Profilbild von Karschtl

Karschtl

Lesejury Star
offline

Karschtl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karschtl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2018

Der Bestattungs-Neurotiker

Gestorben wird morgen
0

Bei den Namen Wolfgang und Alma denke ich zunächst nicht an Personen in meinem Alter. Ich hatte dann auch lange Zeit ein etwas biederes Bild von Wolfgang im Kopf, bis Alma ihn irgendwann einmal beschreibt ...

Bei den Namen Wolfgang und Alma denke ich zunächst nicht an Personen in meinem Alter. Ich hatte dann auch lange Zeit ein etwas biederes Bild von Wolfgang im Kopf, bis Alma ihn irgendwann einmal beschreibt "wie der Vampir aus Twiligt - nur 20 Jahre älter". Nunja, und dunkle Haare und eisblaue Augen - damit kann man bei mir durchaus auch punkten. Daher kann ich durchaus verstehen, wieso Alma Interesse an diesem Bestattungsunternehmer voller Neurosen und mit spleenigem Hobby hat. Wobei sie sich auch wirklich sehr beharrlich zeigt und sich selbst von seiner Unfähigkeit, einen Kaffee zu bestellen, nicht abschrecken lässt. Ich selbst hätte da wohl doch lieber das Weite gesucht, aber schaute dennoch sehr gern von der Ferne mit, wie der zwar mit Ängsten zugeschüttete aber trotzdem absolut liebenswerte Wolfgang versucht sein Leben und seinen Laden zu retten.

~~~ACHTUNG: Spoiler~~~
Wie schnell es dann doch mit den zweien geht, fand ich nicht mehr ganz konsistent mit dem vorher so lang eingeführten Charakter von Wolfgang. Der hätte es nach dem Kuss im Krematorium doch langsamer angehen lassen... Und auch das völlige Ende all seiner Ängste ist dann doch ein bißchen plötzlich.
Und dass es um Alma noch irgendein Geheimnis gibt, habe ich spätestens da gemerkt als sie ihn in ihrer Zweisamkeit mal mit "Wolf" angesprochen hat. So nannte ihn sonst nur sein bester Freund Oskar. Dass sie keine Schriftstellerin ist, hat man ja im Grunde schon viel früher bemerkt.
~~~Spoiler ENDE~~~

Mir war aber nicht nur die Hauptperson sehr sympathisch, sondern vor allem auch der Schreibstil. Durchwegs witzig, sehr unterhaltsam zu lesen (ganz anders als die Leseprobe von Almas Debütroman!) Und ich hatte auch an keiner Stelle das Gefühl, dass sich über Menschen die unter solchen Ängsten wie Wolfgang leiden lustig gemacht wird. Ich hab in den letzten 2 Monaten 2 Romane gelesen, deren Hauptpersonen Panikattacken, Ängste oder OCDs hatten; und finde das ein sehr wichtiges Thema in der Unterhaltungsliteratur.

Veröffentlicht am 04.10.2018

Ein aufregendes Jahr für die Schwestern

Für Gefühle ist es nie zu spät
0

Ich habe lange gezögert, ob ich dieses Buch lesen möchte. Ich befürchtete eine etwas schnulzige und überdramatisierte Geschichte zwischen 3 Schwestern. Aber da wurde ich wirklich positiv überrascht. Es ...

Ich habe lange gezögert, ob ich dieses Buch lesen möchte. Ich befürchtete eine etwas schnulzige und überdramatisierte Geschichte zwischen 3 Schwestern. Aber da wurde ich wirklich positiv überrascht. Es ist niemals kitschig, und alle Entscheidungen und Wendungen sind absolut nachvollziehbar und glaubhaft. Nichts passiert plötzlich sondern wurde realistisch 'aufgebaut' in der Geschichte.

An einer Stelle trifft Clare eine vielleicht etwas ungewöhnliche Entscheidung. (Ich an ihrer Stelle hätte wohl auch das getan, was ihre Schwester Maggie vorschlägt.) Aber man muss sie auch bewundern für ihre Stärke.

