Profilbild von melange

melange

Lesejury Star
offline

melange ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit melange über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.12.2018

Zu viele Zutaten verderben den Brei

Deine letzte Stunde
0

Zum Inhalt:
Raquel ist nicht wirklich zufrieden mit ihrem Leben. Die Ausbildung zur Lehrerin hat sie nicht geschafft, so dass ihr nur Aushilfsjobs in diesem Beruf bleiben, mit der kürzlich verstorbenen ...

Zum Inhalt:
Raquel ist nicht wirklich zufrieden mit ihrem Leben. Die Ausbildung zur Lehrerin hat sie nicht geschafft, so dass ihr nur Aushilfsjobs in diesem Beruf bleiben, mit der kürzlich verstorbenen Mutter hat sie sich nicht versöhnt und ihre Ehe mit dem arbeitslosen Gérman hat ebenfalls schon bessere Tage gesehen.
Aber dann scheint sich mit dem Jobangebot in Gérmans Heimatstadt die Möglichkeit für einen Neuanfang zu bieten. Doch diese Vertretung hat einen schalen Beigeschmack, - die Vorgängerin Raquels wurde tot aufgefunden. Selbstmord oder – wie deren Exmann vermutet – Mord?
Raquel beginnt zu ermitteln und verstrickt sich immer tiefer in ein Gespinst von Lügen, Halbwahrheiten und illegalen Machenschaften.

Mein Eindruck:
Ausgezeichnet mit einem hochdotierten Preis, eine beängstigend realistische Geschichte, - so steht es auf dem Klappentext. Leider bekommt man als Leser schnell den Eindruck, dass diese Geschichte weit von irgendeinem Realismus entfernt ist oder derselbe sich in Spanien auf einem ganz anderen Level befindet. Wenn dort jedoch zum Beispiel Drogen und übermäßiger Alkohol-Genuss so üblich sind, wie von diesem Buch suggeriert, verwundert die Verleihung des Premio Primavera nicht mehr so sehr. Oder meint „Realismus“, dass ein Problem nach dem anderen in den Fokus der Story gerät – leider alle ohne jeglichen Nachhall, da ob der schieren Menge nur kurz angerissen. Es gibt Depression, Arbeitslosigkeit, Fehlgeburten, Mobbing, Pädophilie, Untreue, Internetkriminalität, Erpressung, Drogenkonsum und –handel, Prostitution, und so weiter und so fort. Praktisch alles, was die Büchse der Pandora an Widrigkeiten zu bieten hat, wird aufgeboten. Wenn es denn wenigstens eine glanzvolle Heldenfigur – nun ja, vielleicht auch nur eine ganz normale Lehrerin mit Liebe zu ihrem Beruf, ihren Schützlingen und einigermaßen mit beiden Beinen im Leben stehend – gäbe, wäre der Schmonzes noch im blassgrünen Bereich. Aber Monteros Heldin ist in ihrer chaotischen, egoistischen, dämlichen und weinerlichen Art einfach nur schwer zu ertragen. Und auch irgendeine andere wirklich sympathische Figur fehlt dem Buch ebenso wie eine letztendlich gelungene Auflösung aller Fäden, die der Autor irgendwann für seine Leser auslegt. Nein, seine Charaktere sind alle ziemlich unangenehm und das Ende bietet zwar eine gewisse Auflösung, kommt jedoch viel zu schnell und kann nicht in jeder Hinsicht überzeugen.
Eins muss man Montero jedoch lassen: Durch das dauernde Auslegen immer mehr Fährten, die mit irgendeinem neuen dunklen Geheimnis verknüpft sind, fiebert man auf das unbefriedigende Ende zu. Der Schreibstil ist interessant und lässt die Tristesse deutlich werden, ein Lesespaß stellt sich jedoch nicht ein.

Mein Fazit:
Ein schöner Stil macht noch kein gutes Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Thema
Veröffentlicht am 03.10.2018

Sweet Nothings

Ein Winter in Paris
0

Zum Inhalt:
Victor ist im zweiten Jahr an einer Schule in Paris, die auf das Studium vorbereiten soll. Aus der Provinz kommend, ist er ein Außenseiter und freundet sich mich Mathieu an, welcher sich in ...

Zum Inhalt:
Victor ist im zweiten Jahr an einer Schule in Paris, die auf das Studium vorbereiten soll. Aus der Provinz kommend, ist er ein Außenseiter und freundet sich mich Mathieu an, welcher sich in einer ähnlichen Lage befindet. Mathieu nimmt sich nach einem Streit mit einem Lehrer das Leben. Durch diesen Umstand wird Victor plötzlich interessant, - für seine Mitschüler wie auch für Mathieus Vater.

