auch Anne-Marie und ihre Adoptivtochter Ellen sind wieder mit dabei. Die Vergangenheit holt die Beiden ein und Anne-Marie sieht sich nicht nur einer neuer Herausforderung gegenüber stehen, sondern entdeckt, dass sie nach dem Tod ihres Mannes wieder frei für die Liebe ist.

Wie in allen Geschichten rund um die Blossom Street und ihre Bewohner, wird jedes Kapitel einer Figur gewidmet. Wechselweise wird aus der Sicht der jeweiligen Charaktere erzählt. Diese sind sehr lebendig und facettenreich dargestellt. Debbie Macomber beherrscht die Beschreibung ihrer Figuren wirklich meisterhaft.

Das Stricken nimmt diesmal nicht wirklich viel Raum ein. Obwohl die Bücher leichte Lektüre zum Entspannen sind, war diesmal die Geschichte sehr vorherhsehbar. Bis auf eine kleine Überraschung traf alles genauso ein, wie ich schon zu Beginn des Buches vermutet hatte. Hier hätte ich mir ehrlich gesagt etwas mehr Überraschungsmomente und Wendungen gewünscht.
Auch die Punkte rund um die beiden Adoptionen bzw. Pflegestellen war mir zu lasch und konstruiert. Als Anne-Marie Probleme bekommt, denkt sie nicht einmal daran bei der Behörde nachzufragen. Auch Lydia nimmt alles als gegeben hin. Das war mir eindeutig zu viel Blick durch die rosarote Brille....

Nicht unbedingt der beste Band der Reihe und leider sehr, sehr vorhersehbar. Trotzdem wieder unterhaltsam und für Freunde der Blossom Street trotzallem nett zu lesen. Perfekt für die momentanen heißen Temperaturen, bei denen es schwer fällt nachzudenken und einfach zum Entspannen.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Streckenweise unglaubwürdig

Die letzte Stunde
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Minette Walters ist eine bekannte Krimiautorin. Nun hat sie sich an einem richtigen Wälzer, einem historischen Roman, versucht. Für mich war es generell mein allererstes Buch der Autorin.

Wir befinden ...

Minette Walters ist eine bekannte Krimiautorin. Nun hat sie sich an einem richtigen Wälzer, einem historischen Roman, versucht. Für mich war es generell mein allererstes Buch der Autorin.

Wir befinden uns im 14. Jahrhundert in Südengland: Die Pest hat auf die britische Insel übergegriffen. Innerhalb kurzer Zeit rottet die Krankheit Dörfer und Landstriche aus. Zu diesem Zeitpunkt ist Lady Anne's Ehemann, Sir Richard, auf dem Weg zum zukünftigen Ehemann seiner Tochter Eleanor. Dieser soll erkrankt sein und der Herr von Develish möchte diesem Gerücht auf den Grund gehen, bevor die Hochzeit fixiert wird. Er erkennt nicht, wie groß das Ausmaß der Krankheit bereits ist, die nicht nur Eleonores schwächlichen Verlobten bereits erfasst hat. Nur Lady Annes Vertrauter Gyles Startout durchschaut, was seinem Herren verheimlicht werden soll und er bittet Sir Richard frühzeitig aufzubrechen. Doch der Mann ist ein eingebildeter und grausamer Herrscher, noch dazu nicht sehr helle. So stirbt der Großteil seines Gefolges den schwarzen Tod und bringt die Krankheit bis vor die Tore von Develish. Lady Anne ist jedoch für ihre Heilkunst angesehen und ergreift für diese Zeit eine völlig ungewöhnliche Maßnahme. Sie schließt die Tore, verbrennt die Zugbrücke und verhängt somit eine Quarantäne über ihr Volk. Auch die wenigen Rückkehrer, ihren Mann eingeschlossen, verweigert sie den Zutritt. Sie setzt den alten Verwalter ihres Mannes ab und setzt stattdessen Thaddeus ein, einen Bastard, der jedoch ein äußert kluger Kopf ist. Das versetzt einige Bewohner des Dorfes in Aufregung und bald darauf geschieht ein Mord...