Gut gefallen hat mir auch, dass es hier - entgegen vieler anderer Frauenromane dieser Art - keinen Bösewicht gibt. Selbst der Ex-Mann entwickelt sich dann doch noch zu einem guten Vater. Bzw. war er das ja wohl schon immer, nur konnte er das aufgrund der Einstellung seines Sohnes ihm gegenüber nicht zeigen.
Die Autorin spricht in diesem Roman, der sich ja eigentlich um die drei Schwestern dreht, verhältnismäßig viele Teenager-Probleme an (Alkohol, Ladendiebstahl, Erkrankungen, erster Sex....). Vielleicht weil die Zielgruppe sicherlich mit dem einen oder anderen dieser Probleme vom eigenen Nachwuchs mal konfrontiert wird?
Was mir allerdings etwas zu kurz kam war die Interaktion zwischen den drei Schwestern. Ja, sie hatten ihre regelmäßigen Familientreffen. Und speziell Maggie hat als Anwältin Clare bei ihrer Scheidung unterstützt. Aber ansonsten waren da eher weniger "gemeinsame Szenen". Das hatte ich mir aufgrund der Kurzbeschreibung anders vorgestellt.

Dennoch hatte ich viel Freude beim Lesen, und ganz am Ende auch feuchte Augen. Das war ein schöner Abschluss!

Veröffentlicht am 03.10.2018

"Azzurro" (Die toten Hosen)

In der ersten Reihe sieht man Meer
0

Bücher mit einem Zeitreisefaktor lese ich ganz gern. Die 80er sind auch voll mein Ding! Und außerdem befand ich mich ebenfalls gerade im Urlaub, als mir dieses Buch unter die Finger kam. Also gleich mal ...

Bücher mit einem Zeitreisefaktor lese ich ganz gern. Die 80er sind auch voll mein Ding! Und außerdem befand ich mich ebenfalls gerade im Urlaub, als mir dieses Buch unter die Finger kam. Also gleich mal gelesen, und oft zustimmend genickt und auch geschmunzelt. Unser Urlaubsziel war zwar nie die Adria, aber auch ich hab mit meinen Eltern laaange Autofahrten gemacht (zumindest kamen sie mir so vor, obwohl wir uns fast nur in unserem eigenen Land aufgehalten haben und das nun nicht wirklich groß war), und dabei gab's Musik von Vatis Mixed Tapes und selbstgemachte Wurststullen von Mutti.

Alex muss solch einen Urlaub nun also wieder durchleben, und trotz aller nostalgischen Elemente ist es für ihn wohl eher ein Albtraum, aus dem er gern wieder erwachen würde - im Körper eines erwachsenen Mannes. Doch vorher gilt es noch eine Mission zu erfüllen und den Imbiss seiner neuen italienischen Freunde zu retten.

Die kleinen Anekdoten vom Urlaub anno dazumal fand ich gut. Die Familienfotos am Anfang jeden Kapitels, die aus den persönlichen Fotoalben der Autoren stammen, fand ich genauso passend wie die Musik-Titel der einzelnen Kapitel. Die Freundschaft zur italienischen Familie war ein ganz guter roter Faden, allerdings ließ da mein Interesse irgendwie auch schon etwas nach.

Insgesamt aber ein unterhaltsames Buch, das ehemalige Kinder der 80er und vor allem damalige Italienurlauber sicher sehr gefallen wird!

Veröffentlicht am 02.10.2018

Neuzugang auf Mure

Begegnung in der kleinen Sommerküche am Meer
0

Ich habe die anderen Bücher der "Sommerküche am Meer"-Reihe noch nicht gelesen, doch das ist für das Verständnis auch nicht zwingend nötig, denn in dieser kurzen Novella geht es nicht um Flora sondern ...

Ich habe die anderen Bücher der "Sommerküche am Meer"-Reihe noch nicht gelesen, doch das ist für das Verständnis auch nicht zwingend nötig, denn in dieser kurzen Novella geht es nicht um Flora sondern ihre beste Freundin Lorna - Direktorin der kleinen Schule auf der schottischen Insel Mure. Zudem kümmert sie sich auch um ihren Vater, dem es in letzter Zeit nicht sehr gut ging. So macht sie auch die Bekanntschaft des neuen Arztes auf Mure, einem syrischen Flüchtling und ausgebildeten Doktor.