Mein Eindruck:
Ja, die Sprache Blondels hat etwas Feines und Berührendes. Und das muss sie auch haben, denn eigentlich passiert in dem Buch nach dem sehr dramatischen Beginn nicht mehr viel. Ein Junge wird erwachsen, dabei hat er ein paar Begegnungen mit anderen jungen Menschen und einem verzweifelten Vater, hört viel zu, denkt sich seinen Teil und die Tage gehen ins Land. Bis der Winter nach knapp 200 Seiten sein Ende hat, glücklicherweise, denn noch mehr Tristesse wäre wohl zu viel der Langeweile gewesen. Und irgendwie wird auch nicht klar, was die tiefere Intention der Geschichte sein soll, denn hier ist noch nicht einmal der Weg das Ziel – von einem echten Ziel ganz zu schweigen. Und obwohl die Worte wunderbar in formidabler Weise aneinandergereiht werden, sind es zum Schluss doch nur süße Nichtigkeiten, denn es bleibt nichts hängen. Schon am nächsten Tag hat man die Namen der Charaktere vergessen, die Orte (abgesehen von Paris) verschwimmen und es ist zu erwarten, dass in wenigen Tagen die ganze Story im Nirwana der Erinnerungen verschwunden ist, unter einer weißen Decke, die der Frühling irgendwann schmelzen lässt.

Mein Fazit:
Schöne Sprache, welche gepflegte Langeweile übertüncht

Veröffentlicht am 03.10.2018

Nur Geplärr statt Spannung

Pfad der Lügen
0

Zum Inhalt:
Sally könnte glücklich sein – ein erfolgreicher Mann, zwei hübsche Kinder. Leider ist Theo ein Schreibaby und auch die vierjährige Chloe verlangt ihr einiges ab. Sallys Gatte Matthew ist keine ...

Zum Inhalt:
Sally könnte glücklich sein – ein erfolgreicher Mann, zwei hübsche Kinder. Leider ist Theo ein Schreibaby und auch die vierjährige Chloe verlangt ihr einiges ab. Sallys Gatte Matthew ist keine große Hilfe und zeigt sich ebenfalls nicht der Situation gewachsen. Als Sally plötzlich an den Klippen Cornwalls gefunden wird, einen Abschiedsbrief in der Tasche, scheint die Lage klar. Aber ist sie das wirklich?

Mein Eindruck:
Nicht nur Sally ist von ihren Kindern überfordert, - den Lesern wird in Bezug auf Kinderfreundlichkeit und –verständnis ebenfalls viel abverlangt. Lucy Dawson(selber Psychologin und Autorin eines Magazins für Kinder) hat durchaus eine interessante Grundidee und einen guten Schreibstil. Letzteren verschenkt sie jedoch für viele Sätze mit diesen oder ähnlichen Phrasen: „Schläft Theo jetzt endlich“ bzw. „Seid ruhig, Theo schläft“ bzw. Chloe hier und Chloe da. Das mag zwar nervenaufreibend für ähnlich gelagerte Muttertiere sein, der Rest verfällt in gelangweiltes Gähnen und hofft auf weitere Zeilen, die mit dem Anfang des Buches in punkto Spannung konkurrieren könnten. Ansatzweise lassen sich diese auch finden, da einige Versatzstücke wirklich zum Grübeln einladen. Leider agieren die Figuren dabei mitunter sehr unglaubhaft oder kindisch. Und dann steuert die Geschichte auf ein Ende zu, welches tatsächlich das Prädikat „Psychothriller“ hätte verdienen können. Doch die Autorin scheint die Angst vor der eigenen Courage gepackt zu haben und man wird mit einem Schluss abgespeist, der stereotyper kaum hätte gewählt werden können. Schade

Mein Fazit:
Keine schlechte Schreibe, für den nächsten Krimi, der gerne eine Chance bekommen sollte, etwas mehr Spannung für Erwachsene und weniger Kindergeschrei

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.09.2018

Etikettenschwindel par excellence

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
0

Zum Inhalt:
Die Halbwaise Louisa wird bei der Familie Mitford als Kindermädchen angestellt und freundet sich insbesondere mit der ältesten Tochter Nancy an. Zeitgleich versucht Guy, ein Angestellter der ...

Zum Inhalt:
Die Halbwaise Louisa wird bei der Familie Mitford als Kindermädchen angestellt und freundet sich insbesondere mit der ältesten Tochter Nancy an. Zeitgleich versucht Guy, ein Angestellter der Bahnpolizei, in einem zu den Akten gelegten Mord an einer Krankenschwester Florence zu ermitteln. Dabei kreuzen sich seine Wege immer wieder mit denen Louisas, da es auch im Haus der Mitfords eine Verbindung zu Florence gibt.