Die für diese Zeit sehr ungewöhnliche Rolle einer Frau lässt mich etwas zwiespältig zurück. Auch wenn Lady Anne adelig und die Ehefrau des Gutsherren Sir Richards ist, handelt sie nicht ihrer Zeit gemäß. Und kein Mann hätte sich von ihr etwas Vorschreiben lassen.
Hygiene und Sauberkeit waren zu dieser Zeit- ja sogar bis ans Ende des 19. Jahrhundert - etwas völlig Unbekanntes! Lady Anne hat in Develish allerdings schon zu dieser Zeit einige Maßnahmen dazu ergriffen. Außerdem lernt sie dem Großteil ihrer Dienerschaft Lesen und Schreiben, wo im 14. Jahrhundert nur Mönchen und Priestern dieses Wissen zuteil wurde. Hier kann ich gegebenenfalls ein Auge zudrücken, da sie selbst in einem Kloster erzogen wurde....

Die Charaktere sind sehr schwarz-weiß gemalt. Die machthabenen Herren sind allesamt dumm und richtig üble Burschen. Ihr eigener Ehemann ist ein Abziehbild dieser Gattung. Ihm ebnen Macht und Gier, sowie Grausamkeiten den Weg. Die einzige grausame weibliche Ausnahme ist Eleonor, seine Tochter, die komplett nach ihrem Vater kommt. Sie brachte es fertig mich die fast 700 Seiten nur zu verärgern. Diese furchtbar dumme und hartherzige junge Frau liebt es Grausamkeiten an ihren Untergebenen auszuprobieren. Dabei nutzt sie ihre Schönheit und ihren Stand schamlos aus und schreckt auch vor Gewalt nicht zurück. Ich hasste sie aus tiefstem Herzen.
Lady Anne hingegen kommt fast einer Heiligen gleich, die sich für ihre Dienerschaft einsetzt und zu einer wahren Ikone wird. Ihr gelingt es das Vertrauen ihrer Untertanen zu erlangen, jedoch nicht das ihrer Tochter. Lady Anne wurde von der Autorin viel zu modern und neuzeitlich für diese Epoche erschaffen.
Weitere Helden - und diesmal aus der männlichen Liga, sind der gut gebaute und intelligente Leibeigene Thaddeus. Tja, klischeehafter geht es kaum mehr.... Er wird dank Lady Annes Unterstützung der neue Verwalter. Ein Bastard? Echt jetzt?

Gefallen hat mir hingegen, wie man über die Pest und deren Entstehen nachdenkt, sowie den Schrecken der unbekannten Krankheit, die die Menschen wie Fliegen sterben lässt. Und obwohl es einige Längen gibt und vieles zu modern dargestellt wurde, konnte mich doch die Handlung größtenteils fesseln. Trotzdem wäre es besser gewesen einige Handlungsstränge zu kürzen, denn es kommen in diesem Wälzer doch einige Längen auf.
Nachdem man den letzten Seiten immer näher kommt, fragt man sich willkürlich, wie die Autorin hier noch ein logisches Ende finden will. Und die Frage ist berechtigt, denn nach fast 700 Seiten ist man alles andere als erfreut, wenn man den letzten Satz im Buch liest! Der heißt nämlich: "Fortsetzung folgt!"
Dass der Verlag kein Wort dazu verliert, finde ich nicht ganz in Ordnung und ich bin froh, dass ich das Buch aus meiner Bücherei geborgt hatte.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist der Zeit angemessen. Minette Walters erzählt ihren Roman eher ausschweifend und detailliert. Durch unterschiedliche Sichtweisen einiger Figuren kann sich der Leser gut in andere Personen versetzen (oder auch nicht: Elenore)

Fazit:
Ein interessanter Plot, der jedoch durch einige Längen und vorallem durch die eher unglaubwürdige Darstellung einer Frau zu dieser Zeit, stark verliert. Die sehr schwarz-weiß gemalten Charaktere und vorallem der letzte Satz im Buch: "Fortsetzung folgt!" haben mir weniger gefallen. Ob ich den Folgeband lesen werde, weiß ich noch nicht...