Es ist eine kurze liebe Geschichte, in deren Mittelpunkt Lorna und Saif stehen. Beide werden gut porträtiert, inklusive all ihrer Sorgen und Ängste. Auch dass das Ganze in Schottland spielt ist spürbar. Für einen ganzen Roman wäre es mir zu wenig drumherum gewesen, aber in Anbetracht dessen, dass es nur eine Novella ist, die als Bindeglied zwischen zwei Romanen einer Serie fungiert, ist es vollkommen ok.

~~~~~Achtung: SPOILER~~~~
Das Ende ist traurig, aber so wie Saif es sagt "es passiert immerhin in der richtigen Reihenfolge". Und ich fand es ganz toll, dass die gesamte Gemeinschaft des Ortes zusammenkam, um Lorna beizustehen.
~~~~~SPOILER Ende~~~~~

Veröffentlicht am 28.09.2018

Gebrochene Frauen mit entrissenden Herzen

Er will dein Herz (Ein Marina-Esposito-Thriller 7)
0

Den ersten Teil dieser Krimireihe hatte ich auch schon gelesen, da ging es darum dass schwangeren Frauen ihre Babies aus dem Bauch geschnitten wird. Hier also werden Herzen entrissen, denn die haben für ...

Den ersten Teil dieser Krimireihe hatte ich auch schon gelesen, da ging es darum dass schwangeren Frauen ihre Babies aus dem Bauch geschnitten wird. Hier also werden Herzen entrissen, denn die haben für den Täter wohl eine ganz besondere Symbolik.

Von Gewalt in der Familie zu lesen finde ich immer schlimm. Dass man sich noch nichtmal zu Hause sicher fühlen kann... Wo denn bitte sonst? Mir tat die kleine Carly dann auch so leid. Der Vater schon immer ein Arsch, und jetzt auch keine Mutter mehr. Auf den Terry hatte ich einfach nur eine unglaubliche Wut!

Obwohl diese Szenen bzw. 'Erzählungen' von Misshandlungen nur einen sehr geringen Anteil an der gesamten Geschichte haben, bringt Tania Carver richtig gut rüber, wie es Frauen in solchen gewalttätigen Beziehungen ergeht. Ihr Schreibstil ist generell gut, es lässt sich toll lesen. Was dann vor allem wichtig ist, wenn es im letzten Abschnitt spannend wird und man das Buch auch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Ganz am Schluss fand ich 2 Dinge sehr unlogisch, daher auch nur 4 Punkte.
~~~~~~ACHTUNG: SPOILER~~~~
- Marina war das ganze Buch über sooo sehr darauf bedacht, ihre Tochter zu schützen. Und dann schlägt sie ausgerechnet sich selbst als Austauschgeisel vor, während Phil die Polizeieinheit führen soll die aus dem Hinterhalt zuschlägt. Wenn da was schief geht, hätte sie ihre Tochter mit einem Schlag zur Vollwaise gemacht! Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Marina so gehandelt hätte.

- Der Täter legt ja großen Wert darauf, dass seine Opfer selbst schon mal mißhandelt wurden. Weil er meint Marina war auch ein Opfer ihres Mannes, willigt er in einen Austausch ein. Aber gibt dann genau jene Frau her, von der er ziemlich sicher weiß dass sie definitiv ein Mißbrauchs-Opfer gewesen ist!! Und behält lieber die junge Polizistin. Sehr unlogisch.

- Am Ende erfahren wir ja, wer der Täter ist. Und auch dass eines der Opfer ihn gut gekannt hatte. Dennoch lässt nichts darauf schließen, dass sie ihn als Autofahrer von Safe Haven erkannt hat. Gar nichts. Dabei hatte er zumindest der Beschreibung nach sein Gesicht nicht vermumt oder seine Stimme verstellt. (Vielleicht wollte Tania Carven uns Lesern noch keinen zu großen Hinweis geben, indem sie ein "Erkennen in ihren Augen aufblitzen" lässt.
~~~~~~~SPOILER ENDE~~~~~~~

Ansonsten ein sehr guter Krimi, bei dem der Leser mitraten kann wer sich denn hinter dem Täter verbirgt. Und ganz am Schluss gibt es wohl schon einen Ausblick auf den nächsten Teil.