Mein Eindruck:
Doch, das Buch weiß in Teilen zu gefallen. Ein gefälliger Stil, ausführliche Schilderungen des Lebens im Haushalt einer berühmten, englischen Upperclass-Familie kurz nach dem ersten Weltkrieg, dazu ein bisschen Kriegsgräuel und als Tüpfelchen eine Liebesgeschichte. Leider wird vom Cover und Klappentext etwas Anderes versprochen: Ein Kriminalfall, der sich hauptsächlich um Nancy Mitford dreht. Was man bekommt ist eine Beschreibung des Lebens einer Bediensteten, die zufällig bei Mitfords arbeitet, ebenso zufällig einem Polizeibeamten, der von einem Todesfall nicht lassen kann, in die Arme und ins Herz fällt und dann noch zufällig in Kontakt mit einem Verdächtigen in diesem Todesfall gerät. Das ist erstens sehr viel Zufall und zweitens in Teilen ganz schön langweilig, denn nichts interessiert einen Krimileser weniger, als die Applikationen am Mantel einer hochherrschaftlichen Jugendlichen – und mehr erfährt man über Nancy kaum. Stundenlang geht es um irgendwelche Gefühle, die unterdrückt werden müssen und Sätze, die nicht gesagt werden dürfen – hauptsächlich jedoch nicht von Nancy. Die anderen Mitford-Geschwister kommen nur als Namen vor, auch hier ist der Titel eben nicht Programm. Der Kriminalfall kommt zum Schluss noch einmal in Wallung, - die Spannung dazu eher nicht. Das tränendrüsige Happyend ist für einen schwülstigen Möchtegern-Krimi die Kirsche auf der Torte.

Mein Fazit:
Zu viel Gesellschaft, zu wenig Krimi und kaum „Mitford“

Veröffentlicht am 08.07.2018

Thriller ohne Thrill

Without You - Ohne jede Spur
0

Zum Inhalt:
Die 17jährige Eva geht bei einem Sturm über Bord. Es wird zwar keine Leiche gefunden, dennoch geht eigentlich jeder davon aus, dass sie ertrunken ist. Die Ehe ihrer Eltern zerbricht fast an ...

Zum Inhalt:
Die 17jährige Eva geht bei einem Sturm über Bord. Es wird zwar keine Leiche gefunden, dennoch geht eigentlich jeder davon aus, dass sie ertrunken ist. Die Ehe ihrer Eltern zerbricht fast an dieser Tragödie. Nur ihre jüngere Schwester Faith glaubt an das Überleben Evas, - und sie hat recht: Der Einsiedler Billy hat Eva gefunden und wiederbelebt. Jetzt betrachtet er sie als persönlichen Besitz, denn die Stimme in seinem Kopf hat ihm diesen Fund vorhergesagt. Und seinen persönlichen Besitz gibt man nicht so einfach wieder her.

Mein Eindruck:
Sarginson hat ein sehr spannendes Ausgangsszenario für ihren Roman erschaffen: Ein verschwundenes Mädchen, ein seltsamer Mann mit Vergangenheit, eine Familie mit Geheimnissen, eine interessante Umgebung. Aber dann macht sie einfach so gar nichts aus ihrer Idee. Die Vergangenheit, die Geheimnisse, die Umgebung – alles ist nur sinnlose Ausstattung und keinesfalls Gerüst für die Story. Die ganze Zeit wartet der Mensch vor dem Buch auf einen Zusammenhang zwischen den düsteren Andeutungen, die im Buch gemacht werden – aber es gibt keinen. So wird man ein ums andere Mal enttäuscht, weil Figuren eingeführt werden, bedeutungsschwanger durch die Geschichte wabern, um dann sang- und klanglos wieder zu verschwinden. Ähnlich verhält es sich mit den Zeitsprüngen, die das Kennenlernen von Evas Eltern und die nähere Vergangenheit beinhalten. Alles ganz sympathisch und nett geschildert, für die Geschichte um die Entführung jedoch belanglos.
Die Idee, Evas und Faiths Sicht der Dinge jeweils in der ersten Person zu beschreiben, ist etwas Neues und hat mir gefallen, auch wenn es einiger Konzentration bedurfte. Hier zeigt die Autorin ihr Können, sich in die Gedanken von zwei unterschiedlich alten Mädchen einzufühlen.
Aber auch das kann über die riesigen Logiklöcher nicht hinwegtäuschen. Das größte ist, dass niemand auf der nahen Insel sucht. Aber dann wäre der Roman ja schon sehr früh zu Ende gewesen, - der Literaturwelt hätte das bestimmt nicht sonderlich große Schmerzen bereitet.

Mein Fazit:
Verschenkt, einzig das Einfühlungsvermögen Sarginsons rettet den zweiten Stern

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Handlung