Cover-Bild Wer das Schweigen bricht
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Droemer Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Historisch
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 01.10.2014
  • ISBN: 9783426304181
Mechtild Borrmann

Wer das Schweigen bricht

Roman

In den Wirren des Zweiten Weltkriegs verlieren sich sechs junge Menschen in einem Netz aus Freundschaft, inniger Liebe und tiefgreifendem Hass. Was aber hat das mit Robert Lubisch zu tun, der beinahe sechzig Jahre später im Nachlass seines Vaters den SS-Ausweis eines Unbekannten und das Foto einer schönen Frau findet?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2018

Schweigen hilft nicht...

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Mechtild Borrmann ist ein großartiges Buch gelungen, eine gelungene Mischung zwischen Krimi und historischen Roman: es werden zwei Handlungsstränge miteinander verbunden, verwebt und verzahnt…
Ein Handlungsstrang ...

Mechtild Borrmann ist ein großartiges Buch gelungen, eine gelungene Mischung zwischen Krimi und historischen Roman: es werden zwei Handlungsstränge miteinander verbunden, verwebt und verzahnt…
Ein Handlungsstrang spielt im Jahr 1998: nach dem Tod seines Vaters löst Robert Lubisch dessen Haushalt auf. Zu Lebzeiten hatte er zu ihm ein höchst angespanntes Verhältnis, spätestens nach dem er sich entschieden hatte, nicht in dessen Firma einzusteigen, sondern Arzt zu werden. Robert findet bei der Sichtung der Unterlagen einen SS-Ausweis eines fremden Mannes und das Foto einer – ebenfalls unbekannten - attraktiven Frau, offensichtlich im Krieg aufgenommen. Roberts Neugierde ist geweckt… Wieso hat der Vater diese Dokumente solange aufgehoben? Auf der Rückseite des Fotos findet sich eine Adresse eines Fotoateliers in Kranenburg am Niederrhein, Robert beschließt, dorthin zu fahren und nachzufragen…
Der zweite Handlungsstrang beschreibt die Jugend und das Erwachsenwerden von sechs jungen Menschen eben in diesem Kranenburg in der Zeit von 1939 bis in die 50-er Jahre. Im Juli 1939 versprechen sie sich: „…dass wir uns nicht aus den Augen verlieren und einer für den anderen da ist, so wie es in den letzten Jahren auch war“ (S. 47) Unter den Bedingungen des Nationalsozialismus wird dieses Versprechen jedoch bald gebrochen: Geheimnisse, Misstrauen, Verrat, Denunziation und vielfältige Formen der Liebe (wahre, zurückgewiesene, falsch verstandene usw.) machen dies unmöglich.
Wir als Leser begleiten sowohl Robert als auch die sechs jungen Menschen in ihrer jeweiligen Zeit, wir freuen uns mit den Protagonisten, leiden mit ihnen, sehen Gefahren auf sie zukommen, erkennen Lügen und hoffen auf Aufklärung. Frau Borrmann hat den Zeitgeist der Kriegszeit sehr gut eingefangen, ebenso wie das Leben in Orten „wo jeder jeden kennt“ und die landschaftliche Atmosphäre am Niederrhein so plastisch beschrieben, dass ich manchmal den Eindruck hatte, selbst in Kranenburg zu leben.
Der Spannungsbogen in beiden Handlungssträngen wird konsequent aufrechterhalten (beide sind auch durch Daten als Überschriften sehr gut voneinander zu unterscheiden), am Ende werden alle losen Enden sorgfältig verknüpft und wir als Leser können ein Gesamtkunstwerk „betrachten“, da „alles mit allem“ im Zusammenhang steht… Und die Überraschung ist perfekt geglückt!
Dem Buch vorangestellt hat die Autorin ein Zitat von Albert Camus, dass ich hier (aber nicht nur hier!) sehr passend finde: „Zu denken ist die Geschichte leicht, einzusehen aber schwer für all jene, die sie am eigenen Leib erfahren.“ Gerade bei Büchern, die in der Zeit von 1933 – 1945 spielen, stellen wir uns doch häufig die Frage: und wie hätte ich gehandelt und reagiert?
Nach „Trümmerkind“ (von dem ich ebenfalls begeistert war!) ist dies für mich der zweite Roman von Mechtild Borrmann gewesen, aber ich bin zu 100% sicher, dass ich nach und nach alle Bücher dieser Autorin lesen werde…
Also: hier eine ganz klare und überzeugte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.06.2017

Alte Schuld verjährt nicht …

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Nach dem Tod seines Vaters findet Robert Lubisch in dessen Nachlass, versteckt in einem Zigarrenkästchen, einen SS-Ausweis auf den Namen Wilhelm Peters, einen Passierschein ohne Namen, einen Entlassungsschein ...

Nach dem Tod seines Vaters findet Robert Lubisch in dessen Nachlass, versteckt in einem Zigarrenkästchen, einen SS-Ausweis auf den Namen Wilhelm Peters, einen Passierschein ohne Namen, einen Entlassungsschein aus der Kriegsgefangenschaft mit dem Namen des Vaters und ganz unten das Bild einer ihm unbekannten jungen Frau. Wer war die Frau? Hatte der Vater eine Geliebte? Warum hatte Vater die Papiere eines Fremden, die dazu noch blutverschmiert waren? Diese Fragen lassen Robert keine Ruhe, er will der Sache auf den Grund gehen. Bei seinen Nachforschungen lernt er die Journalistin Rita Albers kennen, die sofort eine Story wittert. Sie beginnt in der Vergangenheit zu wühlen und findet eine Spur, die zu Therese Peters führt. Robert hat längst das Interesse an der Geschichte verloren, als ein Mord geschieht. Jetzt muss er erkennen, dass er schon tief in der Sache drin steckt …

Die Autorin Mechtild Borrmann wurde 1960 in Köln geboren, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Kleve am Niederrhein und lebt und arbeitet heute in Bielefeld. Seit 2011 ist sie freie Schriftstellerin und Mitherausgeberin des Literaturmagazins „Tentakel“. Ihre Kriminalromane sind eher leise und unblutig, dennoch sehr spannend. „Wer das Schweigen bricht“ erhielt 2012 den Deutschen Krimi Preis.

Der Schreibstil ist angenehm schnörkellos, klar und sachlich und deshalb gut zu lesen - die einzelnen Charaktere sind sehr ausdrucksstark heraus gearbeitet. Sehr hilfreich ist eine Liste sämtlicher Protagonisten, die sich am Anfang des Buches befindet. In den Wirren der Kriegszeit zerbricht allmählich die Freundschaft von sechs jungen Menschen, Denunziation, Verrat und Verdächtigungen machen sich breit. Nach Kriegsende verlieren sie sich gar aus den Augen, bleiben aber dennoch durch ihre Schuldgefühle miteinander verbunden. Es ist interessant und spannend zu lesen, wie das Geschehen nach und nach in Rückblenden aufgerollt wird. Die vor jedem Kapitel eingefügten Jahreszahlen tragen zum besseren Verständnis der komplex aufgebauten Geschichte bei. Das Leben des verstorbenen Vaters und seiner Freunde wird so durch die Nachforschungen mit dem des Sohnes verknüpft. Was Robert Lubisch jedoch am Ende herausfindet übersteigt seine schlimmsten Befürchtungen…

Fazit: Ein angenehm leiser Krimi, interessant aufgebaut mit glaubhafter Handlung, der auch ohne viel Action und ohne blutigem Gemetzel auskommt.